Bündelchestag

Hallo allerseits,
im Naheland und angrenzenden Soonwald gibt es so etwas wie den ‚dritten Weihnachtsfeiertag‘ - er nennt sich hier ‚Bündelchestag‘. Der Name entstand aus dem Brauch, Knechten und Mägden (und Dienstboten) an den Weihnachtsfeiertagen den Jahreslohn auszubezahlen, worauf diese dann am 27. ihr Bündel schnüren konnten, um sich auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle zu machen. Da die Jahreszeit nicht besonders geeignet für längere Wanderungen ist, endeten diese meist recht schnell im Wirtshaus. Mit ausreichend Geld war man ja schließlich auch versorgt …

Der Brauch, am 27.12. eine mehr oder weniger lange Wanderung zu unternehmen, die dann unweigerlich im Wirtshaus endet, wird in der genannten Gegend schon lange nicht mehr nur vom o.g. Personenkreis ausgeübt. Ein ‚Bündelchen‘ mit ihren Habseligkeiten haben heute auch die wenigsten dabei …

Mich würde nun interessieren, wo dieser (oder ein ähnlicher) Brauch heute noch gepflegt wird - bzw. wie das Verbreitungsgebiet des ‚Bündelchestages‘ aussieht. Aus Rheinhessen oder der Pfalz (also den östlich und südlich angrenzenden Regionen) ist mir ein solcher Brauch nicht bekannt. Speziell westliche und nördliche (Mosel?) Grenze würden mich interessieren.

Freundliche Grüße,
Ralf

Bündelchestag: ‚Bündelitag‘ und ‚Büntelitag‘

Guten Tag, Ralf

In der Schweiz gibt es einen Basler ‚Bündelitag‘:
„Als Bündelitag wird in der Schweiz der schulfreie Samstag vor den
grossen Sommerferien bezeichnet, an dem die Bündeli (Koffer) für die
Ferien gepackt werden. …“
http://de.wikipedia.org/wiki/Bündelitag

Der Anthroposoph Rudolf Steiner schreibt ‚Büntelitag‘:
„… Wir haben also am 21. Juni eine Sonnenscheindauer von sage und
schreibe 15 Stunden und 59 Minuten, und weil das so schön ist, macht
das der Sonntag, der 22. Juni, auch noch mal so ? aber dann: nach dem
Scheitelpunkt des Sonnenjahres geht die Sonnenscheindauer am 23. Juni
um eine Minute zurück, weil die Sonne erst um 5.33 Uhr aufgeht, das
macht sie drei Tage lang, dann geht sie erst um 5.34 auf, am
Büntelitag, 28. Juni, kommt sie schon drei Minuten später ? also erst
um 5.35 Uhr. …“
http://www.equisetum.de/rudolf-steiner/archiv/0306/m…

Gruss

Rolfus

Lieber Rolf,
danke für Deine Anmerkung. Da es die einzige Antwort ist und der Schweizer ‚Bündelitag‘ offensichtlich mit dem ‚Bündelchestag‘ außer dem Namen nichts gemein hat, nehme ich an, dass der nachgefragte Brauch doch regional ziemlich begrenzt ist.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Ralf,

ich komme aus Nordhessen, und auch hier gibt es von altersher den Scherzmarkt in Schwalmstadt:

Zu den schon im 16. Jahrhundert urkundlich belegten Märkten in Treysa gehört der Scherzmarkt, dem von altersher im Schwälmer Land ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird. Er findet gewöhnlich am 28. Dezember statt, also in der Zeit „zwischen den Jahren“. Nach altem Brauch war dies auch der Zeitraum, in der das Dienstpersonal die Arbeitsstätte wechseln konnte (= scherzen). Bis in die heutige Zeit übt der Scherzmarkt in Treysa auf die Bevölkerung stets eine besondere Anziehungskraft aus.

Soll heißen, dieser Scherzmarkt hat sich im Laufe der Zeit zu einem Kram-Markt entwickelt.

Liebe Grüße
Birgitt