Hallo,
so allmaehlich graben sie an dem Damm, der das bedingungslose Grundeinkommen aufhaelt. In Finnland starten 2000 Leute mit Grundeinkommen, der Staat will es ausprobieren. mehr…
Auch Bohmeyer (er verlost Grundeinkommen) meint, keine Haengematte, praktisch jeder nutzt seine Zeit sinnvoll mit dem Grundeinkommen.
Wird der Damm halten? Werden sich die Leute tatsaechlich mit Grundeinkommen „auf die faule Haut legen“? Klar, ich nicht, aber „die Anderen“?
Hi,
Die Frage ist nicht mehr, ob die Leute mit dem BGE faul werden würden, sondern, ob es eine Alternative, also ausreichend viele und ausreichend gut bezahlte Jobs gibt. Automatisierung und Globalisierung kosten die Jobs der mittleren Einkommensebene, bis auf Pflege und Dienstleistungen, die sind aber begrenzt in der Zahl. Schlecht bezahlte und befristete Jobs wird es weiter geben. An letzterem und an der Globalisierung wird sich nichts ändern, wer will das doppelte an die Putzfrau und das dreifache für Kleidung und Technik zahlen?
Die Einkommen oben bleiben aber stabil oder wachsen sogar. Warum also nicht das ganze per steuern und BGE umverteilen? Die, die nicht arbeiten wolen oder nichts finden oder nicht umziehen wollen etc brauchen nicht, und die, die wollen, finden besser Arbeit und stehen trotzdem unter dem Strich besser da als die, die nicht arbeiten. Und es gibt weniger Bürokratie, weniger Formulare.
Die Franzi
das hast du treffend erkannt, man selber würde mit bedingungslosem Grundeinkommen (BGE) zwar weiter arbeiten oder Arbeit suchen, aber den Artgenossen traut man diesbezüglich nicht über den Weg …
Auch in Diskussionsrunden und Talkshows wird ja manchmal argumentiert, bei Einführung eines BGE würden zu viele Leute gar nicht mehr arbeiten gehen. Und die so argumentierenden versichern anschließend umgehend und ungefragt, sie selber würden selbstverständlich trotz BGE weiter ihrer Arbeit bzw. Arbeitssuche nachgehen …
Hallo,
von 560 € im Monat kann man sich nur schlecht „auf die faule Haut legen“. Dafür fehlen noch Tausend Euro.
Was ist der Zweck eines so niedrigen Satzes an BGE? Die Bürokratie zu verringern. Wenn die Arge kein Hartz 4 mit all seinen Regeln und Vorschriften mehr verwalten müsste, wenn Sozialgerichte nicht mehr die Arge maßregeln müssten, wäre einiges an Arbeitskräften freigesetzt, um wirklich an der Zukunft zu arbeiten.
Ich gebe ehrlich zu, würde es ein Grundeinkommen von 1.500 € netto geben, würde ich das zwanghafte Arbeiten in Abhängigkeit einstellen. Es gibt so viel mehr in dieser Welt zu tun, wofür mir heute die Zeit fehlt, da ich 9 Stunden am Tag (und 3 Stunden Fahrweg) an einem bestimmten Ort fremdgesteuert tätig sein zu muss, um mir meine 4 Wände und einen halbwegs vollen Kühlschrank leisten zu können.
Seit einiger Zeit befürchte ich allerdings ein größeres Problem beim BGE, egal in welcher Höhe. Ich sehe die Gefahr, dass sich der Staat aus der Pflicht zurück zieht, für Beschäftigung zu sorgen - schließlich sind ja alle versorgt.
Grüße
Selbst mit 1.000€ mehr könnte ich hier nicht mal die Miete zahlen. Für die absolute Unterschicht im Ruhrgebiet oder Osstdeutschland mag das reichen, im Süden fehlen da aber gerne noch 2.500€ für ein bescheidenes Leben.
Hallo,
unter dem bedingungslosen Grundeinkommen versteht jeder was anderes. Also muß man erstmal genau beschreiben, was man unter „bedingungslosem Grundeinkommen“ genau verstehst.
Ich persönlich verstehe unter dem bedingungslosen Grundeinkommen, wenn jeder Bürger unabhängig seiner Beschäftigung, seines Besitzes, seines Einkommens, seines Alters etc. beispielsweise 1000,- € im Monat erhält, wobei gleichzeitig sämtliche soziale Leistungen abgeschafft werden - also Rente, Pensionen, Sozialhilfe, Hartz4, Arbeitslosengeld, Kindergeld, etc.
Was da in Finnland getestet werden soll, ist nichts anderes als ein riesiger sozialer Kahlschlag: 560 Euro und tschüss? Das hieße dann, daß die Bedürftigen weniger haben als je zuvor, während die Wohlhabenden zu ihrem Reichtum noch ein nettes Taschengeld erhalten?
Sehr sozial
Gruß Eva
Hi,
das wären dann 1.560 EUR. Für Deutschland würde ich insgesamt etwa 1.000 EUR vorschlagen, zumindest wenn auch die Krankenversicherungsbeiträge abgeschafft werden und jeder Bürger automatisch Versicherungsschutz genießt.
da wäre tatsächlich schon mal einiges gewonnen.
da bist du einer der wenigen, die das öffentlich bekennen. Dafür Respekt.
hier kann ich dir nicht mehr folgen. Was du oben für dich in Anspruch nimmst, nämlich die gewonnene Zeit sinnvoll für dich selbst und die Gemeinschaft zu nutzen, traust du „den Anderen“ dann doch wieder nicht zu?
Für Beschäftigung zu sorgen, sehe ich nicht als Pflicht des Staates an. Der Staat soll seine Aufgaben erfüllen, z. B. Schulen, Straßen und Autobahnbrücken sanieren und hierfür ausreichend Personal einstellen oder Aufträge vergeben. Das Abarbeiten dieses Sanierungsstaus würde schon automatisch einen kräftigen Beschäftigungsschub bringen. Darüberhinaus reicht es aus meiner Sicht, wenn er die Entstehung und Besetzung von Arbeitsplätzen bei inhabergeführten Unternehmen nicht ohne Not behindert.
Beschäftigungsmaßnahmen wie etwa die ABM der achziger und neunziger Jahre oder die heutigen „Arbeitsgelegenheiten“ gehen eher in die falsche Richtung:
Entweder konkurrieren sie mit Unternehmern. Das ist unlauterer Wettbewerb und verhindert das Entstehen regulärer Arbeitsplätze.
Oder man schafft durch an den Haaren herbeigezogene Projekte Beschäftigung um der Beschäftigung willen und lockt dadurch Arbeitslose in Bereiche, in denen sie nachher außerhalb subventionierter Beschäftigunsverhältnisse kaum Verdienstmöglichkeiten haben.
Insgesamt sehe ich beim BGE eher Vorteile als Nachteile.
Freundliche Grüße
myrtillus
Volle Zustimmung. Wenn man es als Oberbegriff und Diskussionsgrundlage sieht.
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In Finnland werden sie ganz genaue Regeln einfuehren, an denen kann man -diese Version- spaeter bewerten. Hauptziel ist wohl zu Beginn die Reduzierung der Verwaltung. Aber auch zusaetzlich die Reaktion der Menschen. Wenn jemand fuer jedes Hinzu-Arbeiten diesen Mehrverdienst weggenommen bekommt, aeh angerechnet auf die Sozialleistung, wird er nichts tun. Jedenfalls nicht wenig, nur ganz viel oder gar nicht. Wenn aber in Finnland jeder Zuverdienst bleibt, wieviel Ehrgeiz entwickeln die Leute? Geht jemand fuer 50 Euro die Woche mal hier und da aushelfen? Sicherlich ein Ziel des Versuchs.
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Die Diskussion zur Hoehe des BGE schaut man meist von der falschen Seite. Wieviel Geld brauche ich um meinen Bedarf zu kaufen, Unsinn. Richtig waere der Blick genau andersrum, wieviel werden die Leute mit BGE dann herstellen? Mit persoenlich bewertetem Sinn fuers Produzierte, Spass und Ehrgeiz, denn Druck und Zwang wird weniger. Alles was hergestellt wird muss reichen, drei Ausrufezeichen. Und mit irgend einem zufaellig spaeter entstehenden Geldumrechnungsfaktor unter den Leuten verteilt werden, so wie heute auch in Geschaeften. Geldumrechnungsfaktor hat uebrigens die andere Bezeichnung, naemlich Preis.
Achtung Definition
Was sind Wohlhabende? Die viel verdienen oder die viel Vermoegen haben. Bitte unterscheiden, auch wenns oefters korreliert, muss aber nicht.
Nö.
Ein durchschnittlicher Lohnempfänger (alleine lebend) bringt auch im Süden keine 2.000 € im Monat nach Hause, und damit lebt er eben durchschnittlich und nicht extrem bescheiden.
Du verschätzt Dich immer wieder aufs Neue, was Löhne und Gehälter betrifft. Ich glaube, es fällt Dir aus irgendeinem kühlen Grund schwer, zu realisieren, dass Du selber recht gut verdienst.
Versuche doch mal überschlägig zu berechnen, wie ein Busfahrer bei den SWM mit seinem Lohn Monat für Monat bis zur nächsten Gehaltszahlung zurechtkommt - ich glaube, Du wirst auf Anhieb kein realistisches Budget für ihn dargestellt kriegen.
Schöne Grüße
MM
Guten Abend zusammen,
wie sieht es mit einer Inflation aus?
Wenn ich als Frisör weiß, dass jeder Mensch mindestens 1500 Euro jetzt in der Tasche hat, unabhängig von allem, dann werde ich wie in Duisburg-Hamborn nicht mehr 9 Euro pro Frisur verlangen bei den Männer, sondern 30 Euro oder 40 Euro.
Als Bäcker würde ich das Brot nicht mehr für 2 Euro verkaufen, sondern für 4 Euro oder gar mehr. Schließlich hat jeder jetzt 1500 Euro mehr in der Tasche.
Irgendwann kann man für seine 1500 Euro vielleicht einmal einkaufen gehen ins Kaufland.
Viele Grüße
Alex
Oh. Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Die bisherige Politik hat stets die Faktoren Beschäftigung und Arbeitslosenzahl als Grundlage für viele Entscheidungen heraus gestellt (in wie weit das Propaganda und die Zahlen geschönt sind, sollte Thema für eine andere Diskussion sein). Wenn nun der Lebensunterhalt durch das BGE sicher gestellt würde, könnte sich der Staat aus dieser Pflicht zur Erhaltung von Arbeitsplätzen, zur Wahrung der Einkommen zurückziehen.
Naja, die Worte BGE egal in welcher Höhe sind falsch gewählt. Ab einer bestimmten Höhe hat vielleicht keiner mehr Lust gegen Entlohnung zu arbeiten. Doch bis dahin?! Es gibt Menschen, die versichern glaubhaft, dass sie arbeiten müssen, um einen Sinn in ihren Tag zu bekommen. Die würden sich fühlen, als gingen sie zu Grunde, wenn sie keiner regelmäßigen Beschäftigung nachgehen könnten. (Vielleicht müssen sie das auch, weil ihr Leben deutlich teurer ist, als das des Durchschnitts.) Was ist, wenn die Arbeitslosigkeit auf 20, 50 oder 90% steigt und diese Menschen keine Arbeit finden, ihren Lebensunterhalt nicht verdienen können?
Genau hier sehe ich die Gefahr. So, wie der Staat heute schon behauptet, dass man von 404 € plus Miete leben kann, so könnte er es auch von einem BGE in Höhe von vielleicht 800 € oder 1000€ behaupten und keine weiteren Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen ergreifen.
Alles in Allem ist ein BGE und alle gesellschaftlichen Veränderungen (die aus meiner Sicht) notwenig sind, um das ganze gesellschaftlich akzeptabel für die nächsten 50 oder 100 Jahre zu gestalten so groß, so umfangreich, so umwälzend, dass es große Geister und großen Mut bedarf, um das zu durchdenken und durch zu ziehen. Unsere derzeitigen Politiker der ersten Riege sind dafür nicht geeignet. Zu engstirnig, zu eingefahren zu viel Angst kennzeichnet ihre Politik.
Von daher würde ein BGE in Deutschland aus meiner Sicht zu einer ähnlichen Katastrophe werden wie Hartz 4 und Mindestlohn, 1 € Jobs und 400 € Pauschalentlohnnug, wie Zeitarbeit und befristete Arbeitsverträge, um nur mal eine Hand voll populistischer Argumente hin zu schmeißen.
Vielleicht hat aber auch fast Jeder gar nichts MEHR in der Tasche.
Es gibt verschiedene Theorien zum Grundeinkommen. Es muss nicht mehr sein, es muss bedingungslos sein.