Brücken Endstufe

Ich habe eine PA-Stereo-Endstufe im Kaufvisier, um meinen Subwoofer anzusteuern. Diese hat eigentlich alles an Features was ich brauche…nur leider hat sie keinen Schalter für „bridged“, wodurch sie für meinen Zweck nicht zu gebrauchen wäre.

Und das führt mich zu den allgemeinen Fragen:

Wie ist das „bridged“-Feature eigentlich in einer Endstufe realisiert?

und

Kann man nicht einfach am Eingang (es liegen bei mir identische Monosignale an) eines der beiden Signale um 180° phasenverdrehen (indem ich an einem Cinch-Stecker die Drähte vertauscht anlöte), um dann am Lautsprecher-Ausgang natürlich auch zwei identische phasenverdrehte Signale zu haben…und dann meinen Subwoofer an die beiden (+) - Pole anschliessen? (zwischen denen ja dann das Monosignal mit doppelter Spannung anliegt) Oder knallts dann?

Danke sehr vielmals!

Phasendreher

Wie ist das „bridged“-Feature eigentlich in einer Endstufe
realisiert?

Eine Hälfte des Verstärkers wird 180° phasengedreht angesteuert. Dadurch arbeiten die Ausgänge gegeneinander. Der Lautsprecher wird dann zwichen die beiden Pluspole angeschlossen.

Kann man nicht einfach am Eingang (es liegen bei mir
identische Monosignale an) eines der beiden Signale um 180°
phasenverdrehen (indem ich an einem Cinch-Stecker die Drähte
vertauscht anlöte),

Mit einem unsymmetrischen Cinch-Eingang wird das so nicht gehen, mit symmetrischen XLR-Eingängen schon. Bei Chinch müsstest du extern mit einem 1:1-Übertrager dir ein erdfrei-symmetrisches Signal machen und das dann anklemmen.

(zwischen denen ja dann das Monosignal mit doppelter Spannung
anliegt) Oder knallts dann?

Nun ja. Wenn dein Verstärker schon mal nur Cinch-Eingänge hat, dann ist es „nur“ ein Hifi-Gerät und kein 2-Ohm-taugliches Profi-Gerät.

Beim Brückenbetrieb, „sieht“ jede Verstärkerhälfte für sich nämlich den halben Lautsprecherwiderstand. Aus dem 8-Ohm-Lautsprecher wird dann wirksam ein 4-Ohm-Lautsprecher, das dürfte dann noch gehen, aber wenn du die heutzutage üblicheren 4-Ohm-Lautsprecher anschliesst, werden daraus 2 x 2-Ohm-Lautsprecher je Verstärkerhälft.

Und das dürfte bei deinem Gerät im Guten Fall zu schlechtem Klang wg. der internen Strombegrenzung oder zum Abschalten wg. Überlast führen. Im schlechten Fall (keine internen Schutzmaßnahmen) allerdings zu Rauchzeichen.

Aber lies doch mal im Handbuch, was an Lastimpedanz so erlaubt ist.

Gruß

Stefan

Drähte vertauschen in Cinch-Stecker bedeutet Kurzschluss des betreffenden Eingangskanals. Mit einem NF-Übertrager könntest Du potentialfrei werden und wärst in der Lage, diesen Kanal phasenvertauscht anzuschließen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Besonders für tiefe Frequenzen ist eine aktive Phaseninverter-Schaltung (mit Operationsverstärker) vielleicht besser geeignet als ein passiver 1:1-Übertrager. Klirrfaktor und Impedanzverlauf sind aktiv besser beherrschbar.

Ansonsten Sternchen für Stefans Zusammenstellung.

Bernhard

Hi Dumpfbacke!

Zu den Ausführungen über die Phasengedrehte Ansteuerung habe ich nur hinzuzufügen, dass man das wirklich besser mit einem einfachen OP-Verstärker macht, damit beide Signale absolut identisch sind bis auf die Phasendrehung.

Da aber wie auch schon geschrieben wurde eine Bridge-Schaltung pro Verstärker-Kanal die halbe Impedanz „sieht“, und bei einer nicht schon im Gerät so möglichen Bridge-Schaltung die Überlast-Schutzschaltungen der Endstufe nicht korrekt funktionieren , könntest du statt der phasengedrehten Ansteuerung auch einfach beide Eingänge parallel ansteuern und die Ausgänge auch parallel schalten, wenn die Endstufe die du kaufen willst z.B. nur für 8 Ohm ausgelegt ist (bei PA-Betrieb wahrscheinlich) und dein Subwoofer-Lautsprecher (selbst gebaut?) 4 Ohm hat.
Dazu müsstest du nur sicherstellen, dass das Signal an beiden Eingängen der Endstufe identisch ist (Brücke) und die Verstärkung beider Kanäle in der Endstufe identisch ist (eventuelle Pegelsteller auf MAX, eventuellen Balanceregler mittig fixieren).

Hab ich z.B. mit einer 2 x 150 W / 8 Ohm - Endstufe von CONRAD an einem 300 W Langhub-Bass zwei Jahre lang so gemacht.

Gruß
BT

könntest du statt der phasengedrehten Ansteuerung auch einfach beide Eingänge parallel ansteuern und die Ausgänge auch parallel schalten…

NEIIIIN!!!

Eingänge parallel: meinetwegen.
Ausgänge parallel: niemals (wenn nicht ausdrücklich erlaubt)

In den Verstärkern werden meistens Widerstände mit ±5 % Grundtoleranz verwendet. Wenn die Eigenschaften der beiden Kanäle nicht völlig identisch sind, kann sehr viel Querstrom fließen oder die Endstufe gar schwingen. Beides kann zum Tod beider Kanäle führen.

Bernhard

Nun ja. Wenn dein Verstärker schon mal nur Cinch-Eingänge hat,
dann ist es „nur“ ein Hifi-Gerät und kein 2-Ohm-taugliches
Profi-Gerät.

Es gibt auch noch Profi PA Endstufen die Haben zusätzlich noch Chinch Eingänge verbaut.

Beim Brückenbetrieb, „sieht“ jede Verstärkerhälfte für sich
nämlich den halben Lautsprecherwiderstand. Aus dem
8-Ohm-Lautsprecher wird dann wirksam ein 4-Ohm-Lautsprecher,
das dürfte dann noch gehen, aber wenn du die heutzutage
üblicheren 4-Ohm-Lautsprecher anschliesst, werden daraus 2 x
2-Ohm-Lautsprecher je Verstärkerhälft.

Und das dürfte bei deinem Gerät im Guten Fall zu schlechtem
Klang wg. der internen Strombegrenzung oder zum Abschalten wg.
Überlast führen. Im schlechten Fall (keine internen
Schutzmaßnahmen) allerdings zu Rauchzeichen.

Wir haben dieses „Bauwerk“ mit invertiertem Signal schon mal angewendet. Das ist jedoch jetzt schon mindestens 10 Jahre her. Zu diesem Zeitpunkt wurden einem die Endstufen noch nicht hinterher geworfen. Im Onlineauktionshaus haben selbst die günstigen PA Endstufen (150€) einen Bridge Schalter.

Aber lies doch mal im Handbuch, was an Lastimpedanz so erlaubt
ist.

Ein Schaltplan lag dieser Endstufe bei. Diese altmodische Technik (das waren diese Endstufen (100W) mit den großen analogen Aussteuerunganzeigen) machten das ohne Probleme mit. Bei den heutigen…??? Wie geschrieben - günstig und mit Bridge Schalter bei eBay.

Gruß
Holger

Hallo Bernhard,

Ausgänge parallel: niemals (wenn nicht ausdrücklich erlaubt)

Ich habe jedenfalls das ohne solche Widerstände Monate lang, oft unter Vollast, problemlos betrieben.

Allerdings habe ich die Pegel-Differenz der beiden Verstärkerkanäle durch ein fest einstellbares Balance-Poti vorher auf absolut Null gebracht.

Das kann man ganz einfach messen, in dem man vor dem Parallelschalten zwischen die Plus-Pole der beiden Lautsprecherklemmen ein AC-Millivoltmeter klemmt und den Balanceeinsteller so einstellt, dass das Voltmeter 0 anzeigt.

Gruß
BT

Hallo,

Allerdings habe ich die Pegel-Differenz der beiden
Verstärkerkanäle durch ein fest einstellbares Balance-Poti
vorher auf absolut Null gebracht.

Und wie stellst Du sicher, dass das über den ganzen Aussteuerbereich und Frequenzbereich so bleibt?

Dass das bei Dir funktioniert hat, heißt nicht, dass es immer funktioniert oder gar gut funktioniert. Nicht mal bei Dir kannst Du sicher sein, dass es wirklich gut und ohne Querströme geklappt hat - die hast Du ja gar nicht gemessen. Nur das Überleben der Endstufen ist in Deinem Fall gesichert, sonst nichts.
Gruß
loderunner

Hallo Loderunner,

Und wie stellst Du sicher, dass das über den ganzen Aussteuerbereich und Frequenzbereich so bleibt?

indem man z.B. nicht nur die Eingänge und die Ausgänge miteinander verbindet, sondern auch die Gegenkoppelung von beiden Ausgängen zusammenlegt (Differenzverstärker-Eingänge zusammenlegen).

Nicht mal bei Dir kannst Du sicher sein, dass es wirklich gut und ohne Querströme geklappt hat - die hast Du ja gar nicht gemessen.

Natürlich, aus der Spannungsdifferenz von 0 ergibt sich auch ein Querstrom von 0 zwischen den Ausgängen.

Gruß
BT

Hallo,

indem man z.B. nicht nur die Eingänge und die Ausgänge
miteinander verbindet, sondern auch die Gegenkoppelung von
beiden Ausgängen zusammenlegt (Differenzverstärker-Eingänge
zusammenlegen).

Okay. Aber hier hört es dann mit Hifinutzer auf und fängt mit Elektroniker an.
Mir ist keine für den Heimbenutzer kaufbare Endstufe bekannt, bei der man diese Möglichkeit hat. Erst recht nicht ein Fragesteller, der nicht mal weiß, was mit Brückenverstärker nun genau gemeint ist (was ich nicht als Kritik oder Herabwürdigung meine). Deine Antwort ist deshalb richtig, aber nicht kompatibel… :wink:
Gruß
loderunner

1 Like

Hallo, Loderunner!

Deine Antwort ist deshalb richtig, aber nicht kompatibel… :wink:

Das hast du aber schön formuliert.
Danke!

Übrigens haben nur Endstufen, die schon als Brückenverstärker gebaut wurden, einen richtigen Überspannungs- und Überlastschutz.

Alles Andere, was man zusammenpfriemeln kann, fährt immer an der Grenze seiner Spezifikationen im Bridge-Betrieb oder sogar darüber.

Gruß
BT