"Da sind doch fast nur MÄNNER unter den Flüchtlingen!11!"

Würde ständig und überall, vom Facebook-Post bis zum FAZ-Leitartikel, bedauert, dass da „fast nur Frauen“ aus Nahost kämen, stünde irgendwann -m.E. dann auch ganz zurecht- überall, von der EMMA bis zum FAZ-Leitartikel, wie frauenverachtend das doch im Kern bzw. im sog. „Subtext“ sei.

Aber so sind es halt bedauernswerterweise nur Männer … Oder?

Gruß
F.

Ich glaube, darum geht es nicht. Es geht eher darum, dass nicht Familien kommen, sondern Einzelpersonen, die zu großen Teilen Frau und Familie zuhause gelassen haben und diese nachholen wollen. Dann werden aus einer Million Flüchtlinge ganz schnell zwei Millionen.

Hi,
Bedauerlicherweise bleibt den meist Jungen Männern nichts anderes übrig wenn Sie nicht auf die eigen Bevölkerung, Freunde, und Bekannte schiessen wollen. Wozu sie aber gezwungen würden, abgesehen dass das die meisten auch kaum selbst lange überleben würden.
Vermutlich wollen Sie weder andere ermorden, noch selbst ermordet werden.

Es dürfte hinlänglich bekannt sein dass meist junge Männer eingezogen werden, bzw. auch in der Schusslinie stehen.

OL

Merci für deine Antwort!

Das ist eher der politische Punkt, den wir im dortigen Brett diskutieren können.

Können wir uns darauf einigen, dass bei solchen Aussagen mehrere Ebenen zugleich angesprochen werden? Die Gender-Ebene natürlich eher „subliminal“, aber nichtsdestoweniger.

Btw. sehe ich durchaus auch einen sozialpsychologischen Zusammenhang zwischen (dieser Betonung) der Männlichkeit der Flüchtlinge und einem Teil der Ängste vor diesen Flüchtlingen; auch das wäre eine interessante Perspektive, die ins Gender-Brett passen würde.
Nur kurz: der öffentliche Diskurs würde ganz sicher völlig anders laufen, wenn diesen Sommer hunderttausende junger unbegleiteter/unvergebener Damen ins Land gekommen wären :wink:
(Bewusst flapsig formuliert, Geschlecht ist aber sicher ein wichtiger Faktor in diesem Diskurs)

Gruß
F.

Auch dir merci für deine Antwort!

Da ist einiges dran. Man könnte auch einiges dagegen einwenden.
Das ist aber schlicht nicht das Thema meiner Frage, darum gehe ich nicht weiter darauf ein.

Gruß
F.

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Die Flucht an sich ist ja auch nciht ohne. Manch einer verlor da bereits sein Leben. Ausserdem sollen die Männer ja hier Vorleistungen treffen, um die Familie nach holen zu können.
Oft werden die Frauen und kinder in Nachbarländern so lange untergebracht. Da aber noch das Asylverfahren hinzukommt, was die ja offenbar nciht wissen, dauert alles etwas länger und das Geld geht inzwischen aus. Arbeiten dürfen die Asylanten ja auch nicht, bzw nicht gleich.

Einmal ganz abgesehen davon, dass es inzwischen Unmengen von Artikeln gibt, in denen erklärt wird, a) dass es nicht stimmt, dass „fast nur“ Männer unter den Flüchtlingen sind, und b) warum mehr Männer als Frauen unter den Flüchtlinegn sind - hast du denn den Eindruck, dass es überwiegend Frauen sind, die sich entsprechend äußern?

Mein Eindruck ist nämlich ein ganz anderer: Überwigend sind es m.E. Männer, insbesondere mittleren bis höheren Alters, die sich abwertend über männliche Flüchtlinge äußern. Dabei wird dann auch gerne auf mögliche Gefahren für „unsere“ Frauen hingewiesen, die von den Flüchtlingen reihenweise vergewaltigt werden könnten, weil sich selbige abgeblich alle im sexuellen Notstand befinden und Frauen ohnehin missachten. Besonders abstrus war die Warnung des obersten anhaltinischen Pädagogenvertreters, dass Schülerinnen doch bitte nicht auf die Liebesschwüre der sicherlich attraktiven jungen Männer hereinfallen mögen, die sie dann nur ausnutzen würden.

Sprich: Aus dem „Alles nur Männer!“-Geschrei spricht meiner Meinung nach nicht Männerverachtung, sondern vielmehr die Angst des (alten) weißen Mannes vor dem jungen und potenten Rivalen, gewürzt mit Rassismus und Eurozentrismus.

:paw_prints:

Mein Titel ist ja ein (Pseudo)-Zitat, insofern möchte ich das nicht verteidigen, aber sind denn die offiziellen Zahlen (ca. 3/4 männlichen Geschlechts) falsch?


„Fast nur“ mag leicht überspitzt sein, passt aber m.E. schon.

Nein

Das kann ich jetzt vom Eindruck her auch nicht bestätigen, weil ich das in der Art durchaus auch von Frauen höre.
Dass aber solche projizierten Vergewaltigungsängste (ich betone projiziert, damit der psychische Mechanismus klar ist) eher von Männern artikuliert wird, ist naheliegend.

Ganz klar, das stimmt sicher.
Und natürlich auch viel unbewusster Neid.
Vielleicht ist das in der Tat wesentlicher als meine Frage, ob hinter dem Bedauern „fast nur Männer!“ auch ein Stück allgemeiner Männerverachtung (die aber z.T. in dem von dir angesprochenen Zusammenhang Mann-Sexualität-Gewalt-Täter-Gefahr m.E. durchaus mit drin steckt!) zu sehen ist.

Danke dir, du hast meine Frage verstanden :wink:

Gruß
F.

Hallo,

ich glaube, es kommt noch etwas dazu: Männer gelten als das „starke“ Geschlecht.
Wenn also „fast nur“ Männer fliehen, dann

  • kann es so schlimm nicht sein, sonst würden sie ja Frauen und Kinder in Sicherheit bringen
  • also sind die Männer feige
  • verschaffen sich Männer mal wieder ungerechtfertigte Vorteile

(Meines Wissens sind die Gründe, warum mehr Männer als Frauen fliehen, je nach Land unterschiedlich: In Pakistan und Gambia z.B. sind tatsächlich junge Männer am meisten gefährdet, weil sie für die Taliban bzw. das Militär rekrutiert oder umgebracht werden. Aus Syrien sind bei uns eher Familienväter, die den unsicheren Fluchtweg gewagt haben, um die Familie dann auf sichereren Wegen nachzuholen. Und natürlich sind Frauen auf der Flucht noch stärker gefährdet, weil die Gefahr von Sexualverbrechen für sie unterwegs größer ist.)

Ich wundere mich auch immer, warum z.B. bei Unfällen oder Naturkatastrophen immer betont wird, dass Frauen und Kinder unter den Opfern waren. Sind Männerleben weniger kostbar?
Da ist zu spüren, wie das althergebrachte Geschlechterverständnis auch die Männer benachteiligt.

Viele Grüße,

Jule

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Genau.
Das ist fast eine Art double-bind-Logik … Wenn doch das „starke Geschlecht“ flieht, muss etwas Heftiges im Gange sein. Umso verwerflicher, dass sie als „starkes Geschlecht“ Frauen und Kinder zurücklassen … Aber wenn sie die „Schwachen“ zurücklassen können, dann kanns ja wiederum auch nicht so schlimm sein. Umso verwerflicher, dass dann ausgerechnet die „Starken“ fliehen.

Das ist der Klassiker schlechthin :wink:

Gruß
F.

„Fast nur“ ist nicht leicht überspitzt, sondern ziemlich übertrieben:

Was ich bei den „Fast nur Männer!“-Schreiern faszinierend finde, ist, dass sie einerseits insbesondere den muslimischen Flüchtlingen unterstellen, ein altertümliches Verständnis der Geschlechterrollen zu haben und Frauen in ihren Rechten und anderweitig zu missachten (ob zu Recht oder zu Unrecht sei jetzt einmal dahingestellt), andererseits aber selbst ein alles andere als modernes Denken an den Tag legen: Wenn sie von „unseren Frauen und Mädchen“ schwadronieren, schimmert da ziemlich deutlich durch, dass ihrer Ansicht nach deutsche Frauen eigentlich der Besitz guter deutscher Männer sind und sich sicherlich nicht selbsttätig beispielsweise für eine Beziehung mit einem Flüchtling entscheiden können und dürfen. Und richtige Männer haben in ihrer Gedankenwelt selbstverfreilich mutig zu sein und sollen gefälligst mit der Waffe in der Hand dem Tod ins Auge sehen, denn ein richtiger Mann kennt keine Angst.

Wenig überraschenderweise zählen die „Fast nur Männer!“-Schreier häufig auch zu den Genderwahn-Hysterikern.

Was vielen einfach nicht klar zu sein scheint: Patriarchale Strukturen benachteiligen keineswegs nur Frauen, sondern durchaus auch Männer - nämlich immer dann, wenn ein Individuum nicht in die vorgegebenen Rollenschemata passt oder passen will. Und ja, natürlich ist dabei auch eine ordentliche Portion Männerverachtung zu finden.

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Ohne Premium-Account kann ich das offenbar nicht sehen …
Jedenfalls bekomme ich diese Fehlermeldung.

Och …
Fast jeder dieser ‚schreienden Männer‘ hat doch „seine Frauen“ (Mütter, Schwestern, Partnerinnen, Töchter), um die er sich (dahingestellt, ob berechtigt oder nicht) Sorgen macht,
Das würde ich nicht pauschal auf Besitz-Denken runterbrechen wollen, auch wenn dieses sicher oft mehr oder minder stark mitschwingen mag.

Genau!
Das ist auch ein wichtiger Aspekt dieser Männerverachtung des „Flüchtlings-Diskurses 2015“, um den es mir bei meiner Frage ging (dass das vorwiegend von Männern vorgebracht wird, ändert daran nichts, wie du das ja völlig richtig schon selbst ausgeführt hast.)

Gruß
F.

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Ich dachte dabei speziell an solche Leutchen wie die anhaltinischen Philologen, die sich expressis verbis und öffentlich Gedanken darüber machten, wie „unsere jungen Mädchen“ davon abgehalten werden können, sich „auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern“ einzlassen. (vgl. http://www.sueddeutsche.de/politik/sachsen-anhalt-philologenverband-hetzt-gegen-fluechtlinge-1.2726844)

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Yepp.

Hier für interessierte Mitlesende der Wortlaut (unter den kongenial-dämlichen „Offenen Brief“ scrollen)
http://www.lavievagabonde.de/2015/11/06/offener-brief-an-den-philologenverband-sachsen-anhalt/

Gruß
F.

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