Hallo Tilli,
danke für deine Antwort und vor allem dafür, dass du nicht beleidigt auf meine „Unterstellungen“ reagierst. 
Der Knabe ist 15. Er sitzt und spricht.
Mein Sohn hat von denen was zur Konformation bekommen und sie
waren alle hier.
Er wurde konfirmiert und wir nicht eingeladen (was mir erst
jetzt auffällt) und dann hab ich halt was geschickt.
Und meinen Sohn zum Bedanken angehalten.
Und weil meine Kinder Weihnachten dort waren, hab ich ihm was
beigelegt.
Okay, jetzt wird mir die Sache klarer. Ich hatte ja schon vermutet, dass es evtl. mit gemeinsamen Kindern mit deinem Ex-Mann zusammenhängt. Mit dem Backround kann ich das zumindest etwas besser nachvollziehen.
An der Stelle erklärt sich da für mich vieles. Mir scheint, du
versuchst da ein Problem zwischen dir und deinem Ex mit seiner
Neuen auf dem Rücken dieses Jungen auszutragen.
ich wußte, dass das kommt. Aber ist das wirklich eine korrekte
Übertragung?
Na ja, ich gebs zu, vielleicht bin ich da mit meinen Vermutungen doch zu weit gegangen. Ich lasse hiermit meine ganze „Theorie“ mal fallen. Du schreibst ja:
Sie fußt auf der falschen Annahme. Ich habe je geschenkt, weil
es quasi in diesem Fall so gehörte.
Aber genau das ist es, was ich nicht verstehe. Dieses „das gehört sich so-Denken“. Ich weiß nicht recht, wie ich das beschreiben soll… Mir ist das natürlich auch nicht fremd. Ich kenne auch Situationen wo ich mich verpflichtet sehe, dieses Spielchen mitzuspielen und etwas zu tun, weil es sich nunmal so gehört. Und sicherlich stimmt es auch, dass das Ausbleiben von Kleinigkeiten, die sich nunmal so gehören, auf eine starke Geringschätzung hindeutet, aber ich kann mich damit trotzdem nicht anfreunden. Ich gehe davon aus, dass in den allermeisten Fällen mit so einer Geste der Höflichkeit auch eine gewisse Wertschätzung ausgedrückt werden soll. Beispiel: Jemand schenkt mir etwas, das mir überhaupt nicht gefällt. Ich würde mich mit ziemlicher Sicherheit trotzdem dafür bedanken. Aber eben nicht, weil sich das so gehört, sondern, weil ich es wertschätze, dass derjenige mir eine Freude machen wollte. Je nachdem, wie ich zu dieser Person stehe, werde ich aber höchstwahrscheinlich trotzdem bei Gelegenheit erwähnen, dass mir das Geschenk nicht so zugesagt hat. Bei so manchem „Schenkzwang“ versuche ich mich aber so weit es geht zu verweigern. Dass man z. B. ein Geschenk mitbringen muss, wenn man irgendwo eingeladen ist, halte ich schon für grenzwertig. In manchen Situationen (z. B. Geburtstagsparty) bring ich eindeutig was mit. In anderen Situationen (z. B. Spieleabend), halte ich das eigentlich für total überflüssig und übertrieben. Dazwischen gibts natürlich noch vieles andere, wo es nicht so eindeutig ist. Auch diese Denke „Der hat mir was geschenkt, jetzt muss ich auch was schenken“, ist etwas, wo ich mich (zumindest innerlich) dagegen sträube. Ich habe z. B. meinem Freud vor einiger Zeit ganz überraschend ohne irgendeinen Anlass ein Geschenk gemacht, weil sich die Gelegenheit bot und ich ihm eine Freude machen wollte. Das Besondere an diesem unverhofften Geschenk, wäre irgendwie dahin gewesen, wenn er sich dabei gleich den Kopf hätte zerbrechen müssen, wie er sich dafür bloß revanchieren kann. Das möchte ich überhaupt nicht! Ich hab den Eindruck, es fällt vielen Menschen ziemlich schwer, ein Geschenk einfach mal anzunehmen. Jeder meint immer sich revanchieren zu müssen. Das scheint mir im krassen Gegensatz zu deiner im oberen Thread formulierten allgemeinen Beobachtung zu stehen, dass heutzutage nicht mehr viel Wert auf Höflichkeit gelegt wird. Ich hab manchmal viel mehr den Eindruck, dass die Leute geradezu gefangen sind in diesem Denken, was die Höflichkeit grade erfordert, anstatt einfach mit natürlicher Freundlichkeit aufzutreten, ohne groß nachzudenken. Mir ist da einfach die Authentizität eines jeden wichtiger, als Höflichkeitsformen.
Oh Mann, jetzt hab ich so lang und breit meine Einstellung dazu ausgebreitet, dabei würde ich eigentlich gerne verstehen, was hinter deiner Einstellung steckt. Wie kommt es, dass du dem Jungen etwas schenkst, weil es sich so gehört? Was steckt dahinter? Warum bist du der Meinung, dass es sich so gehört? Was hätte es für dich bedeutet, ihm nichts zu schenken? Und wie wäre das deiner Meinung nach bei ihm und seiner Familie angekommen? Welche Schlüsse hätten sie daraus gezogen? Was genau wolltest du mit diesem Geschenk ausdrücken? Sorry für die vielen Fragen, ich würd das einfach nur echt gern besser verstehen. Und zu dem nichterfolgten Danke würd ich auch gern noch fragen. Versteh ich dich richtig, dass du findest, auch in einem widerwilligen, nicht ehrlich gemeinten Danke, drückt sich eine gewisse Wertschätzung aus? Das seh ich eigentlich genauso (siehe oben), aber in meinen Augen geht selbst das verloren, wenn man es so hartnäckig einfordern muss. Selbst wenn dann noch ein Danke kommen sollte, kann ich darin keine Wertschätzung mehr erkennen. Mir ist immer noch nicht klar, warum du so auf diesen Dank beharrst. Geht es um diesen Funken Wertschätzung? Geht es darum, dem Jungen Anstand beizubringen? Was hättest du davon, wenn er sich jetzt nach so langer Zeit gezwungenermaßen bedankt?
Ich hoffe, meine ganzen Fragen wirken auf dich nicht, wie leider so häufig in Foren, mit einem unterschwelligen „Wie kannst du nur!“ Mir ist diese Einstellung zur Höflichkeit nur irgendwie fremd, stelle aber immer wieder mal fest, dass wohl viele Menschen so denken wie du. Ich würde einfach gern besser verstehen, warum.
Liebe Grüße
M.