Hallo Peter,
bei dem Themenkomplex, den Du anschreibst, kommen verschiedene Dinge zusammen.
Wie ich schon mal schrieb, gab es kurz nach der Entdeckung der Leichen von Butscha ein Interview (ich meine in den Tagesthemen) mit einem deutschen Anwalt, der am bzw. für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag arbeitet. (Da ist ein Detail, das mir leider entfallen ist.) Dieser verwendete eine äußerst vorsichtige und dem Rahmen seiner Arbeit angemessene Wortwahl. Es dominierte einschränkende Worte wie „mutmaßlich“, „anscheinend“ und sehr viel Imperativ. Der Mann drückte also immer wieder deutlich aus, dass eine Schlussfolgerung erst nach einer Untersuchung möglich ist.
In einem längeren Text eines Interviews mit einem Richter a.D. äußerte sich mit ähnlicher Wortwahl.
Warum verwenden viele Medien und Politiker aber nun eine andere Schreibweise? Ich habe hier im Forum schon so häufig Bashing an den Medien und den Politikern im Allgemeinen betrieben, dass es Dich nicht wundern dürfte, dass ich auch hier eine ungute Melange aus Unkönnen und Unwillen zur sachgerechten Sprachanwendung sehe.
Ein Indiz kann die Kleidung sein. Wer in einer halbwegs passenden Uniform vorgefunden wird, mit einer „Hundemarke“, die zur Person passt, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als Zivilist deklariert werden. Wobei natürlich auch solch eine Person Opfer eines Kriegsverbrechens sein kann.
Wer aber in „ziviler“ Kleidung aufgefunden wird, für den wird man ersteinmal annehmen, dass er Zivilist war und mit weiteren Untersuchungen (zum Beispiel auf Verbrennungsrückstände von Patronenpulver, auch als Schmauchspuren bekannt) diese Annahme bestätigen. Sollten sich aber solche Spuren finden, wird aus dem vermeintlichen Zivilisten ein Kämpfer. Früher war für kämpfende Zivilisten das Wort Partisan üblich. In einem Abschlussbericht der Untersuchungen wird man (da bin ich mir ganz sicher) zwischen Zivilisten und Partisanen unterscheiden. (Zumal ja Anfang des Jahres (wer erinnert sich noch) Zivilisten an Übungen zum Waffenumgang teilgenommen haben Link und Link.
Genau solche Untersuchungen werden derzeit durchgeführt. Neben der Befragung von vermeintlichen Augenzeugen, der Sicherung von Videos und Fotos sowie weiterer Beweise wie in einem „normalen“ Kriminalfall.