Hallo allesamt,
in dem „Lied Bunt sind schon die Wälder“ ist in der 2 Strophe von Pfirsichen mit Streifen die Rede.
„Am Geländer reifen
Pfirsiche, mit Streifen
rot und weiß bemalt.“
Nun frage ich mich aus Neugier was der Dichter hier eigentlich gemeint hat?
Gab es tatsächlich in Mitteleuropa (vermutlich in Weinbaugebieten) Pfirsiche mit Streifen die rot weiß bemalt wurden?
ist hier tatsächlich von Pfirsichen die Rede oder ist das eine Umschreibung für etwas anderes?
Hallo Takidoso,
das „bemalt“ bedeutet hier nicht, dass jemand einen Pinsel genommen und Farbe auf die Pfirsiche gemalt hat, es ist ein metaphorischer Ausdruck für die leuchtenden Farben der Früchte, die „wie gemalt“ aussehen.
1782 war der Dichter übrigens in Paris im Dienst, das Weinbauklima hat, und wo man zur Zeit der herbstlichen Laubfärbung eigentlich keine Pfirsiche mehr am Baum findet.
Zwar gibt es weiße Pfirsichsorten, die in feinen Streifen rot-weiß gemasert sind, aber wegen des „Geländers“ und der Reifezeit schätze ich, dass hier ursprünglich nicht „Pfirsiche“, sondern „Kürbisse“ gestanden hat und dann (vom Dichter oder von einem Lektor) wegen des Klangs und auch wegen des dabei entstehenden Bildes ersetzt worden ist.
Schöne Grüße
MM
Ja, das klingt einleuchtend… ich hatte eigentlich zunächst an Kürbisse, gedacht, da ich denke eine Zirkürbissorte hat streifen, auch wenn die Farben da glaube ich ettwas andere sind.
Danke für die schnelle und auch ganz gute Antwort
Servus,
falls je ursprünglich ein Kürbis gemeint war, ist es die Bischofsmütze, ein Speisekürbis. Zierkürbisse dürften um 1780 kaum angepflanzt worden sein.
Allein die rot-weißen Streifen sprechen aber auch nicht gegen Pfirsiche.
Schöne Grüße
MM
Hallo
1782 war der Dichter übrigens in Paris im Dienst, das Weinbauklima hat, und wo man zur Zeit der herbstlichen Laubfärbung eigentlich keine Pfirsiche mehr am Baum findet.
Glaubst du wirklich, dass er in Paris allzu viel von Traubenernte, bunten Wäldern, Stoppelfeldern und Erntetänzen gesehen hat? Ich glaube eher, dass es sich um Erinnerungen aus Graubünden handelt, wo er aufgewachsen ist.
Zwar gibt es weiße Pfirsichsorten, die in feinen Streifen rot-weiß gemasert sind, aber wegen des „Geländers“ und der Reifezeit schätze ich, dass hier ursprünglich nicht „Pfirsiche“, sondern „Kürbisse“ gestanden hat und dann (vom Dichter oder von einem Lektor) wegen des Klangs und auch wegen des dabei entstehenden Bildes ersetzt worden ist.
Rot-weiß-gestreifte Kürbisse, das kann ich mir aber nun gar nicht vorstellen. Außerdem reifen Kürbisse doch eher auf dem Boden als am Geländer. Ich denke eher, dass der Wein auf dem Geländer rumrankt, und dabei steht eben auch der eine oder andere Pfirsichbaum. Dass Pfirsiche in Graubünden wenn überhaupt, dann erst im Herbst reif werden, kann ich mir auch leicht vorstellen, und noch eher kann ich mir vorstellen, dass der Dichter nicht so oft Pfirsiche zu Gesicht bekommen hat, und sie einfach falsch in Erinnerung hatte.
Viele Grüße
Servus,
der Typ Kürbis, an den ich hier denke, ist die Bischofsmütze (vgl. das bereits verlinkte Foto). Gerade die ausgeprägt gestreifte Färbung hat mich auf den Gedanken gebracht, dass die eigentlich unpassenden Pfirsiche an dieser Stelle erst nachträglich eingefügt worden sind.
In Malans (mild und begünstigt ein wenig oberhalb des Rheintals gelegen, wo Kaltluft gut abfließen kann) wird heute noch Weinbau betrieben, d.h. auch dort sind Pfirsiche (a) keine besondere Seltenheit und (b) bei Herbstfärbung der Wälder nicht mehr am Baum. Das „Geländer“ kann ein Spalier sein, es kann auch eine Rankhilfe sein, wie sie insbesondere in weniger trockenen Klimaten für Gurken, Melonen, Kürbisse verwendet wird.
Pfirsiche mit einer fein gestreiften Maserung gibt es, wie gesagt - aber der vorherrschende Eindruck ihres Bildes sind nicht die Streifen, ganz im Gegensatz zur Bischofsmütze. Daher mein Gedanke.
Schöne Grüße
MM
Ich denke, der Verfasser des Gedichts, Johann Gaudenz von Salis-Seewis, hat einfach von seiner dichterischen Freiheit Gebrauch gemacht und in seinem Herbstlied alles zusammengebracht, was er selbst mit Herbst assoziierte.
Mein Foto habe ich heute im fränkischen Weinland gemacht - die purpurfarbige Traube strahlt ebenso aus dem Rebenlaube, wie am Geländer rot und weiß bemalte Pfirsiche reifen. Beide Früchte passen also schon mal zusammen.
Gelbe Stoppelfelder gibt’s aktuell keine mehr, weil schon vor Wochen gedroschen wurde und die Äcker längst umgepflügt, geeggt und frisch eingesät sind. Und auch wenn es für die Herbstfärbung des Laubs noch etwas zu früh ist - stellenweise entsteht doch schon ein „bunter“ Eindruck, weil die extreme Trockenheit des Sommers deutliche Spuren hinterlasssen hat. Und was ist mit den Streifen? Ich wage mal zu behaupten, dass die gewiss dem Reim geschuldet waren
Servus,
diese Art „dichterischer Freiheit“ passt nicht zur Entstehungszeit des Gedichtes.
Bunte Wälder und Stoppelfelder passen 1782 noch gut zusammen, und zwar etwa ab 10. September je nach Klima und Gegend - die Ernte von Roggen und Weizen war damals nicht nur später (Mitte - Ende August) beendet, sondern vor allem blieben die Stoppelfelder noch recht lange liegen, weil das Pflügen mit je nach Boden und Pferdeausstattung ein bis maximal drei Scharen die gesamte Zeit September bis Frostbeginn in Anspruch nahm.
Und Pfirsiche mit streifenartig kontrastierender Färbung gab es eben damals so wenig wie heute - ganz im Gegensatz zu Birnen, wo die Schweizerhose möglicherweise bereits um 1780 als Sorte bestand.
Schöne Grüße
MM