Hallo Freunde,
als studierter Maschinenbauer habe ich die Videos vom Brückeneinsturz analysiert und Konstruktionsmängel festgestellt. Die filigrane Gestaltung der Brückenpfeiler und die steife Verbindung der Brückenabschnitte sind m.E. schuld am Einsturz der ganzen Brücke. Meiner Meinung nach hätten außerdem
Poller und/oder Aufschüttungen darum herum installiert gehört, wie es sie selbst bei uralten Bauwerken gibt sowie
gelenkige Verbindungen zwischen den Brückenabschnitten.
Im Automobilbau z.B. ist inzwischen die modulare Bauweise an der Tagesordnung.
Kennt sich jemand mit modernem Brückenbau aus?
Friedrich
Und Du bist sicher, dass Du als Maschinenbauer dafür qualifiziert bist bzw. qualifizierter bist als die Bauingenieure der 70er Jahre, die das Ding konstruiert haben?
Meinst Du Schiffsabweiser? Die waren vorhanden:
Francis Scott Key Bridge – Wikipedia
Das Problem dürfte nur gewesen sein, dass die nicht auf Schiffe der heutigen Größenordnung ausgelegt waren. Im Grunde ist das hier aber wieder ein Ereignis, bei dem es wohl klug wäre, die Untersuchungen bzw. deren Ergebnisse abzuwarten, bevor man sich in Spekulationen ergeht.
Gruß
C.
Mit ein Grund für das Rammen der Brücke dürfte wohl auch gewesen sein, dass heute, während der Revierfahrt, oft kein Mann mehr stand by auf der Back ist, der einen Anker im Falle eines auftretenden Problems fallen lassen kann.
In dem Wiki-Bericht wird angeführt, dass es 4 Minuten vor dem Aufprall einen Blackout für ca. 90 Sekunden gegeben hat und das Schiff während dessen, bereits leicht nach Steuerbord vom Kurs abgekommen ist. In dieser Situation hätten die Lotsen bereits den Backbord Anker, zum stabilisieren des Kurses und zur Verringerung der Geschwindigkeit, über Grund schleifen lassen können. Bis aber jemand von der Brücke oder aus den aufbauten nach vorne auf die Back geeilt ist …
Laut dem Bericht sei wohl kurz vor dem Aufprall der Anker geworfen worden, aber so wie die Ankerkette straight down steht geschah dies um Minuten zu spät, vielleicht sogar erst nach der Kollision als Alibi, da haben schließlich ein paar Beteiligte einiges zu verlieren.
Glücklicherweise habe ich keine Ahnung von Schifffahrt oder den Grundsätzen guter Seemannschaft, so dass ich mir über die Ursachen keine Gedanken machen muss - aber bei Brückenkonstruktionen habe ich genug gute Dokumentationen gesehen um sagen zu können:
Es ist eine absolut gängige und bewährte Konstruktionsweise, dass Pfeiler mit ausbalancierten Kräften auf beiden Seiten arbeiten, so dass sich die Zugkräfte ausgleichen und die Pfeiler keine schwer zu beherrschenden Biegemomente aushalten müssen.
Fallen diese Kräfte auf einer Seite weg, dann zerlegt sich die Brücke.
Alternativ dürfen die Fahrbahnträger eben keine Zugkräfte in die Pfeiler einbringen, sondern nur ihre Schwerkraft senkrecht in den Pfeiler einleiten. Dann sind die Spannweiten niedriger, die Fahrbahnträger viel massiver und beim Herunterfallen eines Bauteils besteht eine gewisse Chance, dass der Rest stehen bleibt.
Die geringeren Spannweiten machen mehr Pfeiler erforderlich, was die Wahrscheinlichkeiten des Anfahrens und von Schiffskollisionen aber deutlich erhöht.
Als absoluter Laie was Schiffe anbelangt, hätte ich eine Frage aber wie lang ist eigentlich der Bremsweg bei so einem Schiff das Ding war über 300 Meter lang und voll beladen .
Naja, ich schätze das die Brücke nicht dafür gebaut wurde das sie von einem über 300 Meter langem voll beladenen Containerschiff gerammt wird…
Soweit mir bekannt, ist der Brensweg bei so einem Pott ca 10km, je nach Geschwindigkeit. Das setzt aber vorraus, daß alle Steuereinheiten etc funktionieren. Und das war ja hier wie man so liest nicht der Fall…
Eher Anhalteweg. Bremsen haben die Dinger nicht, die würden bei den Gewichten ruckzuzuck ausglühen.
Ernst beiseite, das Schiff war recht langsam, ich schätze mal ca. 4-6 kn (7-11 km/h) eher sogar weniger. Die Wasseriefe soll dort lt. Searates.com ca. 15 m betragen. Da der Tiefgang dieses Schiffs nicht viel weniger betragen wird, kann es nicht schneller fahren, sonst würde es sich am Grund festsaugen.
Ein Anker zum Abbremsen und um das Abdriften des Schiffs nach Steuerbord zu verhindern hätte wohl einiges verhindert. Der Anker und zwei Kettenlängen (je nach Beschaffenheit des Kanalgrundes) hätte bei der geringen Geschwindigkeit das Schiff deutliche Wirkung gezeigt. Gefahr wäre ein querschlagen des Rumpfes. Z.Zt. herrscht leichter Wind aus östlicher Richtung. Wenn das am Unglückstag ebenfalls der Fall war, lässt sich das Abdriften nach Stb auch damit erklären. Umso mehr stellt sich die Frage, warum beim Blackout nicht sofort der BB-Anker zu Hilfe genommen wurde. Selbst wenn der Strom wieder zur Verfügung steht und die Hauptmaschine wieder gestartet werden kann (es ist ja auch immer zu bedenken, dass die Hauptmaschine nicht gleich beim ersten Versuch anspringt) dann kann man den Anker mit der Kraft der Maschine und entsprechender Ruderlage über Grund ziehen und dabei einhieven.
vielen Dank