Hi.
Fragen:
Warum spielen Mütter als Bezugspersonen von zentralen Serien/Film-Figuren im wahrsten Sinne des Wortes keine Rolle? Was hält die Autoren und Produzenten davon ab, Müttern von Hauptfiguren im TV- und Film-Actiongenre eine dramaturgisch wichtige Funktion zuzugestehen?
Hintergrund:
In einigen bekannten amerikanischen TV-Serien hat das sog. ´dad issue´ eine wichtige dramaturgische Funktion. Ursprünglich bezeichnet dieser Ausdruck umgangssprachlich den Elektra-Komplex, d.h. die (mehr oder weniger unbewusste) psychologische Fixierung einer Frau auf ihren Vater. In der Filmbranche kennzeichnet man damit unabhängig vom Gender der Figur deren Verhältnis zum Vater. Beispiele: Bei Navy CIS werden öfters die Väter von Gibbs, DiNozzo, McGee und Ziva David in die Handlung involviert und die in der jeweiligen Beziehung enthaltenen Konflikte thematisiert. Bei Numbers erscheint in jeder Folge der Vater von Charlie und Don. Bei CSI:Vegas tritt manchmal der Vater von Catherine Willows auf, in CSI:Miami der Vater von Erik Delko. Auch bei Monk wird einmal der Vater vorgestellt.
Im Action-Kinofilmbereich fällt mir im Moment nur die Vaterbeziehung von Lara Croft ein.
Seltsamerweise spielen bei all diesen Beziehungen die Mütter keine Rolle. Als Geschiedene oder Verstorbene tauchen sie in der Handlung erst gar nicht auf.
Noch seltsamer: Es gibt - soweit ich den Serienbereich überschaue (ich kenne nur amerikanische Serien) - keine weiblichen Pendants in dieser Funktion mit einer Ausnahme: Bei Burn Notice erscheint in vielen Folgen die Mutter von Michael, interessanterweise aber ´maskulinisiert´, nämlich mit kurzem Haarschnitt und kettenrauchend. Das Zigarettenrauchen ist in amerikanischen Serien und Filmen ein Tabu (Anti-Tabak-Kampagne), das nur von Bösewichten, Nicht-Amerikanern und psychisch Gebrochenen (z.B. Keanu Reeves in „Constantine“) ignoriert werden darf. Das - meines Wissens - einzige dramaturgisch relevante ´mum issue´ in einer TV-Krimi-Serie exponiert also eine leicht vermännlichte und zwar sympathisch, aber ´schräg´ gezeichnete Figur.
Im Action-Kinofilmbereich fällt mir kein nennenswertes ´mum issue´ ein. Als eine ´verschobene´ Variante kann die Beziehung von Spiderman zu seiner Tante gelten, die zudem eher omahaft wirkt.
Chan