Chateau Neuf Du Pape von 1998 - taugt der noch was?

Hallo!

Ich hab da in einer Ecke eine Flasche Chateu Neuf Du Pape von der Domaine La Roquette Baujahr 1998 gefunden. Kennt den jemand? Wenn ja, kann ich den noch ne Weile liegen lassen bzw. ist der noch trinkbar? Ein Freund von mir hat von genau diesem Kollegen noch ein paar Flaschen, kann mir da auch jemand einen angemessenen Preis nennen?

Merci und viele Grüße
Eberhard

Hallo Eberhard,

der 1998er gilt in Châteauneuf du Pape als einer der besten Jahrgänge seit Langem; obwohl die Weine von dort nicht zum ewig langen Lagern gemacht sind, sollte der 1998er recht gut trinkbar sein (er hat alles Nötige zum Liegen) und bereits den Charakter von „altem Wein“ haben - die seltsamen Jahre ca. 8. - 10. hat er hinter sich.

Nicht mehr allzu lange liegen lassen, aber keinesfalls in Panik aufmachen. Vielleicht einen Rehrücken abwarten, die Jagd ist ja offen?

Den Keller kenne ich nicht, als Hausnummer ist da wohl zwischen 40 und 120 € alles möglich.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Deine Einschätzung ist super, ich würde jedoch mal ne kleine Korrektur vornehmen wollen!:wink:

als Hausnummer ist da wohl
zwischen 40 und 35 € alles möglich.

Da das Barometer der Preisscala auf trinken steht, trinken (wenn er noch trinkbar ist?).

Zu Rehrücken (vielen Dank für Deinen Hinweis…ich werde morgen mal den Förster anrufen müssen…hab Appetit bekommen…*schleck*), passt dieser Wein sehr gut, um die Wartezeit zu überbrücken!

16BIT

Hallo Martin,

vielen Dank für Deine Einschätzung, das hört sich prima an. Ich hab den mal vor so fünf, sechs Jahren geschenkt bekommen, jetzt ist er wohl „reif“.

Sozusagen hat der Papst bereits „den Hut auf“, denn der Vorschlag mit dem Rehrücken ist ne verdammt gute Idee:smile:).
Daß der vino aber preislich so hoch liegt hätte ich nicht gedacht, deckt sich aber so ungefähr mit dem, was ich gegoorgelt habe. Naja, soll der Freund damit glücklich werden, mir ist das zu teuer.

Btw.: Woher kennst Du Dich eigentlich so gut aus mit den ganzen guten Tröpfchen, ihren Lagen, ihrer Historie und ihren Erzeugern u.s.w., sind das Recherchen oder Selbsterfahrungstrips oder… Ist ja wirklich frappant!

Viele Grüße
Eberhard

Servus,

ja, angenommen - hab inzwischen gelesen, dass in La Roquette weit überwiegend Grenache steht - den Tanninbolzen vom Vieux Télégraphe direkt daneben würd ich beim 1998er ruhig noch fünf oder zehn Jahre geben, aber mit Grenachebetonung ist das wohl nicht gut zu machen.

Aber jetzt kommt ausnahmsweise mal nicht „Ach, wer da mitreisen könnte!“ Vor mir steht ein Grenache von fünfzigjährigen Reben von der Trace Nègre vom Mas d’Intras, Valvignères, und wir unterhalten uns blendend!

Schöne Grüße

MM

Hallo,

mein ins Feld gewerfe…Dornfelder 2013…bringt glaub ich momentan gar nix.
Ich weiß nicht, wer von uns Beiden gerade besser gelaunt ist…:wink:

16BIT

Weinstationen
Servus,

Btw.: Woher kennst Du Dich eigentlich so gut aus mit den
ganzen guten Tröpfchen, ihren Lagen, ihrer Historie und ihren
Erzeugern u.s.w., sind das Recherchen oder
Selbsterfahrungstrips oder… Ist ja wirklich frappant!

noja, angefangen hat das mit ein paar hemmungslosen Besäufnissen mit dem guten „Mainzer Domherr“ von Aldi, und seither gehts mal mehr, mal weniger aufwärts.

Das sind keine systematischen Kenntnisse, sondern mehr Zufallstreffer (wenn auch nicht komplett im Blindflug). Zwischen Dreißig und Vierzig hab ich in Mainz und Hochheim/Rheingau gewohnt; Hochheim hatte einige Zeit vorher einen manischen Bürgermeister, der alles recht großzügig handhabte, so dass es dort eine Unmenge von Konzessionen für Weinstuben, Gastwirtschaften und Gutsausschänke gibt - sehr zum Vorteil der Kundschaft, weil sich bei dieser Dichte niemand leisten kann, einen banalen Wein auszuschenken. Man sagt von Rheinhessen aus den Rheingauer Winzern Hochnäsigkeit nach, aber wenn man bei einem von denen im Hof bei den letzten Gästen ist, und er macht dann eine Flasche ohne Etikett auf und erzählt was dazu, kommt das gar nicht so heraus mit der hohen Nase.

Die Lagen zwischen Lyon und Camargue kenne ich ein bissle, weil wir Freunde in Lyon und Orange haben; Jean D. ist ein paar Jahre älter und macht sich, wenn wir kommen, ein Vergnügen daraus, uns sozusagen „das alte Frankreich“ zu präsentieren, das er grade eben noch kennen gelernt hat (er machte als Studentenjob den Heizer auf einer Verschiebelok in Lyon-Brotteaux, und wenn der Lokführer zu schwer betrunken war, legte er ihn in den Tender und übernahm selber Regler und Bremsventil). Jean hat vor Jahren ein Haus gefunden, das den Ohren seiner Frau (sie spielt Cembalo und Orgel) genügte: Noch in den Vororten von Lyon, aber vollkommen still gelegen. Bloß eine ziemliche Bruchbude, so dass ihm nichts übrigblieb, als Gewerk für Gewerk das Nötige zu lernen. Quasi nebenher hat er in der Remise eine Klimakammer für Wein gebaut - ich war regelrecht gerührt, als er mir erlaubt hat, da mit reinzkommen, und mir dann seine Schätze gezeigt und erläutert hat: Als Sturkopf, Abkömmling einer alten Dynastie von Canuts von der Croix Rousse, sammelt er nichts, was „Große Namen“ trägt, aber mit viel Bedacht: Als alle Welt bloß noch Bordeaux haben wollte, fuhr er nach Cahors und Bergerac und in die Gascogne und hat dort die Adressen aufgetan, die es ihm wert schienen. Als alle Welt auf das Werbetheater mit dem Beaujolais Primeur hereinfiel, suchte er im Beaujolais die paar Starrköpfe, die ihren Wein traditionell ausbauen usw. usw.

Dani in Orange ist der Junior eines protestantischen Pfarrers - die paar evangelischen Franzosen, die es gibt, sind dort auch die Schaffer, Sparer und Häuslebauer, und in der Diaspora sind sie gut vernetzt und halten zusammen. Irgendwann mal hab ich Dani an einem Sommerabend vor seinem Haus erzählt, dass ich mir die „klassischen“ Rotweine mit Tiefgang, Körper, Tannin gern für spätere Lebensjahre aufhebe und mir jetzt die Weine von Rhône, Ardèche, Lubéron, Ventoux, Camargue eigentlich lieber sind, die schon jung recht elegant und rund sind, aber nicht Jahrzehnte liegen können. Das hat er als eine Art Aufforderung verstanden, und wenn er uns besuchen kommt, hat er jedesmal wieder ein Fläschlein von irgendeinem verrückten und mutmaßlich protestantischen Winzer aus Gigondas, Châteauneuf, Vacqueyras usw. dabei, der ständig mit der Hacke und der Rebschere im Wingert unterwegs ist, hier etwas korrigiert, dort etwas schaut, da etwas richtet usw. und sich keine Zeit für die Siesta nimmt, und wenn er sein Sach dann auf dem Fass oder im Tank hat, geht es grad weiter mit der Muggeseggelei, bis er dann am Schluss zwei Flaschen nebeneinander aufmachen kann, zuerst das Lob für die erste abwartet und dann sagt: „So, das war der von der Genossenschaft. Jetzt kommt mein eigener…“

Dass ausgerechnet im verschrieenen Rheinhessen ein paar richtig große Lagen sind, hab ich übrigens hier im Forum erfahren: Auf den Hinweis von Tychiades haben wir uns auf die Räder geschwungen und den Roten Hang einmal ein bissle aus der Nähe erkundet.

Achja, und mitnehmen kann man eh nichts davon. Warum also nicht aufmachen?

Schöne Grüße

MM

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