Darf Arzt Medikamente bei bekanntem Suchtproblem verschreiben?

Guten Morgen.
Ich mach mir Sorgen um eine Patientin. Sie hat (scheinbar seit Jahrzehnten) ein stark ausgeprägtes Suchtproblem von Codein und alle möglichen Schmerzmitteln. Ich verweigere ihr die Herausgabe jeglicher Mittel dieser Art, auch wenn keine Verschreibungspflicht vorliegt. Mein Chef nimmt es aber im Allgemeinen mit der Verschreibungspflicht nicht so genau und die Dame bekommt für ihr Codein sogar einen Sonderpreis. Nun viel mir die letzten 2-3 Wochen auf, dass die Dame vermehrt mit Privatrezepten in der Apotheke aufschlägt. Wie kann es sein, dass ein Arzt, trotz bekanntem Suchtproblem, Codein, Tilidin, Metamizol… aufschreibt? Der aktuelle Knaller von gestern: da waren die Medikamente zur Abwechslung mal auf ihren Mann verschrieben. Aber natürlich nie auf Kasse, immer auf Privat. Ich schick sie weg, aber sie kommt dann halt wieder wenn ich nicht da bin. Von meinen Kollegen bekommt sie alles.
Ich habe gekündigt, im Prinzip könnte es mir egal sein. Ist es aber nicht. Mein Beruf ist dazu da, den Menschen zu helfen. Hier schaden bewusst Ärzte und Apotheker. Macht es Sinn das zu melden?

Das finde ich problematisch, meiner Meinung nach gehst Du da zu weit, auch wenn ich Dich moralisch da verstehen kann.

Das ist etwas, was man der zuständigen Apothekerkammer melden könnte …

Das kann ich nicht beurteilen. Ich vermute mal, dass die Patientin starke Schmerzen angibt, warum und aufgrund welcher Diagnose auch immer.

Zumindest Metamizol ist ein starkes Schmerzmittel, welches keine Abhängigkeit erzeugt und auch nicht zur Substitution irgendeiner Abhängigkeit verwendet werden kann.

Vielleicht ist die gute Frau Privatpatientin … vielleicht fälscht sie auch einfach die Rezepte (das ist bei Privatrezepten potenziell einfacher, da die formalen Anforderungen dort deutlich niedriger sind

Das ist aus der Ferne kaum zu beurteilen. Ich halte als nächsten Schritt vielmehr naheliegend, mit dem Arzt, der das Rezept ausgestellt hat Rücksprache zu halten. Gerade, wenn Du ihm sagst, dass dir die Konstellation nach Sucht soder zumindest suspekt aussieht und Du sichergehen möchtest, dass die Rezepte tatsächlich vom entsprechenden Arzt ausgestellt sind und nicht gefälscht sind, dann bekommst Du vielleicht eher eine Einschätzung anhand „weicher“ Fakten.

Sebastian

Hallo Susi 33,

überall gibt es „schwarze Schaafe“, aber die meißten Ärzte sind absolut sauber und korrekt.

Wenn der Arzt dieser Patientin derartige Sachen verschreibt, dann wird das wohl einen Sinn haben, denn auch „Süchtige“ werden krank und brauchen Medikamente. In dem Fall wird es vielleicht sogar „gegen“ die Sucht sein oder sie hätte ohne Codein Entzugserscheinungen usw.

Codein und Tilidin sind aber 2 Paar Schuhe … das weißt du besser wie ich.
Codein ist ein mit Morphin verwandter Hustenstiller (Antitussivum). Er wird hauptsächlich bei trockenem Reizhusten verschrieben, doch in Kombination mit Paracetamol kommt Codein auch als Schmerzmittel zum Einsatz.
Tilidin gehört zur Gruppe der Opioide. Opioide sind eine chemisch nicht einheitlich aufgebaute Stoffklasse, welche im Körper eine stark schmerzlindernde (analgetische) Wirkung ausübt. Sie werden daher auch Opioid-Analgetika genannt. Der Nachteil dieser potenten Schmerzmittel ist, dass sie potenziell abhängig machen können. Tilidin ist ein synthetisch hergestellter Wirkstoff. Um einen Missbrauch bei einer Opioid-Abhängigkeit und Nebenwirkungen zu vermeiden, wird Tilidin meist mit seinem Gegenspieler Naloxon kombiniert.

Meiner Meinung nach kannst du hier nur helfen, wenn du mal in der Praxis anrufst und fragst, ob die Menge usw. in Ordnung sind … als Apo-Mitarbeiter darfst du das!

Grüße Bernd :dolphin:

Danke für deine Antwort.
Zur Verweigerung der Herausgabe bin ich berechtigt, eigentlich sogar nach Vorschrift angewiesen, wenn ein Suchtverhalten bekannt oder vermutet wird.
Privatpatientin ist sie nicht. Es ist eine ältere Dame, HartzIV Empfängerin, hat also kaum Geld und steckt jeden Euro in diese scheiß Pillen.
Das Suchtproblem ist allgemeinbekannt. Aber keiner hilft der Frau. Ich habe schon so oft erlebt, dass sie in der Apotheke von Bekannten/Nachbarn angesprochen wurde, sie solle doch endlich mit dem Scheiß aufhören.
Klar gibt sie Schmerzen vor. Infolge von Entzugserscheinungen will ich die auch gar nicht ausschließen. Ob real oder eingebildet. Ich finde es moralisch so vewerflich, dass der Frau keine Therapie angeordnet wird, sondern wild die Rezepte ausgestellt wird. Die Frau wird irgendwann vom Blitz getroffen. So verlier ich mein letztes Vertrauen in die Ärzte.

Das kommt mir seltsam bekannt vor.
Hattest Du (oder ein anderer ?) das nicht vor Jahren schon mal angefragt.
Noch immer aktuell oder noch so ein Fall ?

Und das Du in einer Apotheke angestellt bist, soll man sich selbst denken. Lohnt nicht, es anzugeben ?

MfG
duck313

Ich vermute einen Troll.
Wer über Jahre hinweg (!) mehr oder weniger die gleichen Umstände schildert, immer betont, dass sie nicht mehr lange da arbeiten wird, aber dem eigenen Chef und den Kollegen immer wieder strafrechtlich zumindest suspekt unterstellt, aber nichts tut - kann man hier im Forum nicht ernstnehmen.

Grüße
Siboniwe

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Gegen Sucht wird das „Anordnen“ einer Therapie nicht helfen.

Das ist echt ein traurige Geschichte, die Frage ist wie viel du da als Apothekerin ausrichten kannst, ich würde mir vielleicht mal Rat bei der Ärztevereinigung holen