Moin,
Autor: Wirklich klasse, der Mann hat was drauf!
Freut mich.
Snow Crash:
Von Thema, Sujet und Spannungsaufbau her absolut gelungen.
Muss sagen, dass mir die linguistische Virus-Analogie ganz
besonders gut gefallen hat und auch die Action stimmt.
Als irgendwann das halbe Buch vorbei war, habe ich gemerkt, daß es ja nicht nur saukomisch und spannend ist, sondern auch sogar von Anfang an eine sehr einfallsreiche Handlung vorangetrieben wird.
Bei ‚Snow Crash‘ gehöre ich exakt zur Zielgruppe: Ich bin nicht nur Programmierer, sondern habe sogar mal kurz Linguistik studiert. Nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, habe ich das Buch umgedreht und vorne wieder angefangen.
Die Figuren fand ich v.a. gegen Ende ein wenig zu krass
überzeichnet (liegt wahrscheinlich in der Natur des Genres).
Kann ich nicht sagen. Welche meinst Du?
Daß das ganze Buch sich nicht übermäßig ernst nimmt, kann man allerdings schon am Namen der Hauptperson erkennen.
Sprachlich war das Ganze einfach ein Vergnügen.
Jepp. Hast Du’s auf deutsch gelesen? Ich habe erst die deutsche Version gelesen, die hat mir auch gut gefallen; dann habe ich in einem US-Magazin die ersten Kapitel im Original gelesen, das war einfach besser.
Diamond Age:
Nach SC war die Erwartungshaltung natürlich groß. Interessante
Parallelen vom Setting her (Franchises usw.).
AFAIK hat Stephenson selbst gesagt, daß es die gleiche Welt ist. Y.T. kann man auch erkennen.
Die Vickys waren sehr gut gesetzt, die Sache mit der Fibel
hat mir gut gefallen.
Stephenson hat es im Allgemeinen drauf, sich sehr interessante Artefakte einfallen zu lassen. ‚Earth‘ und der Librarian machen zB. viel Sinn, auch wenn sie im ersten Moment uninteressant wirken.
Der Primer ist das beste Gadget, das ich überhaupt aus der Literatur kenne. Das ist etwas, was Stephenson wirklich zu einem außergewöhnlichen Schriftsteller macht (und möglicherweise DA zu einem besseren Buch als SC): Der Primer ist nicht nur technologisch interessanter als die meisten anderen Artefakte aus der Literatur, sondern wirkt vor allem auf sozialer Ebene.
Ich meine aber, dass sich Stephenson im Lauf der
Geschichte auf zu vielen Baustellen verzettelt (China-Syndrom,
Geburtenplanung, Trommler-Metapher) und dann etwas zu arg ins
„Metaphysische“ abdriftet
Mir hat beim ersten Lesen ein Ende gefehlt, das so perfekt choreographiert war wie bei ‚Snow Crash‘. Trotzdem, ‚Diamond Age‘ gefällt mir bei jedem Lesen besser, dann passen auch die metaphysischen Dinge besser zusammen. (Ich konnte zB. beim ersten Lesen überhaupt nichts mit der Theateraufführung anfangen.
(gerade die Geschichte von Nell und den „Mentoren“, die ihr
die Fibel nicht abnehmen, sie statt dessen protegieren passte
m.E. nicht so recht ins pragmatische Gesellschaftsbild).
Nur auf den ersten Blick. Es hatte ja praktische und vorteilhafte Auswirkungen, die sich halt nur erschließen, wenn man asiatisch denkt.
Gefallen hat mir der Nano-Stoff.
Jepp. Es wird schon früher Bücher gegeben haben, die das zum Thema machen, aber mir ist keines bekannt.
Falls Du noch mehr in dieser Richting empfehlen kannst, würde
ich mich freuen.
Cryptonomicon bietet sich an, der neueste Roman von Stephenson. Der ist wieder ganz anders als SC und DA und nur der erste Teil einer Serie. Sehr lesenswert.
Ganz nett ist Zodiac, Stephensons zweiter Roman, aber nicht annähernd in der gleichen Klasse wie die folgenden. ‚The Big U‘, der erste Roman, ist nicht mehr lieferbar und kostet inzwischen mehrere hundert Dollar.
Ha! Ha! Neuauflage! Endlich! Lieferbar! Ha! Endlich!
Hehe, da hat es sich ja auch für mich gelohnt!
Zurück zum Thema: Leider kenne ich sonst niemanden, der so ähnlich schreibt. Amazon empfiehlt nur Gibson, aber darauf bist Du vermutlich schon alleine gekommen.
Ich lese gerade ‚A Deepness in the Sky‘ von Vernor Vinge, das ist ein bisher sauguter klassischer SF-Roman. Warum der Typ noch nicht übersetzt ist (stattdessen aber für Bockmist wie ‚Googol‘ Bäume sterben müssen), ist mir ein Rätsel. Wenn Du Interesse hast, würde ich aber erst ‚A Fire upon the Deep‘ lesen, ebenfalls hervorragend.
Falls Du noch Buch-Tipps brauchst … ich kenn ein paar echt
coole Hardcore Psycho-Thriller und Mafia-Stuff (war nämlich
meine Phase nach Cyberpunk).
„Coole Hardcore Psycho-Thriller“? Laß mal hören. Ich kenne in dem Bereich eigentlich nur Thomas Harris, James Ellroy und Andrew Vachss.
Thorsten