Hallo, ich habe gesehen, dass die Mitglieder der Theravada Schule in Thailand sich sog. SAK YAN Tattoos stechen lassen.
Diese wird von einem Mönch in einer Zeremonie gestochen. Hat jemand von euch soetwas schon bei anderen Buddhistischen schulen gesehen?
L.G.
Moin,
Hallo, ich habe gesehen, dass die Mitglieder der Theravada
Schule in Thailand sich sog. SAK YAN Tattoos stechen lassen.
Diese wird von einem Mönch in einer Zeremonie gestochen. Hat
jemand von euch soetwas schon bei anderen Buddhistischen
schulen gesehen?
Also ich nicht. Das scheint eine Besonderheit von Buddhisten in Thailand und Kambodia zu sein.
http://en.wikipedia.org/wiki/Yantra_tattoo
http://www.sak-yant.com/buddhist-tattoos/buddha-tatt…
Bei den Mahayana-Traditionen, speziell Tibet, wird das Stechen von Tattoos mit Buddhistisch-religiösem Inhalt abgelehnt. Hier wird buddhistischen Schriften, Symbolen, Mantren, Bildern usw. sehr viel Respekt entgegengebracht und kein Mensch käme auf die Idee, sich so etwas in die eigene Haut stechen zu lassen.
Gruß
Marion
Hallo,
Bei den Mahayana-Traditionen, speziell Tibet, wird das Stechen
von Tattoos mit Buddhistisch-religiösem Inhalt abgelehnt.
in China, Korea und Japan werden Tätowierungen traditionell mit dem Milieu der Unter- und Halbwelt in Verbindung gebracht. Religiöse Tätowierungen gibt es Japan bei Ainu-Frauen - allerdings ohne buddhistischen Kontext.
In Indien und Südostasien sind Schutztätowierungen vor allem im Kontext von Naturreligionen und Hinduismus weit verbreitet, z.T. auch (z.B. in Myanmar) mit buddhistischer Ikonographie. Dass solche Tätowierungen von buddhistischen Mönchen ausgeführt werden, ist allerdings lediglich eine lokale Tradition bei Khmer und Mon (also in Kambodscha, Zentral- und Nordthailand), keine theravada-buddhistische Praxis. In Myanmar oder Sri Lanka, den ‚klassischen‘ Theravada-Ländern, ist dies nicht üblich.
Nochmals der Hinweis, dass es sich um Schutztätowierungen handelt - sie haben eine ähnliche Funktion wie Amulette und sind kein Körperschmuck.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo,
Hier
wird buddhistischen Schriften, Symbolen, Mantren, Bildern usw.
sehr viel Respekt entgegengebracht und kein Mensch käme auf
die Idee, sich so etwas in die eigene Haut stechen zu lassen.
Ein solchermassen tätowierter Thai oder Kambodschaner hielte eine solche Einschätzung wohl für ausgesprochen respektlos seiner Person und seinem Glauben gegenüber. Erst recht gälte das einem tätowierten Mönch gegenüber.
Man lässt sich von Mönchen tätowieren, gerade weil diese von Gebeten begleitete Zeremonie aus tiefer Achtung vor der eigenen Religion, dem festen Glauben und der mit den mystischen Diagrammen verbundene Energie geprägt ist. Meines Wissens gilt es für den Tätowierten, durch die Einhaltung von Regeln und Verboten die magische Kraft der Tätowierungen zu erhalten.
Viele Grüße
Thomas
Danke für die Infos
Hallo,
Hier
wird buddhistischen Schriften, Symbolen, Mantren, Bildern usw.
sehr viel Respekt entgegengebracht und kein Mensch käme auf
die Idee, sich so etwas in die eigene Haut stechen zu lassen.Ein solchermassen tätowierter Thai oder Kambodschaner hielte
eine solche Einschätzung wohl für ausgesprochen respektlos
seiner Person und seinem Glauben gegenüber. Erst recht gälte
das einem tätowierten Mönch gegenüber.
was für eine „Einschätzung“ meinst Du? Dass in Tibet „buddhistische“ Tätowierungen als respektlos erachtet werden? Was soll daran respektlos gegenüber Thai oder Kambodschanern sein, die das anders sehen?
Wir haben hier doch zwei völlig unterschiedliche kulturelle Kontexte, die du da ohne Not miteinander in Zusammenhang bringst - auf der einen Seite eine Kultur mit einer sehr alten (weit in vorbuddhistische Zeiten zurückreichenden) Tradition magischer Tätowierungen und auf der anderen Seite eine Kultur, in der Tätowierungen schlicht (ein durchaus bekannter) Körperschmuck sind.
Yants (die Tätowierungen, von denen hier die Rede ist) werden in neuerer Zeit zunehmend von Amerikanern und Europäern als exotischer Körperschmuck missbraucht. Dass dies nicht Sinn eines Yants ist, zeigt die Tatsache, dass Yants statt mit Tinte auch mit Öl ausgeführt werden können - die Tätowierung ist dann nach Abheilung der Haut unsichtbar. Unsichtbare Yants werden vor allem von Frauen vorgezogen - eben weil sie durchaus nicht als ‚Schmuck‘ angesehen werden.
Wie schon geschrieben, ist dies in den Mahayana-Ländern anders. Dazu zwei bezeichnende Beispiele - in beiden Fällen handelt es sich um Amerikaner, einen Mann und eine Frau.
Das Beispiel des Mannes widerspricht etwas Pendragons Aussage bzw. relativiert sie. Der Mann hatte zwei Tätowierungen - vor seiner Ordination verlangte sein Lehrer (ein Nyingma-Lama) von ihm, diese mit dem Text eines Mantras von einem Tätowierer ‚überschreiben‘ zu lassen. Sinn der Sache war offensichtlich, die schmückende Funktion der Tätowierungen aufzuheben - sowohl ästhetisch als auch ‚magisch‘.
Die Frau ist heute Bhikshuni (Nonne) des koreanischen Chogye-Ordens. Voraussetzung dafür war u.a., dass sie sich zunächst ihre drei Tätowierungen entfernen ließ - mit diesen hätte man sie nicht ordiniert.
Freundliche Grüße,
Ralf
Moin,
ich denke, wir sollten hier doch etwas differenzieren. Zum Einen gibt es Tattoos mit buddhistischen Symbolen als Körperschmuck, den ich auch ausschließlich bislang bei Westlern kenne, die z.B. einen tätowierten Buddha oder eine Mantra-Silbe „cool“ finden oder sich dadurch gar irgendwie mit dem Buddhismus verbunden fühlen, ohne selbst praktizierende Buddhisten zu sein. Das geht sogar soweit, dass bei uns Leute nachfragen, die selbst gar nicht mal wissen, was diese Silbe, die sie sich da haben in die Haut stechen lassen, eigentlich bedeutet.
Zum zweiten gibt es den hier angesprochenen in der buddhistischen Welt winzigen Ausnahmefall der Tätowierungen, wie sie in einigen thailändischen, burmesischen oder kambodianischen Gegenden offenbar praktiziert werden. Hier ist von „mytischen Schutzsymbolen“ die Rede, was auch immer das in dieser speziellen Region im Einzelnen sein mag. Wie das zu werten ist, hat ja Ralf schon in dem anderen Posting erwähnt, dem ich inhaltlich voll zustimme. Diese Yants umfassen offenbar traditionell keine Buddhaabbildungen, Sutren oder Silben und in einem meiner Links war davon die Rede, dass ein thailändischer Mönch normalerweise auch keine Buddhaabbildungen stechen würde.
Was nun die von mir angesprochene Haltung zu entsprechenden Tattoos im Mahayana-Raum, insbesondere im tibetischen Raum angeht, kann ich wiederum Ralf nur zustimmen. Es ging mir um die Beantwortung der Frage, ob religöse Tattoos in anderen buddhistischen Traditionen bekannt sind und diese wollte ich für den genannten Raum mit der entsprechenden Begründung verneinen.
Es ging mir jedoch in keinster Weise darum, irgend welchen anderen Buddhisten zu unterstellen, dass sie keinen Respekt vor buddhistischen Abbildungen oder Schriften haben. Die Art und Weise, wie Mahayana-Buddhisten ihren Respekt zeigen, ist eine sehr persönliche Weise und sie sehen darin einen Ausdruck ihrer eigenen Wertschätzung. Neben Tattoos gibt es noch eine ganze Menge andere Möglichkeiten, wie sich dieser Respekt ausdrückt. Gerade gestern durfte ich z.B. erleben, wie ein Mönch der tibetischen Kagyü-Tradition sich einen Weg durch einen recht vollen Raum bahnte und dann plötzlich stehenblieb, weil er ansonsten über buddhistische Schriften hätte steigen müssen, die jemand unachtsam in genau die Lücke am Boden gelegt hatte. Statt hier jemanden zurechtzuweisen nahm er die Schriften einfach auf, legte sie aufs nächste Tischchen und ging dann weiter. Nach einer Veranstaltung bekam ich mal von einem Nyingma-Mönch einen ganzen Stapel Script- und Konzeptpapier mit der Bitte, ob ich dieses irgendwo verbrennen könne, da er dies nicht mit zurück nehmen wollte und dies im Hotelzimmer schlecht möglich war
Aber eher hätte er den ganzen Stapel wieder im Flugzeug mit zurückgeschleppt, als ihn einfach irgendwo in eine Mülltonne zu werfen.
Es dürfte klar sein, dass Menschen mit einer solchen Einstellung gerade hier im Westen immer wieder die Haare zu Berge stehen müssten, wenn man sieht, wie hier selbst innerhalb buddhistischer Gruppen teilweise mit buddhistischen Bildern oder Schriften umgegangen wird, mal ganz abgesehen von solchen Extremen wie Buddha-Bildnissen auf Badematten und was sonst hier für Deko-Schindluder mit Buddha-Abbildungen getrieben wird. Dennoch hab ich nie ein Wort der Kritik gehört.
Der Respekt, von dem hier die Rede ist, ist eine Sache die der Einzelne aus seinem Innersten heraus entwickelt, begründet in seiner eigenen religiösen Haltung. Dabei ist in erster Linie entscheidend, wie man selbst handelt, und nicht, wie andere handeln. Man kann eh nur die eigene Haltung im Zweifelsfall erläutern mit der Hoffnung, dass diese respektiert wird.
Ich gehe im Übrigen davon aus, dass einem Tibeter kambodianische oder thailändische Gebräuche nicht weniger „fremd“ sind, als die von Mitteleuropäern
Gruß
Marion
Hallo Ralf,
was für eine „Einschätzung“ meinst Du?
Vielen Dank für deinen Hinweis. Ich hatte Marions Äusserung eher so aufgefasst, dass eine Tätowierung von mystische Diagrammen und/oder buddhistischen Texten/Silben generell Ausdruck eines geringeren Respekts vor „buddhistischen Schriften, Symbolen, Mantren, Bildern usw.“ seien. Ich kann Marion natürlich auch falsch verstanden haben, möchte aber herausstellen, dass das Gegenteil der Fall ist. Vielmehr als sie nach Buchform unbuddhistisch sind, sind sie im thailändischen und kambodschanischen Kontext Ausdruck des tiefen Glaubens und Respekts vor dem dort gelehrten Buddhismus. Mehr wollte ich nicht gesagt haben.
Wir haben hier doch zwei völlig unterschiedliche kulturelle Kontexte,
die du da ohne Not miteinander in Zusammenhang bringst - auf der
einen Seite eine Kultur mit einer sehr alten (weit in vorbuddhistische
Zeiten zurückreichenden) Tradition magischer Tätowierungen und auf
der anderen Seite eine Kultur, in der Tätowierungen schlicht (ein
durchaus bekannter) Körperschmuck sind.
Zumindest nach meiner Erfahrung möchte ich in Teilen widersprechen: Die hier durch dich aufgezeigte Trennung zwischen alter Volksreligion und Buddhismus spielen in Thailand kaum eine Rolle, sondern sind eng miteinander verknüpft. Das gilt auch für Mönche. Die Trennung wird vor allem durch westliche Beobachter und allenfalls Thais aus städtischem Umfeld bei westlicher Erziehung, also quasi von aussen vorgenommen. Dieser Trennung begegnet man ansonsten mit Unverständnis. Man würde höchstens höflich entgegnet bekommen, dass man die falschen Fragen stellt.
Das es darüber hinaus weitere buddhistische Schulen gibt und die vielfältige Weiterentwicklung durch die Religion selbst vorgegeben ist, steht dagegen doch überhaupt nicht in Frage. Selbstverständlich vermischt sich diese Religion dann auch mit andern Religionen, Traditionen und Kulturen. Ich wüsste nicht, wo wir da großartig auseinanderliegen.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Marion,
Zum zweiten gibt es den hier angesprochenen in der
buddhistischen Welt winzigen Ausnahmefall der Tätowierungen,
wie sie in einigen thailändischen, burmesischen oder
kambodianischen Gegenden offenbar praktiziert werden. Hier ist
von „mytischen Schutzsymbolen“ die Rede, was auch immer das in
dieser speziellen Region im Einzelnen sein mag. Wie das zu
werten ist, hat ja Ralf schon in dem anderen Posting erwähnt,
dem ich inhaltlich voll zustimme.
Ralfs Wertung habe ich meine Beobachtung schon entgegen gestellt.
Diese Yants umfassen
offenbar traditionell keine Buddhaabbildungen, Sutren oder
Silben und in einem meiner Links war davon die Rede, dass ein
thailändischer Mönch normalerweise auch keine
Buddhaabbildungen stechen würde.
Von Buddhaabbildungen war auch nicht die Rede. Wohl aber kenne ich traditionelle Sak Yants an thailändischen, buddhistischen Mönchen, die Silben des heiligen Khoom Alphabets enthalten.
… Es ging mir um
die Beantwortung der Frage, ob religöse Tattoos in anderen
buddhistischen Traditionen bekannt sind und diese wollte ich
für den genannten Raum mit der entsprechenden Begründung
verneinen.
Danke für die Klarstellung.
Viele Grüße
Thomas
Moin,
Silben des heiligen Khoom Alphabets.
Das kenn ich nicht. Sind das Silben von Mantren?
Gruß,
Marion
Moin,
Vielen Dank für deinen Hinweis. Ich hatte Marions Äusserung
eher so aufgefasst, dass eine Tätowierung von mystische
Diagrammen und/oder buddhistischen Texten/Silben generell
Ausdruck eines geringeren Respekts vor „buddhistischen
Schriften, Symbolen, Mantren, Bildern usw.“ seien. Ich kann
Marion natürlich auch falsch verstanden haben,
Jo, hast du wohl. Ich komme ständig in Kontakt mit Buddhisten aus allen möglischen Schulen und Ländern mit ihren jeweiligen Schwerpunkten und Eigenarten. Ich finde diese Vielfalt eher faszinierend, eine Klassifizierung gar im Sinne von wer denn nun womöglich die „besseren“ Buddhisten sind jedoch völlig fehl am Platz.
Allerdings ist eben auch nicht überall Buddhismus drin, wo Buddhismus drauf steht. Die von dir angesprochene gerade von Westlern gemachte Trennung zwischen buddhistischen Inhalten und lokalen Bräuchen ist meiner Meinung nach im Westen auch unabdinbar, sonst wird hier Leuten sehr schnell etwas als Buddhismus verkauft, was mit Buddhismus überhaupt nichts zutun hat. Die Verquickung zwischen Buddhismus und eigenen lokalen Bräuchen stellt sich dann schon von alleine ein. Ich kenne zum Beispiel durchaus westliche Buddhisten, die Sylvester auch mal einen Knaller zünden. Ich stelle mir gerade einen urabanen, nicht religiösen jungen Thailänder vor, der dies auf einer Sylvesterparty mit buddhistischen Westlern erlebt und dann in einem thailändischen Forum fragt, ob dieser Brauch auch in anderen buddhistischen Schulen bekannt ist )
Gruß
Marion
Moin, moin,
Silben des heiligen Khoom Alphabets.
Das kenn ich nicht. Sind das Silben von Mantren?
Genau kann ich dir das leider nicht beantworten. Khoom (Thai, gespr.: khúm) heisst beschützen, schützen, behüten.
Viele Grüße
Thomas
magische Synkretismen
Hi,
der international recht bekannte Spezialist für Thaiistik, Barend J. Terwiel
http://www.tanap.net/content/universities/counterpar…
bestätigt speziell in seinem Klassiker
Monks and Magic: Analysis of Religious Ceremonies in Central Thailand
ISBN 9789748496030 Buch anschauen
das, was Tychiades dir bereits schrieb. Das sind sog. „Synkretismen“, Verschmelzungen buddhistischer (aber auch hinduistischer) Traditionen mit älteren Schichten magischer Praktiken, wie sie vor allem in Thailand, Myanmar, Kambodscha zu finden sind, und dort wiederum besonders in ländlichen Gegenden.
Eine kurze Zusammenfassung einiger seiner Forschungsresultate findest du hier:
http://www.pensis.net/documente/22schriftlichearbeit…
Gruß
Metapher
Khoom Alphabet
Einige graphische Beispiele der Anwendung des Alphabets finden sich in diesem Artikel des oben erwähnten B.J. Terwiel (auf Seite 5):
http://www.pensis.net/documente/22schriftlichearbeit…
Es sind Erweiterungen bzw. geheimsprachliche Verfremdungen auf der Grundlage des aus der Kambodschanischen Schrift abgeleiteten Silbenschrift. Ähnliches findet sich ja auch in der daoistischen sakralen Graphik.
Gruß
Metapher