Burnout und Asperger Modekrankheiten?

Weil ich das Gefühl habe, drunter geht es nicht mehr. Klar war das ein beängstigendes Erlebnis. Ich hätte mir wahrscheinlich in die Hose gemacht. Aber wie will man denn bei so einem „Dummemädchenstreich“ klar machen, was schon so viele, viel zu viele Soldaten oder auch langzeitige Entführungsopfer durchmachen mussten. Mein Schwager war dreimal im Kosovokrieg. Er war immer schon sehr wortkarg, aber danach wurde es noch schlimmer. Er hat nie auch nur ein einziges Wort über die Zeit verloren. Tragischerweise ist er hier in Deutschland kurze Zeit später ums Leben gekommen, sodass wahrscheinlich eine gesicherte Diagnose nicht möglich ist. Worauf ich hinaus will: Man liest PTBS, ach ja, das war ja das mit dem Clown. M.E. ist diese Diagnose ein Schlag ins Gesicht derjeniger, die wirklich schon eine grandiose Scheiße durchstehen mussten und die die Diagnose zu Recht bekommen haben.
Ich hoffe, man versteht, worauf ich hinaus will.
Disclaimer: Ich bin immer noch Buchhalterin und keine Psychologin oder Psychtherapeutin. Sollte ich Begriffe falsch benutzt haben oder Sonstiges, sei mir bitte verziehen.

Data

Stümmt.

Ob das ein Dummenmädchenstreich war oder etwas, das zuweit ging, weiß ich nicht. Du gehtst aber offenbar davon aus.

Mit der PTBS-Diagnose hat das aus verschiedenen Gründen eine ganz besondere Krux. Das artet auch schnell in einen Wettbewerb aus. Dreimal Kosovoeinsatz kann PTBS sein, ein Mal nicht? Eine langzeitige Entführung ist ein Grund, eine kurzzeitige ist es nicht? Wer bestimmt, was eine grandiose oder eine weniger grandiose Scheiße ist?
Wenn sich betroffene Patienten anfangen, untereinander zu vergleichen, passiert das Gleiche. Es gibt nicht umsonst klare Diagnosekriterien, die nach Möglichkeit auch eingehalten werden sollten. Diagnostizieren sollten Fachleute, das ist im Fall der PTBS-Diagnose nicht einmal der Hausarzt.

Die Gefahr, dass jemand denkt, ein paar Jugendliche im Garten und gleich eine PTBS ist mit so einem Artikel natürlich da. Durch das, was FBH daraus gemacht hat, entsteht allerdings auch ein schlechter Eindruck: man muss nur Psychotherapeut sein muss und schon kann man so etwas aus der Entfernung beurteilen. Das ist tabu und darf noch nicht einmal sein, wenn man auf Basis der Angaben eines Angehörigen argumentiert. Das Besondere bei er PTBS ist das, was FBH wohl meinte: es gibt ein objektives Kriterium, das sich schon aus der Ferne beurteilen lässt. Damit ist die Diagnose nicht gestellt, sondern man beurteilt nur, ob das erste Kriterium erfüllt ist. Das kann man aber auch nur, wenn man die Situation kennt. Wir kennen alle sie nicht.

Es ist gut möglich, dass der im Zeitungsartikel genannte Fall einer der Fälle ist, wo die PTBS-Diagnose nicht angemessen war. Ich halte es das sogar für sehr gut möglich, würde mich aber ohne genauere Informationen nicht dazu versteigen, zu behaupten, dass es so ist.

Wieso hast du eigentlich diese FBH-Fixierung?
-> Antwort: Hab ich nicht, ich bin ja nicht „Uli Schnee“ (der es geschafft hat, in besagtem Thread gefühlte 25 mal FBH zu schreiben)

Zur Sache, Schätzchen:

  1. Man muss nicht Psychotherapeut sein, sondern schlicht und einfach wissen, wie man mit dem ICD arbeitet (das weiß z.B. auch ein Medizinsoziologe, ein klinischer Psychologe oder auch ein interessierter Laie), um den klaren Widerspruch zu sehen zwischen der PTBS-Diagnose, die der Artikel nennt, und der berichteten Situation, die laut Artikel zur PTBS-Diagnose geführt haben soll. Alles andere ist Spekulatius.

  2. Ja, diese „objektive Kriterium“ ist das Besondere an der PTBS-Diagnose. Nicht nur für die Beurteilung aus der Ferne, sondern auch für Gerichtsurteile. Bei so ziemlich keiner anderen F-Diagnose lässt sich wenigtens einigermaßen sinnvoll eine „Verursachung“ behaupten. Allerdings bei der PTBS auch nicht wirklich, weil zwischen Traumatisierung und der Ausbildung einer PTBS kein zwingender Zusammenhang besteht, sondern von vielen Faktoren abhängt, auf die die „Verursacher“ des Traumas keinerlei Einfluss haben, so dass die behauptete „Verursachung“ einer PTBS auch aus diesem Gesichtspunkt heraus sehr zweifelhaft ist. Gut, da könnte man sagen „in Kauf genommen“ oder so. Das wäre jetzt eher eine Rechtsfrage, da bin ich weder Experte noch interessierter Laie.

Gruß
F.

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