BWL Bachelor Fernstudium

Hi Leute,

ich hab die Frage schon bei gutefrage.net gestellt, bräuchte aber mal ein paar Erfahrungsberichte und keine Werbung :smile: Ich will meine momentane berufliche Situation verändern und mich endlich weiterbilden. Ich hab einfach keine Bock mehr die Bürotipse vom Chef zu sein und muss was ändern. Deshalb denke ich darüber nach ein Bachelor BWL Fernstudium zu absolvieren. Ich denk da vor allem an die Fernuni Hagen, weil kostet ja nix :smile: Jedoch hab ich hier gelesen bachelor-fernstudium.org und in einem Zeitartikel von 2010(http://www.zeit.de/2010/52/C-Fernuni), dass die Fernuni Hagen eine Abrrecherquote von 70 % haben soll ? Ich mein ist das Bachelor Fernstudium da wirklich so schwer, oder haben die alle nur keinen Bock zu lernen weil das Fernstudium so günstig ist ?? Ich würd jetzt nicht sagen, dass ich faul bin und mich in jedem Fall zu den 30 % zählen die es schaffen aber ein paar Erfahrungsberichte würden mich schon interessieren :smile: Ps. Eine Private Fernuni kommt für mich derzeit nicht in Frage
LG Annika

Moin auch,

ohne eigene Erfahrung würde ich sagen, dass die hohe Abbrechequote daher kommt, dass die meisten Leute ein Fernstudium neben ihrem Job machen und den Aufwand einfach unterschätzen. Sie kommen dann schnell an den Punkt wo es einfach nicht mehr geht und brechen ab.

Am Schwierigkeitsgrad des Studiums liegt es mMn weniger.

Ralph

Hallo Annika!

… dass die Fernuni Hagen eine Abrrecherquote von 70 % haben soll ?

Ja.

Ich mein ist das Bachelor Fernstudium da wirklich so schwer oder haben die alle nur :keinen Bock zu lernen weil das Fernstudium so günstig ist ??

Die vermeintlich geringen Kosten solltest du aus deinen Überlegungen streichen. Vielmehr führen unzutreffende Erwartungen freier Zeiteinteilung und Selbstüberschätzung zum Abbruch. Die Arbeitsbelastung ist nämlich beträchtlich und freie Zeiteinteilung reduziert sich während der Woche auf die Entscheidung, von 17 bis 22 Uhr oder doch lieber ab Mitternacht bis in die Morgenstunden Übungen zu erledigen und Unterlagen durchzuarbeiten. An den Wochenenden finden in über das Bundesgebiet verteilten Studienzentren Präsenzveranstaltungen statt. Man muß nicht teilnehmen, aber es ist dringend zu empfehlen, wenn man die Leistungsnachweise/Klausuren schaffen will oder auch nur die Einsendeaufgaben bewältigen möchte, deren Erledigung Voraussetzung für die Zulassung zu den Klausuren ist.

Viele Menschen können anfänglich mit ihrer vermeintlichen Freiheit der Zeiteinteilung nicht umgehen. Es hört und liest sich anfänglich alles so einfach. Also werden Tutorien geschwänzt und Unterlagen auf den großen Stapel gepackt. Das bißchen Zeug wird man sich schon rechtzeitig vor den Klausuren „reinpfeifen“. So vorgegangen ist das Spiel schon verloren. Es ist stramme Arbeit, die nur mit regelmäßigem Einsatz zu bewältigen ist. Das verträgt sich oft nur schwer mit dem beruflichen Alltag, mit privaten Aktivitäten und der Partnerschaft.

Ich würd jetzt nicht sagen, dass ich faul bin und mich in jedem Fall zu den 30 % zählen :die es schaffen…

Gut. Als Voraussetzung sollte dir bewußt sein, daß du neben deiner Berufstätigkeit jeden Tag mehrere Stunden für das Studium investieren mußt. Es geht definitiv nicht mit lockerer Hand nebenbei. Es ist jahrelang voller Einsatz.

Eine Private Fernuni kommt für mich derzeit nicht in Frage

Was will man an einer privaten Uni? Die Fernuni Hagen hat nicht von ungefähr einen guten Ruf. Die Studienunterlagen sind hervorragend. Die Qualität von Tutoren und Dozenten kann ich naturgemäß nicht in der Breite beurteilen, aber die Lehrkräfte, die ich in wöchentlichen Präsenzveranstaltungen am Studienzentrum der Fernuni erlebte, waren in Darstellung des Stoffs und Didaktik richtig gut.

Wer nicht am heimischen Schreibtisch vereinsamen und manchmal verzweifeln will, braucht neben den Präsenzveranstaltungen weiteren Kontakt zu Studierenden in Arbeitsgruppen, die sich telefonisch, per Mail und in persönlichen Treffen austauschen. Alles zusammen bringt Zeitaufwand mit sich, der durchaus an die Größenordnung einer Vollzeit-Berufstätigkeit heran reicht. Zusammen mit der Arbeit für den Broterwerb hat man einschließlich Fahrzeiten einen 16-Stunden-Tag, oft an 7 Tagen pro Woche. Stoff zu erarbeiten und wirklich zu kapieren, was man da liest und lernt, ist richtige Arbeit, die man durchsteht, wenn man die Stunden nicht zählt, Interesse am Sachgebiet mitbringt und Freude am eigenen Erfolg hat. Manche anderen Freuden kommen dabei gelegentlich zu kurz.

Gruß
Wolfgang

Hallo Annika,
ich kann leider nicht mit Erfahrung aus einem Fernstudium dienen, jedoch unterrichte ich ab und an Studenten, die berufsbegleitend studieren.
In meinen Augen ist die Motivation zu studieren das Wichtigste, und die scheint bei Ihnen vorhanden zu sein. Da würde ich mich auch nicht von Statistiken beeinflussen lassen. Packen Sie es an!
Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg. Bildung kann durch nichts ersetzt werden!
Beste Grüße
1Merlin

Hallo Annika,
ich kann nur meine Erfahrungen von vor 10 Jahren und einem Fernstudium in Zwickau (meine Heimatstadt!), das alledings irgendwie in Kooperation mit der Fernuni Hamburg lief berichten:

  1. Ich war 14-täglich jeden Samstag in Seminaren - einmal hab ich einen halben Samstag „ausgebremst“ und obwohl es mein Fachgebiet v. Beruf war, hab ich das in der Prüfung schmerzlich gemerkt!
  2. Ich habe im Jahr ca. 4 Wochen Präsenzzeit gehabt (je Semester 14 Tage) - da schmilzt der Urlaub für die Familie dann ebenfalls auf 14 Tage…
  3. Wenn man nicht zu Hause ist, dann benötigt man eine Übernachtung und Fahrtkosten für die Präsenszeit - da sollte man die Kosten nicht unterschätzen.
  4. Mitunter will der Arbeitgeber auch noch irgendeine Leistung (bei mir wars ein ADA-Lehrgang außerhalb der Arbeitszeit) - da bin ich bei der Diplomarbeit bald „abgebrochen“ - effektiv hab ich dann wohl 2 bis 3 Semester für diese doofe Arbeit benötigt (kostete dann auch zusätzlich weitere Semestergebühren).
  5. Ich hab die Quali. damals am Arbeitgeber vorbei gemacht, weil ich auf gewisse Dinge auch keinen Bock mehr hatte - leider hat sich im Anschluss nicht wirklich was geändert.
    Heute bin ich aber stolz dass ichs gemacht hab und sicher ist es für mich als älteren AN besser wenn ichs hab - als ohne!
    PS: Das Studium lief an einer FH (Wirtschaftsing.) nachdem ich weitere 10 Jahre eher bereits an einer Uni einen Dipl.-Ing. gemacht hatte (es war Voraussetzung, dass man schon einen Abschluss hatte -> da wurde einiges Vorausgesetzt, was man dann nicht mehr durch Prüfungen belegen musste, will sagen es war „leichter“ als vielleicht für jemand, der alle Leistungen machen muss)
  6. Empfehlung: Gucken, was in der Nähe ist; es gibt auch „Verwaltungsakademien“ usw. und beim Arbeitgeber abklopfen, was möglich ist. Und realistisch einschätzen, was man sich bei allen anderen Belastungen zumuten kann und will.

Zumindestens der Manager der deutschen Fussballnationalmannschaft hat nach 26 Semestern den Abschluss geschafft:

http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Bierhoff

Moin,

ich behaupte mal, Du mutmaßt aus Unkenntniss :wink:

Also die 70 % Abbrecherquote ist einigermaßen realistisch, aber sicher nicht unüblich hoch, die ist m.E. bei den meisten berufbegleitenden Ausbildungen so hoch, oder höher.

Beispiel 1)
Ich :wink:
Auch ich habe mich dereinst mal in Hagen eingeschrieben (Informatik) und das erste Semester lief auch noch sehr locker, weil da Sachen gebracht wurden, die ich aus meinem Studium noch kannte. Dann wurde es aber mit und mit immer zeitintensiver, weil diese Grundlagen immer mehr immer weniger wurden. Dann kam irgendwann eine Beziehung dazu, die beruflichen Belastungen wurden nicht weniger etc.
Fazit: Irgendwann musste ich mich entscheiden was mir wichtiger ist, mein Studium, oder meine Beziehung und ich hab mich für die Beziehung entschieden.

Beispiel 2)
Einige Laboranten, die ihren Techniker gemacht haben.
Zwar kein Studium, aber auch ziemlich heftiger Stoff und eine sehr hohe Belastung.
Unser Betrieb hat diese Bestrebungen recht großzügig unterstützt und auch die Kollegen gaben Unterstützung. So konnten die vier, die ich kannte ihren Abschluss machen, aber die Abbrecherquote lag auch weit über 50 %.
Einer erzählte, daß nach einem Monat in seinem Kurs schon ein Viertel weg waren.

So ein Studium ist sicher machbar, aber es ist ein seeehr hartes Brot!

Gandalf