Um den Selbstmord der EU auf Raten zu stoppen, kann es eigentlich nur den einen Weg geben: Ehrlichkeit und ein kompletter Stopp der Behandlung des Themas auf rein ideologischer Basis.
Wir erinnern uns: Zwar hatte der Sieg der Brexit-Befürworter hauptsächlich identitätsbezogene Gründe. Dennoch waren auch die Finanzen ein Thema. Die Brexit-Gegner behaupteten vor und nach dem Referendum, dass die EU überhaupt nicht teuer sei. Auch du greifst ja händeringend nach jedem Stöckchen, das scheinbar suggeriert, wie sehr die Briten doch wirtschaftlich litten.
Und nun lesen wir: Großbritannien will der EU nach britischen Medienberichten nur etwa 20 Milliarden Euro für den Ausstieg aus der EU zahlen. […] Ein solches Angebot dürfte auf starken Widerstand in Brüssel stoßen. Denn EU-Schätzungen gehen bei der Brexit-Schlussrechnung von 60 bis 100 Milliarden Euro aus, die London noch zahlen müsste.
Wie kann man denn nur so viel Geld fordern, wenn doch die EU angeblich nur geringe Lasten mit sich bringe?
Die Probleme bereitet haben weniger die Briten mit ihrem Drang, aus der EU zu gehen. Vielmehr waren es doch die EU-Verfechter, die offen eine Ent-Nationalisierung forciert haben und die Mitgliedsstaaten in die Zange genommen haben. Brüssel huldigen und nationale Kompetenzen aufgeben war die Devise. Ohne, dass die Mitgliedsstaaten und vor allem die Menschen sich dafür ausgesprochen hätten, sah man die Zentralisierung unter Aufgabe nationaler und regionaler Identitäten als alternativlos an. Nota bene: Warum hat sich Gauland denn so sehr über Özoguz aufgeregt, dass er zu dieser überzogenen Wortwahl griff? Sie hat genau diesen Unsinn, dass es keine spezifische Kultur der europäischen Völker gebe, offen vertreten. Dabei ist Polen das Land des polnischen Volkes, Italien das Land des italienischen Volkes usw. Wie hätten die Briten in der Situation denn abstimmen sollen, bitte?
Ich werde morgen eine Partei gewählt haben, die für eine nicht-ideologische Betrachtung der EU steht, obschon ihr ständig ein „Austritt“ aus der EU in den Mund gelegt wird, was gar nicht stimmt. Mays Rede war gar nicht so schlecht, da sie den Fokus auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und nicht auf ein Aufbrechen der nationalen und regionalen Identitäten legte. In diese Richtung geht es. Wer das freilich noch nicht kapiert hat und weiterhin glaubt, den Zentrismus in seinem Lauf, halte weder Ochs noch Esel auf, wählt die Merkels, Schulz, Lindners, Wagenknechts, Özdemirs usw.