Brexit: kostspielig aber wenigstens lustig!

Hallo,

ich lese hier gerade, dass ein Junge den Brexit verursacht habe. War es der Junge mit der Mundharmonika?

TMO hat die „Generation Rollator“ für die „Generation Politik interessiert mich nicht!“ die Zukunft etwas düsterer gestaltet. Die Typen, die das Ergebnis der Abstimmung herbeigelogen haben, erklären nun, alles bliebe beim Alten.

Cameron, der immer wieder betont hat, er würde nach einem Brexit am nächsten Tag den Austrittsantrag stellen, spricht jetzt davon, noch über Jahre änderte sich nichts. Es findet sich auch bei den Befürwortern des Brexit niemand, der in einem Parlament, das zu 80 Prozent für den Verbleib in der EU stimmen würde, die Isolation von Großbritannien herbeizuführen. Ein Rumgehampel, das an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist.

Die Briten müssen so schnell wie möglich raus, Unsicherheit ist Gift für Investitionen. Aus Großbritannien wird ohnehin bald Kleinbritannien, wenn Schottland abstimmt. Nordirland ist wahrscheinlich auch nicht mehr zu halten. So kurz ist der Weg von der splendid Isolation zur fucking isolation.

Seit Donnerstag habe ich an der Börse 11.000 Euro verloren, aber auf der anderen Seite ist das absurde Theater, das jetzt in England stattfindet, jeden Cent wert. We are very amused!

Vom Forum hätte ich gerne gewusst, welche Szenarien noch vorstellbar sind. Wie geht es weiter?

Ich geh dann mal Flaschen sammeln.

So long, Hans-Jürgen Schneider

Herr Lammert hat m.E. bereits alles wichtige dazu gesagt:

„Großbritannien hat gestern darüber befunden, aus der Europäischen Union auszutreten. Dennoch ist die Sonne heute morgen wieder aufgegangen. So bedauerlich das eine ist, so beruhigend ist das andere.“ http://www.focus.de/politik/videos/brexit-lammert-nimmt-briten-referendum-gelassen_id_5665960.html

Die Kursverluste sind zwar ärgerlich aber letztlich nur eine Korrektur der völlig unbegründeten Kursgewinne der Vorwoche. Real sind die Verluste bisher minimal.

Davon mal ganz abgesehen denke ich nicht, dass der Brexit real kommt.

Im Oktober wird es einen Parteitag der Torries geben. Ab dann wird man weitersehen. Bis dahin werden Offizielle aus Brüssel und der „Rest-EU“ jeden Tag etwas weniger zum Thema sagen.

Vorher wird der ultralinke Corbyn möglicherweise noch seinen Stuhl bei Labour räumen müssen. Sein Führungsstil scheint unterirdisch zu sein und in der Partei zimmert man bereits eifrig an seinem Sarg.

In GB wird es eine sehr breite Debatte über die Folgen geben. Sie wird noch polemischer betrieben werden. Bis November werden die Regionalparlamente ihre Empfehlungen abgegeben haben und das Unterhaus kann zu einer Entscheidung zusammenfinden.

Ein Austritt gem. Artikel 50 EU-Vertrag muss erst einmal offiziell artikuliert werden, bevor man in Verhandlungen Nägel mit Köpfen machen kann.

vdmaster

Darf in GB eigentlich der Premierminister diesen Antrag stellen, ohne die Angelegenheit von seinem Parlament absegnen zu lassen?

Wenn er es darf, dann müsste sich ja zuerst mal ein Premierminister finden lassen, der dazu bereit ist, es zu tun. Im Moment sieht es ja so aus, als wäre das nicht so einfach. Eigentlich wäre man als Premierminister auch ziemlich blöd, wenn man das täte. Derjenige wäre dann ja hinterher an allem schuld.

Ich bin zu 95% sicher, dass er es nicht darf. In den englischen Kommentaren über bspw. Schottlands angebliche Veto-Befugnis, hiess es immer, dass Westminster entscheiden würde. Westminster steht hier IMHO für Westminster Palace, Sitz des britischen Unter- und Oberhauses. Wäre der PM allein befugt, wäre dies erstens katastrophaler Unsinn und zweitens würde man von „Downing Street 10“ sprechen. Das ist das britische Pendant zum White House.

Gruß
vdmaster

September 1996 war ich auf Türkeibilligreise mit dem vollen Sieben-Tage-Programm, Schmuckladen, Lederwaren, Teppiche
Als die Teppichmanufakur dran war wurden wir Reisenden erstmal mit einem Gläschen Tee empfangen und lauschten den Worten eines Türken, der viele Jahre in D lebte, wohl auch hier aufwuchs. Er ließ sich aus über die Tugenden der Deutschen, was die Türken alles von uns gelernt hätten und noch lernen müssten. Und da fiel auch sein Thema auf die EU, dass die Türken gerne Mitglied wären, aber wohl noch 30 Jahre bräuchten, die Bedingungen zu erfüllen. Da rief einer der deutschen Touristen spontan und ein klein wenig versehentlich (wie er mir später verriet), da gibts keine EU mehr.
Ob was in dem Tee drin war oder er prohetisch sprach, oder nur gelabert hat? Keine Ahnung.
Mehr weiß ich nicht zu diesem Thema. :stuck_out_tongue:

Sorry, das war 2006

Nein, es war der…

Glückauf!

Moin,

In der Tat. Da forciert man den Austritt aus der EU und hat wie es sich herausstellt null Plan wie genau das denn von statten gehen soll. Statt einem Plan haben die Brexit-Befürworter im britischen Parlament jetzt scheinbar Pipi in der Hose: http://www.theguardian.com/politics/2016/jun/26/who-will-dare-pull-trigger-article-50-eu.

Die Mehrheit für den Brexit war denkbar knapp und dennoch will man bei der Umsetzung jetzt auf Zeit spielen? Man möchte erst einmal vorverhandeln bevor man den Austritt aus der EU entsprechend Artikel 50 artikuliert? Man ist nicht einmal bereit diesen Willen formlos gegenüber der EU artikulieren und sich damit irgendeiner Weise festzulegen? In der EU scheint man auf der anderen Seite wenig Lust zu haben über einen Austritt zu verhandeln wenn der nicht auch wirklich beschlossen ist und beruft sich auf die Formalien. Sowas Blödes aber auch, die spielen einfach nicht mit.

Als Wähler wäre ich ob des Dilettantismus der Brexit-Befürworter im Parlament doch ziemlich irritiert. Ich würde mich fragen: „worüber zur Hölle habt ihr mich überhaupt abstimmen lassen wenn ihr null Plan habt?“. Die, die für ‚leave‘ gestimmt haben, haben offensichtlich gedacht ‚alles ist besser als die EU‘. Wie es aber im Moment aussieht ist das Beste was ihnen passieren kann, dass sich schließlich niemand in der Regierung findet der den Austritt aus der EU formal erklärt. Sollte sich doch jemand finden, dann gute Nacht liebe Briten, dann seit ihr voll am Arsch, denn die Politiker die den Austritt fordern habe offenbar keinen blassen Schimmer wie sie das machen sollen ohne GB voll an die Wand zu fahren.

Gruß
Grin

Und was sagst Du nun zur Frage von Hans-Jürgen?

Die anderen großen Probleme Europas sind nicht ansatzweise gelöst, mit oder ohne Brexit.

Moin,
ich habe die Frage so verstanden, wie es mit dem Brexit weiter geht und nicht wie mit der EU.

Gruß
Grin

Völlig falsch. Der Richtige wird hier besungen:

1 Like

Die Briten kennen die finanzpolitischen Probleme der Welt und Europas und werden die nächsten Monate darüber debattieren, ob sie alleine besser klar kommen oder auf dem ja evtl. sinkenden Schiff EU verbleiben wollen.
Die Probleme Europas werden in nächster Zukunft nicht kleiner. Und die möglichen Brexit-Szenarien sind nicht von der EU-Entwicklung trennbar. Wenn GB rausfällt ist das wie wenn eine Niere versagt, da ist zwar noch die andere, ja.
??

Aber wie konnte Cameron denn dann versprechen, dass er sofort nach dem Referendum den Austritt nach § 50 usw. beantragen würde? - Das hat er doch versprochen?

Irgendwie kommt mir die Situation völlig verrückt vor und das Ergebnis der allseitigen Überzeugung in GB, dass die Leave-Befürworter auf keinen Fall gewinnen werden, so dass man für den Fall gar keinen realistischen Plan benötigt. Und dass auch die meisten Leave-Befürworter nicht ernsthaft damit gerechnet haben.

Wo findest du denn diese englischen Kommentare?

Das Problem, die haben ja eigentlich schon entschieden (jedenfalls hat man das dem Wahlvolk so vorgegaukelt) und nachdem man sich entschieden hat will man jetzt anfangen zu überlegen ob oder wie das denn auch geht. Verkehrte Welt kann ich nur sagen.

Gruß
Grin

Artikel 50 des EU-Vertrages. Musste Cameron fragen. Politiker sagen viel, wenn der Tag lang ist.

Man braucht auch keinen (Fahr)„Plan“. Der entwickelt sich doch erst im Rahmen der zweijährigen Verhandlungen mit der EU, falls der Brexit offiziell beantragt wird. Das ist eine Sache für ein kleines Heer von Juristen, Fachausschüssen, Experten, Lobbyisten, NGOs, Verbändenusw. usf.

Die Erwartung - wie vom Europäischen Parlament vorgetragen und einigen EU-Kommissaren übernommen - GB solle umgehend den Brexit erklären, ist infantil und zeigt wie sehr man beleidigt ist. Mit anderen Ländern verhandelt man über Jahre und Jahrzehnte über Verträge. Aber wehe, wenn einer aus dem Team raus will, dann wird versucht zu mobben. In den nationalen Regierungen hingegen weiss man sehr wohl, dass die Sache lange dauern wird und daher auch nichts übereilt werden muss. Es wäre eher verschwendete Energie gewesen, einen Plan zu erstellen und am Ende hätten 55% gegen den Brexit gestimmt. :flushed:

Man sollte GB einfach noch die Zeit lassen, damit sie sich in den vier „Teilstaaten“, in den Parteien und dann auch in der Regierung abstimmen können, was sie überhaupt mit dem Referendum anstellen wollen. Denn - es muss immer weiter wiederholt werden - es ist weder juristisch noch unmittelbar faktisch bindend. Allerdings kann man es auch nicht einfach mal eben so vom Tisch wischen, weil dann den LEAVErn die Galle überkochen wird.

IMHO will man - ich hoffe es - warten bis sich der erste Schock gelegt hat und richtig gute Argumente gegen den Vollzug des Brexit sammeln. Anschliessend wird es feurige Schicksalsreden geben und

(a) eine Ablehnung des Vollzugs durch das Parlament wg. der Gefahr des zerbrechenden United Kingdom

oder

(b) eine Ankündigung für ein neues Referendum mit evtl. höheren Anforderungen aber Bindungsklausel.

Hier der mutmaßliche Text: Wollen Sie, dass das UK aus der EU austritt und damit Hunger, Pest, Krieg und Seuchen sowie ewigliche Verdammnis und Höllenqualen über das Königreich, Europa und den Rest der Welt - speziell aber Sie und ihre gesamte Familie - hereinbrechen? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Gruß
vdmaster

Aha?!

Und wie ist dann bitteschön das „verschwundene“ Geld zu erklären?

Nee, nee…

Es war ein grinsender Rentner mit Brille.

Damit ist der schwere Junge auf und davon.