Bus und Bahn, andere Frage

Hi,

die, denen man es nciht ansieht, müssen es natürlich sagen.

Ich bezog mich eher auf die Aussagen hier aus dem Thread, die sagen, dass Schwangerschaft und Alter keine Gebrechen sind und man daher nicht automatisch helfen müßte.

Und klar mach ich jede Menge falsch - wie kommst du darauf, es wäre anders?

Ich sorge sogar selbst dafür, dass Unhöflichkeit in einer weiteren Generation ihre Blüten treibt: Ich grüße meine Schüler, statt einzufordern, dass sie mich grüßen. Zurückgegrüßt wird dann allerdings schon.

die Franzi

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Hallo,

Warum sagt man
nicht „Sorry, Sie haben da Ihre Tasche liegen, aber da sitzt
doch sicher keiner oder?“. Ich mache das konsequent.
Weil man als älterer Mensch wahrscheinlich Angst hat ein „was wilstendu schlampe“ „Fick düsch!“ oder schlicht „nein“ zu hören. (Sagt jedenfalls meine Tante).

Mir hat mal in der Strassenbahn eine ältere Dame Ihren
Behindertenausweis unter die Nase gehalten und „Das ist MEIN
Platz!“ gesagt. Oder neulich im IC hat ein junges Paar dem
Baby im Grossraumabteil die Windel gewechselt. Muss auch nicht
sein…

Wo hätten sie es denn sonst tun sollen ? Auf den nicht vorhandenen Wickeltischen ? Oder der fäkalkeimverseuchten Toilette ? Ach, sie hätten das Kind doch einfach in seiner sch** liegenlassen oder direkt austeigen sollen ?

Geben und nehmen und nicht immer nur fordern. Damit wäre
vielen Menschen in diesem Lande sehr geholfen.

Natürlich, finde ich auch. Nur, ich finde, das man einfahc mal sehen sollte . aufmerksam schauen. dann erledigt sich viel von alleine.

lg brenna

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Hallo,

ich denke, das liegt daran, das die Leute einfach nicht genau hinschauen. Wer keine Kinder hat, weiß nicht, wie schwierig und anstrengend es ist, 20 min mit Baby zu stehen. Viele können nicht nachvollziehen, wie schmerzhaft das stehen für alte Menschen ist - weil sie es nicht kennen.

Das ist glaube ich das Problem. Mangelnde Empathie.

Lg

Brenna

hi

Ich bezog mich eher auf die Aussagen hier aus dem Thread, die
sagen, dass Schwangerschaft und Alter keine Gebrechen sind und
man daher nicht automatisch helfen müßte.

Also ich bleibe dabei, daß ich für einen jungen Menschen mit Krücken automatisch meinen Platz räume, aber nicht für einen agilen 70er.

Auch wenn in Deiner Welt alle alten und schwangeren Menschen (ich frage mich warum die Menschheit noch nicht ausgestorben ist, wenn Schwangerschaften so hilflos und gebrechlich machen) automatisch gebrechlich zu sein scheinen, sieht die Realität doch etwas anders aus.

Gruß
Edith

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Hi,

natürlich muss man einem fitten 70jährigen nicht unbedingt einen Sitzplatz anbieten. Die meisten 70jährigen sind aber nicht so fit, dass ihnen Stehen egal ist - meine Eltern zB nicht. Das Fiese ist: sie haben beide Krankheiten (jeder eine andere), die hier im Medizin- und /oder „Älterwerden“-Brett für tränenreiche Mitleidsbekundungen ausreichen würden. Meine Mutti KANN einfach nciht lange stehen, und mein Vati bekommt offene Wunden. Aber keinem sieht man es an, und keiner von beiden würde fragen. Beide würden einen angebotenen Sitz gerne annehmen.

Und ich selbst war lange genug dick genug, um zu wissen, wie anstrengend es ist, mit Extrakilos zu stehen. Nein, ich wil/wollte keinen Sitzplatz angeboten haben - aber wenn man seine Extrakilos als Baby im Bauch trägt, dass dann auch noch gezielt auf die Lendenwirbelsäule wirkt, dann schon.

Aber auch Du bestätigst meine Theorie, danke :frowning:

die Franzi

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Hallo,

nachdem hier so viel Poster das Thema problematisiert haben, möchte ich mit 25-jähriger Berufspraxis als Strassenbahnfahrer mal anmerken, daß die allermeisten der hier angesprochenen Probleme gar nicht entstehen, wenn man einfach vernünftig, ruhig und klar miteinander kommuniziert - zumindest dann, wenn die Bedürftigkeit für einen (ggfs. speziellen) Sitzplatz nicht augenscheinlich ist. Dies gilt auch ggü. denjenigen, die mehr als einen Platz belegen. Dies ist viel öfter Gedankenlosigkeit als böse Absicht - auch hier hilft idR ruhige Ansprache.
Denn: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch zurück.

&Tschüß
Wolfgang

hi

Aber auch Du bestätigst meine Theorie, danke :frowning:

Welche Theorie? Daß alt und schwanger sein automatisch heißt, daß man gebrechlich ist? Und daß alle, die nicht automatisch vom Sitzplatz aufspringen, wenn ein älterer oder schwangerer Mensch kommt selbstsüchtige Egoisten sind?

Ich fahre jetzt seit über 20 Jahren fast täglich mit dem Bus von und zur Arbeit.
Du kannst mir glauben, daß ich da schon einiges gesehen und erlebt habe. Positives wie negatives, querbeet durch alle Alterschichten.
Mittlerweile habe ich einen Blick dafür, welcher Mensch - egal welchen Alters - in dem Moment einen Sitzplatz nötiger hat als ich.

Aufmerksam sein ist um Längen besser als automatisch anzunehmen, daß jemand gebrechlich ist, nur weil er alt ist und dafür auszublenden, daß es junge Leute gibt, die wesentlich mehr Probleme haben könnten.

Gruß
Edith

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Geht nicht
liebe Maria Th.-
stimmt, ich habe mich vergalloppiert - jedenfalls in der Adresse „geirrt“, bitte entschuldige. Ich hatte auch mehrmals den ironischen Part bedacht und ihn letzten Endes mit einem „ach, darauf könnt’s bei manchen wirklich hinauslaufen“ doch gesandt. Der hätte sicher woanders hingehört, ich war aber auch richtig verärgert. Nochmals: es tut mir leid!

Übrigens habe ich nirgends Jugendschelte geübt, ich mag Jugendliche gern, es gibt (wie in jeder andren Altersschicht auch) viele freundliche, dazu lustige und höfliche Menschen unter ihnen.
Meine Beobachtung und Kritik bezog sich eher auf - nennen wir sie - mittelalte Menschen, mitten im Beruf, mit Kunden, Klienten, Patienten, Vorgesetzten im täglichen Umgang, in dem Benimm eine große Rolle spielt. Warum nicht außerhalb des Büros?
Wie kann es angehen, dass eine Art Autismus um sich greift, in dessen Auswirkung Menschen andere Menschen als Gegenstände wahrnehmen, sobald sie sie nicht kennen? Als Gegenstände, die im Weg stehen, die durch ihre bloße Existenz nerven, die bitte vor ihnen keine Warteschlange bilden sollen, die sich am besten einfach in Luft auflösen sollen, denn sie könnten etwas brauchen, das ma selbst haben will. Wollen die das alle so haben??
Das, was wir früher „Ellbogengesellschaft“ genannt haben, war - finde ich - ein netter, leicht wilder Haufen dagegen.
Gar kein Bezug zueinander zu haben, und auch keinen zu wünschen, finde ich viel schlimmer.
annelie

Servus, Annelie,

Nochmals: es tut mir leid!

Schon erledigt - völlig normal in einer Diskussion:smile:)

im täglichen Umgang, in dem
Benimm eine große Rolle spielt. Warum nicht außerhalb des
Büros?

Vielleicht gerade deshalb? Ich glaube, dass das Berufsleben, in dem ich auch noch teilweise stehe - also noch ein klein wenig Ahnung habe - zwar nicht schwerer, aber unberechenbarer geworden ist.
Das meinte ich mit ökonomischen und sozialen Komponenten.
Und dessen sind sich wohl schon die Jugendlichen bewußt und das wird in der Mitte des Berufslebens sicher nicht besser.
Diese

Art Autismus […] in
dessen Auswirkung Menschen andere Menschen als Gegenstände
wahrnehmen, sobald sie sie nicht kennen?

ist den meisten (und ich glaube, wir reden beide jetzt nicht von den unverbesserlichen Hooligans, Neo-Irgendwassen und Rüpeln, die es wohl immer schon gegeben hat und vor denen man schon immer Angst haben musste) im unmittelbaren Anlassfall wohl gar nicht bewußt.

Mir zeigt sich das, wenn ich freundlich auf irgendeinen Missstand hinweise und die Leute manchesmal richtig erschrocken reagieren

Wollen die das alle so
haben??

In der Momentaufnahme, die du gerade beschreibst, sicher.

Das, was wir früher „Ellbogengesellschaft“ genannt haben, war

  • finde ich - ein netter, leicht wilder Haufen dagegen.

Ich glaube, da siehst du die Vergangenheit ein bisschen zu rosig.
Allein die Tatsache, dass wir schon ein Wort dafür hatten, spricht für sich.

Und ich mache manchmal einen Selbstversuch, der mir allerdings auch nicht immer gelingt:
steige ich in einen Bus ein und lächle den Menschen an, der mir den Zugang ins Businnere versperrt, macht der oft ganz ohne Worte Platz.

Vielleicht hab’ ich ja ein Haifischlächeln, aber ein bisschen hat unser gegenseitiges Verhalten sicher auch mit dem berühmten Wald zu tun.

Aber, wie gesagt, Abhandlungen könnt’ man schreiben:smile:

Herzlichen Gruß, Maresa

Hallo Annelie,

Ein gewisser Herr Sokrates hat sich auch letzhin über die Angewohnheiten seiner Mitfahrer im Personennahverkehr aufgeregt:
„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ *)

Und als ich seinerzeit mit der Straßenbahn zur Schule fuhr, waren die Klagen exakt die gleichen. Aber natürlich ist’s heute noch viiieel schlimmer wie damals. Weil es immer schlimmer wie früher ist.

Gruß Hardey

*) Nach längerem Überlegen spricht Sokrates eher nicht vom Zustand in Bussen und Bahnen. Es passt aber trotzdem.

Früher war Alles besser …
… sogar die Zukunft.

Gruß

Stefan

Ich sorge sogar selbst dafür, dass Unhöflichkeit in einer
weiteren Generation ihre Blüten treibt: Ich grüße meine
Schüler, statt einzufordern, dass sie mich grüßen.
Zurückgegrüßt wird dann allerdings schon.

Boshaft genug bin ich, zu fragen, was Dich glauben macht, Höflichkeit bedinge Höflichkeit oder würde durch diese bedingt ?
Ebenso, was Dich veranlaßt zu vermeinen, daß „Deine Schüler“ Dich zuerst zu grüßen hätten ?
…ein „höflicher Mensch“ grüßt, weil er eben andere Menschen „begrüßt“, nicht, weil „andere Menschen“ ihn/sie zuerst grüßen.

Deinen Formulierungen und Aussagen hier entnehme ich (es liegt mir fern, Dich zu „attackieren“, zumal es sich hier um meine persönliche Interpretation handelt), daß Du zu eben jenen Personen zählst, von denen in meinem Beitrag die Rede war - die nämlich „Respekt und Vorzugsbehandlung“ aufgrund ihrer „Position“ oder ähnlicher, genaugenommen irrelevanter Umstände erwarten oder vermeinen, erwarten zu können („weil das eben ihr verbrieftes Recht ist“, „weil das die Höflichkeit gebietet“, „weil es ihnen eben zusteht“, etc.).
Wobei es im Grunde genommen völlig unerheblich ist, wer da wen (gemäß einer antiquierten „Höflichkeitsregelung“ - „Höflichkeit“ steht in naher Verwandtschaft zu „höfischem Benehmen“ und „Hofzeremoniell“) zuerst grüßt, relevant ist doch viel eher, daß , bzw. ob solches geschieht.
Im Gegenzug könnte Dir nämlich unterstellt werden, Du würdest „Deine Schüler“ eigentlich nur grüßen, weil es sich „eben so gehört, da Du von ihnen gegrüßt wurdest“ (was genaugenommen keine positive Basis darstellt) und kommst ihnen also durch Dein Verhalten nur zuvor, um sie „Deinerseits“ auf ein derartiges Verhalten zu konditionieren (oder dies zumindest zu versuchen); dieses aber ließe sich - in Deiner „Verständnissprache“ damit vergleichen, daß jemand „den Inhalt eines Lehrbuches auswendig lernt“, ohne „diesen Inhalt und dessen Schlußfolgerungen, Mechanismen und dazu führendenGründe auch zu verstehen und zu begreifen“…
…bzw. erwartest Du einen „ritualisierten Gruß als Unterwerfungsgeste nach dem Hofzeremoniell“ und nicht den natürlichen, positiven Gruß als Ausdruck zwischenmenschlichen Emotionalverhaltens aufgrund „verdienten Respektes“, von „Wiedersehensfreude“ oder einfach „Sympathie“.

Gruß
nicolai

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Also ich bin weder jugendlich, noch alt und stehe grundsätzlich auf, wenn ich einen wie auch immer gebrechlichen Menschen sehe. Für mich ist das einfach normal und ich denke überhaupt nicht darüber nach, dass eine hochschwangere, ein Mensch der sichtlich auch körperlich älter ist oder sonst einen Nachteil hat, sitzen sollte. Und genau so habe ich es schon seit meiner Kindheit getan. Manchmal war ich dabei einfach in ein Buch vertieft und habe die entsprechende Person nicht gleich entdeckt, aber am Ergebnis ändert das ja nichts.

Daneben habe ich auch die andere Seite zumindest ansatzweise kennen gelernt, da ich in meiner Adoleszenz viel im Bus auf dem Schulweg unterwegs war und immer mal wieder Kreislaufprobleme hatte. Nachdem ich einmal im Bus zusammengeklappte, habe ich mir angewöhnt, einfach jemanden anzusprechen. Die Frage „Entschuldigung, könnten Sie mich vielleicht sitzen lassen, mir ist total schwindelig“ hat mir niemals jemand verneint.

Was mir jedoch immer aufgefallen ist: Es wurde (derzeit bin ich kaum mit ÖPNVs unterwegs, daher bewerte ich die aktuelle Situation mal nicht) stets von Jugendlichen erwartet, Ihren Platz zu räumen. Menschen zwischen, sagen wir einmal 30 und 50, habe ich nie gesehen, die jemandem ihren Platz angeboten hätten oder darum gebeten worden wären. Von Kindern im Alter zwischen 10 und 15, wenngleich mit kiloschwerer Schultasche bepackt, wurde das Aufstehen aber auch schon mehr oder minder unhöflich eingefordert.

So habe ich mich als Jugendlicher das eine oder andere Mal schon sehr über ältere Damen geärgert, die genau zur Mittagszeit, wenn alle Schulen der Stadt Schulschluss hatten, mit Einkaufstüten aus Klamotten- und Schuhgeschäften bepackt in die Straßenbahn oder den Bus drängelten, Schüler teilweise sehr unhöflich aufforderten, ihnen Platz zu machen und sich dann lautstark darüber beschwerten, dass die Kinder zu laut seien oder der Bus zu voll. Einmal erwartete eine ältere Frau allen Ernstes, dass 2-3 Kinder aus der Straßenbahn, mit der Sie Ihren Bus erreichen konnten, auszusteigen hätten damit sie (sichtlich auch nach dem „Shopping“) einsteigen könne. Glücklicherweise war ich zu dem Zeitpunkt schon etwas reifer, ließ mich nicht mehr von der bloßen Anzahl an Lebens-Jahren einschüchtern und habe die guten Frau etwas Passendes zurück gegeben.

Ach ja, und einen älteren Mann, der auch regelmäßig mit Schulkindern im Bus unterwegs war und das Aufstehen sehr unhöflich und selbst beim Vorhandensein anderer Sitzplätze einforderte, habe ich aus Protest stets beflissentlich ignoriert. Hätte er auch nur einmal ein nettes Wort von sich gegeben, hätte ich problemlos gestanden. Aber ein „Mach dich da weg, lass mich sitzen“ funktionierte bei mir einfach nicht.

Mein Fazit ist daher: Man muss kein Hellseher sein und sollte es nicht von anderen erwarten. Aber ein wenig mehr Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt für seine Mitmenschen täte jeder Schicht unserer Gesellschaft ganz gut!