Hallo,
Genau, man kann ja ne Menge Sachen ignorieren. Ignorieren wir
auch Strontium und Cäsium? Und Zerfallsstoffe, die ihrerseits
Weiterstrahlen? Was man unter relativ sicheren Bedingungen
versteht dürfte unterschiedlich sein.
Weder bei Strontium noch bei Cäsium haben die hier relevanten Isotope eine Halbwertszeit von Jahrmillionen. Hätten sie die, wären sie viel ungefährlicher. Genau das wollte Zerschmetterling sagen, wohingegen es sich in deinem Beitrag so anhörte, als wenn das dann noch schlimmer wäre.
Cäsium-137 oder Strontium-90 sind genau deshalb gefährlich, weil sie Halbwertszeiten von etwa 30 Jahren haben und sie daher den größten Teil ihrer Strahlung genau in Zeiträumen abgeben, die wir über ein Menschenleben abkriegen können.
Um die gleiche Menge an Strahlung bei einem Isotop mit einer Halbwertszeit von einigen Millionen Jahren abzubekommmen, müsstest du auch einige Millionen Jahre leben. Das tun wir aber nicht.
Na und? Das ist auch nur problematisch, wenn du die
radioaktiven Partikel dabei aufnimmst. Im Idealfall bekommst
du nicht-kontaminierte Mahrungsmittel, die du vorher abspülst.
Woher bekomme ich denn die nicht-kontaminierten Lebensmittel
und das nicht-kontaminierte Wasser? Wie lange bleiben sie
nicht-kontaminiert wenn die Strahlung enorm ist?
Solange du sie vernünftig verpackst, werden Lebensmittel auch nicht kontaminiert. Die Verpackung ist es dann, aber die isst du ja hoffentlich nicht mit.
*kopfschüttel* Nochmal: Wir reden hier nicht davon, dass da
draussen irgendwo eine gigantische Gamma-Quelle lauert. Wir
reden von Alpha-Zerfällen von luftgängigen Stäuben. Natürlich
sind Fenster und Türen keine idealen Filter aber natürlich ein
erster Ansatz.
Genau, eine Notlösung eben *kopfschüttel*!
Nein, das ist mehr als eine Notlösung. Alpha- und Beta-Strahlung kann bereits Material von etwa 1mm Dicke kaum mehr durchdringen. Die relevanten Stoffe wie Cäsium-137 sind aber fast alles Alpha-Strahler und gefährlich sind die v.a. wenn sie IN deinen Körper kommen. Denn dann müssen sie nichts mehr durchdringen, um deine Zellen oder das Erbgut zu schädigen.
Mir scheint, du verwechselst hier einiges mit Gammastrahlung. Diese lässt sich nicht so einfach abschirmen, da sie Fenster oder Türen fast problemlos durchdringen würde. Aber Gammastrahlung spielt in diesem Fall so gut wie keine Rolle, und ist daher für den Schutz der Menschen bei einem AKW-Unfall nicht wirklich relevant.
Vor den Alpha- und Beta-Strahlern musst du dich schützen und hier v.a. so, dass das Zeug nicht in deinen Körper gelangt. Das erreichst du, in dem du möglichst keine kontaminierte Luft einatmest, Hautkontakt vermeidest, kein kontaminiertes Wasser trinkst und keine kontaminierten Lebensmittel isst. Die letzteren beiden sind relativ einfach, weil verpackte Lebensmittel bereits einen Schutz bieten. Den Kontakt mit der Haut kann man am einfachsten mit so Einmal-Anzügen vermeiden, wie es sie im Malerbedarf gibt und die man über der Kleidung trägt. Das schwierigste aber ist es, das Einatmen zu verhindern. Hier hilft es natürlich, die Türen und Fenster geschlossen zu halten, um den Austausch mit der Außenluft so gering wie möglich zu halten. Auch Feinstaub-Masken (die weißen Dinger) sind sinnvoll, weil sich die radioaktiven Stoffe gern an Staubpartikel anlagern. Und durch Regen werden die Stoffe aus der Luft gewaschen, d.h. man muss für den Schutz der Atmung ja nicht jahrelang so leben.
Die Probleme sehe ich eher in der langfristigen Bewohnbarkeit dieser Regionen. Denn die Strahlenbelastung ist zwar kurzfristig dort relativ gut überstehbar, aber wenn man ihr jahrelang ausgesetzt wäre, führt das halt zu den bekannten Spätfolgen wie die Häufung von Krebs, Mißbildungen, Totgeburten usw…
Wenn ein Großraum wie Tokio auf diese Weise verstrahlt werden würde, dann müsste man langfristig extrem viele Menschen umsiedeln oder mit Unmengen von Geld die ganze Gegend dekontaminieren bis die Strahlenbelastung auf ein normales Niveau sinkt. Beides kostet v.a. extrem viel Geld.
Besteht die Chance rechtzeitig zu fliehen, gibt es wohl keinen
Zweifel, das dies der beste Weg ist…
Es muss aber auch realistisch zu sein, fliehen zu können. Ein paar hunderttausend Leute wie z.B. in dem 30km Radius um Fukushima herum, die kann man ja noch evakuieren. Einen Großraum wie Tokio aber kann man schlicht nicht evakuieren. Wo willst du auch mit 35 Millionen Menschen hin? Ganz zu schweigen dass bei solchen Unmengen von Menschen eine Panik noch schlimmere Folgen haben könnte, als die Gefahr durch die Verstrahlung.
vg,
d.