Brexit: Zu welchen Opfern sind die Briten bereit?

Hallo,

schon jetzt, zwei Jahre vor dem Brexit, erleiden die britischen Bürger erhebliche finanzielle Einbußen.

Schuld ist das schwache Pfund. Nach dem Brexit-Votum strebte die Währung gen Süden.

Das britische Statistik-Amt errechnete einen Rückgang der Reallöhne um 0,6 Prozent. Seit dem ersten Quartal hat sich damit die Entwicklung rückläufiger Kaufkraft beschleunigt.

Weitere Nachteile (z.B. Immobilienpreise im Sinkflug) werden die Stimmung nicht verbessern. Letztlich könnte sich die Spaltung des Landes noch vertiefen.

Nächste Klippe wird der Beginn der Konsultationen am Montag sein (wenn die Beratungen überhaupt beginnen).

Wenn es Theresa May gelingen sollte, den Brexit ohne größere Blessuren für das Vereinigte Königreich zu bewerkstelligen, wäre das eine große politische Leistung.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo Hans-Jürgen!

Ist nicht per se nachteilig.

Auch das ist nicht unbedingt nachteilig, gilt zudem nicht landesweit, sondern für Metropolen, wo die Immopreise das für Normalbürger bezahlbare Niveau nach wie vor übersteigen.

Ob es überhaupt zum Brexit kommt, halte ich für noch nicht in Stein gemeißelt und falls es dazu kommt, weiß noch niemand, wie der Austritt aussehen wird.

Wie überall gibt es Partikularinteressen, etwa in der Fischerei, in der manche Leute nicht einsehen wollen, dass man - EU hin oder her - nicht beliebig viel fischen darf. Außerdem gibt es sicherlich Leute - durchaus ähnlich wie hierzulande - die nichts begreifend von einstiger Größe und Macht des Empire träumen. Von solchen insgesamt Randgruppen abgesehen, war/ist es vermutlich der Zuwanderungsdruck sowohl von EU-Bürgern aus vorzugsweise Osteuropa als auch von Menschen aus den Krisengebieten in Afrika und Nahost, der vielen Briten aufstieß. Mit solchen zumindest nicht ganz unberechtigten Vorbehalten sind die Briten nicht allein, es ist vielmehr ein die EU insgesamt belastendes, ungelöstes Problem.

Fast alle EUler haben gemeinsam, dass sie die Ursachen des Zuwanderungsdrucks und ihre eigene Rolle dabei kaum bis gar nicht thematisieren. Sie ordneten sich Machtinteressen der USA unter und waren als Koalition der Willigen von Afghanistan, über Irak bis Libyen immer dabei, Staaten zu destabilisieren und/oder in Unruhe zu halten - selbstredend immer als die Guten, die Demokratie, Brunnen und Mädchenschulen bringen wollen. Bei uns wird die Öffentlichkeit gerade darauf vorbereitet, dass der Afghanistan-Einsatz mindestens weitere 5 Jahre dauern wird. Außer guten Geschäften für die Rüstungsindustrie gibt es bei dem Treiben keine Ziele, jedenfalls keine erreichbaren Ziele. Außer Auslösen von Flüchtlingsströmen und Zerstörung von Infrastruktur wird nichts erreicht. Wir lassen uns von Idioten, dummen Jungs und Mädchen regieren, die schlicht zu beschränkt sind, um zu begreifen, dass Soldaten aus dem Westen in muslimisch geprägten Staaten für die dort lebenden Menschen keine akzeptablen Zustände herstellen können. Aber Menschen spielen eh keine Rolle, wenn es um Machtspielchen und Pflege alter Feindbilder geht. Dem Zuwanderungsdruck, der längst den Zusammenhalt der EU gefährdet, kann man nicht mit Bomben und amerikanischem Militär beikommen.

Ohne den Zuwanderungsdruck wäre es nach meiner Einschätzung gar nicht zu einer Abstimmung über den EU-Austritt der Briten gekommen, bzw. wäre sie anders ausgegangen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

das Pfund befindet sich jetzt dort, wo es 2013 bereits war. Gemittelt hatte es sich auf diesem Niveau seit 2008 befunden. http://www.finanzen.net/devisen/euro-pfund_sterling/chart

Wieso verlinkst Du nicht einfach den Artikel des SPON, der Dir als Grundlage dient http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/brexit-schwaches-pfund-laesst-realloehne-in-grossbritannien-sinken-a-1152108.html?

Dass die Immobilienblase im Großraum London nun endlich mal etwas Luft ablässt, ist definitiv kein Nachteil.

Wieso? Befürchtest Du, dass irgendjemand vergisst, seinen Wecker zu stellen und dann nicht rechtzeitig erscheint? Oder das sie den Eingang nicht finden?

Die wird Höchstwahrscheinlich das Ende der Verhandlungen gar nicht mehr erleben.

Genau, HJS

Hallo Hans_Juergen,

du fragst: „Zu welchen Opfern sind die Briten bereit?“ Da ihnen u.a. versprochen wurde, ihre Kolonien wieder zu bekommen: Zu allen Opfern!

Beleg?

Das dürfte der springende Punkt sein. Sowohl Cameron als auch jetzt May haben jeweils mit falschen Annahmen Abstimmungen initiiert (OK, bei May bin ich mir nicht mal sicher, ob die sich nicht eine noch deutlichere Klatsche gewünscht hatte, um dann abzuwinken und jemand anderen den ganz weichen Brexit verhandeln zu lassen). Beim Brexit-Votum ging es ja nicht vorrangig um Brexit oder drinbleiben, sondern darum, denen mal die Meinung zu geigen.
Diffuse Ängste (oder darf man inzwischen von berechtigten sprechen?) vor islamistischen Terror und anderen Begleiterscheinungen dürften es natürlich schwer machen, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass alles bleiben möge wie es ist und sich schonmal auf ein paar Hunderttausend im besten Fall Hungerleider mehr einzustellen.
Das läuft alles auf eine wilde Pokerei mit ungewissem Ausgang hinaus. Zunächst wird man auf beiden Seiten also Maximalforderungen stellen, am Ende steht dann vielleicht irgendein Sonderstatus zwischen Vollmitgliedschaft, Beitrittskandidat und dem Status den etwa die Schweiz oder Norwegen in Bezug auf die EU haben. Hierfür bedarf es dann vielelicht noch ein paar Wahlen oder Referrenden. Kennen wir doch von einem anderen EU-Mitglied.
Gibt doch jetzt schon die tollsten Konstrukte. So gehören doch die Kanalinseln irgendwie nicht zur EU, während diverse Überseegebiete irgendwie so teilweise Mitglied sind.
Vielleicht werden dann die Falklandinseln Vollmitglied und das Vereinigte Königreich assoziiertes :wink: Über diesen Umweg wird dann alles ganz anders aber nur ein bißchen.