Unsinn. Seit 1996 ist in Deutschland der Anbau von Hanf sehr THC-armer Sorten freigegeben, da braucht es keine „ersten Spuren“! Hanfanbau dient der Erzeugung von Fasern, die sowohl versponnen als auch anderweitig genutzt werden können. Meine Wäsche auf dem Balkon hängt auf einem Hanfseil - die Seilerei, auch die Sackweberei waren ganz klassische Anwendungen für Hanf.
Die Freigabe unter Auflagen 1996 hat zu einem riesigen Reinfall geführt, weil die damals noch unter bis ins Detail gehender staatlicher Gängelung arbeitenden Ackerbauern nicht damit gerechnet hatten, dass hier etwas propagiert wurde, wofür es überhaupt keinen Absatzmarkt gab, weil die letzten hanfverarbeitenden Betriebe ähnlich wie die letzten Flachsschwingen in den frühen 1950er Jahren den Betrieb eingestellt hatten.
Die für die Bodenfruchtbarkeit hervorragend guten Hanfkulturen wurden deswegen 1996 zu fast 100 % nicht geerntet, sondern untergeackert. Ein Griff ins Klo, sozusagen. Auch die in den folgenden zehn Jahren vielerorts unternommenen Versuche, für den wegen des Vorfruchtwertes von Hanf eigentlich wünschenswerten Hanfanbau Absatzmärkte zu gewinnen (u.a. Hanfsaat, geschält oder geröstet oder sonstwie genussfähig aufbereitet, war ungefähr zehn Jahre zu früh dran, heute könnte man das als „endkrass perfekt veganes Powerfood“ jedem Konsumdepperl reindrücken), aber keine der untersuchten Verwendungsmöglichkeiten von Hanffasern u.a. als Isoliermaterial brachte zufriedenstellende Ergebnisse.
Ein paar Jahre lang wurde versucht, einen Markt für Textilien aus Hanffasern zu erschließen. Ich habe einige Jahre lang Hanfjeans und ein Hanfhemd getragen - sie sind für die quiekenden Dummköpfe, die alle sechs Monate neue Kleidungsstücke „sich holen“ wollen, ungeeignet, weil sie erst nach ungefähr sechs Monaten und entsprechend vielen Wäschen angenehm zu tragen sind. Eine Eigenschaft von Hanftextilien, in der sie Baumwolle weit überlegen sind, ist, dass sie --im Regen-- beim Outdoor-Chillen patschnass werden können, danach aber ganz ohne Umziehen ruckzuck wieder trocken sind. Weil die Nachfrage sich aber in sehr übersichtlichen Grenzen hält, blieb Hanfkleidung ein Nischenprodukt.
Wenn sich heute landwirtschaftliche Versuchsanstalten mit Hanf beschäftigen, dann liegt das am bereits erwähnten hervorragenden Vorfruchtwert von Hanf: Die Hoffnung, doch noch was Brauchbares aus Cannabis machen zu können, wurde da noch nicht aufgegeben. Staat und Länder treten hier an die Stelle der Privatunternehmen, die den mühsamen Weg zur wirtschaftlichen Verwertung von Hanf nicht weiter gehen wollten oder konnten.
Und eines ist sicher: In irgendwelchen Kräuterteelein ist dieser Weg nicht zu finden.
Schöne Grüße
MM