'capo'

hallo leute… rein spasseshalber mal ne frage,
ich dachte immer, das wort ‚capo‘ sei bundeseinheitliches sprachgut, stelle in letzter zeit aber fest, dass das wort im ruhrgebiet unbekannt ist. im süddeutschen ist es allgemeiner sprachgebrauch. wo also ist der ‚capo-äquator‘?
und… woher kommt das wort? ist doch sicher nicht erst damals in den KZ’s entstanden?!?
*grübelnd* muschel

Hallo!

Kapo, der; -s, -s (Unteroffizier; Häftling eines Konzentrationslagers, der ein Arbeitskommando leitete)

Gruß Max

KZ-Deutsch
Hi Muschel,
ich bin ein bekennender Ruhrpottler - das Wort KAPO benutze ich schon, aber nur im Zusammenhang mit KZ-Aufsehern (aus der Gruppe der Häftlinge rekrutiert).
Ich würde nie einen Zeitgenossen in heutigem Zusammenhang mit dem Wort titulieren.
Habe das aber auch im Süden noch nie gehört. Wo genau wird das denn verwendet? Und mit welcher Bedeutung und in welchen Zusammenhängen genau?
Schöne Grüße von
Burkhard

vorarbeiter
guten morgen burkhard,
bei uns hier im südwesten ist das wort capo wirklich im allgemeinen sprachgebrauch. eigentlich ausschliesslich auf baustellen bezeichnet man damit den vorarbeiter (‚he! wo isch’n dr capo?‘), einer der arbeiter, der den anderen was zu sagen hat (anweisungen etc., meistens ist es einer der älteren arbeiter auf der baustelle, nicht unbedingt ein meister).
ich vermute (siehe erste antwort auf meine frage) für unseren sprachraum eher, dass das wort ‚caporal‘ aus dem französischen eingedeutscht wurde wie so häufig hier (portemonnaie, trottoir, souterrain, chaiselongue, visematenten, schagrillen etc.). auf keinen fall hat das wort capo hier einen negativen beigeschmack. leider hab ich keine älteren verwandten mehr, die mir sagen könnten, ob das wort hier erst seit dem dritten reich verwendet wird oder schon vorher.
wünsch dir ein schönes wochenende :smile: muschel

Hallo !

Das ist wieder mal typisch deutsch!

Wurde ein Wort bei den Nazis benutzt, ist es für uns tabu.
Alles, was bei den Nazis gut war, muß heute schlecht und ekelhaft sein. Was für ein Unfug!!
Es gab so viele Wörter, die von den damaligen Machthabern benutzt wurden und deshalb in der BRD verpönt waren/sind.
Andere Dinge, wie z.B. Sonnenwendfeiern, Germanentum usw, sind plötzlich Erfindungen der Nazis und gefährlich. Was können die armen Germanen dafür, daß sie von irgendwelchen Banditen für ihre Zwecke mißbraucht wurden? Sonnenwendfeiern gab es seit tausenden von Jahren und sind heute in Skandinavien d a s Jahresfest.
Das Wort „Capo“ ist keine Erfindung der Nazis, es stammt aus der Fremdenlegion und die ist weit älter, als die Nazis.

Wenn wir alles tabuisieren, was die Nazis mal benutzt und mißbraucht haben, dürften wir vieles nicht mehr.
Selbst das Wort „Lager“ dürfte nicht mehr benutzt werden.
„Die Biene Maja“ war eines der Lieblingskinderbücher während der Nazizeit.
Ich bin während dieser Zeit geboren, eigentlich dürfte niemand mit mir reden, wie mit allen meinen Zeitgenossen.

Wir sollten endlich wieder auf den Teppich zurückkommen!

Gruß Max. Gott sei Dank kein Schäferhund, den Hitler damals hatte!

Stimme dir zu
Hallo Muschel,

da stimme ich dir zu: ich bin ganz sicher, dass das Wort nicht erst im KZ entstanden ist.

Meinst du mit Süden denn den Südwesten? Da könnte ich mir die „Einwanderung“ des Caporals eher vorstellen als ausgerechnet in Bayern.

Herzlich grüßt
Burkhard

südwesten
hallo burkhard,
ich sitze hier bei karlsruhe :smile:
viele grüsse *kleinen schneeball werf* muschel

missverständnis
… hallo max, halt die bälle flach… bisher habe ich nichts dahingehendes gesagt. das dritte reich ist teil unserer geschichte, ob wir nun vorher, während der zeit oder hinterher geboren sind. ich bedauere es sehr, dass meistens keine sachliche diskussion darüber möglich ist, dass zum beispiel mein vater (ehemals HJ) und meine grossmutter (ehemals NSfrauenschaftsleiterin) sofort bei fragen angriffe auf ihre person vermuten bzw. vermutet haben, selbst wenn wir nur wissen wollten ‚wie war das damals?, erzählt uns mal‘.

um es noch einmal klarzustellen:
mir geht es ausschliesslich darum, woher dieses wort kommt und wo das wort noch heute benutzt wird. und um sonst nichts.

selbst wenn das wort in den KZ’s erfunden worden wäre, würde ich es heute noch weiterbenutzen, weil sich der sinn dann gewandelt hätte. wenn man darüber nachdenkt, hat sich der sinn eh nur dahingehend gewandelt, dass es sich heute nicht mehr um inhaftierte handelt sondern um personen, die zwar in der gleichen situation stehen (also arbeiter sind), aber dennoch ‚privilegien‘ haben, sprich anweisungen erteilen können.

ansonsten hast du natürlich recht, viele worte sind seit der zeit mit negativen inhalten belegt, obwohl sie schon vorher existierten (germanen etc.). andere wiederum sind ganz normal in den alltag übergegangen, wer überlegt sich denn schon beim muttertag, wo der herkommt, wir feiern ihn einfach und warum sollten wir das auch nicht tun?

viele grüsse von einer ‚spätgeborenen‘ … muschel

Ach Werner, nun fühle Dich doch nicht gleich getreten!

Ich habe anno 1959 in Bamberg als Bauhelfer meine Zeit bis zur Bundeswehr verbracht (Stundenlohn DM 2,00) und klar hatten wir auf jeder Baustellen einen „Capo“. Normalerweise war das ein Altgeselle, einer, der den anderen „anschaffen“ durfte, wenn kein Polier (Meister) da war oder auf kleineren Baustellen (Regie-Arbeit) wo nur zwei oder drei Leute arbeitete.

Der Begriff „Capo“ wurde ohne jeglichen Beigeschmack verwendet.
Er dürfte auch schon etwas älter sein als die Nazizeit. Schätze, dass er seinen Weg in die deutsche Sprache in den Napoleonischen Kriegen gefunden hat und auf jeden angewendet wurde, der Vorgesetzten/Aufseherfunktion hatte. So dann auch in den Kriegsgefangenlagern der nachfolgenden Kriege und natürlich auch in den Lagern der Nazizeit.

Gruß Eckard.

huhu!

capo kommt meines wissens aus dem italienischen und heisst „kopf“ oder eben auch „chef“. deshalb wird es auf den baustellen auch häufig verwendet (zumindest in der schweiz sind viele fremdarbeiter aus italien auf baustellen tätig).

cu

laurent

huhu laurent… ah ja … thx!
stimmt… hier im süden (heute habe ich gehört, dass das wort auch in bayern sehr gebräuchlich ist, nicht nur im südwesten) hat es ja seit den 60er jahren auch viele arbeiter aus italien in den fabriken und auf den baustellen.
danke dir und frohes fest! :smile: muschel

Kapo,
in dieser Schreibung, liebe Muschel,
kenne ich das Wort. Habe auch als junger Mann bei meinen Einsätzen auf diversen Baustellen einige Kapos kennen gelernt.
Ich habe das damals - als Lateiner - von Lateinisch: caput abgeleitet.

Der Kluge sagt dazu:

Kapo m. erweiterte Umgangssprache, vulgär ‚Chef‘ (capo, das wohl aus italienisch caporale ‚Unteroffizier‘ gekürzt wird (aber seinerseits von capo ‚Anführer‘ - aus Lateinisch caput ‚Haupt‘ - abgeleitet ist).

Latein ist immer gut! Jaja, das gute, alte Bolz-Gymnasium!
Gruß Fritz

*gg*
*lol* fritz, sollte mein vater doch recht gehabt haben? der humanist an sich ist der bessere mensch und ich MUSS latein machen, weil es den menschen ‚bildet‘ und die basis aller romanischen sprachen ist??? und ich nase hab mich vor latein mittels zweier bewusst herbeigeführter 6er gedrückt *gestehe*, das gute alte bolz-gymmi liess uns ja die möglichkeit, latein nur freiwillig zu machen. die schande von 6ern im zeugnis der tochter konnte mein vater nicht ertragen und hat mich auch ohne latein die volle bolz-karriere machen lassen
übrigens: ist auch ohne latinum aus mir was geworden, zwar ingenieurin statt lateinlehrerin, aber auch zu seiner zufriedenheit … ich frag halt jetzt leute, die sich da auskennen ;o)
muschel

Die Umerziehung durch die Amis hat wirklich gut funktioniert
(aber natürlich nur zum Besten für uns)

Gruß Feudelio

Hallo,

Meinst du mit Süden denn den Südwesten? Da könnte ich mir die
„Einwanderung“ des Caporals eher vorstellen als ausgerechnet
in Bayern.

Die Pfalz war lange Zeit bayerisch, vielleicht erklärt das einiges.
Mich wundert es auch immer, daß gerade in der bayerischen Mundart so viele französische Begriffe vorkommen, hier in Franken sind (waren?) viele davon schon nicht mehr gebräuchlich.

Cu Rene

Hallo,
ich denke, ich verstehe, was Du meinst. Ich finde auch, dass es da gewisse Überempfindlichkeiten gibt. Andererseits gibt es das sog. Hakenkreuz schon sehr lange, viel länger als es die Nazis gibt, und heute verwendet es in Deutschland erfreulicherweise kein Mensch mehr, der bei Verstand ist. Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, das gewisse Symbole/Begriffe dank des Zutuns der Nazis „verbrannt“ sind und seither Tabu. Das gibt es in jeder Kultur.

Hai, muschel,

Kapo jipts hia in Bealien oooch - uff’n Bau

Jrüße
Sibylle