Danken verdanken bedanken

Hallo zusammen!

kann jemand die Unterschiede zwischen  „danken“, „verdanken“  und „bedanken“ für mich mit Beispielen erklären? Besonders mit dem Verb „verdanken“ habe ich Probleme und bringe es mit „danken“ durcheinander. Sie sind ziemlich ähnlich.

Danke schön

Hallo Nadja,

mal eben auf die Schnelle: „danken“ und „sich bedanken“ (reflexiv!) sind sehr ähnlich, vielleicht sogar deckungsgleich:

„Ich danke dir, dass Du mir hilfst.“
„Ich bedanke mich (bei dir), dass du mir hilfst.“

Vielleicht mit dem Unterschied, dass man „danken“ vor allem benutzt, wenn man sich gerade bedankt. „Sich bedanken“ vor allem, wenn man davon spricht, dass man das tut (wie im vorigen Satz).

„Ich darf nicht vergessen, mich bei Tante Emma für die Socken zu bedanken!“
„Liebe Tante Emma, ich danke dir für die wunderschönen Socken!“

(Es geht aber auch jeweils mit dem anderen Wort.)


„jemandem etwas verdanken“ gibt eine Ursache an, nicht die Tatsache des Dankens.

„Ich verdanke es Tante Emma, dass ich warme Füße habe.“
= „Es liegt an Tante Emma, dass ich warme Füße habe.“

Es lässt sich auch für negative Dinge verwenden:
„Was ist mit Deinem Bein los? Bist Du verletzt?“
„Ja, und das habe ich nur diesen blöden Socken zu verdanken! Die sind so rutschig, dass ich auf der Treppe ausgerutscht bin.“

Danke schön

-) Aber bitte.

Viele Grüße,

Jule

Danke Jule

ganz nett

Hehe, Nadja,
schreibe lieber „sehr nett“, wenn du dich bedanken willst. „Ganz nett“ wird eher abfällig benutzt, wenn etwas so eben den Erwartungen entsprach. Wenn ein Film „ganz nett“ war, dann war er belanglos und ein bisschen unterhaltsam - aber man würde ihn nicht weiterempfehlen.

Im Übrigen lese ich deine Fragen und die Antworten immer sehr gerne, weil sie mich ins Nachdenken über meine Muttersprache bringen!

lg hahu

speziell zu: verdanken
Mit dem Verb «verdanken» habe ich meine Mühe.

Denn die Vorsilbe «ver-» färbt doch meistens das Stammwort ins Problematische ab:

raten – verraten
fahren – verfahren
sagen – versagen
sorgen – versorgen
bilden – verbilden
schütten – verschütten
sprechen – (sich) versprechen
usw.

So sehe ich meistens auch keinen Grund, «versterben» zu sagen, wenn «sterben» genügen würde. Da soll wohl das Schreckliche etwas weich verpackt werden, und wirkt auf mich unnötig bemüht.

Sätze wie «ich muss noch die vielen Glückwünsche verdanken» sähe ich lieber so: «ich will mich noch für die Glückwünsche bedanken».

Oder wenn ein Versammlungsleiter sagt: «Wir kommen jetzt noch zu den Verdankungen», dann tönt das eher nach staubtrockener Pflicht als nach echter Dankbarkeit.

Bloss wo es darum geht, eine Ursache zu benennen, scheint mir das «ver-» passend.
(Bsp. «Diese Erkenntnis verdanke ich den Forschungen von …»)

Meint halt
scalpello

Hallo,

Sätze wie «ich muss noch die vielen Glückwünsche verdanken»
Oder wenn ein Versammlungsleiter sagt: «Wir kommen jetzt noch zu den Verdankungen»

ich hätte das spontan als falsch bezeichnet. Der Duden meint: Das ist schweizerisch und westösterreichisch. Aus Deutschland kenne ich diesen Gebrauch gar nicht - ist vielleicht wichtig für Nadja.

Viele Grüße,

Jule

Schweizer Hochdeutsch
Hallo

Als Ergänzung zu deinem Hinweis:

Generell hat es im Schweizer Hochdeutsch (nicht zu verwechseln mit „Mundart“!) jede Menge Wörter in Kontexten und Konstruktionen, die für deutsche Ohren sehr seltsam klingen:

„Zuwiderhandelnde werden verzeigt und gebüsst.“
(…werden angezeigt und mit einer Geldbusse bestraft.)

Ausländer können " ausgeschafft" (= abgeschoben) werden.

Der Arbeitnehmer kann sich " verbeiständen" lassen.
(…kann sich einen Beistand mitnehmen.)

Des weiteren redet man (bei Vereinsvorständen) gern von " Traktanden" (Tagesordnungspunkten), " Pendenzen" (zu erledigenden Angelegenheiten), " Mutationen" (Adressänderungen, Ein- oder Austritt von Vereinsmitgliedern).

Vereine und Städte haben " Präsidenten" (bzw. " Stadtpräsidenten").

Beim Arzt hat man einen " Untersuch" und trifft danach vielleicht einen " Entscheid".

und so wiiter…

Es ganz liäbs Grüessli voneme Dütsche us dr Ostschwiiz.
Einen ganz lieben Gruss von einem Deutschen [Gastarbeiter] aus der Ostschweiz.

dodeka

Hallo Jule und hallo Zwölfzungentöner

Dass ich mit den Verdankungen einen Helvetismus ins Spiel gebracht habe, war mir nicht bewusst.
Ansonsten kann ich zu dem Thema ein langes Liedlein singen, war ich doch 10 Jahre aufs Engste mit einer Oberfränkin zusammen!
Während es Sprechweisen gab, die sie einfach als exotisch belächeln konnte, wie z.B.
parken – parkieren
grillen – grillieren
gewinkt – gewunken
ich wurde geschimpft – man hat mit mir geschumpfen
gab es auch ernsthafte Verständigungsprobleme!

Wenn ich z.B. beim Essen sagte: «ich mag nicht».
Ein Schweizer meint damit: ich bin satt, danke, es war gut … selbst wenn ich wollte – ich kann nichts mehr runterkriegen!
Im deutschen Ohr heisst das aber: «ich will nicht, das schmeckt mir nicht, es ist mir zuwider».
Es hat Jahre gedauert, bis dieser Punkt geklärt werde konnte.

Zurück zum Thema interessiert mich nun aber doch, ob auch Ihr empfindet, das Präfix «ver-» würde so manchesVerb ins Negative oder zumindest ins Problematische ziehen???
hören – verhören / sich verhören
klären – verklären
decken – verdecken
haften – verhaften
fallen – verfallen
kennen – verkennen

Freundliche Grüsse
scalpello

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Denn die Vorsilbe «ver-» färbt doch meistens das Stammwort ins
Problematische ab:

verlieben
vergolden
verzeihen

http://www.duden.de/rechtschreibung/ver_

Die Bedeutungen von ver- sind insgesamt zu vielfältig, daß ich dem „meistens“ nicht zustimmen würde.

Da soll wohl das Schreckliche
etwas weich verpackt werden

Was dem „Abfärben ins Problematische“ auch eher widerspricht. :smile:

Gruß,
Max

Hallo,

ich steuere noch bei:

vermuten
vergrößern/ verkleinern
versichern
versüßen
verbessern

Viele Grüße,

Jule

Hoi mitenand

Und ich

steuere noch bei:

als umfangreiches Lesefutter: http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernet…

Wenn ich das beim Überfliegen richtig gelesen habe, kommt „fressen“ von „ver-essen“!

Schöne Grüsse, die Hausarbeit ruft wieder (nein, nichts Akademisches – Putzen, Wischen, Staubsaugen…)
dodeka

Die Bedeutungen von ver- sind insgesamt zu vielfältig, daß ich
dem „meistens“ nicht zustimmen würde.

Danke Max, Jule und dodeka

Ihr habt mich überzeugt!
Da war wohl meine Aufmerksamkeit allzu selektiv in eine Richtung beschränkt. Soll ja vorkommen …

Bloss Jules Beispiel «vermuten» möchte ich widersprechen.
«muten» bedeutet eine Wahrnehmung oder Messung (ich kenne den Begriff vor allem aus der Radiästhesie).
Aber « ver muten» meint doch vielmehr die unsichere Spekulation mangels klar sichtbarer Fakten. Und innig verquickt mit dem Risiko, sich zu täuschen.

Versüssen und vergolden sind da schon wesentlich überzeugender – diese präge ich mir jetzt ein!

Freundlich grüsst der einsichtige
scalpello

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Feldspat, Quarz und Glimmer
Ei Servus,

an dieser Stelle:

und so wiiter…

sollte aber auch das Vernehmlassungsverfahren, die Besammlung und selbstverständlich das Offene Handmehr nicht unerwähnt bleiben.

Und aus dem Kreis der letzten Fragen des Lebens: Ist jetzt der winterliche Schlittelplausch zwischen Bravuogn und Preda unter „Schweizer Hochdeutsch“ oder unter „Dialekt“ einzureihen?

Sey gegrüszt!

MM

Besammlung

die Besammlung

die ich regelmässig als „Besamung“ miss-lese (im Ernst!)

zwischen Bravuogn und Preda

Dazu kann ich nur sagen: Die Gegend ist herrlich! Auch (oder gerade) wenn mal der Postbus nicht kommen kann, weil gerade das Tal von beiden Seiten eingeschneit ist (oder war das Sils Maria?).

Sey gegrüszt!

Desgleychen!
12

Hallo,

SCNR - verzeiht den „Einbruch“:

., das Präfix «ver-» würde so manches Verb ins Negative
oder zumindest ins Problematische ziehen???
hören – verhören / sich verhören

Klarer Fall: heiraten - ver-heiraten!

LG

Silberloewe99

Schlittelplausch
Salü D,

das Postauto ist in diesem Zusammenhang ausnahmsweise nicht gefragt - wenn die alte Passstraße als Schlittenabfahrt freigegeben ist, macht da oben die Rhätische Bahn den Lift zwischen Bravuogn und Preda - dann hat man zur Abfahrt mit dem Schlitten noch aufwärts den Sauschwänzli-Abschnitt der Albulabahn dazu.

Schöne Grüße

MM

Alemannische Hochzeit
Servus,

ja, dieses Thema wird im Alemannischen eh realistischer behandelt: „Gäage wämm hot etz ou dia g’hirat?“

Schöne Grüße

MM

ja servus wiedreemal,

einst in der Schweiz dachte ich viel über so wundersame Hochschweizer -Ausdrücke wie die Abdankung (=Tauerrede) nach, auch „zügeln“ kannte ich nicht. An den Velohalter musste ich mich gewöhnen, ebenso an den Saisonier und die Saaltochter. Den Perron kannte ich auch aus dem Wienerischen (veraltet). Fragte mich, warum die Schweizer eine Maturitätsprüfung haben, wo doch die (Ö) Matura genügt. Lavabo ist im Wienerischen das Lavoir (ausgesprochen: des Lavua) und kremiert wird auch am Zenträul.
Wenn ich nicht aufpasse, bestelle ich auch heute noch schnell mal ein Glace oder möcht’ den Gupf vom Brot (hier: das Scherzel) haben. Wobei der Gupf im Ö. auch das Sahnehäubchen am Kaffee ist. Die erste Zeit verstand ich immer Hohlrücken und wunderte mich, was der in der Gastronomie soll.
Und frug man mich „Sind Sie schon bedient?“ fühlte ich mich auf den Arm genommen.
Dass „dereinst“ in der Zukunft liegt und nicht in der Vergangenheit versuche ich heute noch zu verstehen.
Fielen mit noch viele bei:smile:)
Und die zwei Züricher Freunde, die voriges Jahr ins Nachbardorf im Waldviertel gezogen sind (meine Beuteschweizer) sorgen in dankenswerter Weise dafür, dass mir fallieren und grillieren, Kabis und Schwümm nicht entfallen.

Grüße aus dem Waldviertel, J.

ohalätz!
Salut MariaTheresa

Fragte mich, warum die Schweizer eine Maturitätsprüfung haben,
wo doch die (Ö) Matura genügt.

Da ist wohl deine Erinnerung etwas unscharf (oder um in den OnTopic-Bereich zurück zu kurven: etwas ver rückt).
Das sind zwei Dinge, die wir auch sprachlich auseinanderhalten: Man tritt an zur Maturitätsprüfung, und wenn man sie bestanden hat, dann «hat» man die Matur (im Dialekt ohne Schluss-a).

(Demonstrativ gelahrte Rektoren reden ihre Zöglinge an der Maturitätsfeier mit «Maturi und maturae» an.)

den Gupf vom Brot …

… nennt man je nach Gegend:
s Gröpfli (Basel)
dr Müürggu (Bern)
dr Gibel (Zürich)
oder eben auch s Güpfi.

Und mit SIcherheit kursieren für diesen eminent wichtigen Gegenstand noch mehr Dialektwörter.

Variatio delectat!
findet
scalpello

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Servus, scalpello:smile:

Da ist wohl deine Erinnerung etwas unscharf (oder um in den
OnTopic-Bereich zurück zu kurven: etwas ver rückt).
Das sind zwei Dinge, die wir auch sprachlich
auseinanderhalten: Man tritt an zur Maturitätsprüfung, und
wenn man sie bestanden hat, dann «hat» man die Matur (im
Dialekt ohne Schluss-a).

Das leuchtet ein und ich habe das wohl „ver-rückt“ in Erinnerung. Bei uns tritt man zur Matura (=Prüfung) an, ist damit Maturant und wenn man besteht, dann hat man die Matura, also die Reife - im Idealfall:smile:

Bei einiger Überlegung sind die Schweizer da sprachlich wesentlich präziser als wir und auch die Deutschen mit ihrer Reifeprüfung. Wobei die Deutsch-Deutschsprechenden es mit dem Gebrauch des Wortes Abitur so halten, wie wir mit der Matura - wenn ich nicht irre.

den Gupf vom Brot

nennt man je nach Gegend:
s Gröpfli (Basel)
dr Müürggu (Bern)
dr Gibel (Zürich)
oder eben auch :s Güpfi.

Gibel und Gröpfli sind mir auch bekannt. Aber eben auch der Gupf - ganz ohne ü und i und da täuscht mich meine Erinnerung - glaub ich zumindest - nicht.

Und mit SIcherheit kursieren für diesen eminent wichtigen
Gegenstand noch mehr Dialektwörter.

Aber sischer dat:smile:

Ich wollte ja auch weniger die „echten“ Dialektwörter einbringen, von denen ich mit Gewissheit nicht einmal einen Minimaprozentsatz kenne. I kenn ja nedamal die eigenen Dialekte, wo’s in jedem Tal an eigenen gibt. Es ging mir eher um die im Hochschweizerischen durchaus geläufigen Wörter, die man - denke ich - auch in der Schweiz nicht als Dialekt ansieht und die sich vom deutschen oder österreichischen Hochdeutsch unterscheiden. Und auf die wir alle aufpassen sollten:smile:

Variatio delectat!

Aber da sind wir sowas von einer Meinung!

An liaben Gruaß aus’m Woid4tel, J.