Chinesen arbeiten 16 Stunden am Tag?

Hallo,

habe gerade folgenden Artikel gelesen:

http://de.news.yahoo.com/26092006/12/fielmann-zahnae…

Meine Frage ist nun: Der Unternehmer behauptet daß die Chinesen 16 Stunden am Tag 7 Tage die Woche arbeiten.

Meint er damit z.B. die gleichen Chinesen oder mehrere Chinesen die sich .z. B. über Schichtdienst abwechseln?

Ich weiß daß es zu Zeiten des Manchester-Kapitalismus vor 150 oder 200 Jahren ähnliche Arbeitszeiten für Menschen gab (die ansonsten nur Sklaven zugemutet wurden) und daß die Lebenserwartung solcher Menschen nicht sehr hoch war.

Insofern finde ich die Äußerungen des Unternehmers ethisch bedenklich wenn nicht gar verachtenswert. Und ich kann es eigentlich nicht glauben, jedenfalls nicht, daß diese Chinesen die Tätigkeit lange machen würden!

Was denkt ihr?

Liebe Grüße,

Ralf

Hi,

aus: http://de.chinabroadcast.cn/21/2004/01/30/[email protected]

Arbeitszeiten, Löhne und Soziales
Laut Festlegung des Arbeitsgesetzes darf die tägliche Arbeitszeit der Arbeitenden 8 Stunden nicht übertreffen. Die Arbeitszeit pro Woche darf 44 Stunden nicht überschreiten. Die Arbeitsgeber müssen gewährleisten, dass die Arbeitenden jede Woche mindestens einen Tag Pause haben. Der 1. Januar, die ersten 3 Tage des Frühlingsfests, der 1. bis 3. Mai sowie der 1. bis 3. Oktober sind landesweite gesetzliche Feiertage. Darüber hinaus haben die Beschäftigten Recht auf Urlaub zum Besuch von Verwandten, zur Heirat und bei Trauerfällen, weibliche Beschäftigten erhalten außerdem bei Bedarf Schwangerschafts-, Still- und Mutterschaftsurlaub.

nicki

Hi,

aus: http://de.chinabroadcast.cn/21/2004/01/30/[email protected]

Arbeitszeiten, Löhne und Soziales
Laut Festlegung des Arbeitsgesetzes…

ich vermute, dass das genauso lächerlich ist, wie das deutsche ArbZG: http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__7.html

Gruß,

M.

Hi Malte,

ich vermute, dass das genauso lächerlich ist, wie das deutsche
ArbZG: http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__7.html

Was daran ist lächerlich?

Grüße
Jürgen

Hi,

ich vermute, dass das genauso lächerlich ist, wie das deutsche
ArbZG: http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/__7.html

Was daran ist lächerlich?

Das deutsche ArbZG ist ein zahnloser Tiger, zum einen kann so ziemlich jede Bestimmung durch Betriebsvereinbarung o.ä. Abreden umgangen werden, und außerdem - wer interessiert sich für das ArbZG? Der Staat hat kein weitergehendes Interesse an seiner Durchsetzung, und in Firmen ohne Betriebsrat kann man sich bestenfalls vor dem Arbeitsgericht sein Recht und gleichzeitig die folgende Kündigung (die natürlich in keinerlei Zusammenhang dazu steht) erklagen.

Die Realität in Deutschland 2006 sieht jedenfalls anders aus. Überstunden? Mit dem Gehalt abgegolten (nein, ich rede nicht von Leitenden Angestellten, bei denen das selbstverständlich ist). Arbeitszeiterfassung? Nichtexistent. Mehrarbeit? Wird natürlich nicht angeordnet. Es wird „nur“ „Engagement“ des MA erwartet. Und wenn Du dann noch anfängst, Dich mit den durchaus legalen Möglichkeiten der Gestaltung von Bereitschaftsdiensten jeglicher Couleur zu befassen, wird Dir das zweite Mal übel.

Gruß,

M. (glücklich, in einem fairen Betrieb gelandet zu sein)

Hi,

Du solltest mal als Zuhörer einige Sitzungen in Arbeitsgerichten
verbringen.
Hier wird meist immer noch den Arbeitgebern übel.

Leider wollen die Wirtschaftler in diesem unseren Lande den Arbeitsschutz und das Betriebsverfassungsgesetz weiter einschränken.
Dann könnte evtl. den AN übel werden.

nicki

Hallo,

habe gerade folgenden Artikel gelesen:

http://de.news.yahoo.com/26092006/12/fielmann-zahnae…

Meine Frage ist nun: Der Unternehmer behauptet daß die
Chinesen 16 Stunden am Tag 7 Tage die Woche arbeiten.

Meint er damit z.B. die gleichen Chinesen oder mehrere
Chinesen die sich .z. B. über Schichtdienst abwechseln?

Chinesen haben nicht unbedingt solch geregelte Arbeitszeiten wie wir. Aber kaum einer arbeitet 16 Stunden am Tag. Sie haben am Spätnachmittag Feierabend (dann ist auch in den großen Städten stundenlang ein Riesenverkehrsstau) und haben natürlich auch Freizeit. Wer würde denn dann sonst all die Freizeiteinrichtungen nutzen (Kino, Parks, Museen etc.) und wer hätte dann Zeit zum Einkaufen?

Wie einer meiner Vorredner schon schrieb: Anfang Mai sind eine Woche lang allgemeine Ferien, ebenso Anfang Oktober. Die Chinesen nutzen diese Zeit zum Reisen und Konsumieren. Außerdem haben die Chinesen ca. 2 Wochen Urlaub.

Alles in allem führen die Chinesen ein ziemlich normales Leben, auch wenn ich mir mit dieser Aussage womöglich den Zorn einiger Besserwisser zuziehe, die es - aus welchen Gründen auch immer - nicht ertragen können, daß man an China nicht herummeckert.

Hallo,

Das deutsche ArbZG ist ein zahnloser Tiger, zum einen kann so
ziemlich jede Bestimmung durch Betriebsvereinbarung o.ä.
Abreden umgangen werden, und außerdem - wer interessiert sich
für das ArbZG? Der Staat hat kein weitergehendes Interesse an
seiner Durchsetzung, und in Firmen ohne Betriebsrat kann man
sich bestenfalls vor dem Arbeitsgericht sein Recht und
gleichzeitig die folgende Kündigung (die natürlich in
keinerlei Zusammenhang dazu steht) erklagen.

du wirst lachen, ich bin bei einer Behörde (=Staat) beschäftigt, und die achtet meist sehr auf die Bestimmungen des ArbZG, nämlich dann, wenn sie diese gegen die Interessen der Beschäftigten einsetzen kann, z. B. durch das Verbot, am Freitag seiben STunden ohne Mittagspause durch zu arbeiten.

LG,
Markus

Hallo,

Die Realität in Deutschland 2006 sieht jedenfalls anders aus.

auf welche Erfahrungen und Erkenntnisse stützt sich diese Aussage?

Interessiert,

Christian

Hallo,

Die Realität in Deutschland 2006 sieht jedenfalls anders aus.

auf welche Erfahrungen und Erkenntnisse stützt sich diese Aussage?

auf hinreichend viele Gespräche mit entsprechenden Arbeitnehmern.

Gruß,

Malte

Guten abend,

Die Realität in Deutschland 2006 sieht jedenfalls anders aus.

auf welche Erfahrungen und Erkenntnisse stützt sich diese Aussage?

auf hinreichend viele Gespräche mit entsprechenden
Arbeitnehmern.

ich sehe das jedenfalls ein wenig differenzierter: In Großunternehmen werden die Arbeitszeiten recht genau eingehalten, Überstundenkonten geführt und Überstunden abgefeiert oder ausbezahlt. Nicht umsonst habe ich nach gut 3 Wochen Urlaub, die ich dieses Jahr schon hatte, noch 17 Tage Resturlaub. Bei uns bekommt eine Führungskraft der zweiten Ebene zum Monatsende eine Liste der Mitarbeiter, deren Konto mehr als 30 Stunden aufweist. Der direkte Vorgesetzte bekommt dann den Auftrag, Maßnahmen zum Abbau der Überstunden einzuleiten, Überstunden zu beantragen (was dann die Bezahlung zu 125% bedeutet) oder - falls die Situation dauerhaft anzuhalten droht - den Personalbestand aufzustocken.

Bei meinem früheren Arbeitgeber wurden die Überstundenkonten vom Mitarbeiter selbst via Excel geführt. Anspruch auf abfeiern oder auszahlen gabs - zumindest für die außertariflichen Mitarbeiter - nicht, allerdings ging das Vertrauen weit genug, daß man die Mitarbeiter sich auch mal einen ganzen oder halben Tag freinehmen lassen, so denn nach eigenem Bekunden genug Stunden vorhanden waren. In der Zentrale wurde das deutlich rigoroser gehandhabt (s.o.). Die tariflichen Mitarbeiter konnten sich ihre Überstunden wahlweise auszahlen lassen oder abfeiern.

Ähnliches höre ich in meinem Bekanntenkreis für größere Unternehmen (> 500 Mitarbeiter). Bei kleineren Unternehmen sieht das in der Tat anders aus. Dort werden Überstunden auch über einen längeren eitraum geduldet, was ich für nachvollziehbar halte, denn bei einem kleineren Personalbestand bzw. bei weniger Personen je Aufgabe ist einfach eine gewisse Flexibilität notwendig und vor allem ist es nicht drin, die Leute mitten in wichtigen Aufträgen für ein paar Tage nach Hause zu schicken. Ist die Auftragsspitze dann vorbei, werden die Stunden sukzessive abgebaut.

Lediglich von Kleinstunternehmen (

Guten abend,

Auch so,

ich sehe das jedenfalls ein wenig differenzierter: In
Großunternehmen werden die Arbeitszeiten recht genau
eingehalten, Überstundenkonten geführt und Überstunden
abgefeiert oder ausbezahlt.

völlig richtig. Da gibt es Tarifverträge, Betriebsräte, Gewerkschaften u.ä. Kenne ich auch so. Teilweise wird das im gegenzug von den MA soweit betrieben, dass die genau planen, wann sie ihren Arbeitsplatz jeweil sverlassen müssen, um mit genau 0 Stunden aus dem Monat rauszugehen.

Nicht umsonst habe ich nach gut 3
Wochen Urlaub, die ich dieses Jahr schon hatte, noch 17 Tage
Resturlaub. Bei uns bekommt eine Führungskraft der zweiten
Ebene zum Monatsende eine Liste der Mitarbeiter, deren Konto
mehr als 30 Stunden aufweist. Der direkte Vorgesetzte bekommt
dann den Auftrag, Maßnahmen zum Abbau der Überstunden
einzuleiten, Überstunden zu beantragen (was dann die Bezahlung
zu 125% bedeutet) oder - falls die Situation dauerhaft
anzuhalten droht - den Personalbestand aufzustocken.

So ähnlich läuft das bei meinem aktuellen AG auch. Sehr angenehm, wenn man erfährt, dass Mehrarbeit durchaus gewürdigt wird, aber doch bitte im Rahmen zu bleiben hat - die Erholungszeiten dienten ja mittelbar auch dem Unternehmen, und man wolle dauerhaft einsatzfähige MA.

Lediglich von Kleinstunternehmen (am meisten Überstunden geschoben hat. Sowas führt natürlich unweigerlich dazu, dass eine krasse Wettkampfsituation entsteht und die Leute sich schinden bis sie umfallen. Was darunter leidet, sind Gesundheit, Motivation, Zufriedenheit und nicht zuletzt die Qualität.

Und diese Leute bewegten sich noch nicht mal in Gehaltskategorien, die ein solches Vorgehen rechtfertigen würden (YMMV). Wie gesagt, Leitende Angestellte und teilweise sogar schon „ATs“ spielen da nach anderen Regeln, die meine ich nicht.

Gruß,

Malte

Ich selbst arbeite in einem Unternehmen mitmehr als 1000 MA, allerdings mit amerikanischem Mutterkonzern. Wie haben KEINEN Betriebsrat und Überstunden werden ohne Ende geschoben. Ich kann froh sein wenn ich von meinen jetzt noch 30 Tagen Urlaub vor Jahresschluss noch was kriege.

Die Realität in Deutschland sieht also auch bei manch größerem Unternehmen mies aus :frowning:

Liebe Grüße,

Ralf

Ich selbst arbeite in einem Unternehmen mitmehr als 1000 MA,
allerdings mit amerikanischem Mutterkonzern.

Na da lerne nich mal was interessanten über unsere Krankenkassen… oder solltest du deine Vika updaten?

Wie haben KEINEN
Betriebsrat und Überstunden werden ohne Ende geschoben.

Wenn keiner einen gründet und man alles mit sich machen lässt…

Ich
kann froh sein wenn ich von meinen jetzt noch 30 Tagen Urlaub
vor Jahresschluss noch was kriege.

Das ist traurig.

Die Realität in Deutschland sieht also auch bei manch größerem
Unternehmen mies aus :frowning:

Aber nur weil die MA so viel Angst um Ihren Job haben, dass sie brav zu allem ja sagen und den ärger weiter in sich rein fressen…

Gruss Ivo