Hallo,
beides sind renommierte Briefmarken-Auktionshäuser, die seit Jahrzehnten im Auktionsgeschäft sind, das professionell und gerne machen und sich groben Betrug nicht leisten können. Beide sind daher in dem Rahmen vertrauenswürdig, wie Verkäufer vertrauenswürdig sind.
Bei der Wertkalkulation richten sie sich nicht nach dem Katalogwert der Ware, sondern nach dem ihrer Meinung nach erzielbaren Verkaufswert (der bei Standardware etwa bei 10 bis 20 % des Katalogwertes liegt, bei Spitzenware schon mal den Katalogwert erreichen kann und in ganz seltenen Fällen wie dem zur Zeit noch anhaltenden China/Indien-Boom auch mal über dem Katalogwert liegen kann). Von diesem Wert ziehen sie sich natürlich noch ihren Unkostenanteil ab, der ähnlich wie bei Versicherungsprovisionen beachtlich sein kann. Allerdings ist der betriebene Aufwand (Personal- und Gebäudekosten, Fahrt- und Vertreter-Kosten, Gewinn-Marge) auch nicht umsonst zu haben.
Welches der beiden Auktionshäuser besser ist, läßt sich pauschal nicht sagen.
Viele Auktionshäuser haben thematische Schwerpunkte, in denen sie viel Erfahrung und Marktkenntnis sowie Know-How bezüglich der für diese Gebiete interessierten potentiellen Käufer haben, die dann auch direkt angesprochen und auf eine Auktion aufmerksam gemacht werden, was sich positiv auf den zu erzielenden Erlös auswirken kann.
Der Hausbesuch eines (ehrbaren) Auktionshaus-Vertreters läuft fast immer nach gleichem Muster ab:
er/sie schaut sich die angebotene Ware an, überschlägt den erzielbaren Auktionserlös. Wenn es gewinnbringend erscheint, wird er/sie die Ware mitnehmen wollen. Lassen Sie sich auf jeden Fall eine Quittung geben (seriöse Auktionatoren bieten Ihnen das von sich aus an); der auf dieser Quittung vermerkte Wert ist in der Regel sehr sehr vorsichtig geschätzt und stellt das dar, was der Auktionator selbst unter ungünstigen Bedingungen mindestens erzielen zu können glaubt. Dieser Wert ist auch maßgeblich für die Versicherung der dem Auktionator anvertrauten Ware und damit für das Geld, dass Sie im Verlustfalle von der Versicherung des Auktionators erhalten (fragen Sie nach der Versicherung; ist keine vorhanden, suchen Sie sich auf jeden Fall einen anderen Geschäftspartner).
Nach einer Weile erhalten Sie vom Auktionator eine Mitteilung über den Termin der Versteigerung, in der Regel zusammen mit dem Auktionskatalog und der Nummer/den Nummern Ihrer Versteigerung. Nach der Versteigerung erhalten Sie die Abrechnung.
Was Ihre 2. Frage angeht: für den Verkauf einer kompletten Sammlung ist ein Auktionshaus prinzipiell eine gute Wahl, besonders wenn man selber Laie im Briefmarkengeschäft ist und über keinerlei Geschäftskontakte verfügt. Höhere Erlöse können Sie unter Umständen erzielen, wenn Sie Ihre Sammlung aufteilen (wenn das lohnend erscheint, wird das aber schon aus Eigeninteresse Ihr Auktionator auch machen) und einzeln verkaufen (z.B. länder- oder satzweise bei eBay oder einem der anderen Online-Auktionsplattformen). Um dort aber wirklich erfolgreich verkaufen zu können, setzt das technische und strategische Grundkenntnisse voraus (Präsentation der Briefmarken im Bild, Platzierung des Angebots in der richtigen Angebots-Rubrik und bei internationalem Verkauf im richtigen Land, Wahl des Enddatums der Auktion an einem Zeitpunkt, an dem möglichst viele Interessenten Zeit haben, online zu gehen und im Angebot zu stöbern), und ein Mindestmaß an Erfahrungen mit dem Briefmarkenmarkt.
Mit freundlichen Grüßen,
Runar Pfeiffer