Buch von Quaschning - erneuerbare Energien

Liebe Forumsteilnehmer,

kennt jemand das neue Buch „Erneuerbare Energien und Klimaschutz“ von Volker Quschning? Ich habe es angefangen zu lesen, es ist sehr klar gegliedert und liest sich gut, aber:

Auf den ersten Seiten habe ich gleich drei Fehler gefunden (u. a.: die Mauren hatten im 15. Jahrh. in Spanien keine Vormachtstellung mehr! Und die Sonne wird auch nicht in 4 Milliarden Jahren erlöschen, sondern noch heller leuchten als jetzt!).

Nun frage ich mich natürlich, ob ich die Ausführungen zum eigentlichen Thema des Buches glauben kann, oder ob die ebenso fehlerhaft sind…?

Karl

Hallo Karl,

also grundsätzlich können auch in gut recherchierten Büchern noch Fehler vorkommen. Ich habe schon ein paar (einzelne) sachliche Fehler gefunden in bestens renommierten Fachwerken in der 7. Auflage. Zudem hast Du die Fehler ja gefunden in Themen die nicht zur Kernexpertise des Autors gehören.
Dennoch werde auch ich vorsichtig wenn ich zu viele Fehler finde und prüfe dann all das was mich besonders interessiert gerne mal stichprobenartig gegen andere hochwertige Quellen. Es kann schon sein, dass der Autor es generell an Sorgfalt vermissen lässt.

Allerdings das mit der Sonne ist vielleicht - je nachdem wie es genau formuliert ist - gar nicht so verkehrt, denn nach der hellen, aber relativ kurzen Rote-Riesen-Phase wird aus der Sonne ein schwach leuchtender Weißer Zwerg werden. Sie wird allerdings erst in extrem ferner Zukunft (etwa 10 Billionen Jahren) ganz erlöschen, nicht schon in 4 Milliarden Jahren.

Im 15. Jhdt. hielten sich noch Muslime in Granada, aber natürlich bei weitem nicht ganz Spanien.

Viele Grüße,
Wizzy

Also für mich sind sechs Mrd. Jahre genauso extrem ferne Zukunft wie vier Mrd. Jahre. :- )

Der Mann beschäftigt sich mit Energie und ist kein Astrophysiker. Insofern würde ich ihm mal nachsehen, daß er bzgl. der Lebensdauer der Sonne noch auf dem Stand von vor 30 oder so Jahren ist. Bzgl. der Mauren ist er wohl mit der letzten Phase der Reconquista durcheinandergekommen. Nicht schön, aber es trifft nicht sein Kerngebiet.

Insofern sehe ich das wie Wizzy: wenn sich derartige Läßlichkeiten häufen, muß man sich irgendwann Gedanken machen, ob hinreichend Sorgfalt im Spiel ist. Wobei mir da noch die physikwidrigen Aussagen zum Thema Hitze und Waldbrände im Gedächtnis geblieben ist. Aber vielleicht hat er ja trotzdem Ahnung von Energiedingen.

Interessantes Nebenthema, die Hitze und Waldbrände. Da sind mir nur physikwidrige Aussagen von Kachelmann geläufig (a la die Temperatur sei egal, bei 30°C seien Waldbrände genauso schlimm wie bei 40°C). Kachelmann lieferte sich dann Twitter-Gefechte mit diversen im Gegensatz zu ihm studierten Leuten. Kachelmann hat zwar mit seiner Aussage nicht unrecht, dass die Trockenheit der entscheidende Parameter ist - er stritt aber ab, dass die Trockenheit von Luft und Material eben sehr wohl von der Temperatur abhängt: Ob der Vegetation nun das Wasser auf 5% Wasseranteil im Holz bei 30°C oder runter auf 0,9% nach 40°C Hitze entzogen wird (die Werte habe ich willkürlich geraten, aber jedenfalls weniger bei gleicher Dauer einer Hitzewelle und gleicher absoluter Luftfeuchtigkeit), macht einen Unterschied.

@C_Punkt Entschuldige bitte, ich möchte neben meinem ziemlich nebensächlichen Fass, das ich soeben aufgemacht habe, betonen, dass ich beinahe immer Deine Meinung teile :slight_smile:

Und das zu recht. Waldbränden geht’s um Trockenheit und nicht um Temperaturen. Und Trockenheit hängt von Niederschlag ab und nicht von Temperaturen. Die Korrelation von Hitze und Waldbränden kommt durch den simplen Effekt zustande, daß im Sommer Hitze und Trockenheit Hand in Hand gehen - zumindest bei uns. Eine Kausalität gibt’s da nicht.

Ich bin da anderer Meinung, Stichwort Temperaturabhängigkeit der Sättigungsdampfkurve - oder, in leichter zu verstehenden Worten: Heiße Luft zieht sehr viel schneller Wasser aus dem Boden, je heißer sie ist. Und das sogar bei gleicher relativer Feuchte (wenn kleiner 100%) - die sinkt aber in über Land erwärmten Luftmassen ebenfalls, je größer die Erwärmung ist (bzw. die absolute Feuchte steigt unterproportional über Land).

Man kann gleichsam einen Stoff besser trocknen wenn man ihn in den Ofen tut (in der Natur bleibt die absolute Feuchte natürlich nicht erhalten, insofern hinkt das zwar, aber nur leicht).

Natürlich ist bei gleicher relativer Luftfeuchtigkeit bei höheren Temperaturen die Verdunstung höher, aber dieser Effekt ist nicht so dramatisch, daß er - im Vergleich zu niedrigen Temperaturen - die völlige Austrocknung ganzer Landstriche bewirken könnte (zumal die Hitze nur die obersten Bodenschichten betrifft); das kann nur Trockenheit.

Der Punkt ist, daß Hitze allein nicht Waldbrände macht. Wenn denn die Hitze der wesentliche Einfluß wäre, dann müßte es auch bei Dauerregen und 35 Grad brennen. Macht es aber nicht und deswegen sehnen Feuerwehrleute bei Waldbränden auch regelmäßig Regen herbei und nicht Kältewellen. Genauso dürften dann auch nicht in Kanada und Nordrußland so massiv Wälder brennen wie das in den letzten Jahren der Fall war.

Oder anders formuliert: wenn es nur die Hitze wäre, dann müßten in den Tropen knochentrockene Böden dominieren. Das Gegenteil ist der Fall.

Dass Hitze allein Waldbrände macht (bzw. dass Temperatur der alleinige und alles entscheidende Parameter ist), haben weder Herr Quaschning, ich noch andere auf Kachelmanns Privatthese Antwortende behauptet. Kachelmann hat behauptet, dass die Temperatur für Ausmaß und Häufigkeit von Waldbränden keine Rolle spiele. Und das ist falsch.

Zitat Kachelmann: "[Es sind] lustig-scharlataneske[…] Konstruktionen aus der potsdämlich-professoralen Welt […], die so sehr verzweifelt einen Zusammenhang zwischen Hitze und Waldbränden konstruieren“.

Denn bei höherer Temperatur benötigt es weniger lange Phasen ohne Niederschlag, bis Boden und Vegetation ausgetrocknet sind. Bei 10°C muss wegen der geringeren Verdunstung eine Trockenheit sehr viel länger sein, bis die Vegetation so zundertrocken ist wie nach 14 Tagen bei 40°C jeweils ohne Regen. In Australien letztes Jahr war der Wassergehalt der Vegetation in vielen Regionen geringer als bei zuvor erfassten Dürren und für die Temperatur wurden zahlreiche Rekorde gebrochen.

Ein Paper zum Thema: „Land–atmospheric feedbacks during droughts and heatwaves: state of the science and current challenges“, Miralles et al. (2018)
Abschnitt „From soil moisture to evaporation“:
„Overall, natural land evaporation is highly sensitive to changes in radiation and temperature“ [Hervorhebungen von mir]