Brettspiele für einen 5jährigen?

Hallo,

kleines Problem dabei: er spielt auch gerne am Computer. Jedoch klappt alles nicht so und da habe ich Angst um den PC, der Kleine wird dann recht ungedulgig und bringt mit seiner Zappelei auch mal was Teures zu Fall…

Also Brettspiele. Man ist zusammen, kann ihm die nötige Ruhe bringen und er lernt was. „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Halma“ sind nix für ihn. Welche Spiele würdet ihr empfehlen? Ich habs mit „halbelektronischen“ Spielen (also Brettspiel mit Elektronik) versucht, kommt gut an, er ist dafür aber noch zu jung oder ich hatte das falsche Spiel.

Was kann ich kaufen?

LG Selorius

Hallo,
Also wenn er alt genug für den Computer ist, ist er es für Brettspiele allemal. Was diese Brettspiele angeht, gibt es 3 einfache Faustregeln:

  1. Informieren. Es gibt Spielepreise wie „Spiel des Jahres“ auch für unterschiedliche Altersstufen. Ansonsten ist es hilfreich, das Personal in einem Fachgeschäft zu befragen. Wichtig ist für Kinder eine gewisse „Anschaulichkeit“. Am Besten mit einer Hintergrundgeschichte, die sie verstehen. D.h. Halma und soweiter sind wirklich nichts. Elektronische Spiele sind meistens reiner Blödsinn. Wirklich. Die sind zwar „cool“ und ich wollte die früher selber immer haben, aber das ist alles mehr Schein als Sein. Man hat nicht lange Spaß daran und die Entwicklung der Technik geht meistens auf Kosten des Spielekonzepts.

  2. Gib ihm nicht das Gefühl, dass Brettspiele sowas wie „gesunde Süßigkeiten“ sind. Kinder durchschauen das recht schnell und werden dann nur noch vehementer nach dem „echten Stoff“ verlangen. Wichtig ist, das ganze unverkrampft anzugehen und ihn dazu zu bringen, dass er es selber will. Dazu musst du UNBEDINGT den „Mehrwert“ des Brettspiels vermitteln. D.h. überleg dir, wieso er Brettspiele spielen will. Nicht, weil er Angst um den Computer hat. Nicht, weil er meint er hat zu wenig Ruhe. Das, was ein Brettspiel ihm geben kann, ist sozialer Natur. D.h. deine Aufmerksamkeit, Lob, Anerkennung, Gesellschaft, freundschaftlicher Wettbewerb mit dir.
    Allerdings heißt das nicht, dass ein Kind SCHNELL diesen Wert erkennt. Wie du ja sagst, ihm fehlt die Ruhe. Das ist recht häufig in unserer Zeit der Reizüberflutung. Er WIRD frustriert sein, er WIRD das Spiel frustriert in die Ecke feuern wollen, wenn er mal Pech gehabt hat. Aber das darf man nicht Ernst nehmen oder dem besondere Aufmerksamkeit schenken.
    Aber wie gesagt, Zwang ist hier tödlich.

  3. Die letzte Regel ist recht naheliegend: Nimm das Kind mit in den Laden! Der wird selber wissen, welches Spiel ihn am meisten anspricht. Und falls du fürchtest, er würde sich dagegen sperren…
    Hier noch ein letzter praktischer Tipp: Wenn er irgendwas besonders gut gemacht hat, worum du ihn gebeten hast oder von sich aus, wenn er was gelernt hat, was auch immer, dann „belohne“ ihn damit. Allerdings nicht „Du bekommst ein Spielzeug“, weil dann wird er im Laden sicherlich in die falsche Ecke laufen und enttäuscht werden, es muss ausdrücklich ein „Spiel für Große“ oder ein „Spiel für uns alle“ oder "Brettspiel so sein. Du kannst es auch ganz am Anfang einer erzieherischen Aufgabenstellung als Lohn ausloben. Wichtig ist, dass er das Gefühl hat, dass er es nicht aufgedrängt bekommt, sondern es sich „hart“ erarbeitet hat. Sprüche wie „ach, vielleicht bist du auch noch zu klein dafür…“ wirken auch Wunder. Nimm ihn mit in den Laden, zeig ihm ein paar Brettspiele (am besten welche, wo du dich vorher informiert hast) und lass ihn auch selber gucken. Lenke ihn ein bisschen geschickt in die richtige Richtung, wenn er sich das blödeste Spiel ausgesucht hat, was nur durch bunte Bilder besticht, und lass ihn vielleicht auch die Verkäuferin fragen. Oder frag du für ihn und erwähne dabei (auch wenn er fragt), dass er es GANZ ALLEINE aussuchen darf als Belohnung weil er ja so toll war.

Abschließend: Viel Glück! Wichtig ist wirklich, dass kein Zwang ausgeübt wird und man selber Geduld hat. Woher soll das Kind sonst lernen? Frustration ist bei einem Kind normal und Langeweile ist sogar noch wichtiger. Sonst werden Kinder nicht selber kreativ, da ja alles von alleine zu ihnen kommt. Zur Not… spiel selber mit dem Spiel. Mit dem Partner oder jemand anderem. Bis er merkt, dass er Teil davon sein will. Oder BITTE ihn, mit dir zu spielen, weil du es ja „so gerne spielen willst“. Rede über das Spiel mit ihm, auch wenn ihr nicht spielt. Entschuldige, dass das hier nun ein pädagogischer Exkurs geworden ist :smile: Es ist aber ein komplexes Thema und es ist keine leichte Sache, in der heutigen Zeit mit der Medienüberflutung zu konkurrieren.

Nachtrag
http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderspiel_des_Jahres

Wie man sieht, sind hier viele Spiele sogar für noch jüngere Menschlein gedacht :smile:
Achso, und achte drauf, dass man das Spiel ab 2 Personen spielen kann. Erfahrungsgemäß ist es sehr schwer, drei Leute zusammen zu bekommen, wenn man z.B. noch schnell vor dem Schlafengehen eine Runde spielen will.

Hallo,

superherzlichen Dank für deine wirklich ausführliche Antwort! Hat man selten hier :wink:

Nun kann ja eigentlich alles gut gehen. Danke!

Selorius

Hallo Selorius,

nach der sehr guten und sehr ausführlichen theoretischen Aufarbeitung durch Erinnya jetzt von mir noch ein praktischer Tipp.

Bei mir zuhause kommt „Wer war’s?“ sehr gut an. Es ist ein Brettspiel mit Elektronikunterstützung. Normalerweise halte ich nicht viel von dieser Kombination aber bei diesem Spiel funktioniert es perfekt. Es spielen alle Spieler zusammen (1-4) insofern kann man das Kind auch gut unterstützen. Mein Sohn hat es mit 4 Jahren schon spielen können (allerdings ist der durch seinen spielwütigen Vater in dieser Beziehung gut im Training:smile: ). Es gibt noch ein Spiel namens „Wo war’s?“ im selben Schachtelformat. Dieses Spiel taugt aber nichts, also nicht verwechseln.

Ich bin sicher, dass „Wer war’s?“ bei deinem Sohn super ankommen wird.

Übrigens noch eine Anmerkung zum Thema nervöses Kind. Mein Sohnemann (inzwischen auch 5) ist immer total am durchdrehen nachdem er am Nintendo spielen durfte und wenn es nur eine halbe Stunde war. Wenn du schreibst, dass er am PC zappelig wird, dann deckt sich das mit meiner Erfahrung.

Gruss

Walter

Hallo Selorius,

ich finde es prima, dass du vom Computerspiel zum Brettspiel umsteigen willst, denn neben der Vermeidung technischer Schäden kommt auch die Schulung von Sozialkompetenz ins Spiel.

Aus Erfahrung würde ich von halbelektronischen Spielen eher abraten. Zwar ist die Aufmachung beim Auspacken erst einmal beeindruckend, aber das Spielkonzept ist häufig dürftig und das Spiel ist vor dem ersten technischen Defekt schon langweilig.

Erinnya hat schon die Seite Kinderspiel des Jahres gepostet, die recht vertrauenswürdig ist.

Den Anspruch pädagogisch wertvoll zu sein haben die Haba-Spiele (http://www.haba.de/haba/themenweltseite.htm?c=TW_P_F… ). Meine Kinder kennen „Beppo der Bock“ und „Der schwarze Pirat“ und spielen diese ganz gerne. Früher „Obstgarten“ und „Monza“.

Aber unerreicht sind die Erwachsenenspiele, deren Regeln kindgerecht abgespeckt sind. Momentan ist „Carcasonne“ bei uns ein Renner, das ohne Punktwertung gespielt wird, sondern mit der Maßgabe: Wer legt die größte, schönste Stadt? Mit fantasievollen Regelerweiterungen kann auch „Mensch ärgere dich nicht“ zum Familienerlebnis werden. Deinem Kind fällt bestimmt etwas ein.

Gruß
Hardey

erst mal ein Linktipp:
http://www.spieletest.at/
da kann man auch nach Altersempfehlungen suchen und sich die meist ausführlichen Kritiken ansehen…

Dann zum Thema: Je nachdem, in welche Richtung das Interesse des Kindes geht würde ich Uno, Mau Mau oder vielleicht sogar schon das verrückte Labyrinth empfehlen…

Jegliche Varianten von Memory oder Domino könnten genauso interessant sein - bei Domino natürlich auch die Aufstell und Umkipp-Variante…

Jenga wäre ein weiterer Klassiker, der meiner Meinung nach auch für 5 Jährige ganz nett ist und last but not least natürlich auch Twinster :wink:

Wenn Du mir eine bevorzugute Spielerichtung nennst kann ich vielleicht noch weitere Tipps in diese Richtung nennen.
Evtl nicht ganz unwichtig wäre, ob der kleine schon zählen bzw lesen kann…

Ich würde ihm ein Schachbrett und Figuren samt Brunthalers Schach lernen für Eltern und Kinder kaufen und ihm Schach beibringen. Nach einem Monat kannst Du dann einen Verein in der Nähe aufsuchen, der gute Jugendarbeit betreibt. Die werden sich freuen.

„Maulwurf Kompanie“ kommt auch noch in den ersten Schuljahren gut an. Das Spiel ist bei Ravensburger erschienen und kostet knapp 18 Euro. Unser Sohn hat mit 5 Jahren angefangen das „verrückte Labyrinth“ zu spielen. Seine Übersicht war nicht schlechter als die der älteren Mitspieler.In dem Fall nicht von der Altersangabe abschrecken lassen. Beide Spiele machen auch den Erwachsenen Mitspielern Spaß.

Hi,

so spät noch ne Antwort! Supervielen Dank! Denn nun ist es grade richtig, das Osterpaket an meinen Kleinen muß zur Post. Danke!

Selorius

Go. - Zunächst mal auf einem 9x9 Feld.
Infos: http://www.klicktipps.de/go.php

Gruß JK