Leider sind Antworten bislang ausgeblieben.
Nach langem Suchen habe ich nun selbst ein paar Hinweise zu Tage gefördert:
In dem von mir oben erwähnten Text aus dem Jahr 1900 merkt der Autor zur Brezel an anderer Stelle an:
„Am Stephanusfeiertag [= 26. Dez.] […] verehren die jungen Burschen ihren Mädchen große Brezeln.“
„In der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag erhalten die Mädchen von ihren Burschen Karfreitagsbrezeln.“
Quasi als Bestätigung habe ich bei
TOCKERT, Joseph: Romanische Lehnwörter in der Luxemburger Mundart. Etymologische und kulturhistorische Beiträge zum Luxemburger Wörterbuch. [T. 1]; Buchdr. Beffort 1910;
Folgendes gefunden:
„Die Brezel scheint gerade wegen dieser Gestalt (verschlungene Arme) als Symbol der Zuneigung geschenkt zu werden […]“
Eine schwarze, mit Kohle an die Wand des Hauses gemalte Brezel hat zwar die Gestalt einer Brezel, ist aber wertlos, nicht greifbar bzw. genießbar.
Symbolisiert die gemalte Brezel die Treulosigkeit / Falschheit des Mädchens?
Zur „Spreu“ fand ich Folgendes:
„[…] die Bedeutung ‘Geringstes, Wertloses, Vergängliches’ entwickelt sich bereits in mhd. Zeit unter dem Einfluß biblischen Gebrauchs; […]“
[ „Spreu“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache.]
„[…] Kinderlosigkeit, die man mißbeliebten Brautpaaren anwünscht, wenn man ihnen […] Spreu ( Symbol der Unfruchtbarkeit) vor die Tür streut.“
[Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Walter de Gruyter GmbH & Co KG, Dez. 2019]
"Ein Mädchen , das mehr als einen Freier hinhält , findet an manchen Orten Spreu […] vor ihre Tür gestreut . Spreu ist das Symbol der Torheit . […]"
[PEETERS, Karel Constant: Flämisches Brauchtum, 1943. S. 48]
Es grüßt
Renardo