Impfschäden sind ein einerseits durchaus vorhandenes Problem, andererseits werden sie regelmäßig überbewertet. Und gerade daher ist die Impfbereitschaft ohnehin schon nicht sonderlich hoch. Umso wichtiger ist es, hier bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten und damit dann auch Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen. Und diese Sicherheit gewinnt man über gestaffelte, zunehmend größer werdende Testgruppen und länger werdende Beobachtungszeiträume. So treten zwar die allermeisten unerwünschten Nebenwirkungen in den ersten Wochen nach einer Impfung auf, die mit einem standardisierten zweimonatigen Beobachtungszeitraum abgedeckt sind. Aber es kann eben auch noch später zum Auftreten seltenerer Nebenwirkungen kommen, die man dann ggf. auch erst aufgrund der zunehmenden Testgruppengröße ausreichend sicher nachweisen kann. Insoweit dient jeder weitere Tag der Erprobung zusätzlicher Sicherheit, und die Besonderheit in der aktuellen Situation ist eben, dass hier rollierend zwischen Studien und Zulassung gearbeitet wird. D.h. während sonst eine Zulassung auf Basis abgeschlossener Studien beantragt wird, wird man jetzt auch alle neuen Erkenntnisse, die noch während des Verfahrens gewonnen werden, wieder mit in das Verfahren einführen.
Was passiert, wenn bei einem Impfstoff eine seltene, erst längerfristig auftretende Nebenwirkung nach zu Zulassung bekannt wird, sieht man in Schweden, wo es 2009 nach einer Impfung von 5.000.000 Menschen gegen die damals grassierende Schweinegrippe 500 Narkolepsie-Fälle beklagen musste. Die Impfskepsis in Schweden ist trotz des bekannt schweren Pandemieverlaufs unterdurchschnittlich gering, obwohl die Geschichte über zehn Jahre her ist, und es gerade mal einen Fall auf 10.000 Impfungen gab.
Also wäre es höchst fatal, wenn man hier jetzt nicht nur schnell (was man mit dem rollierenden Zulassungsverfahren erreicht), sondern „überschnell“ vorgehen würde, und man damit dann am Ende Impfgegnern den Beweis dafür in die Hände spielen würde, dass Impfstoffe nicht sicher sind.
Die geltenden Vorschriften und Prozesse sind ja auch nicht aus dem Himmel gefallen, sondern sind über Jahrzehnte hin immer wieder aufgrund von neuen Erkenntnissen geschärft worden, und haben damit gute Begründungen. Und daher sollte man gerade in einer so kritischen Situation sehr genau überlegen, wo man hiervon gefahrlos abweichen kann, um die Geschichte zu beschleunigen, und wo man sich an Bewährtes halten sollte.