"Corpus Delicti" (Buch) wissenschaftlich fundiert?

Hallo zusammen,
vor kurzem durfte ich mich durch das Buch „Corpus Delicti“ arbeiten - kein sehr interessanter Schincken, aber darum geht es ja gar nicht.
Mich quählt seit dem eine Frage: Ist die große wissenschaftliche Aufklärung auch nur ansatzweise möglich? Sie erscheint mir recht wirr und unlogisch.

Hier die die Kurzzusammenfassung:

Eine Figur des Buches wurde aufgrund einer Vergewaltigung mit anschließendem Mord festgenommen, der Beweis war ein DNA-Test. Im weiteren Verlauf zeigt sich, das er früher unter Leukämie litt und eine Rückenmarksspende erhielt.
Nun wurde es so dargestellt, als hätte die Rückenmarksspende dafür gesorgt, dass sein Blut eine andere DNA beinhaltet als er eigentlich besitzen würde. Soweit könnte ich vielleicht noch mitgehen, jedoch wurde auch das gesamte Immunsystem auf das des Spenders umgestellt und der DNA-Test an einem Vergewaltigungsopfer wurde aller Warscheinlichkeit noch nicht mit dem Blut des Täters durchgeführt.

In wie weit ergibt das Ganze nun berhaupt Sinn? Kann eine Rückenmarksspende für einen Leukämiepatienten gegen alle Erwartungen tatsächliche solche Folgen haben oder ist es doch nur sinnlose Fiktion?

Bevor man eine Knochenmarksspende (Stammzellen) erfolgreich transplantieren kann, muss man das Immunsystem des Empfängers durch Ganzkörperbestrahlung völlig zerstören. Schon deshalb, weil Leukämie ein Tumor der Immunzellen ist und alle Tumorzellen zerstört werden müssen. Dann erst kann man die Spenderzellen infundieren. Der Empfänger hat dann nach einiger Zeit ausschließlich die Blutzellen und Immunzellen des Spenders.
Udo Becker

Guten Tag,

ich halte das doch sehr für Fiktion. Ich bin kein Mediziner, aber ich weiß, dass das was bei einer Rückenmarksspende bei Leukämie einhergeht ein extrem komplizierter medizinischer Vorgang ist, der eben nicht dafür sorgt, dass die DNA des Empfängers quasi durch die DNA des Spenders ersetzt wird. Dann würden ja Erbgutveränderungen, die ja auch irgendwelche Krankheiten, die vielleicht beim Spender noch nicht ausgebrochen sind, enthalten könnten mit übertragen. Das wäre ja ein extremes Risiko für den Empfänger. Das kann ich mir nicht vorstellen und so einfach ist das wohl auch nicht. Im Rückenmark sind die Informationen gespeichert, wie neue Blutzellen gebildet werden, und die werden übertragen, damit entsteht aber wieder das „körpereigene“ Blut des Empfängers. Bei dem wird vorher die Produktion quasi auf null runtergefahren und dann mit den neuen Informationen neu gestartet.
So habe ich das bis jetzt verstanden.
Diese Antwort ist jetzt bestimmt nicht mit 100prozentiger Wahrscheinlichkeit richtig, aber ich denke, dass es sich ungefähr so verhält.
Ich hoffe, ich konnte helfen.

Herzlicher Gruß
CJ

Hallo Fragewurm,

Eine Figur des Buches wurde aufgrund einer Vergewaltigung mit
anschließendem Mord festgenommen, der Beweis war ein DNA-Test.
Im weiteren Verlauf zeigt sich, das er früher unter Leukämie
litt und eine Rücken Knochen marksspende erhielt.

Das Rückenmark, sind die Hauptnervenbahnen zwischen Gehirn und Körper.

In wie weit ergibt das Ganze nun berhaupt Sinn? Kann eine
Rücken Knochen marksspende für einen Leukämiepatienten gegen alle
Erwartungen tatsächliche solche Folgen haben oder ist es doch
nur sinnlose Fiktion?

Im Knochenmark werden alle Blutzellen hergestellt.
Folglich haben diese Zellen auch die DNA des Spenders.
Bei Leukämie gibt es einen Gen-Defekt welcher nur den Teil der Blutzellen betrifft.

Etwas vereinfacht:
Die DNA ist eine Art Betriebssystem der Zelle, aber die meisten Zellen haben sich auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert, benutzen also nur eine bestimmten Teil des ganzen Systems, welcher ihre Aufgabe beschreibt. Der Rest liegt halt nur so in der Zelle rum und wird nicht verwendet und ein Fehler im nicht benutzten Teil hat somit keine Auswirkung auf ihre Arbeit.
Das ist wie bei einem PC. Wenn da z.B. ein Fehler im Netzwerkteil ist, der PC aber gar nie mit dem Netzwerk verbunden ist, wird dieser Fehler auch nicht auftreten.

Wie schon geschrieben wurde, wird vor einer Knochenmarkstransplantation zuerst das ganze bestehende Knochenmark abgetötet und anschliessend durch die Spende ersetzt.

Die restlichen Körperzellen behalten natürlich ihre DNA und geben auch nur diese bei der Zellteilung weiter.

Folglich ergibt die DNA-Bestimmung aus dem Blut ein anderes Resultat als diejenige aus anderen Körperzellen.
Allerdings dürfte eine Blutprobe praktisch nicht nur rein aus Blutzellen bestehen. Es müsste also, bei genauem Hinsehen, Spuren von Femd-DNA zeigen, welche man zuerst als Verunreinigung der Probe ansehen würde.
Eigentlich müsste man dann Im Labor dem nachgehen und nachsehen woher diese Verunreinigung kommt …

MfG Peter(TOO)

Moin,

So habe ich das bis jetzt verstanden.
Diese Antwort ist jetzt bestimmt nicht mit 100prozentiger
Wahrscheinlichkeit richtig, aber ich denke, dass es sich
ungefähr so verhält.

lies Dir mal die Antworten von Peter und Udo durch!

Gandalf

Hallo,

Nun wurde es so dargestellt, als hätte die Rückenmarksspende
dafür gesorgt, dass sein Blut eine andere DNA beinhaltet als
er eigentlich besitzen würde. Soweit könnte ich vielleicht

Hat der Beschuldigte durch die Rückenmarksspende auch andere Fingerabdrücke bekommen?

Falls das im Buch nicht erwähnt wird, könntest du die Autorin des Buches einmal anschreiben.

Logischerweise können sich die Fingerabdrücke nicht verändert haben. Ich hatte natürlich nur die relevanten Dinge erklärt, seine Fingerabdrücke waren jedenfalls auf der Leiche, da er sie entdeckt hat. Bevor man eine frische Leiche als solche erkennt kann es schon einmal vorkommen, dass man sie berührt, wie du mir sicher beipflichten wirst.

Danke für die ausführliche Erklärung.
Theoretisch ist es also möglich. Jedoch im Kontext des Buches, welches zu allem Überfluss auch noch in der Zukunft spielt, ist es praktisch unmöglich, da es sofort auffallen müsste. Zudem entnehme ich der Erklärung, dass zwar Blut betroffen ist, Sperma jedoch nicht - auch hier ein Problem in der Logik des Buches.

Jedenfalls noch einmal Danke für die Klärung meiner Frage.