Chopper à la Easy Rider

Hallo,

den Typ von Motorrad, den ich hier anspreche, kennt natürlich jeder, der ein Motorrad hat oder sich für Motorräder interessiert.

Warum aber haben die Motorräder diesen langen Vorbau? Dient das nur dazu, eine Weltanschauung zu demonstrieren, oder hat das fahrerisch Vorteile? Ich habe eher das Gefühl, dass sich so ein Gerät schwer fährt.

Grüße
Carsten

Moin auch,

Warum aber haben die Motorräder diesen langen Vorbau?

Das sieht cool aus!

Dient
das nur dazu, eine Weltanschauung zu demonstrieren, oder hat
das fahrerisch Vorteile? Ich habe eher das Gefühl, dass sich
so ein Gerät schwer fährt.

Die Dinger sind in der Kurve extrem sch… zu fahren. Außerdem faulen nach längerem Fahren die Arme ab, weil sie nur noch schlecht durchblutet werden. Google mal nach einem Interview mit Fonda und/oder Hopper. Ich meine, der gue Peter hätte mal gesagt, dass ihm abends die Arme massiert werden mussten, damit er überhaupt wieder etwas Gefühl in den Händen hat.

Ralph

Hi Ralph,

außerdem freut man sich sehr, wenn der Hintern einschläft, weil er dann nicht mehr so säuisch weh tut.

Schöne Grüße

MM

Moin!

den Typ von Motorrad, den ich hier anspreche, kennt natürlich
jeder, der ein Motorrad hat oder sich für Motorräder
interessiert.

Das war m.W. eine umgebaute Harley Starrahmen-Panhead.
Heute eine wertvolle Basis, allerdings baut man heute eher „Bobber“ mit einigermassen originalgetreuen „Springer“-Gabeln aus diesen Bikes.
All diese Begriffe lassen sich bestens googeln.
Bei W&W findet man auch einge Photos dazu, was man aus alten und auch neuen Harleys bauen kann.

Der Chopper aus dem Film entsprach den typischen Modifikationen der 60er.
Besonders aufwändig gemacht war er m.E. nicht.
Lange Gabel, Custom-Sitz, etwas Lack, andere Scheinwerfer und fertig.
„Chopper“ kommt von „chop“, also „abhacken“. Es geht darum, alles Überflüssige vom Bike abzumontieren und es dann noch individuell, ggf. extrem, zu gestalten.
Insofern sind übrigens die Kisten von „OCC“ (Orange County Choppers) aus dem TV keine Chopper, sondern Custom-Bikes. Oft mit teuersten Teilen und gewaltigen Motoren aufgebaut und quasi unfahrbar.

Sehe Dir in diesem Zusammenhang auch mal die Chopper aus den 80er/90er Jahren an. Mickey Rourkes „Black Death“ aus dem Film „Harley Davidson and the Marlboro Man“ ist hier ein gutes Beispiel, wie man mit einer leicht „gereckten“ (also im Winkel zum Rahmen veränderten) und etwas längeren Gabel eine ebenfalls cooles, aber eben auch fahrbares Mopped auf die Beine stellen kann.
Zudem wurde bei diesem Bike (Basis: FX Softail Evo) die hintere Stoßdämpfung des Softail-Rahmens versteift. So bekommt man das Heck noch etwas tiefer, wobei ich persönlich hier die Dynas bzw. FXS Shovels mit außenliegenden hinteren Stoßdämpfern bevorzuge. Sieht einfach klassischer aus. Damals war die Evo-Softail jedoch das Nonplusultra bei den Cruisern, denn man hatte die anfällige Shovelhead-Ära überwunden und bot nun Bikes mit vernünftigem Motor (der „Evolution“-Motor eben, an dem auch Porsche mitarbeitete) und dem neuen „Softail“-Rahmenheck an. Die Stoßdämpfer lagen dabei längs unter dem Rahmen.

Die Umbauten auf Softail-Basis werden auch heute noch so gemacht. Zumindest in den USA, wo man keinen deutschen TÜV kennt.
Der Stil der Custombikes und Chopper ändert sich alle 5-10 Jahre, die Dinger mit den langen Gabeln kennt man in Europa v.a. als „Schwedenchopper“. Dort fährt man eh nur geradeaus und es gibt keinen nennenswerten TÜV.

Warum aber haben die Motorräder diesen langen Vorbau? Dient
das nur dazu, eine Weltanschauung zu demonstrieren, oder hat
das fahrerisch Vorteile? Ich habe eher das Gefühl, dass sich
so ein Gerät schwer fährt.

Die meisten Hersteller (eigentlich alle ausser Harley…) denken sich etwas bei der Rahmen- und Fahrwerksgeometrie. Ändert man nun solche Komponenten, wird dies eine Auswirkung auf das Fahrverhalten des Motorrades haben. Eine extrem lange, stark gereckte Gabel bietet meist ausschliesslich fahrphysikalische Nachteile.

Wichtig dabei sind aber auch Faktoren wie Dämpfung, Winkel der Gabel, Bremse, Rest des Bikes u.s.w.
An meiner „Shovel“ (Harley Davidson Shovelhead. Mit „Knucklehead“, „Panhead“, „Shovelhead“ wird das Design der Zylinderköpfe und damit die Ära / Baujahre beschrieben. Danach kamen dann „Evolution“ und „Twin Cam“) habe ich eine etwas längere Gabel ohne Änderung des Winkels, eine andere, längere Schwinge und geänderte Befestigungspunkte der hinteren Stoßdämpfer. Ausserdem wurden das Format des Hinterrades und beide Bremsen geändert.
Das Ergebnis fährt sich besser als die original ´80er FXS, v .a. weil Vorder- und Hinterrad nun in einer Flucht sind (was bei Original-Harleys bei einigen Modellen nicht gegeben ist. Aber auch bei der Yamaha V-Max war dieser werksseitige Konstruktionsfehler hauptsächlich für das gefährliche Fahrverhalten verantwortlich) und die Dämpfung besser ist. Dies bietet aber aufgrund der tieferen Lage des Rahmens hinten weniger Bodenfreiheit und somit eine geringere mögliche maximale Schräglage in Kurven.

Letztendlich kommt es darauf an, was man mit der Maschine vorhat. Will man einfach sicher und gemütlich von A nach B fahren, ohne große Ambitionen bzgl. Leistung und Optik, kauft man z.B. eine alte BMW R65.
Will man sich bzgl. Optik selbst verwirklichen, ist eine alte Harley eine schöne Möglichkeit.
Mir macht das einfach Spass, aber ich weiss auch, dass die Maschine nicht für Rennen geeignet ist. Sie leistet zwar nach ein wenig Zuwendung für den Motor ca. 90 PS und ist so aufgrund des sehr hohen Drehmomentes an der Ampel bis 40/50 Km/h fixer, als so manch neue Sportmaschine. Aber in Kurven und bei Geschwindigkeiten über 130 Km/h wird es ggf. spannend. Das weiß man und fährt entsprechend.
Wer auf höchste Performance wert legt, kauft eher eine Sportmaschine. Aber auch hier kann man vieles modifizieren. Das wird auch gemacht, hier aber häufig zur weiteren Verbesserung des Fahrverhaltens der Maschine. Meine 1998er Yamaha hatte ich dahingehend in einigen Punkten geändert und hielt auch noch mit deutlich moderneren Sportmaschinen mit. Irgendwann wurde ich für diese Spielzeuge aber zu alt.

Der Chopper aus Easy Rider kann eigentlich nichts, ausser extrem auszusehen. Keine Leistung, schlechtes Fahrverhalten, durch die im Detail wohl eher 60´s mässige miese Verarbeitung schlechte Zuverlässigkeit und durch die miesen Bremsen (vorne haben diese Bikes oft gar keine oder eine eher schwache Trommelbremse) sind diese Bikes, v.a. angesichts des heutigen Verkehrsaufkommens in Deutschland, eher für den Showroom als für die Straße geeignet.
Man sieht solche Maschinen auch kaum noch. Solche Umbauten macht heute kaum noch jemand und die alten Herren, die so etwas früher fuhren, spielen heute Harfe oder fahren einen SUV mit Sitzheizung…

Gruß,
M.

Moin,

Warum aber haben die Motorräder diesen langen Vorbau? Dient
das nur dazu, eine Weltanschauung zu demonstrieren, oder hat
das fahrerisch Vorteile? Ich habe eher das Gefühl, dass sich
so ein Gerät schwer fährt.

ein längerer Radstand, der damit ja erreicht wird, dient der Verbesserung des Geradeausfahrens. Ist also was für lange Landstrassen wie sie in den USA ja auch häufig vorkommen. Eine schnelle Kurvenhatz ist damit nicht drin. Generell muss man bei sehr langem Radstand das Moped mit etwas Gewalt in die Kurve zwingen. Die Lenker, auch Apehanger genannt, sind auch eher für lange Strecken geradeaus geeignet.
Ob es cool aussieht ist auch eher eine Geschmacksfrage.

Gruss Jakob