Erzengel, Gott und Co sind selbstredend Mythos.
Selbstredend Mythos?
Ich weiß nicht wie das gemeint ist, doch eher aus dem Bewusstsein der Aufklärungsphilosophie, aber nicht für die wirklich Gläubigen, die bewussten und unbewussten.
In gewisser Weise ist Mythos aber eine Art Wahrheit, die geistige :Vorgänge repräsentiert und veranschaulichen kann und NICHT WAHR ist, im Sinne, dass man Engel sehen könne oder gar mit ihnen Sprechen.
Tja, da gibt es wahrscheinlich graduell so viele Unterschiede, wie es esoterische Gläubige gibt und selbst beim einzelnen Gläubigen gibt es lebenslängliche Veränderungen in dieser Beziehung.
Und vernünftige Esoteriker sind sich dessen wohl durchaus
bewusst, genauso, wie es die Geistlichen von damals waren,
dass zB christliche Bilder und die Gottesvorstellung eine Idee
sind, mit denen man das beschreibt, was inzwischen die
Psychologie mit Tippelschritten aufzudröseln versucht. Die
Grätsche zwischen Mythos und Realität bekommen inzwischen kaum
noch welche hin, nicht einmal unsere heutige Kirche. Selbst
die stellen ja die christlichen Schilderungen als tatsächlich
vorgekommen hin, und haben es damit angreifbar gemacht. Ist ja
schon seltsam, dass sich in all den Religionen die Geschichten
so sehr ähneln
Ich kenne nur zwei Esoteriker persönlich: 1) Meinen Schwager, und 2) den langen Ted (Name geändert) auf meiner Hinterweltinsel, der Jura studierte und dessen Vater Diplomat war als promovierter Jurist. Beide Esoteriker glauben nicht nur an von Menschen konstruierte Ideen, sondern an eine real existierende übersinnliche „Wahrheit“, wie sie zum Beispiel Erich von Däniken in seinen Büchern (beispielsweise „Götterdämmerung - Die Rückkehr der Außerirdischen“) propagiert.
Deshalb aber Religion als Unfug und von der Wissenschaft
widerlegt hinzustellen, ist aber auch wieder quatsch. Es ist
Mythos!
Gut, aber zu diesem „Quatsch“ kann man sich im Sinne einer 2500-jährigen Philosophiegeschichte, die sich den Glauben an die geschichtliche Entwicklung des Menschen zu mehr Vernunft auf die Fahnen geschrieben hat, ja auch bewusst bekennen und diesen Glauben als eine, wie es zum Beispiel Prof. Sir Karl Popper vertrat, selbstkritischen Wissenschaftstheorie als „kritischer Rationalismus“ verteidigen.
Und bevor es Psychotherapie gab, war Mythos für
Menschen die einzige geistige Führung.
Sic!
Da Mythos ja ad acta
gelegt wurde (wenn Väter ihren Kindern zB erzählen, dass es
doch keinen Weihnachtsmann gäbe) und auch Märchen wenn
überhaupt, dann in vergewaltigter, also verkitschter Form ohne
die eigentlich wichtigen brutalen Passagen erzählt werden,
wachsen wir zwar total „aufgeklärt“ auf, aber ohne wirklich
besondere Vorbereitung auf die eigentlich doch ziemlich
gnadenlose Realität.
Nun, wenn man Kindern z.B. erzählt, dass bei Mitternacht alle Spielsachen „lebendig“ werden, finden sie diese Idee interessant und faszinierend, aber sie können nicht durchblicken, dass es nur Ideen sind.
Da uns aber im Mythos einiges an Werkzeug
zur Begegnung mit inneren Konflikten auf den Weg gegeben
worden wäre, kann es passieren, dass wir auch im
Erwachsenenalter an eigentlich ganz profanen Problemen fast
völlig infantil in die Regression gehen und „durchknallen“.
„Durchknallen“ als Regression? Eine kindliche Bewussteinsebene wird „wiederholt“!
Wenn nun jemand zu tief in der Bücherecke des
Räucherstäbchen-Shops buddelt, findet hier eine erlösende
Scheinwelt, die innere Selbstzufriedenheit, positive Energie
und goldenes Sperma verspricht…keine Ahnung, was die so
verzapfen.
Nun ja, eine künstlich geschaffene übersinnliche Welt mit Engel, Göttern, Gut und Böse und vor allem dem Anspruch auf die einzige „Wahrheit“.
Wer sich nun so sehr in dieser Bildwelt verliert, dass er nun
so befremdliche Briefe mit irgendwelchen Hiobsbotschaften an
seine Verwandten verschickt, bei dem steht doch eher eine
gewisse Wahnproblematik im Raum. Er hat sich vielleicht schon
mit Esoterik im „scharlatanischen“ Sinne befasst (darin
flüchten sich oft unsichere bzw. von unserer sozialen Realität
mit all ihren Anforderungen überforderten Menschen).
Tja,so einfach ist es nicht. Wir alle leben ja inzwischen mehr oder weniger in einer von den Medien geschaffenen Scheinwelt (auch hier im Forum!), die zum Homo sapiens dazu gehört und einen wesentlichen Teil seine Identität ausmacht. Es ist aber ein Unterschied, ob man sich lebenslang nur mit der Micky Mouse beschäftigt, weil diese Geschichte einem Ablenkung bietet von der Alltgsrealität oder ob man sich mit geistigen Konstrukten befasst, die einem erlauben, die „Realität“ so zu deuten, dass über die Kunstwelt hinaus ein praktischer Nutzen für unser reales Leben entsteht, das alles andere ist als nur Liebe, Freude, Pustekuchen. Es geht um ein nützliches Lebenswissen, statt um Märchen!
Nun fordert er vielleicht diese Bilder in der Realität ein.
Wahrscheinlich ist es aber nur eine unbeholfene Chiffrierung
von tatsächlichen Problemen.
Ja, er projiziert seine Sehnsucht nach einer heilen übersinnlichen Kunstwelt in das reale Leben und will diese Sehnsucht auch dann verwirklicht sehen. Aber ganz so einfach würde ich es nicht deuten, denn das ursprüngliche Problem besteht ja gerade bei reichen, schönen und intelligenten Menschen genauso wie bei armen, hässlichen und dummen. Buddha war zum Beispiel erschüttert darüber, dass auch er als reicher Königssohn zum Tode geweiht war, genauso, wie das einfache Volk. Und das älteste Epos der Menschheitsgeschichte von König Gilgamesch zeigt, dass das Problem des Todes keineswegs durch eine rationalistische Philosophie und Wissenschaft (zu der die bisher verdrängten Emotionen dazu gehören!) endgültig „gelöst“ werden konnte, auch wenn sich zahlreiche ernst zunehmende Köpfe mit diesem Problem befassten. Allerdings verbessert sich die Lebenshilfe in allen Bereichen durch den Glauben an die weitere Möglichkeit, mehr Vernunft für das Leben zu entwickeln, nach einer ständigen Kybernetik von Versuch und Irrtum.
Er studiert gerade Psychologie?
Sein Sohn ist Psychologe, er selber war ein erfolgreicher Geschäftsmann.
Das passt. In unserer Klinik gibt es genug Psychologen und
Studenten, denen ihre schwierigste Analyse noch
bevorsteht…die eigene.
Ja, wem steht diese schwierigste Wissensvermehrung im Sinne des griechischen Philosophen Sokrates „Erkenne dich selbst!“ nicht lebenslang „noch“ bevor? Ich kenne keinen einzigen Menschen (auch nicht Sokrates!), bei dem sie je abgeschlossen wäre, die Selbsterkenntnis und Selbstanalyse. Aber sie kann zu einer globalen und rationalen Zukunft für die ganze Menschheit werden, im Glauben der Vernunft.
Sorry…das war jetzt ein kleiner Rundumschlag. Ich bin jetzt
auch keine Kapazität auf dem Gebiet, bin aber für weitere
Fragen fast immer zu haben.
Fragen bleiben natürlich weiterhin offen, übersteigen aber diesen Thread. Bleibt mir einstweilen nur, mich bei dir für deinen Beitrag zu bedanken.
Gruß
C.