Hallo,
darf ich die Abkürzung „bzw.“ in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden oder muss ich das immer ausschreiben? Würde sich in manchen Fällen allerdings „komisch“ anhören bzw. aussehen, glaube ich.
Lieber Gruß
Christine
Hallo,
darf ich die Abkürzung „bzw.“ in einer wissenschaftlichen Arbeit verwenden oder muss ich das immer ausschreiben? Würde sich in manchen Fällen allerdings „komisch“ anhören bzw. aussehen, glaube ich.
Lieber Gruß
Christine
und/oder
…vielleicht weiß in diesem Zusammenhang auch jemand, ob man die Formulierung „und/oder“ verwenden darf (also so, wie hier geschrieben - ohne Leerzeichen und mit Schrägstrich)
Lieber Gruß
Bei dieser Gelegenheit kann mir vielleicht einmal jemand erklären, was „beziehungsweise“ eigentlich bedeutet und warum es unbedingt in einer wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden soll. In meinen Augen ist es ein ambivalentes Allzweck-Füllwort mit Wohlfühleffekt.
MfG
Klaus
Abkürzung ist besser
Hi.
darf ich die Abkürzung „bzw.“ in einer wissenschaftlichen
Arbeit verwenden oder muss ich das immer ausschreiben?
Es geht beides, wobei die Abkürzung vorzuziehen ist. Beispiele aus wissenschaftlichen Texten (der erste weist ein „bzw.“ auf, der zweite gleich zwei):
http://www.vordenker.de/gerald/sysansatz.html
„Die Menge der Relationen zwischen den Elementen ist die Struktur. Die Ordnung bzw. die Struktur der Elemente eines Systems ist i.S. der Systemtheorie seine Organisation. Die Begriffe Organisation und Struktur sind demzufolge identisch.“
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/FORSCHUNGSME…
„Popper (1979) unterscheidet zwei Formen, empirische Forschung durchzuführen: mittels der Kübel- bzw. der Scheinwerfertheorie. Auf welche Art Wissenschaftler Daten erheben, ob mit Beobachtung, Experiment oder Befragung, in einem treffen sie auf Probleme allgemeiner Art, die instrumentunabhängig ist. Nach der Scheinwerfertheorie werden anfangs die informationshaltigen Hypothesen gebildet und erst nachher versucht, diese durch empirische Forschung bzw. Experimente auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, d.h., die Realität wird scheinwerferartig untersucht.“
Zitate Ende.
Das „bzw.“ kann zwei Funktionen haben: 1) das Gemeinte mit einem anderen Ausdruck oder einer anderen Wendung neu umschreiben (in Beispiel 1: Ordnung / Struktur), 2) im Sinne von „sowie“ einen zweiten Gegenstand/Thema einzuführen, der mit dem erstgenannten Gegenstand/Thema in enger Beziehung steht, ohne identisch zu sein (Beispiel 2: Kübel- vs. Scheinwerfermethode).
Chan
Guten Tag!
darf ich die Abkürzung „bzw.“ in einer wissenschaftlichen
Arbeit verwenden oder muss ich das immer ausschreiben?
Natürlich darf man es verwenden (an den Stellen, an denen es sinnvoll ist). Auch in abgekürzter Form.
Noch nie wissenschaftliche Publikationen gelesen?
Für mich eine unverständliche Frage, da es sowieso nicht disziplinübergreifend DIE „wissenschaftliche Sprache“ gibt.
Für das „und/oder“ gilt aus meiner Sicht ganz das gleiche. Allerdings sollte man dabei noch stärker beachten, dass „und“ und „oder“ logische Operatoren sind, so dass das umgangssprachliche „und/oder“ in wissenschaftlichen Aussagen problematisch sein kann, wenn es falsch verwendet wird.
E.T.
Hossa
Was für eine wissenschaftliche Arbeit soll das denn sein, in der ein deutsches Wort vorkommt? Die werden doch alle in Englisch geschrieben. Oder meinst du eine Diplom- oder Doktorarbeit?
Sicher kannst du darin „bzw.“ verwenden, auch als Abkürzung. Für mich persönlich drückt die Verwendung jedoch einen Mangel an Klarheit aus.
Weiter unten im Thread wurde ein schönes Beispiel dafür gebracht:
„Die Menge der Relationen zwischen den Elementen ist die Struktur. Die Ordnung bzw. die Struktur der Elemente eines Systems ist i.S. der Systemtheorie seine Organisation. Die Begriffe Organisation und Struktur sind demzufolge identisch.“
Von „Ordnung“ war im vorigen Satz überhaupt nicht die Rede. Durch die folgende Verwendung von „Die Ordnung bzw. die Struktur“ wird induziert, dass eine Struktur immer auch eine Ordnung bedeutet und umgekehrt. Das stimmt natürlich nicht. Glas z.B. hat eine amorphe Kristallstruktur, ist also im Prinzip eine Flüssigkeit, weil die Atome kein geordnetes Kristallgitter ausbilden.
Mit anderen Worten, wenn du „bzw.“ benutzen willst, hast du dich vorher schwammig ausgedrückt. Das sollte in einer wissenschaftlichen Arbeit aber nicht passieren.
Viele Grüße
Hasenfuß
Hossa
Die Verwendung von „und/oder“ zeigt immer, dass der Autor die Regeln der Logik nicht beherrscht.
a und b = beides
a oder b = eins von beiden oder beides
entweder a oder b = genau eins von beiden
Ein „und/oder“ ist also immer ein „oder“.
Meine Frau arbeitet bei der Staatsanwaltschaft. Die Juristen haben auf einem Schild entlang des Wegs vom Parkplatz zum Hauptgebäude Folgendes stehen:
„Bei Schnee und Eisglätte wird dieser Weg nicht geräumt und gestreut.“
Das heißt, wenn Schnee und Eisglätte gleichzeitig vorliegen, wird der Weg nicht geräumt, dafür aber gestreut.
Richtig wäre es, auf dem Schild beide „und“ durch „oder“ zu ersetzen:
„Bei Schnee oder Eisglätte wird dieser Weg nicht geräumt oder gestreut.“
Viele Grüße
Hasenfuß
Sinn bzw. Unsinn von ‚bzw.‘
Hi.
„Die Menge der Relationen zwischen den Elementen ist die Struktur. Die Ordnung bzw. die Struktur der Elemente eines Systems ist i.S. der Systemtheorie seine Organisation. Die Begriffe Organisation und Struktur sind demzufolge identisch.“
Von „Ordnung“ war im vorigen Satz überhaupt nicht die Rede.
Durch die folgende Verwendung von „Die Ordnung bzw. die
Struktur“ wird induziert, dass eine Struktur immer auch eine
Ordnung bedeutet und umgekehrt.
Natürlich ist die Formulierung im Beispielsatz nicht schön, da „Struktur“ zwei Mal erscheint und beim zweiten Mal nur als Ergänzung zu „Ordnung“. Im gegebenen Kontext ist die Verwendung aber ok, soweit hier Struktur, System, Ordnung und Organisation das gleiche meinen. Die zweite Abkürzung „i.S.“ weist auf diesen Kontext hin.
Wiki „Struktur“:
"Unter Struktur (von lat.: structura = ordentliche Zusammenfügung, Bau, Zusammenhang; bzw. lat.: struere = schichten, zusammenfügen) versteht man das Muster von Systemelementen und ihrer Wirk-Beziehungen (Relationen) untereinander, also die Art und Weise, wie die Elemente eines Systems aufeinander bezogen sind (durch Beziehungen „verbunden“ sind), so dass ein System bzw. Organismus funktioniert (entsteht und sich erhält).
(…)
In den Geisteswissenschaften bedeutet Struktur meist eine logische Ordnung von zusammenwirkenden Elementen; in der Mathematik z. B. eine algebraische oder topologische Ordnungsstruktur, in der Psychologie etwa das Gefüge zusammenwirkender geistig-seelischer Anlagen wie Begabungen oder Charaktereigenschaften."
Mit anderen Worten, wenn du „bzw.“ benutzen willst, hast du
dich vorher schwammig ausgedrückt. Das sollte in einer
wissenschaftlichen Arbeit aber nicht passieren.
Das ist sicher in vielen Fällen richtig, wo ein „und“ bzw. „oder“ bzw. „sowie“ auch helfen würde.
Chan
Hossa
Natürlich ist die Formulierung im Beispielsatz nicht schön, da
„Struktur“ zwei Mal erscheint und beim zweiten Mal nur als
Ergänzung zu „Ordnung“. Im gegebenen Kontext ist die
Verwendung aber ok, soweit hier Struktur, System, Ordnung und
Organisation das gleiche meinen. Die zweite Abkürzung „i.S.“
weist auf diesen Kontext hin.
Siehst du, genau das meinte ich. Du triffst die Einschränkung: „soweit hier Struktur, System, Ordnung und Organisation das gleiche meinen“. Wenn das gemeint sein soll, warum wird es dann nicht in einem Satz vorher klar aufgeschrieben?
Die zweite Abkürzung „i.S.“ weist auf diesen Kontext hin.
In dem Moment, in dem ich das „bzw.“ lese, weiß ich ja noch nicht, dass der Kontext später konkretisiert wird. Also fange ich an zu denken, worin denn die „Beziehung“ besteht. Dadurch wird der Satz unklar und missverständlich.
Wiki „Struktur“:
Schaust du bei jedem „bzw.“ in einem Text bei Wikipedia nach, um die vom Autor implizite „Beziehung“ heraus zu finden?
Viele Grüße
Hasenfuß
Guten Abend!
Die Verwendung von „und/oder“ zeigt immer, dass der Autor die
Regeln der Logik nicht beherrscht.
Das stimmt so nicht.
Auch wissenschaftliche Arbeiten enthalten alltagssprachliche Elemente (in welchem Ausmaß hängt davon ab, von welchem Fachgebiet wir sprechen. Christine nennt das nicht, aber du scheinst mir von Naturwissenschaft auszugehen).
Die Alltagssprache funktioniert nach deutlich anderen Regeln als die Sprache der Logik. Da kann das „und/oder“ durchaus seine Berechtigung haben, genauso wie das „bzw.“
Desweiteren passt deine obige Kritik zu „Ordnung bzw. Struktur“ nicht, weil du den Kontext ausblendest, in dem diese Wendung fällt*. Es geht dort um soziologische Systemtheorie (Niklas Luhmanns), deren Sprache anderen Regeln folgt als die Sprache der Physik/Chemie, der du deinen Hinweis auf die Kristallstruktur von Glas entnimmst.
*
http://www.google.de/search?hl=de&safe=off&q=%22ordn…
http://www.google.de/search?source=ig&hl=de&rlz=&=&q…
E.T.
Hallo Hasenfuß,
nein, eindeutig wird der Satz nur so: Der Weg wird „nicht geräumt und nicht gestreut.“
Hieße es, er wird „nicht geräumt oder gestreut“, ist auch die LEsart zulässig, dass der Weg entweder nicht geräumt oder alternativ dafür gestreut würde. Sprich: Der Hausmeister kommt auf jeden Fall, entweder mit der Schippe oder mit dem Salzfass.
Springender Punkt ist also das „nicht“: bezieht es sich auf alle Partizipien der Aufzählung oder nur auf das erste.
LG Hahu
Man liest Sätze, nicht nur Wörter
Hi.
Die zweite Abkürzung „i.S.“ weist auf diesen Kontext hin.
In dem Moment, in dem ich das „bzw.“ lese, weiß ich ja noch
nicht, dass der Kontext später konkretisiert wird. Also fange
ich an zu denken, worin denn die „Beziehung“ besteht. Dadurch
wird der Satz unklar und missverständlich.
So liest man aber nicht, jedenfalls nicht idealerweise. Die Bedeutung von Wörtern ergibt sich oft erst am Ende des Satzes, also durch den Kontext, in dem die Wörter stehen (natürlich darüber hinaus auch durch den Kontext des ganzen Buches). Wenn ich lese: „Heidi ist ein schönes Mädchen“, dann bleibe ich ja nicht bei „Heidi“ hängen und frage mich, wer das ist, sondern lese weiter, bis mir der Satz den Kontext gibt.
Wiki „Struktur“:
Schaust du bei jedem „bzw.“ in einem Text bei Wikipedia nach,
um die vom Autor implizite „Beziehung“ heraus zu finden?
Nein, m i r war das schon klar, aber ich wollte dir zeigen, dass „Struktur“ definitorisch als geordnetes Gebilde verstanden wird.
Chan
Wenn du deine Rechtschreibung und Grammatik umfassend auffrischen willst, findest du in diesem Lehrbuch auf Amazon viele interessante Tipps.