Daimlergate

So ganz habe ich die Thematik in der Essenz nicht verstanden.

Mittels eines einfachen Software-Updates, Dauer 5 Minuten, kann der Stickoxidausstoß lt. Messung ADAC nach Update um ca. 20% reduziert werden. Das wird nun kostenlos durchgeführt.

Bedeutet dies, dass Daimler und Co. die Umweltverschmutzung wissentlich und (grob) fahrlässig unter behördlicher Obhut durchgeführt haben?

Franz

Siehe:

Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Experten des ADAC haben VW-Fahrzeuge untersucht, die im Zuge des Rückrufs ein Software-Update erhalten hatten. Das Ergebnis war gleich doppelt eindeutig: Der Stickoxidausstoß verringert sich tatsächlich deutlich um 20 bis 40 Prozent, andere Untersuchungen sprechen sogar von 30 bis 50 Prozent.

Allerdings stieg auch in jedem Fall der Verbrauch an – allerdings nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Auch im Fall Daimler scheint daher ein höherer Kraftstoffverbrauch zumindest möglich.

Da scheint man wohl zugunsten eines niedrigeren Verbrauchs den Schadstoffausstoß recht hoch gehalten zu haben.

Was mich eher interessieren würde: Wer kauft heutzutage eigentlich noch einen Diesel?

Kurz und knapp: ja.

Allerdings nicht grob fahrlässig, sondern vorsätzlich. Laut Zetsche hätte man wohl Diesel bauen können, die die Auflagen erfüllen. Allerdings wären diese dann deutlich teurer geworden, man wäre nicht konkurrenzfähig gewesen (oder besser gesagt, ein kleines Stück weniger). Das wiederum hätte weniger Verkäufe, weniger Umsatz, weniger Gewinn und damit weniger Ausschüttung an die Aktionäre, weniger Aktiensteigerungen bedeutet.

Und damit wären, so Zetsche, saubere Mercedes ein Betrug am Besitzer der Firma gewesen.

Oder wieder mal verkürzt: wenn alle bescheißen, äähhh… die rechtlichen Rahmen ganz knapp bis zu den Grenzen ausnutzen, dann muss es Mercedes auch tun, um keinen Wettbewerbsnachteil zu haben.

Grüße

Also, ich hätte gegen nen neuen Diesel nichts. Klar, Dieselgate ist so ne Sache, aber so recht glaube ich nicht, dass ebenbürtige Benziner wirklich besser sind. Die hat bisher vermutlich nur keiner genauer untersucht, genauso, wie bis vor kurzem Mercedes noch als nicht betroffen von Dieselgate galt.

Wenn man die Einhaltung von Euro6 bei Diesel fordert, sollte das auch für Benziner gelten, und sowas wie Euro4 sollte von den Straßen.

Und bis Elektroautos wirklich Konkurrenzfähug sind, dauert es noch etwas.

Persönlich gehe ich davon aus, daß die Regierung keine Stellung beziehen wird, und die nächsten Jahre mal so mal so drüber redet. Die so erzeugte Unsicherheit in der Bevölkerung wird dafür sorgen, daß der Diesel verschwindet.

… und weniger Arbeitsplätzchen in der deutschen Automobilindustrie, macht sich immer schlecht in einem BT-Wahljahr :wink:

… und den niedrigeren Verbrauch wollte die Klima-Physikerin für ihre CO2-Bilanz und da hat man halt bei den deutschen Autokonzernen gedienert: GEHT IN ORDNUNG, DAS KÖNNEN WIR BEIDES …

Diese soll aber auch für die Elektroautos bombastisch sein: Die schwedische Studie rechnet vor: Ein Fahrzeug mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor könne acht Jahre gefahren werden, bevor es die Umwelt so stark belastet habe wie die Akku-Produktion für ein Tesla Model S, zumal der Stromverbrauch beim Fahren dabei gar nicht berücksichtigt ist.

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Hallo,
wenn sie jetzt ein wenig an der Software vermutlich den Temperaturgrenzen schrauben, wird der Wagen ein wenig sauberer. Die stark erhoehten Werte vorhandener Fahrzeuge werden abgemildert auf weniger stark erhoeht. Wenn man es richtig machen wuerde, kaeme eine SCR Adblue Abgasreinigung hinein, geht kaum nachtraeglich.

Es sind die Fahrzeugführer, die die Umweltverschmutzung herbeigeführt haben, denn die haben die Fahrzeuge ganz sicher nicht wegen ihres niedrigen Schadstoffausstoßes gekauft, sondern weil sie ein Fahrzeug mit den Fahrleistungen haben wollten.

Daß sich die Politik und die Umweltschützer echauffieren, verstehe ich ja noch, aber die Leute, die sich (z.B.) einen 3 Liter-Diesel mit 240 PS und 1,8 Tonnen Leergewicht kaufen und sich nun beklagen, sie seien über den Tisch gezogen worden, kann ich nicht ernstnehmen. Wer so ein Fahrzeug kauft, weiß, daß es hunderte umweltfreundlichere (und billligere) Alternativen gibt und entscheidet sich bewußt dagegen.

wenn man es als Regierung mit Umweltschutz und sauberer Luft ernst meint, muss man halt dafür sorgen, dass in Deutschland nicht so viele dicke Autos gebaut, verkauft und zugelassen werden.

Die Kunden müssen sich schon darauf verlassen können, dass Hersteller bestehende gesetzliche Regelungen einhalten. Wer das als Hersteller zu den jetzigen Preisen oder ohne Abstriche bei Fahrleistung oder Verbrauch nicht kann, muss seine Produkte halt teurer anbieten oder die notwendigen Einschränkungen bei der Fahrleistung machen oder sein Produkt vom Markt nehmen. Und wer all das nicht will und statt dessen schummelt, muss halt die Konsequenzen tragen.

FG myrtillus

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Das kann man natürlich über Steuern oder Verbote regeln und dabei sowohl die Interessen der Kunden als auch der Hersteller übergehen. Oder aber, man könnte sich denen zuwenden, die den Großteil der in Rede stehenden Schadstoffe produzieren. Das sind aber lustigerweise gar nicht die PKW, sondern die LKW und an die will man aus politischen Gründen nicht ran.

Es wurde nicht nur „geschummelt“, sondern es wurden auch Lücken in den Vorgaben ausgenutzt. Will sagen: wie schon bei den Verbrauchswerten sind die Vorgaben bei den Schadstoffmessungen nicht ganz so realitätsnah bzw. stringent wie man meinen sollte.

Bei der ganzen Diskussion wird auch gerne ausgeblendet, wo wir herkommen. Es ist ja nicht so, daß die Fahrzeuge heute die reinsten Dreckschleudern wären. Das sind sie schon seit Einführung des 3 Wege-Katalysators und der ersten Abgasnormen nicht mehr. Stellt sich die Frage, was eigentlich die richtigen bzw. erstrebenswerten Abgaswerte sind. Je nachdem, wen man fragt, liegt die Wahrheit irgendwo zwischen Euro 4 und Nullemission. Letzteres ist mit einem Verbrennungsmotor schlechtweg nicht zu machen und auch die Elektrofahrzeuge erreichen dieses Ziel nicht, weil a) allein die Erzeugung der Akkumulatoren Schadstoffe erzeugt (ggfs. sogar mehr als ein Verbrennungsmotor im langjährigen Betrieb (s.u. oder s.o.; je nachdem, wohin die Artikel so wandern)) und b) weil auch der Strom für die Elektrofahrzeuge für einen absehbaren Zeitraum zumindest teilweise aus konventionellen Kraftwerken kommen wird.

Am Ende läuft es auf die Frage hinaus, inwieweit man die Freiheit der Bürger beschneiden will, sich ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in der gewünschten Leistungsklasse zuzulegen. Natürlich kann man die Abgasvorschriften so weit verschärfen, daß sie technisch kaum noch zu erreichen sind (diesen Punkt haben wir scheinbar schon mehr oder weniger erreicht). Dann muß man aber auch mit den Konsequenzen leben, die da heißen Arbeitsplatzverlust und Einschränkung bei der individuellen Mobilität. Das will man natürlich irgendwie auch nicht, weil dem Bürger die Freiheit, sich zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt so schnell wie er möchte (bzw. so schnell es die Straßen- und Verkehrsverhältnisse zulassen) von einem von ihm gewählten Ort zu einem anderen von ihm gewählten Ort zu bewegen, irgendwie heilig ist. Jede Partei, die daran substantiell etwas ändert, ist für absehbare Zeit weg vom Fenster - und Arbeitsplatzverluste machen sich halt auch nicht so gut (wobei das ja auch so eine Sache ist; auch Fahrzeuge mit einer anderen Technologie müssen produziert, gewartet und repariert werden; ob nun von genauso vielen Menschen wie bisher, sei dahingestellt).

Insofern lautet die Devise „wasch mich, aber mach mich nicht naß“. Das Projekt „emissionsfreier Verkehr“ wäre natürlich auch anderweitig zu erreichen. Wolfgang tutet z.B. zu recht schon seit langem immer wieder in das Horn „Brennstoffzelle“. Hier könnte der Staat mit vergleichsweise geringen Beträgen den notwendigen Schub liefern (d.h. Förderung der Technologie, Aufbau bei der Infrastruktur usw.).

Genauso könnte man in andere Systeme investieren, die SF-Autoren schon vor Jahrzehnten skizziert haben (z.B. unterirdische Rollbänder, hochindividueller, elektrischer ÖPNV etc.), aber das kostet natürlich Abermilliarden und würde Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Stattdessen läßt die Politik aber die strategische Weitsicht missen, ignoriert technische Tatsachen (auch hier wieder der Hinweis auf Wolfgangs zutreffende, überschlägige Rechnungen hinsichtlich der Machbarkeit einer flächendeckenden, individuellen Elektromobilität) und setzt darauf, an der Emissionsschraube zu drehen, was nichts daran ändern wird, daß noch auf Jahrzehnte Fahrzeuge auf den Markt kommen werden, die einerseits zwar immer leistungsfähiger (und wahrscheinlich auch effizienter) werden und andererseits aber immer noch fossile Brennstoffe verbrennen.

So ist es halt am einfachsten - aber eben nicht zielführend. Zumindest nicht, wenn das Ziel ist, sich vom Verbrennungsmotor zu lösen, der per se nicht ohne Emissionen auskommen kann.

Gruß
C.