Bücher ähnlich wie Herbstmilch?

Hallo!

Ich habe eine gute Freundin, die sich sehr für bestimmte Themen interessiert - der ich Bücher schenken möchte. Da das Themengebiet für mich eher (noch) unbekannt ist, suche ich Rat:

Sie (ist selbst 50) mag Bücher über das Leben von Bauern zwischen 1890 und 1960 (? so ungefähr, denke ich, am ehesten wohl um 1920, aber so genau weiß ich es nicht), deswegen dachte ich an Herbstmilch.

Sie kennt den Krabat und fand das Buch gut, weil es eine Geschichte ist, in der eine Mühle vorkommt ( :smile: ) - also Müllerei/ Mühlen interessieren sie auch, und der Alltag dort.

Insgesamt interessiert sie jeglicher Familienalltag - ich weiß noch, dass sie den Film „Das weiße Band“ mochte und noch einen anderen Film, in dem es darum ging, dass Kinder aus dem Schwabenländle bei fremden Bauern arbeiteten. (Was nicht heißt, dass ihr die Situation der Kinder gefallen hat.)

Kennt jemand Bücher, dir thematisch passen würden? Ich weiß noch, dass ihr „Die Asche meiner Mutter“ gefiel… aber wie genau das nun hereinpasst, weiß ich nicht.
Ich hoffe, man erkennt eine Richtung…?

Grüße und danke
Peter

Servus,

hierzu z.B. Gudrun Pausewang, „Rosinkawiese“ - Bericht von „Siedlern“ der ersten „Müslibewegung“.

Außerdem „Le Cheval d’Orgueil“ von Pierre Jakez Hélias (weiß leider nicht, ob es eine Übersetzung gibt - Dein Buchhändler weiß es vielleicht, falls er was taugt): Beschreibung des Alltags einer bretonischen Bauernfamilie aus dem Pays Bigouden.

Beide haben nicht den Romancharakter von „Herbstmilch“, sind eher dokumentarisch.

Andersrum, mit weniger Dokumentarcharakter, mehr romanbetont: Maria Beig, „Rabenkrächzen“.

Ebenfalls aus dem ländlichen Bodenseeraum, aber auf jüngere Zeit bezogen, als das dortige „Landleben“ bereits definitiv bachab ging: Peter Renz, „Vorläufige Beruhigung“.

Aus einem geographisch ganz anderen, aber in vielen Dingen sehr nah verwandten Milieu die Trilogie „Langerudkinder“ von Marie Hamsun, mit vergleichbarer Thematik, aber konkreter und viel besser genießbar als der Blut- und Boden-Schwulst ihres Gatten.

Schöne Grüße

MM

Salu,

Außerdem „Le Cheval d’Orgueil“ von Pierre Jakez Hélias (weiß
leider nicht, ob es eine Übersetzung gibt

… ein internationaler Bestseller, laut französischer Wikipedia in 18 Sprachen übersetzt. Nur eine deutsche Übersetzung gibt es aus mir völlig unverständlichen Gründen leider nicht.

Auch die Verfilmung durch den im September verstorbenen Claude Chabrol gibt es in der deutsch synchronisierten Fassung (‚Das Traumpferd‘) anscheinend nicht auf DVD zu kaufen, obwohl der Film (wenn auch nicht gerade Chabrol-typisch) als eines seiner Hauptwerke gilt und amazon geschätzte 50 Chabrol-Filme (gedreht hat er über 60) im Programm hat …

Jedenfalls - sehr schönes Buch, sehr schöner Film. Vielleicht sieht man ihn irgendwann mal wieder bei arte …

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Ralf,

eine deutsche
Übersetzung gibt es aus mir völlig unverständlichen Gründen
leider nicht.

im Extrem kann es sein, daß es nicht gelungen ist, einen marktgängigen deutschen Titel zu finden, mit dem die Inhaber der Rechte einverstanden gewesen wären.

Das „Traumpferd“ bedeutet halt doch was ganz andres, und die vom Sinn in der Nähe liegende Übertragung „Wo an Hélias am Disch sitzt, ischt emmer oba“ wäre nur ganz regional beschränkt verständlich.

Von den Tieren, die man so im Stall hat, fiele mir zu einem bretonischen Bauern bloß „Sturer Bock“ ein, und das macht sich nicht so gut auf einem Titelblatt :wink:.

In dem Abschnitt zu Einberufung und Krieg sind - wenn ich recht weiß - auch keine Schilderungen drin, die irgendwelche Animositäten wecken könnten.

Aber das sind alles Spekulationen - die Wege des Marketings sind unergründlich, auch in der Belletristik. Es reicht im Zweifelsfall, wenn irgendjemand glaubt, deutsche Käufer von so voluminösen Werken akzeptierten bloß die Schilderung einer „guten alten Zeit“ ohne die alltägliche Not; oder sie wünschten sich, daß Frankreich bloß südlich von Vienne ist etc. etc.

Ach, wemmer dereinst mit Siebzig noch firm im Hirn sind, könnten wir das Projekt ja einmal angehen?

Schöne Grüße

MM

Little House Books?
Hallo Peter,

wären die „Little House Books“ auch etwas? Die meisten davon sind von Laura Ingalls Wilder, und sie heißen „Little House in the Big Woods“, „Little House on the Prairie“, etc. Einfach mal den Namen bei amazon eingeben.

Sie wurden als „Unsere kleine Farm“ verfilmt. Und es sind leider Kinderbücher, was man manchen Ausgaben ansieht. (Von Pinguin gab es vor einigen Jahren mal welche, die recht „erwachsen“ aussahen, aber als ich vor zwei Jahren die letzten fehlenden Büchern nachkaufte, habe ich nur noch eine kunterbunte Kinderbuchversion gefunden. Oder vielleicht war die bunte Version auch nur billiger. …)

Schöne Grüße

Petra

Servus,

bloß der Vollständigkeit halber:

Das hier:

anderen Film, in dem es darum ging, dass Kinder aus dem
Schwabenländle bei fremden Bauern arbeiteten.

ist wahrscheinlich nicht richtig. Vermutlich geht es um „Schwabenkinder“ von Elmar Bereuter, eines der Bücher, die sich mit dem „Schwabengehen“ von Kindern aus Vorarlberg und auch Tirol (zu Fuß!) beschäftigen, die sich unter oft erbärmlichen Bedingungen (das Essen, das Nachtlager, bei ordentlichen Bauern dazu ein paar Schuhe und ein Gewand der ganze Lohn für Kinderarbeit von Ostern bis Allerheiligen) bei Oberschwäbischen Bauern verdingten. Zum Verdingen gab es bis 1915 den „Ravensburger Kindermarkt“, aber erst ab 1921(!) hörte diese Schande ziemlich schnell auf, als in Württemberg die Schulpflicht auch auf die Tiroler Kinder ausgedehnt wurde.

– Am Rand noch zum eigentlichen Thema: Nicht Literatur im eigentlichen Sinn, aber sehr reiche und schöne Bilddokumentationen sind die Bände mit Fotografien von Eugen Sauter „Schwäbisches Dorfleben in den 50er Jahren“, „Ein schwäbisches Familienleben“ und „Kindheit auf dem Land in den 50er Jahren“. Sauter, begeisterter Amateurfotograf, kam als junger Schullehrer Anfang der 1950er Jahre nach Neenstetten auf der Schwäbischen Alb und hat die Welt, in der er dort lebte, kurz vor ihrem Untergang akribisch mit der Kamera dokumentiert. Der neuere Band „Ein Leben voller Bilder“ ist nicht so gut gelungen, da stehen die Bilder nicht genug im Vordergrund, und sie sind auch teils mit überflüssigen Zutaten versehen und dadurch nicht so gut anzuschauen.

Von heute aus gesehen ist es vor allem für Leute, die aus der Stadt kommen, kaum zu glauben, daß das alles „echt“ ist, was man beim Blättern in diesen Bänden sehen kann: Der Heuwagen mit dem Ochsengespann, der Wagner beim Auflegen eines Radreifens, zwei alte Bauersleute beim Roggenmähen mit dem Haberrechen, Dreschen mit dem Flegel und Worfeln von Hand, die Älbler in ihrer einheitlichen Werktagstracht, dem Blôkittel, etc. etc. - Für jetzt etwa Fünfzigjährige, die den Kontakt zu jener Zeit grade noch hatten, eine Quelle vieler freundlicher und auch anderer Erinnerungen und innerer Bilder.

Schöne Grüße

MM