Chronisch krank, arbeitslos, absolut verzweifelt, brauche dringend einen Rat

Guten Abend ihr lieben Helfenden,

wie ihr sehen könnt bin ich ziemlich verzweifelt… Kurz zu mir und meiner Geschichte.

Ich bin 27 Jahre alt und an Multipler Sklerose erkrankt. Dank dieser habe ich bereits 2 Ausbildungsstellen verloren und fühle mich zurzeits so nutzlos und sehe einfach keine Perspektive. Jedesmal wenn ich etwas versuche, mich bemühe, scheitert es meist wieder an meiner Gesundheit. Vor 5 Monaten, kurz vor meiner Abschlussprüfung der Ausbildung, bekam ich einen heftigen Schub der wegen fehlenden Zeiten im Praktikum dafür sorgte das ich zur Prüfung nicht zugelassen wurde :frowning: 
Seitdem war ich bei einigen Ämtern, habe versucht etwas neues und Hilfe zu finden, werde jedoch überall abgewiesen. Evtl habe ich jetzt über die Agentur für Arbeit die Möglichkeit einer Umschulung, da ich allerdings nie eine Ausbildung absolvierte ist die Wahrscheinlichkeit leider gering. 
Ich wohne alleine, meine Mutter verstarb letztes Jahr, meinen Vater kenne ich nicht. ich bin absolut auf mich alleine gestellt. Zurzeit bekomme ich Hartz 4 und finde das schrecklich :-/
Ich würde so gerne wie meine Freunde und wie ganz normale Menschen gesund sein und arbeiten gehen, ein „normales“ Leben führen.Ich habe bereits so hart dafür gekämpft, jedoch klappt einfach garnichts, egal wie sehr ich mich anstrenge :frowning:

Ich weiß nicht was ich tun soll… Zurzeit haben einige meiner Freunde ihre Prüfungen bestanden, ich sehe wie sie im Leben vorwärts kommen, wie sie sich weiterentwickeln und freue mich natürlich total für sie. Jedoch bin ich auch absolut neidisch, ich hätte das auch alles so gerne…
Seit den letzten 2 Woche lasse ich alles um mich herum schleifen… Freunde, Haushalt, Medikation. Zudem bekomme ich häufig den Drang mich selbst zu verletzen… Vorhin erwischte ich mich mit dem Gedanken Nagellackentferner zu trinken. Ich seh einfach keinen Ausweg und ich weiß nicht was ich tun soll… 
Ich möchte einfach gesund sein, jedoch weiß ich das dies nicht möglich ist… mein Neurologe möchte mir beim nächsten Termin neue Medikamente vorstellen, da meine MS wohl sehr aggressiv ist und nicht auf die Basistherapien anschlägt. Häufig leide ich unter Kopfschmerzen, Spastiken, Fatigue (chronische Müdigkeit) die einen normalen Alltag fast unmöglich erscheinen lässt. Gelegentlich ist es so heftig, dass ich mehrere Tage nur im Bett liege. Natürlich bekam ich auch dagegen Medikamente, die machten jedoch meinen Magen kaputt. Auf Antidepressiver habe ich allergisch reagiert… Ich habe seit knapp 2 Wochen ne heftige Bronchitis… beim letzten Besuch beim Arzt stellte dieser beim Abhören den Verdacht auf einen Herzklappenfehler. Gegen die Bronchitis habe ich Cortison bekommen und sobald ich diese überwunden habe muss ich zu einem Spezialisten um mein Herz untersuchen zu lassen. Es wird einfach alles nur schlimmer anstatt besser, dabei sah bis vor meinem letzten Schub alles so gut aus. Jetzt fühle ich mich als stände ich am Abgrund oder als ob ich schon fallen würde… Ich habe solche Angst vor der Zukunft, die für mich aber so sinnlos erscheint. Der Drang zur Selbstverletzung wird immer stärker…
Was soll oder kann ich tun? Ich weiß einfach nicht weiter -.- Das Leben ist nurnoch eine Qual :frowning:

Hallo,

es scheint erforderlich, Dir umgehend zu antworten.

In besonderem Maße schmerzt Dich der Eindruck, dass es auf absehbare Sicht nicht Berg auf geht.

In dieser besonders bedrückenden Situation kommt es entscheidend auf Dich an. Halte dagegen. Mit allem was Du an inneren Stolz aufzubringen vermagst. Auch wenn es noch so schwer fällt. Das Schlüsselwort ist Selbstachtung. Es hilft, den Kontakt zur Umwelt (Bekannte, Ärzte, Einrichtungen usw.) laufend herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Hilfreich ist, eigene Fragen so präzise wie möglich zu formulieren. Passende Antworten darauf zu finden sind so am wahrscheinlichsten.

Liebe Grüße _ mki _

Hallo,
deine Situation ist wirklich sehr schwierig.
Meine persönliche Einschätzung ist, dass der Beruf für dich erstmal nicht an erster Stelle stehen sollte.
Du hast eine chronische Erkrankung, die wie du sagst, aggressiv ist - das ist ein Schicksalsschlag, und er erfordert, dass du dein Leben und deine Zukunft ganz neu denkst und sich selber quasi neu definierst. Nämlich nicht als gesunden, leistungsfähigen Menschen, sondern als Menschen mit Einschränkungen. Trotzdem Quellen für Lebensfreude und Lebenswert zu finden ist möglich - sehr viele Menschen mit schweren Behinderungen leben uns das vor.

Aber es ist schwer und braucht Zeit und Untersützung. Ja, ich meine, du solltest dir psychologische Hilfe bei der Krankheitsverrbeitung suchen, und auch eine Selbsthilfegruppe. Versuche dir die Zeit zu geben ohne schlechtes Gewissen - auch wenn du jetzt auf finanzielle Unterstützung angewiesen bist - genau dazu ist unser Sozialsystem nämlich da!

Viel Kraft wünscht dir Bixie

alleine schwer zu schaffen
Hi!
Ja, Deine Situation ist wirklich nicht leicht.
Ich verstehe gut, dass Du verzweifelt bist.

Ich weiß nicht was ich tun soll… Zurzeit haben einige meiner
Freunde ihre Prüfungen bestanden, ich sehe wie sie im Leben
vorwärts kommen, wie sie sich weiterentwickeln und freue mich
natürlich total für sie. Jedoch bin ich auch absolut neidisch,
ich hätte das auch alles so gerne…

Du hast ganz andere Bedingungen, man vergleicht zwar immer wieder - aber das bringt niemanden weiter.

So akut wie sich Deine Geschichte anhört, würde ich Dir raten, eine Telefonseelsorge anzurufen oder/und ein psychologische Notfallambulanz aufzusuchen.
Und dann auch langfristig professionelle psychologische Hilfe zu suchen.

Es ist leider bei uns so, dass man den körperlichen Gebrechen viel Aufmerksamkeit widmet und dabei häufig vergisst, dass das ja ein Mensch und eine Seele dahinter stehen, die da mitleiden.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft
kernig

Hallo,

der einzige Mensch, der einen Sinn in deinem Leben finden kann, bist du selbst. Und: Du bist bei weitem nicht so machtlos, wie es dir scheinen mag.

Du bist nach wie vor in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Ob diese zerstörerisch sein sollen, wie Selbstverletzung oder Selbstmord, oder dir zu einem Leben verhelfen, das dir selbst als lebenswert erscheint, liegt in deiner Hand.

Ich denke aber, dass das alleine nicht zu stemmen ist. Gibt es in all diesem Chaos von Krankheit und Angst auch einen Therapeuten, der dir hilft, den Überblick nicht zu verlieren? Ganz abseits von reiner Medikation (die sicher notwendig und hilfreich sein kann) einen Menschen, der mit dir in Kontakt und Zwiesprache steht, um dich dabei zu unterstützen, die vielen Knoten in deinem Leben aufzudröseln und deinen eigenen roten Faden (wieder-) zu finden?

So wichtig Freunde sind, so überfordert und hilflos können sie angesichts der Not eines Freundes auch sein, denn natürlich sind sie selbst sehr berührt von dessen Schicksal. Jemanden zu haben, der mit dir fühlen kann, ohne mit dir leiden zu müssen, kann eine sehr große Hilfe sein.

Mir ist bewusst, dass es müßig ist, raten zu wollen. Deshalb hier nur ein paar Ideen:

Vielleicht wäre eine WG eine Möglichkeit. Ob mit gesunden oder ebenfalls gehandicapten Menschen sei dahingestellt. Das bringt zwar immer auch den Zwang zur Auseinandersetzung miteinander mit sich, relativiert aber auch die Gefahr, den eigenen Focus ständig nur auf sich selbst und seine Krankheit zu richten.

Das Engagement in sozialen oder tierschützerischen Projekten kann ebenfalls dabei helfen, den Blick vom eigenen Schicksal weg zu lenken. Hierbei entsteht nach meiner Erfahrung auch schnell das Gefühl, etwas Positives bewirken zu können - und das wiederum tut dem eigenen Selbstwert sehr gut.

In jedem Fall scheint mir wichtig - und das betrachte ich ganz unabhängig von Krankheit und Gesundheit - die Lebenszeit mit Leben zu füllen. Das gelingt gesunden Menschen übrigens oftmals viel schlechter, als man meinen möchte. In den Tag hineinzuleben und sein Leben sinnlos zu vertun, ist nicht selten der „Lebensentwurf“ von Leuten, die eigentlich alle Optionen hätten, ihr Leben anders zu gestalten.

Schöne Grüße,
Jule

Vielen lieben Dank für die schnellen Antworten =)

Anfang nächsten Monats habe ich durch die Agentur für Arbeit ein 5 Stündiges Gespräch mit einem Berufspsychologen. Vielleicht kann der mir auch direkt weiter helfen. 
Tut mir leid das es so krass klang, aber irgendwie musste das letzte Nacht einfach einmal raus aus mir. 
Ansich komme ich mit der Krankheit meist gut zurecht, denke auch oft das ich es verarbeitet habe, jedoch reißt es mir gelegentlich, wie eben zurzeit so den Boden unter den Füßen weg das ich nur schwarz sehe… 

Vorhin war ich bei meiner Oma, zsm mit ihr einkaufen und am Grab meiner Mutter. Heißt ich war nach 4 oder 5 Tagen duschen und hab seitdem auch das erste Mal das Haus verlassen. Das war soweit wirklich schön =) Einfach mal was anderes zu sehen, zu hören und alles zu vergessen. Mein Freund wird mich sicherlich die nächsten Tage ablenken.

Zu der Idee mit dem sozialen Engagement möchte ich sagen dass ich über das Jobcenter einen 1€ Job suchte, mir jedoch gesagt wurde ich sollte warten bis eine eventuelle Berufliche Rehabilitation starten wird. Solche Einrichtungen verlassen sich auf die Mini-Jobber und es wäre mies dieses halbe Jahr dann nicht komplett absolvieren zu können, FALLS durch die Agentur für Arbeit etwas passieren würde.

Über sowas wie eine WG muss ich mir noch Gedanken machen… Irgendwie spricht mich das garnicht an… Vielleicht kann ich mich so einem Leben anfreunden. 

Von meiner Selbstachtung her war ich sehr lange stolz darauf alle meine Schulabschlüsse nachholen zu können. Durch Familiäre und Drogenprobleme flog ich damals ohne Abschluss von der Schule und habe auch bis zum Fachabitur alles nachgeholt. Nur da mittlerweile einfach garnichts positives passiert, fühle ich mich da mies… Vorhin bekam ich Post von der letzten Schule zur Ausbildung mit ner Rechung von über 350€ für die Busfahrkarte… oh man :-/

Ich versuche bis zu dem Gespräch nächsten Monat so gut es geht durchzuhalten und mich abzulenken… und hoffe einfach das der mir weiter helfen kann =)

Nochmal vielen lieben Dank für die Antworten :-*

Prima! Kleine Schritte…
Hallo!
Danke für Deine Rückmeldung.
Also ich hatte mir echt Sorgen um dich gemacht und andere hier bestimmt auch.

Umso mehr freut es mich zu hören, dass Du Dich ein wenig aus dem Sumpf herausziehen konntest!

Anfang nächsten Monats habe ich durch die Agentur für Arbeit
ein 5 Stündiges Gespräch mit einem Berufspsychologen.

Ist natürlich abhängig von der Person des Psychologen. Hört sich aber an wie eine gute Gelegenheit auch mal Weitergehendes zu besprechen, sich an Kollegen von ihm verweisen zu lassen und all sowas.

Tut mir leid das es so krass klang, aber irgendwie musste das
letzte Nacht einfach einmal raus aus mir. 
Ansich komme ich mit der Krankheit meist gut zurecht, denke
auch oft das ich es verarbeitet habe, jedoch reißt es mir
gelegentlich, wie eben zurzeit so den Boden unter den Füßen
weg das ich nur schwarz sehe… 

Es ist wirklich verständlich und nachvollziehbar. Du solltest Dir aber dringend eine Notfallstragie für die tiefsten schwarzen Stunden zurechtlegen.

Ich versuche bis zu dem Gespräch nächsten Monat so gut es geht
durchzuhalten und mich abzulenken… und hoffe einfach das der
mir weiter helfen kann =)

Ruf doch vorher schonmal ein paar Psychotherapeuten oder Beratungsstellen an (jetzt, wo du etwas Schwung hast). Die Wartezeiten sind dort z.T. monatelang. Mein Rat wäre, sich auf ein paar Wartelisten setzen zu lassen. Absagen kannst Du dann ja immer noch, wenn sich was anderes ergibt.
Dann setzt du nicht nur auf ein Pferd… *wieher* :wink:

Grüße
kernig

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Soziotherapie
Hi,
ich könnte mir vorstellen, daß ein Psychologe überfordert ist.
Erkundige dich mal nach einer Soziotherapie. Die ist seltener und wenig bekannt.
Es gibt Psychiater, die können sowas verschreiben.
Dort arbeiten Sozialpädagogen und Sozialarbeiter meist mit dem Empowermentkonzept. Eine Anthropologische Therapie ist häufig auch mit drin. Das ist etwas anderes als psychologische Psychotherapie. Bei MS wirst du früher oder später eh mehr Betreuung brauchen. Trotzdem kann man noch ein bischen mehr Lebensqualität rausschinden.
Ciao

Guten Morgen!

In fast allen Punkten kann ich dir zustimmen, von dir kommen immer sehr konstruktive Tipps.

Aber in einem Punkt wäre ich vorsichtig:
Jemandem, der in einer Depression steckt und eine solche Erkankung hat zu raten, er solle sich doch bitte ehrenamtlich irgendwo engagieren.

Das mag im Kern richtig sein. Aber jemand, der wegen einer körperlichen Erkankung nicht arbeiten kann und wegen des schubweisen Auftretens auch nie sagen kann, wann er arbeiten kann, hat wohl momentan kaum die Ressourcen für ein soziales Engagement.

Das kann demjenigen dann zusätzlich das Gefühl geben, dass er nutzlos ist und egoistisch dazu, weil er sich nur um sich kümmern kann und nicht noch um andere.

Ich denke Ichigo muss erstmal seine Krankheit und den Umgang damit kennenlernen. Wenn er sich dann selbst damit einschätzen kann, dann hat er vielleicht auch Ressourcen für ein soziales Engagement, dass ihm dann auch wieder Selbstvertrauen gibt.

Gruß, Fo

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Soziotheapie? Ok danach werde ich mich erkundigen, danke für den Rat =)
Auch wenn ich es immernoch irgendwie hoffe ohne Hilfe mit meinen Problemen zurecht zu kommen xD 

Gestern war ich mit einigen Freunden raus, es war wirklich ein schöner Abend. In Laufe des Abends kamen wir durch die bestandenen Prüfungen meiner Freunde auf mich und mein weiteres berufliches Ablaufen. Der Freund meiner besten Freundin sagte zu mir, das es für mich beinahe unmöglich ist normal zu leben und arbeiten zu können, er sagte es mir weil er mein Freund ist und ehrlich sein möchte. Ich wäre nicht doof, auch mein fester Freund sagte zu mir das es mich für sehr viel schlauer und gebildeteter als sich selbst und andere einschätzt, jedoch würde es wegen der Gesundheit halt einfach nicht klappen… Jedoch wurde mir von allen gesagt ich könne sie niemals enttäuschen weil sie mich alle so sehr lieben und mich verstehen können =) Mein Freund meinte ich wäre seine Traumfrau und er würde immer an meiner Seite stehen und bei mir sein =)

Hach sowas ist toll und baut mich ja doch total auf. Ich muss es nur schaffen nicht wieder so doll abzurutschen und mir wirklich sowas wie einen Notfall-Plan und villeicht sogar Skills überlegen. Desweiteren habe ich mir Gedanken gemacht was dies ausgelöst haben könnte… vermutlich einfach der Neid auf die anderen die weiter kommen. 

So mein Schatz kommt gleich aus der Dusche und möchte nicht das er mitbekommt was ich hier schreibe :smiley:

Vielen lieben Dank euch allen und auch danke dafür das ihr mich ernst genommen habt =) :-*