Brustkrebs vererbung an Männer

Hallo!

Meine Mutter, deren Schwester und meine Oma (mütterlich) sind allesamt an Brustkrebs verstorben.
Nun wollte ich (männlich) wissen, wie hoch die wahrscheinlichkeit besteht, dass ich an Krebs erkranke und welche Formen in diesem Fall möglich sind.

Danke für die Infos.

Also der Reihe nach:

  1. Wenn Deine verwandten Frauen in hohem Alter am Brustkrebs verstorben sind (>60), ist dies kein zwingendes Zeichen für eine Veranlagerung. (Das Risiko einer jeder Frau, bis zum 80.Lebensjahr am Brustkrebs zu erkranken, ist eta 1:7). Dennoch gibt die Häufung natürlich Grund, sich der Sache anzunehmen.

  2. Es sind - unter wahrscheinlich unzähligen - möglichen erlblich bedingten Erkrankungen von Brustkrebs, zur Zeit ZWEI Gene bekannt.Diese beiden bekannten Gene heissen BRCA 1 und BRCA 2 (vom englischen „Breast Cancer“). Wenn eins oder beide diese Gene mutiert/verändert, sagen wir mal „defekt“ sind, wird ein Molekül unterbunden, welches bei „gesunden“ Personen das sich Multiplizieren von bösartigen Zellen verhindert. Das heisst, sie verursachen nicht direkt Krebs, sondern sie verhindern das Verhindern von natürlichen entstehendem Krebs. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau bis zum 50.Lebensjahr an Brustkrebs erkrankt auf etwa 50%, bis zu ihrem 80.Lebensjahr sogar auf über 80%. Zu der Wahrscheinlichkeit für Männe komme ich später, es ist wichtig, dass du den Zasammenhang verstehst.

  3. Die Wahrscheinlichkeit, ein defektes BRCA1 oder BRCA2 zu vererben, liegt sowohl bei Männern wie bei Frauen bei exakt 50%. Nehmen wir an, deine Mutter und ihre Schwester hatten es von ihrer Mutter geerbt. Die Wahrscheinlich, dass du, deine Geschwister und Cousinen, den Defekt auch haben, liegt also trotz allem nur bei 50%. (Und alles unter der Vorraussetzung, dass deine Oma tatsächlich an einem defekten BRCA verstorben ist!).

  4. Wenn es, um pessimistisch weiterzudenken, erwiesen wäre (dies kann in einem lange dauernden und teurem Verfahren getestet werden), dass du auch ein defektes BRCA1 oder 2 von deiner Mutter geerbst hättest, erhöhte sich statistisch gesehen, die Wahrscheinlich, dass du - männlich - am Brustkrebs erkrankst, allerdings von 1:700 auf immer noch unter 1:100, da Männer sehr selten und erst in sehr hohem Alter Brutkrebs bekommen. DIES wäre also auch dann kein besonderer Grund zur Beunruhigen (für eine eventuelle Schwester oder Coousine dir allerdings schon. Dann würde auch jeder Arzt einen genetischen Test veranlassen). Allerdings:

  5. Ein eventuelles Defekt in BRCA1/2 geht für Frauen mit einem ebenfalls deutlich erhöhtem Risiko für Eierstockkrebs, und für Männer mit einem höheren Risiko für Prostatakrebs, einher. Letztderes ist jedoch nicht einwandfrei bewiesen. Was jedoch bewiesen ist, ist dass WENN ein Mann mit defektem BRCA an Prostatakrebs erleidetet, dieser meist agressiver ist als bei normalem BRCA. Je nach deinem Alter, solltest du entweder deinen Arzt daraufhin ansprechen, um abzuwägen, ob eine Genuntersuchung auf BRCA1/2 sinnvoll ist (was er bezweifeln wird), oder einfach ab 55 Jahren die Routineuntersuchungen auf Prostatakrebs intensivieren bzw deren Intervalle zu verkürzen. Jedenfalls ist dies alles KEIN Grund zur Panik.

  6. Was jedoch extrem wichtig ist: Du musst wissen, dass WENN du eine Genmutation von BRCA hättest (wie gesagt, läge dies bei 50%, wenn deine Mutter tatsächlich eine Mutation gahabt hätte, was wir nicht wissen), ist diese zu 50% vererbbar auf deine Kinder. Wenn du also eine Tochter hättest, wäre dies schon Grund, entweder dich oder direkt sie (!) auf BRCA untersuche zu lassen. Das gleiche gilt natürlich für Söhne und Töchter deiner verstorbenen Tante.

  7. Ein (inoffizieller Tip): Wenn du z.B. wegen deiner eventuellen Tochter beunruhigt bist und du einen Gentest machen lassen willst, wird dich dein Arzt fragen, in welchem Alter deine Mutter/Schwester/Oma verstorben sind. Wenn du ein Alter über 55 angibst, werden die meisten Ärzte einen Gentest aus Kostengründen ablehen. Wenn du dagegen angibst, dass deine Oma schon mit 45 verstorben ist (was ja nicht nachzuprüfen sein dürfte), sieht es anders aus. Du verstehst??

Hallo, auf diesem Gebiet bin ich leider keine Expertin. Es gibt aber Brustkrebs, der vererbt wird und man kann es prüfen lassen. Diese Fälle sind aber in der Relation selten und meines Wissens werden diese auch an speziellen Kliniken betreut und registriert. Ich kenne persönlich eine Frau bei der es definitiv in der Familie lag. Vielleicht sprichst Du den Arzt oder in der Klinik, die Deine Verwandten behandelt haben, das Thema an und fragst nach einer Untersuchung für Dich. Also eine „spezielle“ Untersuchung auf die Vererbbarkeit hin. Und zu Deiner Frage… ja, Männer können auch Brustkrebs bekommen. Sie können aber auch zur Vorsorge gehen und sich selber abtasten, aber das sollte dann ein Facharzt mit Dir besprechen, wenn Du besorgt bist. Ich persönlich würde Dir auf jeden Fall raten mit einem Onkologen darüber zu sprechen um einer unterschwelligen Angst vorzubeugen. Falls ich noch weiterhelfen kann… gerne. Alles Gute wünsche ich Dir. Lieben Gruß

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Hallo FFDragon,

es tut mir leid, dass Sie familiär derart betroffen sind. Und auch, dass ich Ihnen nun erst jetzt antworte:

Ihre Überlegungen sind durchaus berechtigt; bei genetisch bedingtem Brustkrebs kann es vermehrt auch bei den männlichen Verwandten ebenfalls zu Brustkrebs sowie Prostata-, Bauchspeicheldrüsen-, Magen, Darm- und Blutkrebs kommen. Über die Wahrscheinlichkeit kann man allerdings keine genaue Aussage treffen.
Aber diese Gene müssen Sie ja nicht unbedingt geerbt haben, schließlich können Sie ja auch hoffentlich (!) gesunde Gene Ihres Vaters geerbt haben…

Genauere Informationen liefert Ihnen bestimmt eine Nachfrage beim Deutschen Krebsforschungszentrum:
http://www.krebsinformationsdienst.de/kontakt.php

Und ganz speziell mit erblichem Brustkrebs befassen sich folgende Zentren (eventuell können Sie sich dort auch testen lassen):
http://www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück und ein langes, gesundes Leben!

SK