Chemische Evolution vs Kometeneinschlag

Liebe Experten,

ich habe neulich einen populaerwissenschaftlichen Artikel gelesen, in dem stand,
dass in bezug auf die Entstehung von Leben auf der Erde mehr Wissenschaftler der
chemische-Evolutionstheorie anhaengen als der Theorie, dass ein Komet / Meteorit
mit Aminosaeuren etc im Schlepptau auf der Erde eingeschlagen ist und so alles
in Gang gesetzt hat.

Das verwundert mich - ich habe bisher wohl nur mit Leuten gesprochen, die an die
2. Theorie glauben! Und es wird doch auch mehr Forschung in Leben-aus-dem-All
als in Leben-aus-dem-Ozean betrieben? Bitte um Bestaetigung oder
Richtigstellung…

Vielen Dank!
baw

Hallo,

hmm, grundsätzlich ist das ja keine Grundsatzfrage - und eigentlich ist sie recht bedeutungslos für Wissenschaft. Kein Modell würde sich ändern in Abhängigkeit der Herkunft des AS.

Die Vermutung, AS wären durch einen Komenteneinschlag auf der Erde gekommen, verlagert die Frage nach der _Entstehung_ der ersten AS nur in den Weltraum.

In der Wissenschaft geht man zunächt immer von der einfachst möglichen Annahme aus. Wenn es also Leben auf der Erde gibt, geht man also erstmal davon aus, daß es wohl auch hier entstanden sein sollte. Diese Theorie läßt sich wiederlegen. Dazu muß man zeigen, daß es nicht möglich ist, daß Leben auf der Erde hat entstehen können. Dieser Beweis ist noch keinem gelungen. Natürlich ist es sehr viel wahrscheinlicher, daß _irgendwo_ im Universum Leben (oder komplexere biochemische Moleküle wie AS) entsteht, als dass es gerade auf diesem Planeten entstanden ist. Aber es ist widerum extrem unwahrscheinlich, daß Spuren davon auf die Erde gelangen und hier gerade günstige Verhältnisse vorfinden, so daß sie nicht kaputt gehen. Wären die Bedingungen für ihre bloße Existenz gut, dann wären auch die Bedingungen für ihre Entstehung gut - das hat man übrigends schon gezeigt. Hier beißt sich also die Katze wieder in den Schwanz.

Kein seriöser Wissenschaftler würde sich ernsthaft mit dieser Frage auseinandersetzen. Es ist viel interessanter und vor allem bedeutungsvoller, herauszufinden, unter welchen Umständen AS oder andere biochemische Moleküle überhaupt (in hinreichender Menge und Konzentration für eine weitere biochemische Evolution) entstehen können. Daran wird gearbeitet. Man wird dann zB auch sehen, ob das auf der Erde möglich war oder nicht. Wenn nicht, weiß man aber ungefähr, wo im Weltraum man nach der Wiege dieser Moleküle suchen muß.

Grüße,
Jochen

Hallo,

ich bin eher der Meinung, das hier auf dieser Kugel Leben entstehen mußte. Es blieb den armen Molekülen gar nichts anderes übrig. Ist es nicht denkbar, das es so eine Art Bestreben von Materie ist, immer komplexer zu werden? Ein schnödes Wasserstoffatom kann immer und überall rumschwirren. Gibt man aber andere Elemente dazu, welch Wunder, die Dinger verbünden sich! Das Grundprinzip der chemischen Bindungen, die entstehen wo es nur irgend möglich ist, trifft hier voll zu. Danach erst kommt die Evolution.

Na gut, ich habs jetzt nicht wissenschaftlich erklärt, aber so trifft es schon zu. Als die Sonne entstand, bildeten sich in der rotierenden Scheibe bekanntlich die Kondensationskerne, die wiederum Massenschwerpunkte wurden. Das Ganze pappte zusammen. Somit haben diese „Lumpensammler“ alles auf sich gezogen, was an Materie da war. Dieser Mix bestand praktisch aus dem „Abfall“, der nicht zur Sonne wurde und das sind nun mal die höheren Elemente. Und nun sind wir wieder wie oben beschrieben am Anfang.

Also es bedarf gar nicht die Hilfe von irgendwelchen außerirdischen Flugobjekten. Abgesehen davon, das interstellare Kometen wohl äußerst selten sind. Alles was hier auf die Erde runterplumst, ist eigenes Material, was bei der Entstehung unserer Sonne übrigblieb.

Gruß
André

Hi,

ich habe neulich einen populaerwissenschaftlichen Artikel
gelesen, in dem stand,
dass in bezug auf die Entstehung von Leben auf der Erde mehr
Wissenschaftler der
chemische-Evolutionstheorie anhaengen als der Theorie, dass
ein Komet / Meteorit
mit Aminosaeuren etc im Schlepptau auf der Erde eingeschlagen
ist und so alles
in Gang gesetzt hat.

Diese Mehrheit ist mindestens überwältigend (>99%).

Das verwundert mich - ich habe bisher wohl nur mit Leuten
gesprochen, die an die
2. Theorie glauben!

Diese 3 Zeilen bestätigen mein Vorurteil über sensationsgeile Redakteure sowohl von der Wortwahl her, als auch vom Inhalt her.

Und es wird doch auch mehr Forschung in
Leben-aus-dem-All
als in Leben-aus-dem-Ozean betrieben?

Das Eine hat mit dem Anderen gar nichts zu tun.
Selbst wenn es so wäre; die Zuteilung von Ressourcen lässt deinen Schluss gar nicht zu.

Bitte um Bestaetigung

Ich bestätige gerne, dass du ein sensationsgeiler Reporter bist, dem die allernotwendigsten wissenschaftlichen Grundbegriffe erst mal erklärt werden müssen.
Gruss,

was ist denn nun los?
Hallo Helge,

na na na, da hab ich wohl irgendwas Falsches gesagt? Aber bitte, wenn Du Deine
Klischees bestaetigt sehen willst.

Auch als sensationsgeile Reporterin braucht man seine Quellen, also waere ich
Dir sehr dankbar, wenn Du mir sagen koenntest, wo die Angabe „99%“ herkommt. Ich
weiss, dass es wohl kaum Statistiken hierueber gibt, aber du musst Deine Zahlen
ja irgendwo herhaben.

Danke!
baw

Moin,

ich habe neulich einen populaerwissenschaftlichen Artikel
gelesen, in dem stand,
dass in bezug auf die Entstehung von Leben auf der Erde mehr
Wissenschaftler der
chemische-Evolutionstheorie anhaengen als der Theorie, dass
ein Komet / Meteorit

Jou. In der Wissenschaft gilt als Grundannahme: wenn es zwei konkurrierende Theorien gibt, die das selbe Geschehen gleich gut beschreiben, dann wird bis zum Beweis des Gegenteils diejenige als richtig angesehen, die einfacher ist und die wenigsten Voraussetzungen oder Annahmen benötigt. Und das ist nunmal ganz klar gegeben bei der These, daß das Leben hier auf der Erde entstanden ist. Außerdem kann man, wenn man sich die Atmosphäre der Erde vor 4Mrd Jahren schafft und sich eine Suppe mixt, die in etwa der Ozeanzusammensetzung damals entspricht auch durch einfache Energiezufuhr (z.B. Blitze oder in der Natur auch Vulkane…) organische Moleküle herstellen. Google 'mal unter ‚Miller Experiment‘

Des weiteren verlagert die These „Leben kam aus dem All“ nur den Entstehungsort des Lebens und erklärt somit nicht die Lebensentstehung - dann muß es eben oben im Weltall oder auf einem anderen Planeten entstanden sein; dann kann es aber auch gleich hier entstanden sein.

Aber eigentlich schrieb das alles schon Jo…

Das verwundert mich - ich habe bisher wohl nur mit Leuten
gesprochen, die an die
2. Theorie glauben! Und es wird doch auch mehr Forschung in
Leben-aus-dem-All
als in Leben-aus-dem-Ozean betrieben?

Das wohl nicht. Das meiste Geld wird deutlich für die Wissenschaft auf der Erde ausgegeben.

Gruß,
Ingo

Ich bestätige gerne, dass du ein sensationsgeiler Reporter
bist, dem die allernotwendigsten wissenschaftlichen
Grundbegriffe erst mal erklärt werden müssen.

Hallo Helge,
warum greifst du denn den Fragesteller so an? Ich finde, das gehört hier nicht her. Dann doch lieber gar nicht antworten!
Coccinella

Hallo,

Diese Mehrheit ist mindestens überwältigend (>99%).

Wie kommst Du zu dieser Aussage? Ich war inzwischen auf einigen Fachkonferenzen (ESA, NASA, EGU) und kann das nicht bestätigen. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass es keine allgemein akzeptierte Theorie zum Thema gibt.
Eine Übersicht über den Stand der Forschung findest Du hier:
Astrobiology: The Quest for the Conditions of Life (Springer Physics and Astronomy Online Library) by G. Horneck, Christa Baumstark-Khan, Gerda Horneck

Gruss
R.

Astrobiologie
Hallo baw,

ich habe neulich einen populaerwissenschaftlichen Artikel
gelesen, in dem stand,
dass in bezug auf die Entstehung von Leben auf der Erde mehr
Wissenschaftler der
chemische-Evolutionstheorie anhaengen als der Theorie, dass
ein Komet / Meteorit
mit Aminosaeuren etc im Schlepptau auf der Erde eingeschlagen
ist und so alles
in Gang gesetzt hat.

Naja, auch wenn ein Meteorit eingeschlagen hat, dann muß das Leben eben an einem anderem Ort im All begonnen haben, womit man wieder bei der Panspermie wäre …

Richtigstellung…

Es wird in alle Richtungen geforscht (Das Fachgebiet, das sich mit diesen Fragen beschäftigt heisst „Astrobiologie“ - als Interdisziplinäres Gebiet zwischen Chemie, Biologie, Planetologie (also Geowissenschaften) und Kosmologie/Astronomie (Physik). Man kann natürlich darüber streiten, ob der Begriff glücklich ist, aber darum geht es hier nicht).
Forschungsinstitute sind hier das NASA Astrobiology Institute http://nai.arc.nasa.gov/ (Das NAI ist kein Forschungsinstitut im klassischem Sinne. In Deutschland würde man das ein „virtuelles Kompetenzzentrum“ nennen. D.h. hier kooperieren Forschungsinstitute and verschiedenen Orten) Auch die ESA unterhält ein virtuelles Forschungsinstitut zum Thema http://www.spaceflight.esa.int/users/virtualinstitut… . In Madrid gibt es das Centro de Astrobiologia http://www.cab.inta.es/
In Deutschland arbeitet z.B. die DLR auf diesem Gebiet (http://www.eid.dlr.de/me/Institut/Abteilungen/Strahl…). Weil du nach chemischer Evolution gefragt hast, möchte ich auch auf Günter von Kiedrowski verweisen: http://www.ruhr-uni-bochum.de/oc1/ (Das online Angebot ist leider nicht sehr reichhaltig).
Der kurze Überblick sollte aber nach kurzem Surfen zeigen, wie vielfältig das Gebiet ist und wie wenig man zur Zeit weiss.

Suchbegriffe für weitere Recherchen sind Astrobiologie, Exobiologie, Astrobiology, Exobiology, Origin of life, chemical evolution usw.

Ciao R.