Allerdings wäre es so, dass wenn man jetzt das Gesetz ändern
würde, die Bundeswehr dafür nicht ausgebildet hätte und wenn
man dann tatsächlich wesentliche Teile der Bundeswehr als
Polizeiergänzung im Innland einsetzen wollte, dann müsste man
dafür im Grunde spezielle Truppenteile schaffen, denn wie du
sagst ist ein Jäger ja nicht als solcher zum Bedienen einer
Haubitze geeignet und auch nicht zum Polizeieinsatz.
Da pauschalisierst du leider unpassend, denn bisher hat hier immer noch niemand gesagt für welche Aufgaben die Bundeswehr zur Unterstützung herangezogen werden sollte, dementsprechend lässt sich eine Aussage, wie deine gar nicht treffen.
Fakt ist, die Bundeswehr ist Teil der Exekutive und hat - derzeit im Frieden ausschließlich zur Eigensicherung - tiefgreifende Polizeirechte.
Wenn es so einfach wäre hier „Doppelqualifikationen“ zu
vermitteln, also etwa alle Jäger auch zu Hilfpolizisten
auszubilden, fragt man sich doch warum ähnliches im Sinne
einer flexibleren Verwendbarkeit nicht jetzt schon in
vorhandenen Verwendungen geschieht.
Passiert doch seit Jahren - und seit 2003 in Teilen bereits in der Grundausbildung.
Warum? Weil die KFOR im Kosovo umfassende Polizeirechte hat und so ziemlich alle Auslandseinsätze der Bundeswehr entsprechende Grundkenntnisse erfordern - mal mehr, mal weniger.
Warum erhalten also etwa nicht alle Infanteristen auch eine anzerschulung, alle Fernmelder eine Artillerieausbildung usw.?
Du hast meine Antwort nicht richtig gelesen, sonst würdest du die Antwort kennen: Weil der Auftrag dies nicht erfordert!
Ich denke es liegt daran, dass man mit der guten Beherrschung
der jeweiligen militärischen Spezialisierung bei den Meisten
schon ausgelastet ist.
Nein, daran liegt es sicherlich nicht. Es liegt eher daran, dass das Unsinn wäre, weil vom Auftrag her nicht erforderlich.
Und der Schrei nach Einsatz im Inneren wird ja nicht
angesichts ungesühnter Falschparker ausgestoßen, sondern
gerade für bedrohliche und damit gerade besonders
anspruchsvolle Krisenzeiten.
Anspruchsvoll in welchem Sinne? Fachlich? Personell? Materiell? Alles zusammen?
Wieder viel zu pauschal und daher kein sinnvolles Argument für irgendetwas.
Mit deiner Argumentation: „Man kann ja einfach die Ausbildung
anpassen!“ könnte ich sonst im Grunde auch jeden Berufsstand
als geeignete Hilfpolizisten identifizieren.
Äh, aha. Schätze mal, damit machst du es dir bei weitem zu leicht. Vielleicht bist du mit dem Thema auch überfordert. ich weiß es nicht, aber der Verdacht liegt nahe.
Abgesehen davon ist das keine „Argumentation“ von mir, sondern schlicht Fakt: Der Auftrag von Polizei und Bundeswehr (und nichts anderes) bestimmt die spezifische Ausbildung, denn alles andere macht keinen Sinn.
Da es sich dann um eine hoheitliche Aufgabe handelt vielleicht
nur alle Beamten. Also bewaffnet die Lehrer und schickt die in
den Ferien auf Streife. Finanzbeamte können auch den Verkehr
überwachen, dass schafft auch gleich körperlichen Ausgleich
für den Schreibtischjob. Eigentlich wäre ein verpflichtendes
Jobsharing hier wohl ideal. Feuerwehrleute im öffentlichen
Dienst haben eigentlich auch irgendwie eine Affinität zum
Pionierwesen oder vielleicht eher Artillerie? Da könnte man
vielleicht auch eine gegenseitige Entlastung erzielen, oder
wenigstens Stellen bei den teuren Berufsfeuerwehren einsparen.
Blablabla.
Eventuell bleibst du im exekutiven Sicherheitsvollzugswesen (gut gemeinter Rat, wenn du erst genommen werden willst), führst dir vor Augen wer in Deutschland grundsätzlich den Polizeivollzug verantwortet und beschäftigst dich dann noch mit der Geschichte der Bundespolizei. Das erspart uns sicherlich einen weiteren undifferenzierten Beitrag deinerseits.
Bei der Bundeswehr wären von den vorhandenen Truppen
allenfalls die Feldjäger direkt verwendbar.
Wofür direkt verwendbar?
Wofür ist direkte Verwendbarkeit relevant, wenn es um eine langfristige etwaige Neuordnung der Strukturen der Sicherheitsorgane der Bundesrepublik Deutschland geht?
Nun vermute ich nicht, dass die Bundeswehr massenhaft überzählige :Feljäger hat, sondern diese im Grunde selbst braucht.
Du verstehst es einfach nicht: Der Auftrag bestimmt nicht nur die Ausbildung, sondern auch Stärke und Struktur der Polizei(en), der Bundeswehr und ihrer Truppenteile.
Also müsste man wohl für den inneren Einsatz zusätzliche speziell :Truppenteile ausbilden, die dann entweder weder gute Polizisten noch :gute Soldaten sind, oder wenn man sie für den inneren Einsatz fit
machen will, müsste man sich fragen warum man dann nicht
gleich Profis in dem Gebiet schafft und Polizisten ausbildet.
Ziel sollte wohl eher das Schaffen von Synnergien sein und die Abschaffung des pauschalen Ausschlusses einer Möglichkeit des eigenen Handelns, nämlich einen erheblichen personellen, Materiellen und fachlichen Pool in bestimmten Szenarien nicht zur Verfügung zu haben.
In diesem Fall geht es jetzt, in Zeiten in denen wir keine aktuten Probleme haben, darum mögliche und abstrakt wahrscheinliche worst-case-Szenarien theoretisch durchzuspielen und wenn nötig die Voraussetzungen zu schaffen sie bestmöglich bewältigen zu können. Und hier kommen wir eben dann evtl. auch zum Einsatz der Streitkräfte im inneren, ganz ohne Notstand und ohne Katastrophenfall. Denn wenn der eintritt und keine Vorbereitungen getroffen wurden hat die Politik schon versagt.
Die Intention hinter dem Bestreben Soldaten im Inneren
einzusetzen ist doch im Grunde Geld zu sparen.
Du pauschalisierst schon wieder. Die einzig relevante Intention darf nur sein die (innere) Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu stärken. Und ich habe noch keinen Ansatz gehört (außer meinem), der einen pauschalen Einsatz der Bundeswehr oder von Teilen der Bundeswehr im Inneren vorsieht.
Gegen eine solche Sicht der Bundeswehr müsstest du doch als
Soldat aufbegehren. Nach meinem Verständnis sind Soldaten voll
damit ausgelastet gute Soldaten zu werden, oder zu bleiben.
Nein, da steht m.E. die Politik, die militärische Führung und die Gesellschaft vor. Aber anderes Thema
Oder bist du der Meinung die Bundeswehr hätte da ungenutztes
Potential?
Das mit dem Auftrag, als einzig relevante Größe kannst oder willst du nicht verstehen, oder?
Im Bereich der Streitkräfte oder der inneren und äußernen Sicherheit allgemein sind philosophische Diskussionen nicht zielführend, ja sogar kontraproduktiv, das verstehen aber sehr veile Deutsche (insbesondere auch Politiker) nicht, weil sie glauben wir sind in Deutschland pauschal sicher und der Strom kommt aus der Steckdose.
Ein Auftrag wird erteilt und umgesetzt. Wenn das vorgegebene Ziel ganz oder in Teilen nicht oder nicht rechtzeitig erreicht werden kann meldet man dies. Leben in der Lage nennt sich das. Der Auftrag ist eine gegebene Größe, die Realität ist eine gegebene Größe, beides ist zusammen in Einklang zu bringen, im Zweifelsfall sticht Realität den Auftrag. Philosophische Betrachtungen sind keine feste Größe, sondern purer Luxus und an sich irrelevant, denn „was wäre, wenn die Welt anders wäre“ interessiert nicht!
Wenn du dann Teile der Bundeswehr für polizeiliche Aufgaben
zusätzlich zur militärischen Ausbildung schulst, dann werden
daraus nur schlechtere Soldaten mit halbseidenen
Polizeiqualifikationen.
Die armen Kollegen vom früheren BGS, die armen Kameraden der französischen Gendarmerie Nationale, der spanischen Guardia Civil, der holländischen Koninklijke Marechaussee, der italienischen Carabinieri,…alle schlechte Polizisten und schlechte Soldaten.
Gruß Andreas