Brutalismus: sadistische Architektur ?

Hallo,
wie konnten sich Investoren für die Brutalismus-Architektur finden? Man muss kein Psychiater sein, um zu erkennen, dass so eine urbane Umgebung krank macht, wenn der Trend ganze Städte erfasst hätte. Die Architekent hatten sicher ein schönens Häuschen im Grünen und ließen andere in diesen Machwerken leiden:


Die Jugendkultur mag solche Bauten heute wieder chic finden; sobald sie aber eigene Kinder haben, wird man aus den Dingern schnell wieder ausziehen.
Gruß
rakete

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Ganzb ehrlich, sind schon zum Teil interessante Bauwerke, Ab und an sollte man diese zugegebener maßen mit eine Rackentenbasis auflockern. Kunst muss nicht jeden gefallen aber Abreissen sollte man diese Bauwerke bestimmt nicht, er wegen den Stil unter Denkmalschutz stellen.

Nicht alles, was Architekten fabrizieren (lassen), ist wirklich künsterlisch wertvoll und ob man auf dauer in so einem Gebäude wohnen könnte, ohne was ander Waffel zu bekommen, wohl auch fraglich.

Jo, mei.
Über das Geshmäckle, was Draußen angeht, dürften die Meinungen verschieden sei.
Wer es als Zumutung empfindet, zieht halt net nei.
Was das Wohnen im Inneren angeht, kann ich mir vorstellen, da dürfte es wohl anders aussehen.
Erinnern wir uns an Hundertwasser: damals riesen Aufschrei, heute ist in den Häusern eine Wohnung unerschwinglich. Warten wirs einfach ab.
grafik
Sch

Hat er ja glücklicherweise nicht. Und das Leben in den Städten macht ja schon aus ganz anderen Gründen krank. Ich sag nur NOx! :wink:

Aber so ein brutalistisches Gebäude an der richtigen Stelle kann schon beeindruckend sein. Und der „Bosco Verticale“ sieht doch ganz schick aus. Wenn man außerdem bedenkt, dass man ein Gutteil seines Lebens IN der Wohnung bzw. am Arbeitsplatz verbringt…

Gruß,

Kannitverstan

Hat sich der Spiegel-Redakteur über den aktuellen Beitrag zum Brutalismus im Magazin Monumente der Stiftung Denkmalschutz geärgert ?

MfG
duck313

Lieber in der Wohnung als am Arbeitsplatz.
Hi :wink:

Moin,
wie so oft zeigt sich, dass die Geschmäcker verschieden sind, das ist nicht erst seit 2000 Jahren bekannt. Ob so eine urbane Umgebung krank macht, oder die, die dort wohnen nicht ohnehin krank sind, oder die Definition von krank einfach sehr subjektiv ist? Ein bisschen Toleranz und schon ist es normal oder hat zumindest seinen berechtigten Platz in der Welt…
Da über 50% der Weltbevölkerung in Städten wohnen, sind sie die „Normalen“. Ob man das gut findet, ist eine andere Frage, aber zum Glück wohnen die nicht auch noch auf dem Land, sonst wäre es da eng und nicht so gesund und luftig, wie jetzt. Oder nicht? Und zum Glück wohnen die nicht alle in den gleichen Naturkonformen begrünten Reihenhäuschen mit Schaukel im Garten, Baum an der Straßenlaterne, Straßenbahnhaltestelle um die Ecke, stell dir das 1 000 000 mal vor, in einer 3Mio Stadt…
Zum Glück „hat das nicht die Städte erfasst“, aber es bereichert IMHO in kleiner Zahl das Bild der großen urbanen Umgebungen.
Und wo die Architekten wohnen, mal nicht zu schnell urteilen. Die kleinen brutalen Bauten im Stil der Betonkubusarchitektur mit Schießschartenfenstern vom Ende des letzten Jahrhunderts (und -tausends) wurden und werden nicht von wenigen Architekten (erst einmal) selber bewohnt.
Nicht nur die Jugendkultur mit der Null-Bock, Konsum-ist-leben, I-just-wanna-have-fun oder wie auch immer Lebenseinstellung oder die Hipsterszene findet solche Bauten chic.
Lass sie doch, du kannst was anderes chic finden, so bleibt die Welt bunt - das ist auch besser zu sehen mit dem brutalem Kontrast, wie schön bunt es außen herum ist, oder nicht?
Nicht nur, weil ein großer Teil der Menschen die meiste Zeit nur im Dunkeln eine Wohnung nutzt.
Grüße,
ynot

Phänomenal - es gibt tatsächlich Bereiche, in denen sich unsere Meinungen wohl annähern können. :smile_cat:

Ich beobachte bereits seit Jahrzehnten zunächst mit Faszination, inzwischen mit Ärger den weitverbreiteten und offensichtlichen Drang, möglichst hässlich zu bauen.

Das betrifft auch keineswegs ausschließlich die Jugend (die ohnehin eher selten baut) noch die Architekten großer Prestigebauten, sondern auch und gerade Otto Normalhäuslebauer. Dieselben Leute, die von den im Urlaub besuchten hübschen Altstädten schwärmen, lassen sich hässliche Klötze mit Fenstern, die an Schießscharten und Bullaugen erinnern, in den Garten stellen.Es ist mir ein großes Rätsel, wie man sich das selbst und der Umwelt antun kann.

:paw_prints:

Naja. Hundertwasser geht ja vielleicht etwas in die Richtung „Kitsch“, was beim Otto Normalspießbürger noch ganz gut ankommt.
Aber diese kalten abweisenden Bunker erinnern etwas an die Baukunst des Totalitarismus. Der Mensch ist im Vergleich zu der erdrückenden und abweisenden Bauweise ein Nichts. Das kann doch heute nicht gewollt sein?

Ich glaube, dass sämtliche architektonisch sehr einheitlichen Reißbrett-Städte der Lebensqualität nicht besonders beförderlich sind, egal ob da jetzt eine brutalistische Bauweise vorherrscht (z.B. Brasilia mit viel Stahl und Beton) oder nicht (z.B. Abuja, Nigeria).

Als Elemente einer „gewachsenen Stadt“ finde ich brutalistische Bauwerke aber sehr ansprechend.

Gruß
F.

Der Bosco Verticale ist aber nur wegen der Pflanzen nicht ganz so hässlich (wenn auch nicht sonderlich hübsch), wie die beiden Türme unbegrünt wären.

:paw_prints:

Ich mag solch cleane Architektur. Und das, obwohl ich nicht mehr unter den Begriff „Jugendlich“ falle. Krank wird man durch die Nutzung eines solchen Gebäudes nicht zwangsläufig, ich hatte das Vergnügen damals, im vergangenen Jahrtausend, 6 Jahre lang in einem solchen Bau zur Schule zu gehen. Die eine oder andere Erkältung in diesem Zeitraum laste ich nicht dem Beton an.

Viel schlimmer für die Optik finde ich vernachlässigte Gammelhäuser, als Steigerung diese Buden dann noch mit teilweise abgerissenen „Fassadenverkleidungsteilen“. Rokoko-Architektur ist auch nicht so meins…

Geschmäcker sind halt verschieden (wäre ja auch schlimm, wenn jeder das mag, was mir gefällt)

Gruss,
Little.
(mag es übrigens auch im Haus minimalistisch eingerichtet)

Naja, bei Haustieren werden die Meinungen auch nicht so verschieden sein.

Wohl war. Zwei Häuser von Bekannten sind auf der Frontseite total fensterlos. Eine sieht aus wie die Rückfront eines Getränkeabholmarktes. Grund sind da die fehlenden Keller. Hinter den Wänden sind z.T. Lagerräume und Haustechnik verborgen.
ich hätte zumindest vorne ein paar freundliche Fensterattrappen mit Fensterläden und Blumenkästen angebracht :wink:
Gruß
rakete

Stimmt schon. Unsere Sekretärin sieht auch besser aus, wenn sie geschminkt ist. Aber ihren Job macht sie auch ohne Rouge ganz routiniert. Sadistisch ist sie dabei nicht… glaube ich…

Gruß,

Kannitverstan

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Sieht aus wie ein dt. U-Bootbunker an der frz. Atlantikküste


…und das sieht aus wie ein Befehlsbunker an der Invasionsküste
http://beenseen.wpengine.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/bunkers-14.jpg

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Hallo

Man hat den Eindruck, der Autor weiss nicht, was Brutalismus ist. Der Name Brutalismus hat nichts mit dem, wie wir brutal verstehen, zu tun - „beton brut“ heisst roher/nackter Beton - unabhängig davon, wie gross das Gebäude/Bauwerk ist.

klar, der Trellick-Tower wirkt - abgesehen von den gestalteten Betonelementen an den schmalen Seiten - wie ein Plattenbau oder könnte auch in einer Banlieue stehen und war tatsächlich auch mal ein sozialer Brennpunkt - inzwischen sind das Eigentumswohnungen. Die meisten Plattenbauten und sonstigen Hochhaussiedlungen sind jedoch kein Brutalismus.
Wenn das Ganze gut verwaltet wird, kann aber auch das ein familienfreundlicher und sonst lebenswerter Ort sein.

Gebäude wie die erwähnte Mäusebunker sind - wie die meisten der als schützenswert angesehenen Brutalismus-gebäude - Verwaltungsgebäude, universitäre Gebäude, Sportanlagen, Denkmäler, Kirchen etc., da wohnt niemand drin.
Viele Architekten haben sich selber so ein Gebäude als Wohn- oder Arbeitsort gebaut (mein Arbeitgeber ist in einem Brutalismusgebäude untergebracht, dass denkmalgeschützt ist und nach wie vor der bekannten Daig-Familie „ckdt“ gehört).

Brutalismus-Siedlungen wie Thalmatt 1 und 2 oder Halen sind als Familiensiedlung gebaut und bei Familien beliebt - viel grün drum, herangewachsene Bäume dazu, diverse Gemeinschaftsflächen etc.
Auch einzeln stehende Einfamilienhäuser im Brutalismus-Stil gibt es (zb Haus Alder)

Auf wikipedia gibt übrigens eine Liste mit bekannten Gebäuden

Hallo

Totalitarismus ist nicht die Ursache, das Bunker wie Bunker aussehen - bei Bunkern folgt die Form der Funktion, egal welche Herrschaftsform gerade regiert.

Das das untere ist „Sainte-Bernadette du Banlay in Nevers“ - eine Kirche (das innere ist schon ein wenig kahl, geb ich zu).
Das eine Kirche auch als Schutzraum/Bunker/Verteidigungsanlage dient und auch so aussieht gab es ja schon in früherer Zeit und nannte sich Wehrkirche - weshalb ich die Architektur nicht unpassend finde.

Gruss, Sama

Zunächst mal ist im Begriff Betonbrutalismus ein Missverständnis versteckt. Wir übersetzten dabei das französische Wort „Brut“ mit brutal, es bedeutet aber roh, unverfälscht also unverputzter unverfälschter „ehrlicher“ Beton. Beim Sekt sagen wir ja auch nicht brutaler Champagner.
Zur Zeit ist im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt eine Ausstellung"Betonbrutalismus". Da gibt es auch Führungen, bei denen man viele interessante Gedanken und Hintergründe dieser Architektur erfährt.
Udo Becker

Es ist doch nur ein Baustil! Trends bestimmen was gerade gebaut wird.