Britischer Humor, unbritische Hetze

Hallo Brexit-Fans,

ein Brite hat die Siegesrede von Boris Johnson auf eine Pornoseite gestellt und so kommentiert:

„Dumb British blonde fucks 15 Million People at once“

Hier nachzulesen: http://www.jetzt.de/brexit/boris-johnson-auf-pornhub

Besser kann man es nicht ausdrücken.

Unterdessen wurde eine Abgeordnete in Nordengland angeschossen. http://www.sueddeutsche.de/politik/grossbritannien-abgeordnete-in-nordengland-angeschossen-1.3037958

Eine Welle des Hasses geht durchs Land.

„Verlasst die EU/Kein Polnisches Ungeziefer mehr“, stand auf Englisch und auf Polnisch auf sorgfältig laminierten Zetteln, die im südost-englischen Cambridgeshire nach dem Referendum vor einer Grundschule und in Briefkästen von Familien mit polnischen Namen gefunden wurden.

Und ein junger Mann meldet, was ihm in Gloucester im Supermarkt zugerufen wurde: „Das ist England, Ausländer haben 48 Stunden um sich zu verpissen“.

Sowas mag in Deutschland, wo rechtsradikale Gewalttaten in zweistelligen Prozentsprüngen steigen und rassistische Äußerungen von der Polizei nur noch widerwillig verfolgt werden, inzwischen Alltag sein. Im einstmals liberalsten Staat Europas empört man sich noch darüber.

„Diese Situation ist genau das, wovor ich am meisten Angst hatte: Eine Atmosphäre, in der Leute glauben, es sei in Ordnung, ein fremdenfeindlicher Idiot zu sein,“ schreibt eine Nutzerin unter einem Bericht über einen Kunden in ihrem Café. Der Mann hatte sich geweigert, seine Bestellung bei einer italienischen Kellnerin aufzugeben, und nach einer englischen Bedienung gefragt.

Alles ist hier nachzulesen: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-06/brexit-fremdenfeindliche-uebergriffe

Sollten die Befürworter des Brexit nicht mal persönlich nach London reisen, um ihren Dank und ihre Anerkennung auszusprechen? Ich übernähme die Arztrechnung.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

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Unterdessen? Diese Abgeordnete war Jo Cox. Sie starb an den Folgen des Angriffs und zwar vor zwei Wochen…

Hallo Penegrin,

Du hast recht. Ich dachte, das sei ein neuer Fall.

Sorry, Hans-Jürgen Schneider

Ich im ersten Moment auch. Ehrlich gesagt war ich sehr erschrocken, denn zwei solcher Vorfälle in UK sind eigentlich undenkbar. Wobei dein Kommentar hier nicht ganz zu Unrecht ein ziemlich düsteres Bild der britischen Gesellschaft nach dem Brexit zeichnet.

Imho zeigt das aber deutlich, dass es unter der ruhigen, britischen Oberfläche schon lange brodeln muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies alles das Ergebnis von ein paar Monaten Wahlkampf druch Johnson, Farage und Co. sein soll…

Lg,
Penegrin

Du darfst doch bei w-w-w nicht zuviel erwarten. :joy:

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In dubio…

Ne, im Ernst: Ich war echt schockiert von dem Gedanken, dass das nochmals passieren könnte. Farage und Co. spielen mit dem Feuer, aber wenn sich dann jemand verbrennt will es keiner gewesen sein :expressionless:

Die dt. Medien pushen jetzt auch jeden Furz zur rassistischen Attacke hoch. In Kürze in Terrorangriffe umgedeutet.

Das übernehmen sie natürlich von der hysterisierten Gruppe von Brexit-Gegnern, die jede Propagandamöglichkeit ausnutzen. Btw waren diejenigen Briten mit Migrationshintergrund weit überwiegend für REMAIN.

Irritierend ist bei der ganzen Vorstellung, dass die Schotten hierzulande wg. ihrer REMAIN-Haltung auf Verehrung stossen. Da ist bei weitem nicht alles Gold, was (rein egoistisch) glänzt

Mit dem zutreffenden Fazit

Denn Rassismus, Hatespeech, Nationalismus und Chauvinismus ist es nur, wenn andere es tun.

Die britische Oberfläche war noch nie ruhig. Man muss nur mal die idealisierende London-(Touri)-Brille abnehmen.

Auf solchen FB- und Twitter-Bla würde ich keinen Pfifferling geben.

Gruß
vdmaster

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Ja leider, wieder hat die Polizei hier nicht konsequent und deutlich eingegriffen:

"Rund 15 sind es, sie sprechen arabisch untereinander. Dann kommen sie
und bauen sich im Halbkreis auf. Ein durchtrainierter Mann mit stechend
blauen Augen scheint der Anführer zu sein. Er spricht sehr aggressiv.
„Was wollt ihr hier, ihr Hurensöhne?“, fragt er. Man solle bloß schnell
verschwinden. Ein anderer beginnt zu rempeln, setzt einen harten Stoß in
den Rücken.

Dann spucken sie. Von allen Seiten. Auf die Flagge, auf die
Kleidung, mehrfach ins Gesicht. Keiner der Umstehenden schreitet ein. Folgen
gleich die ersten Schläge? Wir wollen es nicht so weit kommen lassen
und flüchten. Sie spucken uns hinterher und drohen. Wir laufen Richtung
Holocaust-Mahnmal, dort steht die Polizei. "

Danke Kasi,

sag ich doch dass gegen Rechtsradikale nichts geschieht.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Mach doch mal einen Selbstversuch mit der Fahne in einer typisch linken (Aktivisten)Hochburg in Berlin. Als bunt und vielfältig könnte IMHO anschliessend Dein Gesicht beschrieben werden.

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Aber vdmaster,

wozu sollte ich diesen Versuch unternehmen? Es gibt keinen guten und schlechten Rassismus. Rechter wie linker Rassismus muss mit aller Härte verfolgt werden und dazu sind Polizei und Staatsanwaltschaft in manchen Gegenden Deutschlands offensichtlich nicht bereit oder nicht in der Lage.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

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Was genau ist eine typisch linke Hochburg in Berlin?

Kreuzberg? Die Gegend um die Simon-Dach-Strasse? So auf Anhieb fällt mir keine Gegend ein in der ich irgendwelche Bedenken hätte, mit ner Deutschland-Fahne rumzulaufen.

Hallo,

ich dachte es ginge um die israelische Fahne.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

point taken. Aber ich glaube, ändern würde sich da wenig.

Die Rigaer Str. z.B.

Würde mich interessieren wie das Experiment dort ausgeht wenn schon die blosse Anwesenheit von Vertretern des Staates dort für höchsten Unmut sorgt. Im konkreten Fall ging es aber auch um die Flagge Israels.

Klingel mal in der Rigaer Straße 94, falls Du nicht bereits am Strassenanfang platt gemacht wirst. Kreuzberg, Kotti, Görlitzer Park, alles keine guten Gegenden für diese Fahne.

Ich schätze sogar, dass eine Teilnahme an einem PEGIDA-Marsch sicherer sein könnte, würde aber meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, geschweige denn meinen Kopf hinhalten.

Das sieht da sicher nicht anders aus als in Leipzig: https://www.youtube.com/watch?v=sTTMmEAjhk0

Hallo,
ich nehme an, dass die größten derartigen Probleme durch die „Banlieus“ erzeugt werden, wie sie auch London hat,


Die Wohnungsknappheit führt zu einer Verdrängung in die Vororte. Dort wird vermutlich überwiegend „SUN“ gelesen, wenn überhaupt eine Zeitung. Die ärmeren Bürger neigen leider auch gern zur „Vereinfachung“ von Problemen, was zu solchen Übergriffen führen könnte.
Hier in D und A ist es noch nicht so weit, doch die Immobilienpreise steigen und die soziale Mischung wird mancherorts bald auch nicht mehr immer stimmen.

Gruß
rakete

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Kasi hat einen Artikel zitiert, in dem von den Erlebnissen berichtet wurde, die ein Gang durch Berlin mit Israelflagge mit sich brachte. Es mögen zwar Rechtsradikale dabei gewesen sein. Die heftigste Attacke, die laut Bericht mit extremen Antisemitismus, Bespucken, Beleidigungen und Bedrohungen einherging, ging aber von Migranten aus.

Wenn ich jetzt lese, dass du explizit das fehlende Vorgehen gegen Rechtsradikale monierst, dann fällt auf, dass du die Migranten weglässt. Bei den im Artikel erwähnten Tätern, die als „arabisch sprechend“ beschrieben werden, wird es sich nicht um „Rechtsradikale“ handeln. Somit zählst du diese Leute offensichtlich zumindest nicht primär zu denjenigen, gegen die man vorgehen müsste. Das entspricht der typischen Ansicht vieler selbsternannter Linker, die den Antisemitismus immer nur dann verurteilen, wenn Deutsche die Täter sind, bei Migranten aber schweigen oder zum Teil sogar Verständnis äußern.

Was ich über dich angesichts solcher Beiträge denke, behalte ich lieber für mich. Ich rechne auch stark damit, dass du dich rechtfertigen wirst und alles natürlich gaaanz anders zu verstehen gewesen sei. Jedenfalls liegt das Problem aber tiefer, als es die unmittelbare Verurteilung von solchen widerwärtigen Taten vermuten ließe.

Es ist nämlich auch die Frage zu stellen, wie diese arabischen Jugendlichen, die Gast bei uns sind, dazu kommen, auf offener Straße in der Hauptstadt derartige judenfeindliche Exzesse zu starten. Man muss sich fragen, ob man durch die ständige, falsch ausgelebte Toleranz gegenüber Migranten nicht indirekt die Bereitschaft dazu erhöht. Gerade Ausländer werden regelmäßig in ihrem Opfermythos bestätigt, man verharmlost ihre Verfehlungen, man wendet sich sogar dagegen, dass solche Schweine ins Flugzeug gesetzt werden. Stattdessen widmet man sich allein dem Kampf gegen rechts, weil man sich damit auf der vermeintlich „guten“ Seite wähnt.

Hier entsteht ein deutlich spürbarer politischer und moralischer Mismatch, den man vorrangig durch Selbstbetrug (Einwanderer alle friedlich, AfD und Pegida voll Nazi) aufrecht erhält. Ich freue mich über jeden, der sich diesen populistischen und trügerisch beruhigenden Gedanken entgegenstellt.

Ach ja, ehe ich’s vergesse: I SUPPORT THE IDF.

Kann es sein, dass Du so gar nicht mitbekommen hast, was auf der Insel diesbezüglich abgeht? Und das nicht erst seit ein paar Tagen.
Hier mal [ein][1] Artikel. Wohlgemerkt 15 jahre alt. Nicht liberal mit Ignoranz bzw. Wegsehen verwechseln.
Cameron meinte 2012: Großbritanien hat immer noch ein Rassismusproblem.
Also auf der Insel nichts Neues. Und empört wird sich hierzulande auch andauernd. Gerne wird auch auf jede kritische Äußerung mit der Rassismuskeule draufgehauen.
Ich will aber gerne zugeben, dass die Ursachen für diese Tendenzen in UK und D die gleichen sind. Und genauso wie in UK verschwinden auch hier die Probleme durch konsequentes Wegsehen nicht.

Grüße
[1]: http://www.spiegel.de/panorama/strassenschlacht-erneut-krawalle-in-bradford-a-144265.html