Hallo!
Habe schon kräftig gegoogelt und verschiedene Versionen gefunden. Stimmt es , dass er zu seinen Mördern in etwa gesagt hat: „Es ist nicht anständig, was ihr tun wollt, aber versucht wenigstens, mich anständig zu töten.“?
Gruß,
Eva
Natürlich stimmt das, wenn man es gerne glauben möchte . Wir können mit 99,9%iger Sicherheit davon ausgehen, dass und die letzten Worte nicht bekannt sind. Was Du gefunden hast, wird der Phantasie Dritter entsprungen sein.
Damals galt rhetorisches „Geschwurbel“ angesichts des bevorstehenden Todes noch als Zeichen von Größe. Und je mehr der Autor den Toten ehren wollte, so pathetischer oder stoischer ließ er ihn dem Sensenmann ins Auge sehen.
Gruß
vdmaster
P.S.: Ich war aber nicht dabei und kann daher nicht bezeugen, dass es nicht richtigt ist. Das sind die 0,1% Restrisiko.
hallo eva
bisher finde ich als halbwegs ernstzunehmende quelle für das zitat nur anthony everitts biographie „cicero: the life and times of rome’s greatest politician“:
He [Cicero] looked terrible: he was covered in dust, his hair was long and unkempt, his face pinched and worn with anxiety. He drew aside the curtain of his litter a little and said: “I am stopping here. Come here, soldier. There is nothing proper about what you are doing, but at least make sure you cut off my head properly.” Herennius trembled and hesitated. Cicero added, supposing that the man had already killed other victims and should by now have perfected his technique: “What if you’d come to me first?” He stretched his neck as far as he could out of the litter and Herennius slit his throat. While this was being done, most of those who were standing around covered their faces. It took three sword strokes and some sawing to detach the head and then the hands were cut off.
everitt ist offenbar kein historiker, aber immerhin gibt er quellen an. in dem fall ist es seneca, suasiones vi, 19.
dort (und auch nicht genau dort, sondern im vorherigen abschnitt vi, 18) finde ich eine ähnliche passage, aber eben gerade nicht den teilsatz „there is nothing proper about what you are doing…“
seneca schreibt:
Cicero paulum remoto uelo postquam armatos uidit, ego uero consisto, ait: accede ueterane, et si hoc saltim potes recte facere, incide ceruicem. Trementi deinde dubitantique: quid si ad me, inquit, primum uenissetis?
also (in bewußt holperik’schem latein-englisch):
„i am stopping here.“ he said: „come here, soldier, and, if you can do at least that properly, cut my neck.“ then, to the trembling and hesitating [man]: „what if you’d come“, he said, „to me first?“
nun habe ich nicht die ganze quelle durchgeschaut, aber mich bestärkt gerade dieser teilfund darin, daß der wesentliche kern der sentenz (mit dem doppelten „proper“) eben nicht bei seneca zu finden und deshalb mit fug und recht ins reich der legende (oder everitts autorschaft) zu verweisen ist (was mir, ehrlich gesagt, von vornherein so schien).
aber hübsch formuliert ist es.
Hallo!
Danke Dir, das hilft mir sehr weiter! Ich habe nämlich auch noch andere letzte Worte gefunden, z.B. „Es gibt keinen Cicero, um diesen Cicero zu beweinen“. Da kommt man ins Grübeln
Ich find’s ja auch hübsch, aber wenn es mir in einem Roman als Tatsache präsentiert wird, ohne einschränkendes „wahrscheinlich“ oder „wird berichtet“, dann vergewissere ich mich gern mal, auch wenn ich natürlich im Text nichts daran ändern kann.
Nochmals Danke und Gruß,
Eva
Auch Dir herzlichen Dank!
Ich könnte mir die Worte sogar vorstellen. Wenn der Gute wirklich schon so staubig und müde war (und alt), hoffte er vielleicht, es möge schnell gehen - von geübter Hand.
Gruß,
Eva
Das ist sicher richtig!
Auch der Freitod mittels geöffneter Adern war ja gesellschaftlich anerkannt. Nachvollziehbar, angesichts der Leidensumstände, die anderen bei pol. Verfolgung, gerechtfertigter Verurteilung oder schwerer Krankheit blühten.
Und Schilderungen, nach denen er sein Kinn selbst angehoben haben soll, würden die These stützen, dass er auf Gladiatorenart exekutiert wurde. Das wäre durchaus (von einem Geübten exekutiert) eine „gnädige“ Variante. Von oben hart zwischen Schlüsselbein und Schulterblatt zugestossen, dringt das röm. Kurzschwert so tief ein, dass allein der massive Blutverlust umgehende Bewusstlosigkeit nach sich zieht.
Deutlich besser als irgendeine Pfuscherei mit mehreren Hieben im Nacken, die bzgl. Cicero ebenfalls berichtet wird. Da wäre er nach dem ersten erfolglosen Hieb auch sicher nicht mehr in der Stimmung für große Worte gewesen .
Btw: Seneca wurde knapp ein halbes Jahrhundert nach Cicero geboren und gibt die Story von Titus Livius wieder. http://blogs.faz.net/antike/2009/12/05/den-kopf-zu-weit-vorgestreckt-ciceros-tod/
Gruß
vdmaster
" wusste Cicero, der Verfächter eines freien Staates, sehr wohl um seine Sterblichkeit. Seine letzten Worte lauteten: „Non ignoravi me mortalem genuisse.“, was übersetzt so viel bedeutet wie: „Ich habe immer gewusst, dass ich sterblich bin.“
Vielleicht hat er sich selbst nicht entscheiden können, welches der bessere Spruch ist
Das hatte ich auch gefunden. Ist aber offenbar Kino Etliche Quellen berichten hingegen, dass er in seiner Sänfte saß und den Kopf herausstreckte - da funktioniert der Gladiatorenstoß schlecht.
Wie auch immer - er hat’s lange hinter sich …
Gruß,
Eva
Da möchte ich noch einmal ausdrücklich zustimmen
. Musst du noch mal reinlesen. Ein Teil ist die zitierte Übersetzung von Livius (oder ich habe mich verlesen). Danach kommt erst das Kino
.
Räusper Sekundär- und Tertiärquellen? Falls ja, dann muss man der Spur zum Ursprung folgen.
Gruß
vdmaster
Ich meinte die Szene mit den Pfirsichen. Das ist aus der Fernsehserie „Rome“. Davor der Livius, da habe ich nichts dran zu kritteln
Gruß,
Eva