China auf dem Mond

Hallo zusammen,

während China stolz die Landung ihres unbemannten Raumfahrtzeugs „Chang’e 3“ (Mondfee) auf dem Mond verkündet und der Rover „Yutu“ (Jadehase) bald seine Erkundungsfahrten aufnimmt wird das Ereignis vom Rest der Welt eher mit einem müden Gähnen zur Kenntnis genommen.

In der Presse verweist man zwar darauf, daß China nun als dritter Nation die Mondlandung gelungen sei, ruft aber die erste unbemannte Mondlandung der Amerikaner 1966 und den ersten bemannten Mondflug 1969 in Erinnerung, spricht von den bemannten Apollo-Missionen und der Rückkehrkapsel Luna 24, die Mondgestein zur Erde brachte.
Vom Tonus her also so in Etwa wie „ach, auch schon da?“

Nun, die Mondlandung ist zweifellos eine Leistung und wenn sie derart runter gespielt wird, dann wird es dafür sicherlich einen Grund geben. Soweit ich weiß ist es gar nicht so lange her, daß erst ein paar amerikanische Satelliten auf dem Mond zerschellten.

Gibt es vielleicht ein paar Hintergrundinformationen, die nicht durch die Presse gehen? Ich selbst habe die Mond-Missionen nicht ständig verfolgt und stecke auch nicht in Detail-Kenntnissen, wundere mich aber ein wenig über das pressemäßige Runterspielen.

Weiss jemand von euch vielleicht ein wenig mehr darüber?

Gruß, Steff

Hallo,
damit beweist China einmal mehr, dass man dieses Land zu den Hochtechnologie-Ländern zählen muß.
Auch, wenn alles schon einmal da war, so ist es doch erstaunlich, wie die Sache auf Anhieb geklappt hat. Rückschläge gibt es ja auch bei gestandenen Raumfahrtnationen zur Genüge, wobei man jetzt noch nicht von einer Mission so große Schlußfolgerungen in Bezug auf Zuverlässigkeit ziehen kann.
Ohne Rückkehrmodul zählt sie ja auch zu den eher kleineren, aber immerhin, sie haben den Mond (sanft) getroffen :wink:
Sicherlich setzt China dabei auch ein Achtungszeichen in Bezug auf die militärische Stärke des Landes. Das wird wohl von den beabsichtigten Adressaten auch so verstanden.

Gruß
Bernd

Die gesamte bemannte Raumfahrt ist aus wissenschaftlicher Sicht wenig sinnvoll. Daher ist sie schon immer vor allem eines: Ein Prestigeobjekt.

Genau so ist es auch mit der chinesischen Mondmission und genau deswegen wird es in der Presse auch runtergespielt.

Hi,

der Westen weiss halt dass dies höchstwahrscheinlich auch nur ein weiteres Prestigeprojekt der Chinesen ist welches mit viel Geld durchgepeitscht wurde. Aber nachhaltig ist da nicht viel. Siehe deren Flugzeugträger, den konnten sie ja auch nicht alleine bauen.

Gruss
K

Mein Gott,

nach 50 Jahren als Dritter mit einem Spielmobil
ins Ziel zu laufen, ist nicht eben ein Top-Thema.

Sorry.

Hallo Steff!

Es geht nicht um Forschung mit Erkenntnisgewinn, es geht überhaupt um nichts rational Faßbares, sondern um Symbolik, um Prestige. Ein Land, das einen nennenswerten Anteil der Weltbevölkerung ausmacht, will auf allen Gebieten ernst genommen werden.

Das Bestreben mag nachvollziehbar sein, aber gewiß ist es nicht sonderlich schlau, viel Geld in derart nutzlosen Aktionen zu versenken. Über schiere Masse ist China auf dem Weltmarkt als Kunde und Lieferant zu wirtschaftlicher Bedeutung gekommen. Das ändert aber nichts daran, daß China nach wie vor ein Land mit überwiegend bitterarmer Bevölkerung ist. Die Armenhäuser Europas erscheinen angesichts chinesischen Pro-Kopf-Einkommens wie Krösusse. Nur in einem hauchdünnen Industriegürtel sieht es anders aus, gibt es eine Bevölkerungsschicht, der es wirtschaftlich gut geht. Beim Gutgehen muß man einschränkend immer wirtschaftlich dazu sagen, denn das Ganze wird mit Umweltverschmutzung und Hungerlöhne für die breite Masse bezahlt.

So gesehen ist die chinesische Mondlandeaktion ein Zeichen von Unvernunft und entglittenen Prioritäten.

Gruß
Wolfgang

ich danke euch!
vielen Dank für eure Beiträge! Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit, Nutzen und Vernunft sind bislang nirgendwo angesprochen worden, aber durchaus in Ralation zur Mission zu sehen, keine Frage.

Wenn es also heißt, die Chinesen hätten es nun mit Amerikanern und Russen auf gleiche Augenhöhe geschafft, dann mag das vielleicht technologisch gesehen stimmen, aber von wirklich „gleicher Augenhöhe“ kann noch lang keine Rede sein.

Das wirft ein anderes Licht auf die Mission und auch auf die Ambitionen Chinas. Ich danke euch für eure konstruktiven Beiträge!

Weiterhin schönen Rest-Sonntag und 3. Advent

Steff

während China stolz die Landung ihres unbemannten
Raumfahrtzeugs „Chang’e 3“ (Mondfee) auf dem Mond verkündet
und der Rover „Yutu“ (Jadehase) bald seine Erkundungsfahrten
aufnimmt wird das Ereignis vom Rest der Welt eher mit einem
müden Gähnen zur Kenntnis genommen.

Das liegt daran, dass China auf vielen Gebieten ein direkter Kokurrent „vom Rest der Welt“ ist. Deshalb ist man hier nicht sonderlich an positiven Nachrichten über China interessiert. Das Medienecho würde sicherlich stärker ausfallen, wenn die Mission von den USA gestartet oder gescheitert wäre.

Das liegt daran, dass China auf vielen Gebieten ein direkter
Kokurrent „vom Rest der Welt“ ist. Deshalb ist man hier nicht
sonderlich an positiven Nachrichten über China interessiert.
Das Medienecho würde sicherlich stärker ausfallen, wenn die
Mission von den USA gestartet oder gescheitert wäre.

Liegt wohl eher daran, dass China sich als Rest der Welt sieht
und meint, mit derartigem Plunder in eine „höhere Klasse“ aufsteigen
zu können.

Für eine vernünftige Kooperation Richtung Nord und West reicht es
leider immer noch nicht!

Hallo DrStupid,

stimmt, der Aspekt der Konkurrenz kommt auch noch hinzu. Danke für den Zusatz

Steff

Hallo, Du frecher Deifi :wink:

es mag ja ein bissl was dran sein, aber das allein ist mir etwas zu billig und zu plakativ. Wir reden hier erstens nicht von einer Leistung, zu der jeder im Stande wäre und bei der es nur noch um die Reihenfolge ginge und zweitens kann es angesichts der chinesischen Ambitionen auch nicht ganz so „Spielmobil“ sein :wink:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/mondlandung-china-…

schmunzelnden Gruß

Steff

Liegt wohl eher daran, dass China sich als Rest der Welt sieht
und meint, mit derartigem Plunder in eine „höhere Klasse“
aufsteigen zu können.

Für eine vernünftige Kooperation Richtung Nord und West reicht
es leider immer noch nicht!

Ach ja, die gute alte Propaganda aus dem kalten Krieg hat mir fast schon gefehlt.

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angesichts der chinesischen Ambitionen auch nicht ganz so
„Spielmobil“ sein :wink:

Das Ding befindet sich technisch ungefähr auf dem Niveau der amerikanischen Mondrover Spirit und Opportunity. Es kann sich autonom bewegen und es verfügt über Instrumente für geologische Untersuchungen. Auch die Landung war alles andere als trivial, weil der Mond keine Atmosphäre hat. Dazu sind momentan nur sehr wenige in der Lage und manche sind sogar schon damit überfordert nur zu erkennen wie anspruchsvoll das ist.

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Ein Grund dürfte auch sein, dass sie westliche Hilfe bekommen bzw das machen was sie am Besten können: Westliche Technik kopieren. Vergleiche einfach mal die Trägerrakete Langer Marsch mit westlichen Raketen wie der Ariane 4. Oder vergleiche das Design von Yutu mit dem von Opportunity/Spirit.
Die Amis und Russen betraten damals Neuland und mussten dementsprechend viel zusätzliches Hirnschmalz investieren, die Chinesen konnten auf dieses Wissen zurückgreifen.

Man könnte auch kurz sagen:

Die Amis und Russen haben gezeigt, das es überhaupt möglich ist, die Chinesen haben gezeigt, dass sie es auch können.

Das Bestreben mag nachvollziehbar sein, aber gewiß ist es
nicht sonderlich schlau, viel Geld in derart nutzlosen
Aktionen zu versenken. Über schiere Masse ist China auf dem
Weltmarkt als Kunde und Lieferant zu wirtschaftlicher
Bedeutung gekommen. Das ändert aber nichts daran, daß China
nach wie vor ein Land mit überwiegend bitterarmer Bevölkerung
ist. Die Armenhäuser Europas erscheinen angesichts
chinesischen Pro-Kopf-Einkommens wie Krösusse. Nur in einem
hauchdünnen Industriegürtel sieht es anders aus, gibt es eine
Bevölkerungsschicht, der es wirtschaftlich gut geht. Beim
Gutgehen muß man einschränkend immer wirtschaftlich dazu
sagen, denn das Ganze wird mit Umweltverschmutzung und
Hungerlöhne für die breite Masse bezahlt.

So gesehen ist die chinesische Mondlandeaktion ein Zeichen von
Unvernunft und entglittenen Prioritäten.

Man könnte natürlich auch behaupten, daß sich die Volksrepublik China angesichts einer geradezu lächerlichen „Verschuldung“ von etwa zwanzig Prozent (Tendenz fallend) ihres BIP (Japan 245 %, USA 112 %, Deutschland 82 %, etc., Tendenz rapide steigend), das immerhin das dritthöchste, nach "Nationalstaaten (ohne EU) sogar das zweithöchste der Welt ist, derartige „Unvernunft“ und „falsche Prioritäten“ einfach leisten kann.
Ganz im Gegensatz zu den völlig überschuldeten und ach so hochgejubelten „Reichenhäusern“ dieser Welt, die in maßloser Überheblichkeit von ihren auf kaum jemals mehr rückzahlbaren Krediten finanzierten „hohen Rössern“ herab eine „wirtschaftliche und technologische Überlegenheit“ herbeipropagieren, die schon längst keine mehr ist.
Wobei vielleicht anzumerken wäre, daß auch die behauptete „Umweltverschmutzung“, gerechnet nach „Bevölkerungszahl“, in China bei weitem nicht das Ausmaß, das sie in den (ach so sauberen) Ländern der EU, von den Vereinigten Staaten ganz zu schweigen, trotz aller „Gegenmaßnahmen“, erreicht.
Die chinesische Mondlandung ist definitiv eine gewaltige technologische Leistung (auch heutzutage), und daß man sich dabei (im Zeitalter der Globalisierung) auch „nichtnationaler“ Technologien bedient hat (muß ich wirklich daran erinnern, woher etwa Herr v. Braun und viele seiner Mitarbeiter ursprünglich gekommen sind ?) schmälert sie keineswegs. Oder ist hier wirklich jemand so naiv zu glauben, „roskosmos“, „NASA“ oder „ESA“ würden derartige nicht verwenden und in ihre Programme integrieren ?

Gruß
nicolai

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Moin,

Weiss jemand von euch vielleicht ein wenig mehr darüber?

sagen wir es mal so:
Die dritte bemannte Mondmission der USA war schon kaum mehr Medienpräsent und erst das Unglück von Apollo 13 ließ das Programm wieder ins Medieninteresse rücken.

Hier ist es ein dritter Anlauf einen Lander auf dem Mond zu plazieren - na und?

Wie hoch sind die Einschaltquoten einer dritten wiederholung eines Tatortkrimis?

Gandalf

China und Medienpräsenz
Moin,

Die dritte bemannte Mondmission der USA war schon kaum mehr
Medienpräsent und erst das Unglück von Apollo 13 ließ das
Programm wieder ins Medieninteresse rücken.

ein Tipp an China falls die mal mehr und vor allem mehr beachtenswerte Medienpräsenz erhalten wollen als durch diese Mondlandung:
wie wärs mal mit der Einhaltung von Menschenrechte? DAS gäb mal ein positives Presseecho.

VG
J~

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Hallo

Ich weiß zwar nicht, wer da gähnt, aber es war doch gut in allen Tageszeitungen auf der Titelseite zu lesen, und besonders hervorgehoben wurde die sanfte gut gesteuerte Landung mit einer Auswahl des Landeplatzes während des Abstieges. Das gab es bei bisherigen Landungen auf dem Mond anscheinend so noch nicht.
Neu ist wohl auch das Radar, mit dem der Mond bis 100m Tiefe erkundet werden kann.
China hat mit der ESA kooperiert.

Was das soll usw.:
China möchte nach Bodenschätzen auf dem Mond forschen.
Wenn auch bereits andere auf dem Mond gelandet sind, muss China es einmal mit eigenen Mitteln ausprobieren. Die Chinesen wollen anscheinend wissen, was sie können, was auch das Selbstbewusstsein der Bevölkerung etwas hebt.
Das seh ich auch so ähnlich wie, selbst ein Auto haben oder mitfahren??

Politisch kommt es einer Autonomie entgegen.

Manche schreiben hier so in etwa, es sei unnötigt teuer für China, auch am „Mondzirkus“ teilzunehmen. Aber das Geld fließt ja irgendwohin, und es kann so auch als Förderung der Wirtschaft und des Arbeitslebens betrachtet werden.

Ich bin sehr gespannt, was der „Jadehase“ so alles machen wird.
Wo findet man das?

MfG

wie wärs mal mit der Einhaltung von Menschenrechte?

Wie?

Sollte denen auch vorgeschrieben werden, dass sie kein Fleisch mehr essen dürfen?

Dürfen die keine zweite Staatsbürgerschaft haben?

Müssen die Frauen dort jetzt ein Kopftuch tragen?

Hi,

Ich bin sehr gespannt, was der „Jadehase“ so alles machen
wird.
Wo findet man das?

Hier? http://www.cnsa.gov.cn/n360696/index.html

VG
J~