Hallo,
die Rolle von Zuse und seinen Entwicklungen in der Nazi-Zeit ist immer noch recht nebulös. Zuse wurde zweimal UK gestellt, musste also nicht länger Frontdienst leisten, weil seine Entwicklungen als kriegswichtig eingestuft wurden. Inwieweit sie das tatsächlich waren, und inwieweit er da nur gute Kontakte genutzt hat, um von der Front weg zu kommen (wer würde es ihm verübeln), ist mE nicht wirklich vollständig aufgeklärt.
Fakt ist aber, dass Zuse in Berlin direkten Zugang zu Ministerien, … hatte, und dass er eine Tätigkeit bei den Junckers Flugzeugwerken aufnahm, die zu der Zeit natürlich Militärmaschinen entwickelten/bauten, und dabei erheblichen Bedarf an Rechenleistung und insoweit Interesse an entsprechender Automatisierung hatten. Ebenfalls gibt es Hinweise auf Flugbahnberechnungen von Projektilen und der V-Waffen (V1, V2) beim Einsatz der inzwischen in den Mittelbau Dora verlegten Z3.
Belegt ist die Vorstellung der Z3 bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershorst (DVL) und die Vorstellung der Z4 kurz vor Kriegsende bei der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen (obwohl die Finanzierung der Z4 über die Reichspoststelle gelaufen war).
Ballistik war dann u.a. (neben der Berechnung von Staudämmen, …) auch eine spätere Verwendung der ersten Z4 in der Schweiz an der ETH in Zürich. Zuse selbst wandte sich dem seinem ursprünglichen Studium nicht ganz so fernen Gebiet der Vermessung zu, und baute als letztes erfolgreiches Produkt eine Art automatischen Zeichentisch/Plotter.
Ansonsten muss man abseits von Zuse bzgl. 1943 auch noch ein anderes, düsteres Kapitel ansprechen. Über die deutsche Tochter DEHOMAG lieferte IBM diverses Equipment (Lochkarten, Tabelliermaschinen, … im weitesten Sinne auch EDV) an das Nazi-Regime, welches dieses zur Selektion der Bevölkerung in Vorbereitung der Massenvernichtung von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, geistig Behinderten, Kommunisten, … einsetzte.
Was den Boom der EDV nach dem Krieg angeht, so sind hier Kunden zu nennen, die zunächst mal gar nicht so augenfällig erscheinen: Versicherungen (Tarifberechnung), Lohnabrechnung und insbesondere Rentenversicherungsträger und Pensionskassen.
Die Entwicklung „Ende der 70er“ war schon eine rein transistorbasierte Geschichte (IBM brachte 1960 den ersten Transistorrechner auf den Markt). Ich würde hier eher den Siegeszug der Desktop-Computer anführen. Das ist die Zeit des Commodore PET (der 2001 kam 1977 auf den Markt), des Tandy TRS 80, des Apple II, … Und 1981 kam dann der erste IBM PC mit standardisierten Schnittstellen, modularem Aufbau, … Allerdings ist dies auch die Zeit des Aufkommens der mittlerweile kaum noch bekannten „Mittleren Datentechnik“ von Nixdorf und Co. Terminalbasierte Systeme mit zentraler Rechneneinheit für kleinere Unternehmen. Wer die zu dieser Jahreszahl neben dem Aufkommen der Desktop-Computer noch zusätzlich nennt, bekommt sicher ein Sternchen
Gruß vom Wiz