Brief von 1920 in Gotisch oder Altdeutsch? Wer kann es lesen?

Hallo liebe wer-weiss-was Gemeinde,

ich habe hier eine Postkarte von meinem Ur-Opa den bei uns niemand entziffern kann.

Wer kann Bruchstücke entziffern oder kennt jemand der es lesen könnte?

http://wikisend.com/download/858968/altdeutscher_tex…

Für eure Hilfe, herzlichen Dank.

Liebe Grüße

Paulinahttp://wikisend.com/download/858968/altdeutscher_text.jpg

Hallo!
Das ist ganz gewöhnliches Kurrent, wie es bis zum 2. WK geschrieben wurde, ich hab es sogar noch in der Schule gelernt, vor allem meine Mutter schrieb so. Leider ist die „Klaue“ des schreibenden fürchterlich, da kann man echt nur Bruchstücke lesen.

MfG
airblue21

Hallo,

eine ev. dumme Nachfrage: auch meine Mutter schrieb so und ich kenne diese Schrift von ihr als Sütterlin - bin ich da falsch informiert?

Gruß, Paran

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Leider ist die
„Klaue“ des schreibenden fürchterlich, da kann man echt nur
Bruchstücke lesen.

Möchte nicht wissen, wie Deine Klaue nach 4 Jahren Krieg und 2 Jahren Lager aussieht.

Wenn man was nicht lesen kann, dann hält man sich einfach zurück - mit den Fingern und mit solchen Äußerungen.

.

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Hallo,

ich habe hier eine Postkarte von meinem Ur-Opa den bei uns
niemand entziffern kann.
Wer kann Bruchstücke entziffern oder kennt jemand der es lesen
könnte?
http://wikisend.com/download/858968/altdeutscher_tex…

ich fang dann mal an!
Es ist teilweise schwer zu lesen, die Rechtschreibung von Deinem Ur-Opa ist auch nicht ganz perfekt, aber Dir geht es ja um den Inhalt.

geschrieben den 30. Mai 1920

viele herzlige Krüße und Küße von
mir Dein Mann Wilhelm an Dich liebe
Frau und Kinder und Schwieger Eltern
Schwagers und Schwagers und […]
Freunde und meine Freunde den ich bin
noch gesund und daßelbe det ich
auch von euch hofen den ich bin
immer noch in lager und weiß
noch nicht wan ich nach der
Heimat kome […] […] hofen
bald liebe Frau […] du mich
noch nicht vergessen hast


Jetzt habe ich viereckige Augen und muß pausieren, aber ich bin sicher, daß sich hier noch wer findet, der mein Geschreibsel sichtet/verbessert* und den Text zu Ende schreibt.
*Vor allem die doppelten Schwagers und die doppelten Freunde sind vermutlich von mir falsch gelesen.

Für eure Hilfe, herzlichen Dank.

Büddebüdde.

Gruß

.

Hallo Gudrun,
habe die fehlenden Wörter in Deiner Transkription und das Ende ergänzt:

geschrieben den 30. Mai 1920
viele herzlige Krüße und Küße von
mir Dein Mann Wilhelm an Dich liebe
Frau und Kinder und Schwieger Eltern
Schwagers und Schwagers und [eire]
Freunde und meine Freunde den ich bin
noch gesund und daßelbe det ich
auch von euch hofen den ich bin
immer noch in lager und weiß
noch nicht wan ich nach der
Heimat kome [nun] [wier] hofen
bald liebe Frau [wenst] du mich
noch nicht vergessen hast [det ich
biten wenst du mier auch
Schreiben det nun seid noch ale
herzlich gekrüst von mier W.
Unterberg lebt wohl auf
dass baldige Wiedersehn]
Gruß, Michl

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Hallo Michl,

habe die fehlenden Wörter in Deiner Transkription und das Ende
ergänzt:

geschrieben den 30. Mai 1920
viele herzlige Krüße und Küße von
mir Dein Mann Wilhelm an Dich liebe
Frau und Kinder und Schwieger Eltern
Schwagers und Schwagers und [eire]
Freunde und meine Freunde den ich bin
noch gesund und daßelbe det ich
auch von euch hofen den ich bin
immer noch in lager und weiß
noch nicht wan ich nach der
Heimat kome [nun] [wier] hofen
bald liebe Frau [wenst] du mich
noch nicht vergessen hast [det ich
biten wenst du mier auch
Schreiben det nun seid noch ale
herzlich gekrüst von mier W.
Unterberg lebt wohl auf
dass baldige Wiedersehn]

prima, daß Du den Rest gepackt hast.
Ich hing an „wenst“ fest und hatte keine Vorstellung, was das heißen sollte.
Dabei schreib ich selber manchmal so: kannste, hättste! :wink:

Dann wären auch die doppelten Freunde geklärt (eire=eure und meine).
Die „Schwagers“ habe ich mir nochmal angeschaut.
Beim zweitenmal ist das kein „a“, sondern ein „e“.
Somit ist da „Schwegers“ geschrieben worden und
entweder „Schwägers“ oder Schwiegers (mit fehlendem i) gemeint.

Gruß

.

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Hallo,

eine ev. dumme Nachfrage: auch meine Mutter schrieb so und ich
kenne diese Schrift von ihr als Sütterlin - bin ich da falsch
informiert?

der vorliegende Brief ist nicht Sütterlin, sondern Kurrant.
Das kann man - auch ohne daß man die Unterschiede kennt/sieht - rein logisch aus dem Briefdatum ableiten.
Der Schreiber hatte 1920 Frau und Kinder - war also erwachsen.

Sütterlin wurde aber erst 1915 eingeführt (in Preußen). Jemand, der 1920 bereits erwachsen war, kann also niemals in seiner Schulzeit Sütterlin gelernt haben.
http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCtterlinschrift

Ob Deine Mutter Kurrant (so wie dieser Brief) oder Sütterlin gelernt hat, kannst Du anhand ihres Geburtsjahres erkennen.
Im „Kurrant“-Fall Geburtsjahr spätestens Anfang des 20 Jhdt., sagen wir mal 1905.
Kann nicht sein, oder? :wink:

Wenn sie selber von Sütterlin gesprochen hat, wird’s wohl auch Sütterlin gewesen sein, aber dann sah ihre Schrift nicht so wie der vorliegende Brief aus.

Jetzt kannst Du Dir aussuchen, was paßt. :wink:

Gruß

.

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Hallo Gudrun,

Somit ist da „Schwegers“ geschrieben worden und entweder
„Schwägers“ oder Schwiegers (mit fehlendem i) gemeint.

ja Du hast recht, er schreibt „Schwagers und Schwegers“ - gewiss meint er Schwäger und Schwägerinnen. Überdies schreibt er in der zweiten Zeile phonetisch „Kriese und Kise“ für Grüße und Küsse, und später „seid herzlig gekriest“ für gegrüßt. Wörtlich schreibt er:

geschrieben den 30. Mai 1920
viele herzlige Kriese und Kise von
mir Dein Mann Wilhelm an Dich liebe
Frau und Kinder und Schwieger Eltern
Schwagers und Schwegers und eire
Freunde und meine Freunde den ich bin
noch gesund und daßelbe det ich
auch von euch hofen den ich bin
immer noch in lager und weiß
noch nicht Wan ich nach der
Heimat kome nun wier hofen
bald liebe Frau Wenst du mich
noch nicht vergessen hast det ich
biten wenst du mier auch
Schreiben det nun seid noch ale
herzlig gekriest von mier W.
Unterberg lebt Wohl auf
daß baldige Wiedersehn

(Woher kannst Du übrigens Kurrentschrift? Wir haben sie noch in der Schule gelernt, allerdings nicht im Deutsch-, sondern im Darstellende Geometrie-Unterricht.)
Gruß, Michl

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etwas off topic

Moin,

geschrieben den 30. Mai 1920

wenn dieser Brief so als Frage im Forum aufgetaucht wäre (ohne Angabe, wann er geschrieben wurde), dann hätten einige wohl angehoben zu klagen, wie schlecht es doch heute um die deutsche Sprache bestellt ist :wink:

Merke:
Auch vor hundert Jahren ging die deutsche Sprache schon unter!

Gandalf

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Hallo,

Danke für die Info.
Da meine Mutter nach 1920 geboren wurde, stimmt Sütterlin also.
Mir war nicht bekannt, das kurz vorher eine andere Schriftart üblich war - müsste also meine Großmutter gelernt haben - hat man ihrer Schrift in den 60ern nicht angesehen, erzählt hat sie auch nicht davon.
Wieder ein bißchen dazugelernt.

Gruß, Paran

Moin,

geschrieben den 30. Mai 1920

wenn dieser Brief so als Frage im Forum aufgetaucht wäre (ohne
Angabe, wann er geschrieben wurde), dann hätten einige wohl
angehoben zu klagen, wie schlecht es doch heute um die
deutsche Sprache bestellt ist :wink:

klar! Und das völlig zu Recht. :wink:
Wer einen PC bedienen kann, hat doch heute wirklich genug Möglichkeiten, sich jedes Wissensgebiet anzueignen - auch richtiges Deutsch.
War sonst noch was? Achja, Schule gibt’s auch noch.

Merke:
Auch vor hundert Jahren ging die deutsche Sprache schon unter!

In diesem speziellen Fall würde ich kein Urteil abgeben wollen. Wir wissen doch von der Biographie uberhaupt nichts.
Im Dialekt-Sprachraum großgeworden? (kein Radio, kein TV)
Dorfschule.mit 8 Jahrgängen in einem Klassenzimmer, von einem Lehrer gleichzeitig
unterrichtet?

Ab 1914 (?) jahrelanger Hunger und Entbehrung?
Kriegstraumata?
Nervengasschäden?

Und in der ganzen Zeit vor allem keine Übung im Schreiben.

Gruß
.

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Hallo Michl,

Somit ist da „Schwegers“ geschrieben worden und entweder
„Schwägers“ oder Schwiegers (mit fehlendem i) gemeint.

ja Du hast recht, er schreibt „Schwagers und Schwegers“ -
gewiss meint er Schwäger und Schwägerinnen.

vorneweg: mir ist nicht nach Streit, :wink:
dennoch sehe ich da keine Schwägerinnen.

Überdies schreibt
er in der zweiten Zeile phonetisch „Kriese und Kise“ für Grüße
und Küsse, und später „seid herzlig gekriest“ für gegrüßt.

Auch da bin ich nicht einverstanden. Bei den Grüßen denke ich schon, daß das ein ü ist, bei den Küssen hast Du recht.

Wörtlich schreibt er:

Wenn Du es schon so genau nimmst (Du bist ja noch pingeliger als ich! :wink:),
dann zeig ich Dir noch drei Stellen, die ich beim nochmal Lesen gesehen habe:

geschrieben den 30. Mai 1920
viele herzlige Kriese und Kise von

vile

mir Dein Mann Wilhelm an Dich liebe

bei Dich ist kein ch zu sehen, es heißt evtl. Dier

Frau und Kinder und Schwieger Eltern
Schwagers und Schwegers und eire
Freunde und meine Freunde den ich bin
noch gesund und daßelbe det ich
auch von euch hofen den ich bin
immer noch in lager und weiß
noch nicht Wan ich nach der
Heimat kome nun wier hofen

Heimad

bald liebe Frau Wenst du mich
noch nicht vergessen hast det ich
biten wenst du mier auch
Schreiben det nun seid noch ale
herzlig gekriest von mier W.
Unterberg lebt Wohl auf
daß baldige Wiedersehn

(Woher kannst Du übrigens Kurrentschrift? Wir haben sie noch
in der Schule gelernt, allerdings nicht im Deutsch-, sondern
im Darstellende Geometrie-Unterricht.)

Hab ich auch In der Schule gelernt, aber nur Lesen. Die Großeltern-Generation hatte Geburtsjahr noch mit 18… vornedran und anscheinend dachte die Schulbehörde zu meiner Zeit, daß es vielleicht sinnvoll sein könnte, wenn Enkel, Großnichten und Großneffen ihre Brieflein von Oma, Opa, Großtante und Großonkel selber lesen können.

Wer hätte gedacht, daß ich das mehr als ein halbes Jahrhundert später immer noch gut gebrauchen kann! :wink:

Gruß
.

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sondern Kurrant.

Ob Deine Mutter Kurrant (so wie dieser Brief)

Im „Kurrant“-Fall Geburtsjahr spätestens Anfang des 20 Jhdt.,

Auweia.
Das muß natürlich 3 x Kurr e nt heißen.

Da habe ich vermutlich schon an Oster-Krokanteier gedacht. :wink: