Budget des Arztes?

@Mod: Wenn es ein passenderes Brett gibt, dann bitte verschieben. 

Hallo allerseits,

hier im Bekanntenkreis auf dem Dorf gehen derzeit „Beschwerden“ ueber die neu ansaessige Aerztin um. Diese verschreibt - obwohl die Bekannten bisher auch immer grundsaetzlich 100er Packungen (N3) von ihren Tabletten bekommen haben und diese Tabletten auch „lebenslang“ benoetigen - nun am Jahresende nur noch 30er Packungen mit dem Verweis auf „ihr Budget“ (Und nein, die Bekannten sehen nicht so aus, als ob sie demnaechst den Nippel abgeben wuerden).

Kann mir hier mal jemand erklaeren, was das mit dem Budget des Arztes zu tun hat.  Ist das Ganze Vereinbarungen mit den Krankenkassen geschuldet?

Apropos: Vergleicht man den ProPillePreis, so sind die 30er Pillen nicht günstiger  als die 100er Pillen. Die Apothekerin hatte ein derartiges Verhalten noch bei keinem anderen ortsansaessigen Arzt erlebt.

So wie es aussieht, ist in diesem Modell der Patient der Gelackmeierte, denn

  • er muss auch fuer die 30er Packung 5 Euro zuzahlen (genauso viel wie fuer die 100er)
  • noch mal extra zur Apotheke fahren, denn im Gegensatz zu den 100ern sind die
    30er Packungen in der Regel nicht vorraetig

Fuer mich sieht das erstmal so aus, als ob die Aerztin sicherstellen will, dass die Patienten auch im Januar noch mal bei ihr vorbeikommen und ihre VK durchziehen…

Gruss
E.

Hallo!

wenn ich nicht ganz falsch liege,dann bekommen Ärzte pro Patient und Quartal einen Festsatz für Medikamente zugestanden. Unterschiedlich nach Fachgebiet und auch noch unterschiedlich nach Versichertenstatus.
Am Quartalsende kann der schnell aufgebracht sein. Meist längst vorher.
Dann gäbe es 2 Möglichkeiten,Arzt kann die Überschreitung mit bestimmten Fakten wie überdurchschnittlich viel alte, kranke Patienten begründen und darf so überschreiten.
oder er zahlt aus eigener Tasche drauf.

Und da mag er dann eben auch nur kleine Mengen verschreiben,die bis ins nächste Quartal reichen.

MfG
duck313

Hallo,
ich wohne in Berlin und bei mir sind es verschiedene Ärzte die auch zum Ende des Quartals nur noch dringend benötigte Medikamente verschreiben und diese auch in Kleinstpackungen oder auch keine Physiotherapie mehr. Es hat also schon mal mit einem Dorf nichts zu tun.
Die Ärzte können in einem Quartal über ein bestimmtes Budget verfügen, dies ordnen die Krankenkassen ein und teilen das Budget zu.
Dies beinhaltet Medikamente, Physiotherapie, Ct usw., wenn der Rahmen erschöpft ist können die Krankenkassen ein „Bußgeld“ verhängen, den Arzt regresspflichtig machen.
Dieses Budget kann sich erhöhen und wenn die Ärztin neu ist, wird ihr ein sehr viel geringerer Betrag zustehen wie einem alt eingesessenen Arzt.
Leider werden so viele Ärzte in ihrem Handeln eingeschränkt und die Patienten müssen mitleiden.
Gruß Gaby

Hallo,
zu meinen beiden Vorschreibern, denen ich beipflichte nur eine Bemerkung -.
nicht die Krankenkasse verhängt ggf. ein Bußgeld sondern die Kassen-ärztliche Vereinigung.
Gruss
Czauderna

Hallo,

Kann mir hier mal jemand erklaeren, was das mit dem Budget des Arztes zu tun hat. Ist das Ganze Vereinbarungen mit den Krankenkassen geschuldet?

Letztlichja, auch wenn da naturgemäß noch die Kassenärztlichen Vereinigungen zwischengeschaltet sind, die von den Beiträgen etwas für sich abzwacken und den Rest eben verteilen müssen.

Apropos: Vergleicht man den ProPillePreis, so sind die 30er Pillen nicht günstiger  als die 100er Pillen. Die Apothekerin hatte ein derartiges Verhalten noch bei keinem anderen ortsansaessigen Arzt erlebt.

Vielleicht darf sie gar nichts anderes sagen oder will auch nicht drauf hinweisen, dass sie dabei zumindest keinen Verlust erleidet ;o)

So wie es aussieht, ist in diesem Modell der Patient der Gelackmeierte, denn - er muss auch fuer die 30er Packung 5 Euro zuzahlen (genauso viel wie fuer die 100er) - noch mal extra zur Apotheke fahren, denn im Gegensatz zu den 100ern sind die 30er Packungen in der Regel nicht vorraetig

Also bei uns in der Stadt aber auch auf dem Lande fahren einem das die Apotheken kostenlos nach Hause. Die Spanne für die Apotheken scheint das locker herzugeben.

Fuer mich sieht das erstmal so aus, als ob die Aerztin sicherstellen will, dass die Patienten auch im Januar noch mal bei ihr vorbeikommen und ihre VK durchziehen…

Jein, das wäre bestenfalls ein Nebeneffekt, der auch wieder der Abrechnungspraxis geschuldet wäre. Die Höhe des Budgets eines Arztes im laufenden Quartal hängt nämlich auch davon ab, wieviele Patiemten im vorherigen Quartal da gewesen sind.
Letztlich ist das alles aber eben nicht die „Schuld“ des einzelnen Arztes, sondern eben Folge einer Abrechnungspraxis der KVen, die versuchen ein gegebenen Budget, die krankenkasenbeiträge irgendwie „gerecht“ auf alle Ärzte zu verteilen. Dabei wird eben sehr schematisch vorgegangen, damit ja kein Arzt der mehr macht, weil er etwa wegen guter Leistungen mehr Patienten hat, mehr verdient als einer, der weniger gut ist.

Grüße

Hallo,

das ganze ist ziemlich kompliziert. Ich versuchs mal grob zu vereinfachen.

Die Ärzthonorare sind „gedeckelt“ - sprich es git nur einen vorgegebenen Eurobetrag für Arzthonorare pro Jahr. Die Krankenkasse verhandeln mit den Kassenärztlichen Vereinigung (KV)  bundesweit die Ärztehonorare . Die KV verteilt diese Honorare dann intern auf die verschiedenen Arztgruppen (Hausarzt, HNO-Arzt, Internist ect). D.h, letztlich entscheidet die KV welche Arztgruppen wieviel vom Kuchen bekommen. Das nennt sich dann Gesamtbudget. Das lag in 2012 bei so schlappen 8 Milliarden Euro.

Das ist das Geld dass die Ärzte im Jahr ausgeben dürfen, geben Sie mehr aus - sagen wir mal 8,5 Milliarden - haben Sie Pech gehabt, denn es sind nur 8 Milliarden da. Das ist das berühmte „Budget“ .

Die Crux daran ist - das gilt Bundesweit - d.h. der einzelne Arzt vor Ort kann zu keinem Zeitpunkt wissen ob er innerhalb oder ausserhalb des Budgets arbeitet.

Deshalb haben die Ärzte Ende des Jahres immer Schiss zu arbeiten, da es sein kann dass sie Ihre Arbeit nicht bezahlt bekommen oder schlimmer - Geld zurückzahlen müssen.

Denn es wird ja erst mal abgerechnet - hat ja keiner die Übersicht - und Anfang des Folgejahres klärt sich dann ob die Ärzte über dem Budget lagen.

Im obigen Beispiel - 8 Milliarden Budget - 8,5 Milliarden Ausgaben = 500 Millionen zuviel.

Diese 500 Millionen werden dann bei den Ärzten zurückgefordert - das ist dann der gefürchtete „Regreß“.

Ich hoffe ich habs halbwegs deutlich rübergebracht. Wie schon gesagt ist ziemlich kompliziert.

Gruss
Thomas

Hallo,
wie Thomas es schon beschreibt und die anderen Kommentatoren, Es ist nur ein gewisser finanzieller Rahmen für die Ärzte vorhanden und wenn der überschritten wird, zahlt der Arzt drauf. Die neue Ärztin muss wohl erst herausfinden, wie hoch sie verschreiben darf. Wenn der Vorgänger der Praxis ihr nicht gesagt hat, wie hoch er verschreiben konnte, fehlt die Übersicht und sie ist nur vorsichtig. Die Praxis- Übernahme hat ja uch Geld gekostet. 
Sicher wird sich die Verschreibung-Praxis einspielen, Vor allem, wenn die Patienten mit ihr darüber reden. Mein Vorschlag: bereits in der Mitte des letzten Quartals im Jahr Medikamente bestellen, dann reichen die Großpackungen bis ins neue Jahr/neues Quartal,.
Alles Gute- Schaddie

Hallo Guenter!

nicht die Krankenkasse verhängt ggf. ein Bußgeld sondern die
Kassen-ärztliche Vereinigung.

Aufgrund welcher Rechtsgrundlage können Körperschaften öffentlichen Rechts Bußgelder verhängen?

Gruß
Wolfgang

Rationierung von Gesundheitskeistungen
Hallo,

das geht doch alles auf die Bemühungen von Ulla Schmidt und ihrem treuen Adlaten Lauterbach - der mit der Fliege - zurück, die niedergelassenen Ärzte abzuschaffen. Durch eine Struktur mit wenigen Krankenhauskonzernen (schaut euch mal die Verbindungen des Herrn Lauterbach an - Rhön Kliniken bezahlen den werten Herrn), medizinischen Versorgungszentren und wenigen gesetzlichen Einheitskassen sollte der Wettbewerb im Gesundheitswesen abgeschafft werden. Dann kann man leichter rationieren. Eine teure Behandlung? Nur nach Stellungnahme einer Gutachterkommission und mit Wartezeit!

Bloß gut, dass dieses Kreuz erst einmal an uns vorübergegangen ist.

Undtschüss

1 Like

Hallo Wolfgang,
die genaue Rechtsgrundlage kann ich dir leider nicht liefern - liegt wahrscheinlich
einer Vertragsregelung zwischen Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung und Vertragsärzten zugrunde. Jedenfalls gibt es so etwas - hier mal ein Beispiel :
http://www.rundschau-online.de/wipperfuerth-und-lind….
Gruss
Czauderna
PSD : Ach ja, guten Rutsch ins neue Jahr

Hallo,

das geht doch alles auf die Bemühungen von Ulla Schmidt und ihrem treuen Adlaten Lauterbach - der mit der Fliege - zurück, die niedergelassenen Ärzte abzuschaffen.

Das war so gewollt?

Durch eine Struktur mit wenigen Krankenhauskonzernen (schaut euch mal die Verbindungen des Herrn Lauterbach an - Rhön Kliniken bezahlen den werten Herrn), medizinischen Versorgungszentren und wenigen gesetzlichen Einheitskassen sollte der Wettbewerb im Gesundheitswesen abgeschafft werden.

Das ist natürlich auch Ansichtssache, aber ich meine, dass auf diesem Gebiet sowas wie Wettbewerb damals bestenfalls in Ansätzen existierte.

Dann kann man leichter rationieren.

Das ist in meinen Augen keine Frage des Könnens oder Wollens, sondern eine des Müssens. Die Ressourcen sind nunmal auch auf diesem Gebiet begrenzt. Das ist einfach die Realität, auch wenn man sie nur zu gerne ausblenden würde. Wenn jemand unbegrenzten Output fordert, muss er auch sagen, wo der unbegrenzte Input herkommen soll. Bisher sind nur die Bedürfnisse unendlich.

Eine teure Behandlung? Nur nach Stellungnahme einer Gutachterkommission und mit Wartezeit!

Na und wenn es so wäre. Wenn 1.000€ vorhanden sind, und drei Leute eine behandlung zu je 500€ wollen, dann muss das irgendwie geregelt werden. Eine Möglichkeit wäre, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Eine andere wären Kosten-Nutzen-Abwägungen. Dann gibt es eben für den bettlägerigen 89-Jährigen kein neues Herz mehr, wenn da zwei im arbeitsfähigen Alter mit in der Reihe stehen.
Und ja, es gäbe in diesem System viel zu verbessern. Das wäre dann aber eher ein Thema für Innenpolitikbrett.

Grüße