Brexit: kostspielig aber wenigstens lustig!

Wow, bei den wenigen Prozentpunkten, die die Börse zwischen Donnerstag und deinem Beitrag abgrutscht ist, muss das ja ein schöner sechsstelliger Betrag sein, den du angelegt hast. Glückwunsch.

Ach, das ist ja interessant. Jetzt plötzlich sagen diejenigen, die am vehementesten gegen den Brexit gewettert haben, dass Großbritannien möglichst sofort austreten müsse. Dabei war vor dem Referendum klar, dass der Austritt in einem geordneten Verfahren ablaufen muss, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Grund für dieses geordnete Verfahren ist klar: Man möchte auch ohne EU-Mitgliedschaft sinnvolle Einzelaspekte der bisherigen Zusammenarbeit erhalten. Dazu zählen insbesondere Handelsverbindungen, schließlich möchte man in allen Staaten möglichst keine Arbeitsplätze gefährden. Auch nicht in Deutschland, übrigens.

Jetzt plötzlich möchten Leute wie Schulz oder andere beleidigte Politiker, dass überstürzt gehandelt werde. Es scheint gar kein Wert darauf gelegt zu werden, die oben beschriebenen sinnvollen Aspekte der Zusammenarbeit zu erhalten. Hierin zeigt sich tatsächlich das abstruse und egoistisch-larmoyante Verhalten der EU-Zentristen: Man hat den Briten vor dem Brexit systematisch Angst vor wirtschaftlichen Turbulenzen gemacht, damit diese sich nicht pro-demokratisch entscheiden. Jetzt haben sie sich doch überraschend für den Brexit entschieden. Die EU-Zentristen bekommen nun Muffensausen, ihnen ist ja schließlich oft genug erklärt worden, warum der Brexit im Normalfall ökonomisch überhaupt kein Problem darstellt. Daher müssen sie nun künstlich dafür sorgen, dass den Briten möglichst viele Steine in den Weg gelegt werden, um einen möglichst hohen wirtschaftlichen Schaden anzurichten. Sie nehmen dafür offenbar sogar eine Gefährdung deutscher Arbeitsplätze in Kauf, schließlich ist Großbritannien wichtiges Zielland von Exporten.

Man sieht das an solcher Kampfrhetorik wie:

Damit hast du dich, Hans-Jürgen, in der Tat selbst entlarvt.

Das erinnert mich ein wenig an das Fußballspiel zwischen Don Camillo und Peppone. Nach der Niederlage beschwert sich der heilige Priester bei seinem Herrn, dass sein Gegner doch den Schiedsrichter betrogen habe. Jesus antwortet darauf ganz trocken: „Hast du nicht 1.000 Lire für den selben Dienst geboten?“ Peppone hatte nämlich einfach nur mehr geboten. Hier die Szene:

Es können sich doch jetzt nicht ernsthaft die Verantwortlichen für die Lügen- und Angstkampagne, bei der gezielt Horrorszenarien für den Falle eines Brexits an die Wand gemalt wurden, über die angebliche Kampagne der Befürworter beschweren. Das ist in der Tat lustig.

Jesus treffende Antwort: „Du hast ihn bestochen, du hast diese Niederlage verdient!“ Hätten die Brexit-Gegner wenigstens anerkannt, dass die EU ein dringend reformbedürftiges Monstrum geworden ist, hätten die Briten vielleicht anders abgestimmt.

Ach ja, zum Abschluss komme ich auch die Diskussion unter anderem mit @C_Punkt oder @vdmaster zurück. Es ging um die tragende Rolle von Merkels falscher Flüchtlingspolitik, welche möglicherweise die entscheidenden Prozentpunkte geliefert hat. Fleischhauer merkt hierzu zutreffend an:

Ist die Kanzlerin schuld am Brexit? […] Ginge es um eine echte Bestandsaufnahme der Brexit-Gründe, müsste über die Flüchtlingspolitik geredet werden. Man wird nie beweisen können, welchen Anteil Merkels Politik der offenen Grenzen für den Ausgang des Referendums spielte. Aber dass die Bilder von Flüchtlingstrecks Richtung Bayern vielen Briten eine Heidenangst eingejagt haben, darf als gesichert gelten. Wenn nicht einmal die disziplinierten Deutschen willens oder in der Lage sind, ihre Grenzen zu schützen, wem soll es dann gelingen?

Die Kolumne ist absolut lesenswert. Messerscharf analysiert Fleischhauer zum Beispiel:

Die Stimmen waren kaum ausgezählt, da war schon die Rede davon, Europa müsse sich als Antwort auf das britische Referendum vertiefen. „Vertiefung“ ist das Codewort für die weitere Machtverlagerung nach Brüssel. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat einen Plan für eine „gemeinschaftliche Wachstumsoffensive“ vorgelegt, ein „ökonomisches Schengen“, wie er es nennt, was nichts anders bedeutet, als dass den Regierungen die Verfügungsgewalt über noch größere Teile des Haushalts entzogen wird, um die requirierten Finanzmittel dann dahin zu verteilen, wo man in Brüssel Bedarf sieht. Es braucht schon einen sehr speziellen Wirklichkeitsbezug, aus dem Votum der Briten den Auftrag herauszulesen, die nationalen Parlamente weiter zu schwächen.

Hier gibt es eine nette Analyse:

Man könnte fast meinen, Du hättest in Bremen die Schule besucht.

Jetzt bin ich mir sogar fast sicher.

Da gibt sichr mehrere. Es könnte sein, dass sich weniger Touris von den Insel im Rest Europas aufhalten, während sich mehr europäische Touris auf die Insel begeben. Könnte dort also voll werden diesen Sommer. Die Abspaltungsbefürworter werden wieder Oberwasser bekommen und am Ende kann ein Grandbritanien stehen. Spanien wird mal bei Russland vorfühlen, wie das mit den grünen Männchen war.
Oder Nigel und Boris rudern zurück und meinen, dass das ja alles gar nicht so gemeint war und außerdem hat man ja selber nicht dran geglaubt und überhaupt gar keinen Plan nicht. Nigel hatte ja schon dezent darauf hingewiesen, dass ein so knappes Ergebnis bei dieser Wahlbeteilogung ohnehin nicht zu akzeptieren sei.
Also bleibt wohl alles, so wie es ist und die Investoren können sich wieder über satte Kursgewinne freuen. Ganz besonders die, die ihre Mathekünste in Bremen erworben haben. Wenn nämlich jetzt die Kurse um 10% zurückgegangen sind und dann wieder auf ihren Ausgangswert zurückkehren, dann sind sie ja sogar um 11,11% gestiegen. Also locker nochmal 1,11% Extraprofit.

Grüße

Nein, in Rheinland-Pfalz. Man merkt: Es geht immer noch schlimmer :bow:.

Hammerhart! Ich hab das nachgerechnet, es stimmt! So kann man ja locker Geld machen, geht einfacher als bei der Nigeria Connection :moneybag::pound::money_with_wings: .

Hi,

mein Abitur habe ich in Hessen gemacht und in Mainz studiert.

Nach der wundersamen Rechnung und der Erkenntnis, dass ein neues Staatswesen namens „Grandbritanien“ entstehen wird kann ich nur sagen: Dank und Anerkennung für diese Analyse meines Bildungsweges und meiner völlig bekloppten Art an der Börse Geld zu verdienen.

Mit dem Ausdruck meiner vorzüglisten Hochachtung, Hans-Jürgen Schneider

Ein Glück, ich hatte schon die Befürchtung, du könntest uns ganz böse Wünsche mitgeben. So nach dem Motto: L. m. a. A. Stattdessen kommt von dir dieser an Höflichkeit kaum mehr zu überbietende Abschiedsgruß. Das wissen wir äußerst extrem stark zu schätzen.