Co2-Messgeräte gegen Corona?

Für wie sinnvoll haltet ihr diese Geräte, um Infektionen z. B. in Klassenräumen zu minimieren? Mir kommt das Konzept wenig hilfreich vor: Das Gerät zeigt an oder piept, wenn der relative CO2-Gehalt sehr hoch ist. Dann soll man lüften, weil dann Menschen oft ausgeatmet haben. Aber es ist ja ein riesengroßer Unterschied, ob z. B. von 30 Menschen 1 Infizierter seine Viren dabei in der Raumluft verteilt hat oder von 10 Menschen 2, was aber das Gerät natürlich nicht erkennt. Im zweiten Fall zeigt das Gerät dann vielleicht noch an, dass alles gut ist, während die Virenmenge schon ganz schön hoch ist.

Wir reden von Tröpfcheninfektion, Aerosole. Da können in der Atemluft eines einzigen Infizierten schon mal Millionen von Viren rumschwirren. Theoretisch reicht es ein einziges Virus einzuatmen. In der Praxis muss eine gewisse Ladung ankommen, damit genügend Viren eine Chance haben ins Innere von Lungenzellen zu gelangen. Du siehst, es ist eine statistische Angelegenheit mit der Ansteckung. Und da verringert man die statistische Wahrscheinlichkeit halt durch Lüften. Gut gelüftet heißt dann, dass Du die Luft deines Nachbarn nicht in die Lunge bekommst, schlecht gelüftet heißt, dass Du deine Lunge ständig mit der Atemluft deines Nachbarn durchspülst.
Udo Becker

Ja, lüften ist wichtig, klar.
In den Hamburger Schulen gilt die Regel: Alle 20 min lüften. Ohne Messgerät.
Das ist bestimmt kein Allheilmittel, aber leuchtet mir als sinnvolle Maßnahme ein (zusätzlich haben wir Luftfilter in jedem Klassenraum).

In anderen Bundesländern wird offenbar das CO2-Messgerät eingesetzt, das anzeigt, wann gelüftet werden soll. Aber macht das Sinn?

Eher nicht.
Weil man dazu Erfahrungswerte bräuchte. Oder zumindest statistische Werte.
Genausogut kann man festlegen alle 16,3 Minuten zu lüften.
Die ausgeatmete Luft der Summe aller Schüler ist relativ konstant. Ausnahme dürfte Sport oder andere körperliche Anstrengung sein.

Wir haben beides, allerdings nicht in jedem Raum CO2-Geräte, was ich schade finde. Aber alle 20 Minuten lüften in der Theorie auch. In der Praxis sieht das aber so aus, gerade jetzt im Winter, wenn ich das Fenster aufmache (welches schon aufgrund der Raumbegebenheiten nicht ganz aufgeht), dauert’s nicht lange, bis die Zugluft oder der Wind oder gerne mal auch ein Schüler (weil er friert) es zudrückt, so dass aus den 5 Minuten bei ganz geöffneten Fenstern gerne mal 2 Minuten bei halbgeöffnetem Fenster bleiben.

Und ich habe es auch oft genug gehabt, dass die Ampel lange (also mindestens 5 Minuten vorher als vorgesehen) gelb oder gar rot wurde.

In manchen Räumen hat es Probleme mit den Ampeln gegeben (frisch gelüftet, die Ampel zeigte aber Rot oder Gelb an), so dass Schüler oder Lehrer den Stromstecker gezogen haben, auch ziemlich kontraproduktiv …

Wir haben Timer, die nach 20 min (Phase Fenster zu) bzw. 5 min (Fenster auf) piepen. Die Grundschüler haben sich dran gewöhnt. Ich finde das häufige Piepen etwas nervig, und die Kälte im Winter und Geräusche von draußen finden alle nicht so toll. Aber so ist halt das Leben im Moment…

Nun, in unserer Schule gibt es diese Messgeräte - aber nicht in allen Räumen.

Für die Friseurklassen hat man wohl gedacht, da kommt es nicht so drauf an. Oder auch irgendetwas anderes.

Wir haben die Dinger vorwiegend in den Klassen der technischen Berufe, vielleicht lassen die sich einfach schneller von so etwas beeindrucken?

Es kann gut sein, dass da Bedenken bestanden, in den nicht-technischen Klassen könnten den Teilen leicht eine Art magischer Eigenschaften zugesprochen werden, so wie das mit praktisch allen Einzelmaßnahmen im Zusammenhang mit Covid 19 geschah und geschieht - Talisman-Wirkung einer unter der Nase oder am Handgelenk getragenen Maske usw.

Man muss in diesem Zusammenhang mit jeder beliebigen Irrationalität rechnen. Meine Gattin hat es vor ein paar Tagen erlebt, dass sich eine andere Patientin im Wartebereich so ungefähr auf ihren Schoß setzte, mit triumphierenden Fanfaren: „Isch brauch kee Abschdand, isch bin gebuuuschdäd!“. Als Adelheid daraufhin die Flucht antrat und sich weit weg von diesem Wesen setzte, bevor es seine Aerosolwerfer in Stellung bringen und richten konnte, knatterte es ihr richtig bösartig mit ein paar Garben Maulfeuer hinterher.

Es muss bei der Installation von solchen Teilen (von eh zweifelhaftem Nutzen) sicher damit gerechnet werden, dass irgendeiner kräht „Wir müssen in unserem Klassenraum nicht mehr lüften, wir haben da jetzt extra so Sensoren, das ist viel besser un außerdem digital!“ Mag sein, dass man den technischen Berufen eher Verständnis dafür zutraut, was die Dinger eigentlich machen und wofür man sie benutzen kann.

Schöne Grüße

MM

Ganz grundsätzlich ist die Verwendung eines solchen Gerätes sinnvoll, weil das Gefühl, „schlechte Luft“ zu atmen, nicht von einem zu niedrigen Sauerstoffgehalt kommt, sondern von einem zu hohen Kohlendioxidgehalt.

Mit dem Virusgehalt hat aber die Menge an CO2 - wie Du schon richtig schreibst - nichts zu tun. Insofern könnte man ganz einfach auf die Uhr schauen oder zur Überwachung des Zeitablaufs auch eines dieser großartigen Geräte verwenden:
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Das wesentliche Instrument des Infektionsschutzes bleibt in Räumen, in denen sich mehrere Personen aufhalten, von denen ggfs. eine infiziert ist, insbesondere bei Omikron schlichtweg eine gut sitzende FFP2-Maske. Lüften, Handdesinfektion, Schnelltest durch Abstrich vorne in der Nase haben im Vergleich dazu mehr etwas von Voodoo oder eben Talisman, wie Aprilfisch schon schrieb.

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