/da:s/, /grammatich/

Hi,

nein, im Titel habe ich mich nicht an echter Lautschrift versucht, schon allein wegen der späten Stunde.

Mir fallen seit einiger Zeit (Süddeutschland) gelegentlich Leute auf, die das a in „das“, wie in „Das Auto, das da steht…“ dehnen. Ist das eine Marotte, oder etwas dialektales? Es geschieht zumindest hier nicht flächendeckend, sondern einzelne Personen sprechen so.

Gleiches gilt für die Aussprache des Wortes „Grammatik“ als „Grammatich“. Da habe ich bisher nur so 2-3 Personen getroffen und konnte nicht beobachten, ob auch andere Substantive auf -ik so ausgesprochen werden. Gleiche Frage: Marotte oder Dialekt?

Danke,
die Franzi

Servus,

irgendwann im vergangenen Jahrhundert, als es in der Linguistik Mode wurde, mit starker technischer Unterstützung zu arbeiten, haben mal Dibenger Germanisten versucht, (nicht nur) dieser südddeutschen Längung auf den Grund zu kommen und die Länge von Vokalen in Sprachproben gemessen. Sie kamen wohl zu dem Ergebnis, dass der Unterschied zwischen kurzem und langem Vokal von Nord nach Süd deutlich zunimmt und zu der Ansicht, dass der Artikel „das“ überall in D mit einem längeren als die Konjunktion „dass“ gesprochen wird, aber dass man das im Süden viel deutlicher hört, weil der Unterschied zwischen langem und kurzem a stärker ausgeprägt ist.

Die „Grammatich“ darf man jedoch getrost als individuelle Abweichung betrachten; regional dialektgefärbt könnte ich sie mir allenfalls im Houwelouischen oder im Heilbronner oder im Enztal-Fränkischen vorstellen.

Schöne Grüße

MM

Hi,

dass das das (…:smile: …) tatsächlich flächendeckend unterschiedlichgesprochen wird, überrascht mich doch. Aer ich in beruhigt, dass Gramatich eine individuelle Marotte ist… nicht, dass ich nichtsahnend in Urlaub fahre und zack… :smile:

die Franzi

Hallo Miezekatze,

Gleiches gilt für die Aussprache des Wortes „Grammatik“ als
„Grammatich“. Da habe ich bisher nur so 2-3 Personen getroffen
und konnte nicht beobachten, ob auch andere Substantive auf
-ik so ausgesprochen werden. Gleiche Frage: Marotte oder
Dialekt?

im Gegenzug wird allhier im schönen Markgräflerland das Wort „Teppich“ gerne als „Teppik“ ausgesprochen (und meint im Zweifelsfall nicht den auf dem Boden liegenden Gegenstand, sondern eine Wolldecke).

Beste badische Grüße

=^…^=

Dibenga ät nait
Ei Hallo,

bei der Studie (von der ich leider bloß mehrfach mündlich weitergegeben weiß und sie daher nicht gscheit belegen kann) dürfte der Bias eine Rolle gespielt haben, dass sie von Dibengern durchgeführt wurde, denen es sciens nesciens vielleicht schon auch um die Ehrenrettung der oberdeutschen Formen des Deutschen gegangen sein mag: Wenn man solche Messungen nicht digital, sondern von der Uher-Bandmaschine weg vornimmt, ist halt schon ein mehr oder weniger starker Einfluss des Messenden gegeben.

Schöne Grüße

MM

Hallo Franzi

Das mit „Grammatich“ und „Teppik“ lässt sich als Hyperkorrektur erklären, also als das (fälschliche) Korrigieren eines (vermeintlichen) „Fehlers“.

Konkret:

Die Endung „-ig“ wird in vielen süddeutschen Gegenden ja „-ik“ ausgesprochen, im Norddeutschen als „-ich“. Wenn nun also ein [ik]-Sprecher „richtig“ Hochdeutsch sprechen will, kann es passieren, dass er undifferenziert alle [ik] am Wortende durch [iç] ersetzt und dabei auch Wörter wie Grammatik erwischt. Kollateralschäden eben.

Ähnliche Verwechslungen hat’s ja auch im Rheinländischen, wo Kirsche und Kirche nicht auseinandergehalten werden können und mancher dann hyperkorrekt im Supermarkt „Kirchen“ kauft.

Der „Teppik“ allerdings erstaunt mich. Ich erkläre mir das als Gegen-„Korrektur“, also nicht die Anpassung an die Hochsprache, sondern im Gegenteil, der Stolz auf die Regionalsprache. Um also die regionale [ik]-Lautung bloss nicht aufzugeben, wird sie sogar fälschlich auch auf andere Wörter ausgedehnt, die auf [iç] enden.

Das lange a in [da:s] kenne ich von meiner Mutter (südbadisch geprägt), wenn sie das Wort deutlich hervorheben will. Für sie ist das die eigentlich korrekte Aussprache; die mit kurzem a ist nur geduldet… :wink:

Schönen Gruss
dodeka

Moin,

Ähnliche Verwechslungen hat’s ja auch im Rheinländischen, wo
Kirsche und Kirche nicht auseinandergehalten werden können und
mancher dann hyperkorrekt im Supermarkt „Kirchen“ kauft.

da kann isch Disch nur vollumfänglisch zustimme!

Gandalf

P.S.
Großes Kriegsschiff im Rheinischen
Fluchzeuschträjer

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