Hallo, allerseits!
WEniger als die Jacke-an-Jacke-aus-Frage interesseirt (und ärgert) mich Folgendes:
wie kann es angehen, dass in vollbesetzten B&B z.B. alte Menschen stehen müssen, schwangere Frauen stehen müssen oder Leute mit Kind (bepackt mit Windel, Schnuller, Fläschchen, Wickeltasche etc)?
Nicht, dass auf den Bänken NOCH ältere, krankere, schwangerere Leute sitzen, sondern junge, gesunde (soweit sichtbar), gekleidet mit Anzug oder Kostüm, also demonstrierend, dass in ihrem Job gutes Benehmen ein „must“ ist. Offenbar erst, wenn sie in der Firma sind, vorher sind es wohl ignorante Autisten. Sonst auch gern mal Gruppen von Leuten, die sich lautstark aber-auch-alles von der Grillparty am Samstag erzählen müssen und also leider gerade nicht gucken können, ob da jemand ihren Platz benötigt. Oder sichtlich gesunde Leute (weil mit Sporttasche auf dem Nebensitz), die einfach den mp3-Player einschalten und die Mitmenschen ignorieren.
Was ist da los, bitte?
Annelie
Hi,
Ok, Du hast recht. Manchmal steht wirklich keiner auf. Aber warum fragen Leute die einen Sitzplatz brauchen nicht einfach und erwarten viel mehr dass alle SOFORT aufspringen und von selbst den Platz anbieten? Kann ja mal passieren dass man abwesend ist und nicht mitbekommt dass da eine Schwangere gerade einsteigt und alle Plätze belegt sind. Warum sagt man nicht „Sorry, Sie haben da Ihre Tasche liegen, aber da sitzt doch sicher keiner oder?“. Ich mache das konsequent.
Mir hat mal in der Strassenbahn eine ältere Dame Ihren Behindertenausweis unter die Nase gehalten und „Das ist MEIN Platz!“ gesagt. Oder neulich im IC hat ein junges Paar dem Baby im Grossraumabteil die Windel gewechselt. Muss auch nicht sein…
Geben und nehmen und nicht immer nur fordern. Damit wäre vielen Menschen in diesem Lande sehr geholfen.
Gruss
K
Hi
Verrohung der Sitten?
Schlechte Erziehung eben.
Sehe das jeden Tag weil ich den Schul-Bus und die Uni-Bahn nehmen muss, die meisten älteren Leute müssen stehen, finde ich unmöglich.
Allerdings muss ich sagen, dass ich sitzbedürftige Menschen auch manchmal übersehe - ich habe Kopfhörer auf und im Rücken keine Augen. Aber wenn man mich antippt oder freundlich fragt weiche ich auch.
Schlimmer find ich diese Leute, die sich mit ihren Taschen irgendwohin fläzen und die Leute, die einen Sitz bräuchten, schon neben ihnen stehen und es sie (auch ohne Kopfhörer) überhaupt nicht interssiert und die Beine noch breit gemacht werden um die Eier zu schaukeln.
Wie in dem andern Thread jemand sagte, manche Leute brauchen heute unbedingt vier Sitze… ich habe zumindest auch schon beobachtet, dass man in den REs mit zweier-Sitzreihen eher einen Platz bekommt als in den S-Bahnen mit ihren Vierersitzen.
Das ist aber kein reines Jugendproblem.
Kürzlich fuhren meine Arbeitskollegin und ich Richtung Herne Bf und der Bus war sehr voll, außerdem fuhr der Busfahrer wie vom Teufel gejagt. Eine sehr gebrechliche alte Dame hielt sich in der Mitte verzweifelt am Geländer fest, also haben wir unsere Plätze geräumt, damit die Dame sich setzen konnte - da sie gebrechlich war konnte sie natürlich nicht gleich dorthin rennen.
Und was passiert? So eine stockdreiste End-Dreißigerin besetzt den Platz und drapiert ihre Einkaufstasche auf dem zweiten Sitz, obwohl sie sah, dass wir der Dame platz gemacht haben.
Ich hätte ja nichts dagegen gehabt, wenn sie sich den zweiten freien Platz genommen hätte, man weiß ja nicht wie ko sie vielleicht war, aber dann auch noch den Platz für die ältere und deutlich gebrechliche Frau mit der Tasche besetzen? Ich hätt ihr ins Gesicht springen können.
lg
Kate
Servus,
seltsam - ich bin ein älterer Mensch (51), und es ist mir in der Bahn noch überhaupt nie passiert, dass jüngere Mitreisende, wenn sie sich à la mode auf vier Plätze verteilen, auf meine Anfrage hin nicht bereit gewesen wären, ihr Gepäck in die Gepäckablage und ihre Füße auf den Boden zu stellen, so dass ich sitzen konnte.
Und wenn Kinder im Alter von ca. acht bis dreizehn Jahren in der Nähe sind, die von ihren Lehrern und/oder Erziehungsberechtigten mit fünfzehn oder zwanzig Kilo Marschgepäck gequält werden, stehe ich natürlich auf, damit sie sich setzen können.
So what?
Schöne Grüße
Dä Blumepeder
Das erinnert mich an meinen alten Biolehrer, der meist mit der S-Bahn zur Schule fuhr. Es war in seinem letzten Jahr vor der Pension, als er einmal wutenbrannt zur ersten Stunde in den Bioraum stürmte und sich bitterböse beschwerte: „Die S-Bahn eben war richtig voll. Und da steht doch glatt so ein junger Bengel auf und bietet mir seinen Sitzplatz an!“
hi
wie kann es angehen, dass in vollbesetzten B&B z.B. alte
Menschen stehen müssen, schwangere Frauen stehen müssen
Alt oder schwanger sein sind keine Krankheiten, die unbedingt erfordern würden, daß man einen Sitzplatz räumt.
Bei einem jungem Menschen, der mit Krücken in den Bus humpelt, sieht das schon anders aus.
Eine ältere Nachbarin von mir würde jedem, der es wagt ihr einen Sitzplatz anzubieten, eine Predigt halten, daß sie noch nicht zum alten Eisen gehört. „Unhöflichkeit“ kann es also auf beiden Seiten geben.
Leute mit Kind (bepackt mit Windel, Schnuller, Fläschchen,
Wickeltasche etc)?
Wie steht es mit Leuten, die mit Einkaufstüten bepackt sind? Müssen die stehen, weil sie kein Kind dabei haben?
Was ist da los, bitte?
Also für alte Leute und Schwangere stehe ich nicht automatisch auf und biete ihnen meinen Platz an. Bei Gebrechlichkeiten - egal welchen Alters schon.
Gruß
Edith
Die Leute denken mit dem Po.
Wenn du in einem S-Bahnwaggon in das Abteil kommst das für Passagiere mit Gepäck, Kinderwagen, Rollstühlen und Fahrrädern vorgesehen ist und darum Klappsitze hat um Platz zu schaffen - wer sitzt da wohl? Die Zugänge des Waggons sind mit Fahrrädern zu gestellt, und die Idioten die den Radfahrern (und den drei anderen Gruppen) die Plätze wegnehmen beklagen sich beim Aussteigen über die Fahrrad-Asis die im Weg stehen.
in 70% der Fälle in denen ich aufstehe und meinen Platz anbiete bekomme ich die Antwort: Nein Danke, ich steig nächste aus oder nein Danke, ich komme so schwer wieder hoch oder … und währenddessen hat sich hinter mir irgend ein Penner auf meinen Platz gesetzt und ich stehe.
Servus, Annelie,
also, vorweg: ich hab’ gerade den Halbsiebziger hinter mir gelassen und soll ich dir was sagen: vor mir ist noch nie jemand von sich aus aufgestanden - und irgendwie freut mich das!
Andererseits juckt es mich immer noch im Allerwertesten, aufzustehen, wenn ich Gleichaltrige (oder etwas Jüngere) sehe, wohlgemerkt ohne Gebrechen, gelernt ist eben gelernt…*lach*…und dann sag’ ich mir, nu bleib’ mal schön sitzen, du darfst das mittlerweile.
Allerdings habe ich auch noch nie erlebt, auch bei jungen Menschen mit mp3 player nicht, dass jemand nicht aufgestanden ist, wenn ich darum gebeten habe (vollbepackt, oder mal wirklich gefühlte hundertzwei).
Und andererseits erinnere ich mich genau, wie wir als Gruppe z.B. nach Schulwandertagen sowas von blasenandenfüßenkaputt und müde waren, dass wir viel um einen Sitzplatz gegeben hätte. Oder nach dem Training hätt’ ich damals auch extra gezahlt für’s Sitzen.
Absolut nichts halte ich von älteren Menschen (also mit mir Gleichaltrigen), die grantig herummbrummeln, in den Bart irgendwas von Sch…Jugend brabbeln, böse Blicke senden und dann bei der nächsten Station aussteigen. Die waren mir schon als junger Mensch unheimlich und sind es bis heute.
Langer Rede, kurzer Sinn: ein bißchen mehr Aufmerksamkeit auf den jeweils anderen, beobachten, wer hat einen Sitzplatz nötiger als ich, aber nicht unbedingt ein zwingendes „älter vor jünger“.
Herzlichen Gruß, Maresa
Hi,
na da hast Du ja einen schönen Gesellschaftsquerschnitt bekommen Jetzt weißt du sogar aus erster Hand, dass man stehen kann, wenn man alt oder schwanger ist. Sind eben selber schuld: gegen schwangerschaft gibt es pille und kondom - kinder sind eh teuer, dass die das noch nciht begriffen haben. Und wenn es unbedingt sein muss, dann soll man halt vorher ordentlich Rückengymnastik machen, dann geht das schon.
Und die alten Leute sollen halt zu Hause bleiben oder in ein Pflegeheim gehen - ist es nicht eine Schande, dass es in Deutschland nciht genug Pflegeplätze gibt?
Etwas ernsthafter: das ist das Ergebnis einer Erziehung, die sich zuvorderst um die Verwirklichung der eigenen Person, um die Durchsetzung der eigenen Rechte und die Erfüllung der persönlichen Bedürfnisse kümmert und in der das auch noch die höchsten WErte sind. Da ist kein Platz für die Bedürfnisse der anderen.
die Franzi
Querschnitt
liebe Miezekatze,
es drängt mich spontan, Dich zu umarmen - ich hatte mich schon, ob der vorigen Antworten - einsam gefühlt, quasi wie ein Relikt. Dabei bin ich selbst auch eher jung, also 51.
Deine Zusammenfassung trifft den Nagel auf den Kopf, was meine Beobachtungen angeht, besten Dank dafür!
annelie
so what:
ja, lieber Blumepeder,
jüngere Leute wie Du und ich, die ich ebenfalls 51 bin, stehen auf, wenn bedürftige Menschen andernfalls stehen müssten.
darum geht’s ja gerade:
warum soll ein (dann eben urur-)alter Mensch erst fragen und bitten müssen, dass ein Vierzigjähriger aufsteht, der sichtlich (oder meinetwegen eben nur sehr wahrscheinlich) zur Arbeit fährt? Manches Outfit und Styling erweckt dann bei mir das Bild, dass eben dieser Mensch tagsüber seine (potentiellen) Kunden umwirbt, was das Zeug hält - aber hier in der Bahn wird er ja nicht bezahlt dafür.
miezekatze bringt es auf den Punkt:
Im Zug (und auf der Straße, im Laden, überall) ist jeder sich selbst der Nächste, Mitmenschen werden als solche nicht nur nicht wahrgenommen, sondern meist abgelehnt: Die sollen einem mal bitte nicht im Weg stehen bei den eigenen Bedürfnissen.
das kann nicht funktionieren für jeden, deshalb finde ich so ein Verhalten - na, sachma - antisozial.
Grüße - annelie
B&B
liebe Maria Th.,
natürlich kann man auch mit über siebzig so fit sein, dass man keinen Platz benötigt und ihn dann halt achtzigjährigen oder einbeinigen Fünfzehnjährigen oder Frauen mit Zwillingsschwangerschaft oder Kindern mit aufgeschürftem Knie oder zweiundzwanzigjägrigen Frauen, denen schwindlig ist, oder oder oder überlässt.
Nirgendwo habe ich „Alter vor Jugend“ angemahnt, sondern mich und Euch gefragt, wie Menschen auf engem Raum mit dem gleichen Interesse einander so konsequent ignorieren können. Gefragt, was in Köpfen derer vorgeht, die (offenbar) meinen, ihr eigenes Bedürfnis sei in dieser Gruppe, in der sie sich gerade befinden, das einzig Entscheidende.
Ich lasse mich aber gern belehren. Wenn es also jetzt völlig in Ordnung ist, für die Tasche und den Kaffee-to-go und meinen Hintern drei Plätze zu beanspruchen, dann muss dafür eben ein Gehörloser beim nächsten scharfen Anfahren einen Sturz in Kauf nehmen. Ist es meine Schuld, dass er (oder sie) sich nicht verständlich machen kann?
Geht doch.
annelie
Servus, annelie
Gefragt,
was in Köpfen derer vorgeht, die (offenbar) meinen, ihr
eigenes Bedürfnis sei in dieser Gruppe, in der sie sich gerade
befinden, das einzig Entscheidende.
Da ich das persönlich nicht sooo tragisch empfinde, wenn niemand aufsteht vor mir, sage, wenn ich mich setzen will, etc., bin ich vielleicht auf diesen Teil deiner Frage zu wenig eingegangen.
Ich denke mal, das ist vor allem eine Frage der Erziehung und der Beispiele, neben einer vielleicht angeborenen Herzenswärme.
Und wenn sich die Erziehungsfrage stellt, dann frage ich mich, was wir falsch gemacht haben, denn es sind ja unsere Kinder, die die heutigen Jugend auf- und erzogen hat.
Neinnein, damit ich nicht wieder Schelte bekomme, ich bürde jetzt nicht die Last der Erziehung ganz alleine den Großeltern auf…*gg**
Und selbstverständlich stelle ich mir ähnliche Fragen auch oft, allerdings weniger im Zusammenhang mit aufstehenden Kindern, sondern eher mit den ökonömischen und sozialen Bedingungen, die wohl ihren Teil dazu beitragen, was ich Weltverkältung nenne.
Irgendwas ist - nicht nur bei der Jugend - total schiefgelaufen, seit „wir“ (also die berühmten 68er) „die Welt verbessern“ wollten.
Auch hier wieder jedem Vorwurf, das sei „früher war alles besser-Geschrei“ vorgebeugt, nein, das war es definitiv nicht, aber irgendwie war es eben nicht so kalt wie heute.
Ich nehm’ die Jugendlichen ein wenig in Schutz - das heißt, verdammich, nicht, dass ich alles gutheiße. In einer schnelllebigen Zeit, in der Konsum, Macht und Einfluss wesentlich mehr Stellenwert haben, muss man sich vielleicht von Kind an auf die Hinterbeine stellen. Zudem wird ihnen permanent eingetrichtert, dass ihre Zukunft sowieso im A… ist, also wozu noch Rücksicht nehmen?
Darüber ließe sich stundenlang diskutieren und es sind Abhandlungen geschrieben worden.
Ich lasse mich aber gern belehren.
Das war absolut nicht meine Absicht. Sorry, wenn das so rübergekommen sein sollte. Das ist die Crux des (forums-)geschriebenen Wortes, dass es leichter zu Missverständnissen kommt und dass Zwischentöne meist nicht erkennbar sind.
Wenn es also jetzt völlig
in Ordnung ist, für die Tasche und den Kaffee-to-go und meinen
Hintern drei Plätze zu beanspruchen, dann muss dafür eben ein
Gehörloser beim nächsten scharfen Anfahren einen Sturz in Kauf
nehmen.
Dagegen verwehre ich mich jedoch, das habe ich nirgendwo behauptet, gutgeheißen oder insinuiert. Ich denke mal, mein letzter Satz sagt alles dazu.
Ist es meine Schuld, dass er (oder sie) sich nicht
verständlich machen kann?
Zynisch war ich jedenfalls mit keiinem einzigen Wort!
Geht doch.
So, wie du das mir jetzt unterstellst, eigentlich nicht.
Wie in einem „echten“ guten Streitgespräch muss ich mich dagegen wehren.
Herzlichen Gruß, Maresa
die Beine noch breit gemacht werden um die Eier zu schaukeln.
das ist allerdings ein wirklich bemerkenswertes phänomen, welches meiner beobachtung nach in den letzten jahren wüst um sich gegriffen hat. und es sind keineswegs nur herumfläzende jugendliche, die so breitbeinig wie nur irgend möglich in öpnv sitzen, sondern durchaus auch um mittelalterliche anzugträger. ich fühle mich manchmal fast schon versucht „na, dicke eier?“ zu fragen. ^^
vielleicht könnte einer der anwesenden herren erläutern, was es damit auf sich hat.
lux
Hi,
ich war letztes Jahr eine längere Zeit auf Krücken angewiesen - und war extrem positiv überrascht über die Hilfe, die mir im Alltag wiederfahren ist.
Nun gut, das ist ein wenig OT da ich zu Bus und Bahn nichts sagen kann, hier auffm nicht-ganz-so-platten-Land sind Öffis kaum vorhanden.
Gruss,
Little.
Hi,
wir sind einsam, und wir sind Relikte Aber vielleicht ist die Hoffnung noch nciht verloren… das Bedürfnis, beachtet und berücksichtigt zu werden, steckt in uns allen. Und ich hab ja immerhin beruflich große Kinder unter meinen Fittichen, vielleicht kann ich dem ein oder anderen was beibringen.
die Franzi
Prinzipiell sei einmal angemerkt, daß es keinerlei „Verpflichtung“ gibt, einen okkupierten Sitzplatz zu räumen, denn mit dem Erwerb einer Fahrkarte (und das gilt für alle Fahrgäste) wird nur die „Beförderung“ bezahlt, Sitzplätze stehen dafür (nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“) nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung.
Was soviel heißt als daß aus rechtlicher Sicht jedermann/frau den selben Anspruch auf einen Sitzplatz hat, allerdings - und dies ist der schlagende Punkt - nur auf einen je Person, nicht auf mehrere (zum Abstellen von Gepäckstücken, Hochlagern der Füße, zwecks „Ellbogenfreiheit“, usw.).
Das freiwillige „Anbieten“ eines Sitzplatzes mag zwar ein „Gebot der Höflichkeit“ sein, doch ist diese in keinster Weise „zwingend vorgeschrieben“. Wenn jemand beim Bäcker kurz vor Ladenschluß das letzte Brot erwirbt, gibt er es schließlich auch nicht wieder zurück (Ausnahmen mag es geben), weil der Kunde nach ihm/ihr, der keines mehr bekommt, hungrig aussieht, oder ?
Der „Verfall“ der höflichen Umgangsformen und zwischenmenschlichen Verhaltensweisen ist zwar bedauerlich (siehe in diesem Zusammenhang etwa auch die neuerdings um sich greifende Sitte, Anfragen einfach gruß- und danklos in dieses Forum „hineinzukotzen“), ein „Anspruch“ auf „Höflichkeit“ oder meinetwegen auch „Mitgefühl“ besteht allerdings nicht und wird dieses, wie schon erwähnt, wenn, dann freiwilig „gewährt“.
Beklagt wird dieser „Sittenverfall“ zumeist von all jenen, die, geprägt durch die Konditionierung der Erziehung, an diese „guten Sitten“ gebunden sind und deshalb eine Art „Gewohnheitsrecht“ einfordern wollen, an das sie sich selbst (zumeist) zu halten gewohnt sind, ohne dessen „Richtigkeit des Bestehens“ näher zu überprüfen (vergleichbar etwa auch „Respekt vor dem Alter“ - Respekt pflegt meiner Ansicht nach erworben und verdient zu werden und wird nicht durch Erreichen eines höheren Lebensalters automatisch bedingt).
Und es obliegt dem „Bedürftigen“, auf dies seine „Bedürftigkeit“ aufmerksam zu machen, resp. im Falle von „Sitzplätzen in öffentlichen Verkehrsmitteln“ darauf (begründet) hinzuweisen, daß und warum „Bedarf“ danach besteht.
Ich will hier keineswegs diverse Kreaturen und Arschlöcher verteidigen, die „auch mir nicht gefälliges Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln“ an den Tag legen, ich versuche nur meine (hoffentlich relativ objektive) Sicht der Dinge darzulegen.
Gruß
nicolai
p.s. : ich pflege auch „aufzustehen“, wenn es erforderlich ist, allerdings gehe ich zumeist zu Fuß oder fahre mit dem eigenen Auto…
Hi,
es beschweren sich keineswegs nur die, die selbst gutes Benehmen gelernt haben und / oder zeigen müssen, dass es einen Sittenverfall gibt. Die anderen meckern auch, aber sie nennen es nicht „Sittenverfall“ - sie nennen es Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Geldgier.
Und wenn man glaubt, dass ein Bedürftiger auf seine Bedürftigkeit hinweisen müsse, kommt noch Mangel an Mitgefühl und Empathie dazu (ja, das sind zwei verschiedene Sachen).
Und wie man das bezeichnen soll, dass jemand glaubt, nur Bedürftige haben ein Anrecht auf Empathie, Mitgefühl und Hilfe - dafür fehlen mir die Worte.
die Franzi
Hi
Entschuldigung, aber ich glaube deine Selbstherrlichkeit geht gerade doch etwas mit dir durch.
Woher soll ich oder sonst jemand denn bitte wissen ob da gerade jemand bedürftig ist, wenn derjenige es nicht sagt?
Erstens habe ich nur vorne am Kopf Augen und zweitens kann ich nicht hellsehen.
Es kommt doch nicht jeder mit nur einem Bein in den Zug gehumpelt.
Woher soll ich wissen, ob jemand ein schweres Rückenleiden hat?
Oder ob der Fuß im Schuh aus Plastik ist?
Oder ob eine Dame zwar erst im 5. Monat, dafür aber sehr schwierig schwanger ist?
Oder…?
Oder ist es nicht einfach so, dass du in deiner Selbstherrlichkeit Angst hast davon ausgehen zu müssen, dass auch du schon bei dem ein oder der anderen nicht aufgestanden bist, weil deren Bedürftigkeit nicht offensichtlich war?
Bedürftige laufen für gewöhnlich nicht mit einer roten Fahne vor sich geschwenkt her.
Andere Leute dafür zu verurteilen, dass sie keine hellseherischen Fähigkeiten besitzen und statt der distanzierten, eiskalten Schweige-Kultur in Zügen auch mal auf ein paar kommunikative Worte setzen, die genau den Zweck erfüllen würden, für den sie gedacht sind - DAS ist Sittenverfall, nämlich der Verfall der Sitte, seinen gesunden Menschenverstand zu benutzen.
lg
Kate